Читать книгу Trevellian oder der Terror hat einen Namen: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 11

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Wir suchten zuerst Earl Steward auf. Er erzählte uns, dass er Volkswirtschaft studiert hatte und bei einem großen Textilversand tätig sei. Er komme mit seinen Chefs nicht zurecht und habe sich deshalb bei HaNoWe-Electronics beworben.

Wyatt McGrady war ein arbeitsloser Jurist, zweiunddreißig Jahre alt, voller Tatendrang. Er war nicht zufrieden mit seinem Schicksal. Darüber ließ er keinen Zweifel aufkommen. »Ich würde meine Seele dem Teufel verkaufen, wenn ich dafür einen adäquaten Job bekommen könnte«, versicherte er glaubhaft.

Gordon Hendrik war Manager der Produktionsabteilung bei einem Chiphersteller, der einfach mal einen Tapetenwechsel brauchte. Er war seinem jetzigen Arbeitgeber fünfundzwanzig Jahre lang treu gewesen, doch mit zunehmendem Alter habe er das Gefühl, vom Juniorchef mehr und mehr auf das Abstellgleis geschoben zu werden.

Rice Fitzgerald wollte sich beruflich verbessern. Er war gelernter Betriebswirtschaftler, Filialleiter einer großen Supermarktkette, dessen Ambitionen zu Höherem tendierten. Er verriet Ehrgeiz und gehörte meiner Meinung nach zu den Zeitgenossen, die die Ellenbogen einsetzten und für eine Karriere über Leichen gingen.

Jedem dieser vier Probanden stellte ich dieselbe Frage: »Gibt es jemanden, der hinter Ihnen steht und Ihren Interessen Nachdruck verleiht?«

Earl Steward schaute irritiert, dann verneinte er.

Wyatt McGrady duckte sich ein wenig und konnte meinem fragenden Blick nicht standhalten. »Ich verstehe Ihre Frage nicht ganz«, dehnte er. »Aber wenn Sie wissen wollen, ob mich jemand protegiert, dann muss ich ganz klar nein sagen.«

Gordon Hendrik und Rice Fitzgerald schüttelten jeweils den Kopf und gaben zu verstehen, dass es niemanden gäbe, der sich für ihre berufliche Entwicklung interessiere.

Wir hatten uns ein Bild von den vier Männern machen können. McGrady hatte sich aufgrund seiner Reaktion verdächtig gemacht. Dem verlieh ich Ausdruck, als wir wieder auf dem Weg zum Bundesgebäude an der Federal Plaza waren.

»Ja, das ist mir auch aufgefallen«, erklärte Milo. »Er hat reagiert wie ein Mann, der sich in die Enge gedrängt fühlt. Seine Unsicherheit kann aber auch andere Gründe haben. Vielleicht tut er sich grundsätzlich schwer, jemandem in die Augen zu blicken. Es gibt solche verhaltensgestörten Zeitgenossen. Sie sind nur aus Komplexen zusammengesetzt.«

Vom Büro aus telefonierte ich mit der Spurensicherung. Es gab noch keine besonderen Erkenntnisse, die Bauart der Bomben betreffend, die bei den beiden Anschlägen eingesetzt wurden. »Wahrscheinlich handelte es sich um TATP-Plastiksprengstoff«, erklärte der Kollege.

»Triacetontriperoxid«, verdeutlichte ich.

»Ja. Die Bestandteile der Mischung kann man sich in jeder örtlichen Drogerie besorgen. Abflussreiniger, Mittel zum Haarbleichen oder Nagellackentferner. Die Zündung wurde von einem Handy ausgelöst. Teile davon wurden gefunden. TATP-Sprengstoff erfreut sich besonders in terroristischen Kreisen immer größerer Beliebtheit.«

Wir zogen Resümee. Da waren zwei Bombenanschläge, drei tote Männer und ein Unbekannter, der sowohl John Hazen als auch Burt Landers gedroht hatte und seinen Drohungen blutige Taten folgen ließ. Darüber hinaus konnten wir uns nur in Vermutungen und Spekulationen ergehen. Es gab keinen Hebel, wo wir ansetzen konnten.

Wir überprüften die fünf Männer, die sich auf den Job des Abteilungsleiters Controlling bei HaNoWe-Electronics beworben hatten. Whiteman, McGrady, Hendrik und Fitzgerald waren polizeilich noch nicht in Erscheinung getreten. Von Earl Steward gab es einen Eintrag. Der Bursche war wegen Urkundenfälschung vorbestraft. Die Sache lag allerdings zwölf Jahre zurück und war verjährt.

Wyatt McGradys seltsames Verhalten beschäftigte mich. »Wir sollten McGrady noch einmal in die Mangel nehmen«, schlug ich deshalb vor. »Irgendetwas hat er uns verschwiegen.«

»Worauf warten wir noch?«, fragte Milo, der froh zu sein schien, der lästigen Schreibtischarbeit entfliehen zu können. Er fuhr sofort seinen Computer herunter, erhob sich und angelte sich seine Jacke, die über der Stuhllehne hing. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Innendienst war uns beiden ein Gräuel. Dabei wusste einer so gut wie der andere, dass Schreibtischarbeit genauso wichtig war wie die Ermittlungsarbeit vor Ort und uns nicht davor drücken konnten. Es war Teil unseres Jobs. Nun, wir hatten uns damit abgefunden und erledigten sie gezwungenermaßen. Mit Freude waren wir nicht dabei.

Auch ich fuhr mein Terminal herunter.

Wir trafen McGrady in seiner Wohnung an. Es handelte sich um ein Einzimmer-Apartment in der 87th Street, in der sechsten Etage gelegen, mit Blick auf den Carl Schurz Park. Unruhe prägte McGradys Miene. Er ließ uns in die Wohnung und forderte uns auf, Platz zu nehmen. In einer Nische des Wohn/Schlafraumes befand sich eine kleine Küche. Es gab nur zwei Türen. Eine war die Eingangstür, die andere führte meiner Meinung nach ins Badezimmer. McGrady schien ein ordentlicher Mann zu sein, denn die Wohnung war picobello aufgeräumt.

Der junge Jurist setzte sich in einen Sessel und knetete seine Hände. In seinen Mundwinkeln zuckte es. Er mutete mich an wie das personifizierte schlechte Gewissen. »Sind noch irgendwelche Fragen offen?«, fragte er schließlich.

»Ich habe Sie gefragt, ob hinter Ihnen jemand steht, der Ihre Karriere fördert«, sagte ich.

McGrady nagte an seiner Unterlippe. »Und ich habe Ihre Frage verneint.« Sein Blick war unruhig wie der Blick eines Frettchens.

»Wir sind uns nicht sicher, ob Sie uns mit der Wahrheit bedient haben.«

McGrady schwieg verbissen.

»Nun?«

»Was soll ich sagen? Sie irren sich.«

Ich dachte kurz nach. »Waren Sie sehr enttäuscht, als sie von HaNoWe-Electronics abgelehnt wurden?«

»Natürlich war ich enttäuscht. Ich will arbeiten. Wozu habe ich jahrelang studiert? Nun gut, mein Examen hätte besser ausfallen können. Ich hatte Pech. Ich bin eben mehr der Praktiker als der Theoretiker. Nach dem Gespräch mit Landers war ich eigentlich guter Dinge. Als dann die schriftliche Absage kam, traf mich das wie ein Faustschlag.«

»In den nächsten Tagen wird der Job eines Personalmanagers bei HaNoWe ausgeschrieben«, sagte Milo. »Werden Sie sich bewerben?«

»Das weiß ich noch nicht. Das kommt auf die Anforderungsprofile an. Ich bin zwar Jurist, habe aber keine Ahnung, ob ich die Voraussetzungen, die man fordern wird, erfülle. Ich verschreibe kein Papier, wenn ich von vorneherein davon ausgehen muss, dass es im Papierkorb landet.«

»Eine vernünftige Einstellung«, musste ich zugeben.

»Haben Sie sonst noch Fragen?«

»Ist wirklich niemand an Sie herangetreten, dessen Interessen Sie bei HaNoWe-Electronics vertreten sollten, falls man Ihnen den Job des Abteilungsleiters Controlling übertragen hätte?«

»Ich würde gerne wissen, was diese Frage mit der Ermordung des Personalmanagers des Betriebes zu tun hat.«

»Man hat versucht, Landers zu nötigen, einen bestimmten Bewerber einzustellen. Falls er sich weigert, hat man ihm mit dem Tod gedroht. Wie es aussieht, hat sich Landers für einen anderen Mann entschieden. Und der Erpresser hat seine Drohung wahr gemacht.«

McGradys Kehlkopf rutschte hinauf und hinunter, als er krampfhaft schluckte. »Ich kann Ihnen nicht helfen. Die Stelle war in der Times ausgeschrieben und ich habe mich darauf beworben. Ich habe schätzungsweise fünfzig Bewerbungen laufen.«

Unverrichteter Dinge verließen wir McGrady wieder. Ich rief bei John Hazen an und fragte ihn, wann die Stelle des Personalchefs in seinem Betrieb ausgeschrieben werde.

»In den nächsten Tagen«, erwiderte Hazen. »Es mag vielleicht wenig pietätvoll erscheinen, aber die Stelle muss so schnell wie möglich besetzt werden. Den Job kann niemand nebenbei ausüben.«

»Ich verstehe«, sagte ich. »Ich bitte Sie, uns von den eingehenden Bewerbungen in Kenntnis zu setzen, Mister Hazen. Wer wird eigentlich entscheiden, wer den Job bekommt?«

»Nolan, Webster und ich. Bis die Stelle besetzt ist, erledige ich sozusagen die Aufgaben des Personalmanagers.«

Trevellian oder der Terror hat einen Namen: Action Krimi

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