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WIR HÄNGEN DURCH UND WISSEN NICHT, OB HUMMELSPRUNG DEM DIREKTOR VON UNSERER MISSLUNGENEN ENTFÜHRUNG BERICHT ERSTATTEN WIRD. Aber was wir wissen – Ralf liegt im Krankenhaus. Sein Bein soll nicht heil sein, der Draht war rostig. Es versteht sich, dass wir den Klassenkameraden im Krankenhaus besuchen werden. Wir schaffen es, unsere Klassensprecherin zu überreden, nicht mitzukommen. Das sollte gefälligst XXZ7 tun, da hat keiner reinzureden.

Der Geheimbund trifft sich am Dienstag an der Brücke. Auf Jules Gepäckträger klemmt ein Blumenstrauß und Tim holt stolz ein Buch aus einem groben sackigen Beutel. „Wissenswertes aus Natur und Technik“. Überzeugt verkündet er: „Das wird den Verwundeten interessieren.“ Ich habe für Ralf eine Rolle Drops eingesteckt. Kiwigeschmack.

Wir überqueren die Brücke über die Ehrla, biegen ab und fahren eine lange, von Lindenbäumen eingefasste Straße entlang. Und da ist es schon, das Krankenhaus, es heißt ‚Bergmannskrankenhaus‘ und ist ein riesiges Gebäude mit breiter Treppe. In der Eingangshalle rückt Weste gar nicht seiner Art entsprechend nach hinten, Jule verschwindet hinter ihrem Blumenstrauß, Professor Tim studiert einen Aushang an der Wand. Eine rothaarige Schwester fragt: „Wo soll es hingehen?“

Ich lächle schief und spreche von einer wichtigen Angelegenheit. Dringend. Schulkamerad. Name Ralf Breidenbarth. Die Krankenschwester schaut mich freundlich an. „Station II, Erdgeschoss, gleich rechts, Zimmer fünf.“

Als wir aus vier Betten angestarrt werden, würden wir am liebsten ausreißen. Einer mit Gipsarm, der Mann daneben hat einen dicken Verband um den Kopf, wie ein Turban, unterm Fenster liegt einer halbaufgerichtet in seinem Bett, in den Nasenlöchern steckt ein Plastikschlauch. Ralfs Bett befindet sich zum Glück unweit der Tür, so dass es uns erspart bleibt, durch das ganze Zimmer zu wandern. Ralf: käsiges Gesicht, rechtes Bein verbunden. Er stiert uns verwundert und erfreut zugleich an.

Wir wissen nicht, wie wir uns verhalten sollen. Jule streckt wie in Zeitlupe den Blumenstrauß nach vorn und verlässt mit der Bemerkung „ich suche mal eine Vase“, fluchtartig das Zimmer, Lea hinterher. Wir Männer sind unter uns, was nicht bedeutet, dass nun ein lockeres Gespräch aufkommt. Tim überreicht sein Buch, Weste versprüht Trost. „He, Ralf, wird schon werden.“

Löffelschnitzer grient bekümmert und streicht über sein verbundenes Bein. „Jungs, als vor dem Café Sorgenfrei der Brunnen zerrammelt wurde, musste ich an unseren Brunnen in Biesenthal denken.“ Er schabt mit beiden Händen über die Bettdecke. „Früher wurden dort Kühe getränkt. Eigentlich braucht heute keiner mehr den Brunnen, aber er ist da und bleibt.“

Die beiden Mädchen kommen mit einem wassergefüllten Gurkenglas zurück, stecken die Blumen hinein, rupfen und zupfen, stellen das Glas auf das Nachtschränkchen.

Tim beugt sich Ralf entgegen. „Mit dem Brunnen hast du schon Recht, so ein altes Teil muss man schon achten.“ Er umfasst das Bettgestell, quatscht auf einmal von einer Kirche in Böhmen, die vom Abriss bedroht war. Was soll das? Kirche in Böhmen. Tim hat ‘ne weiche Birne.

Tim streckt wie Lehrer Bellon den Finger in die Höhe. „Die Kirche hat man nicht abgerissen, nee, es hagelte Proteste, Kulturgut und so. Wisst ihr, was dann passierte?“ Tim stellt sich breitbeinig vor das Bett. „Die Kirche wurde abgesägt, schwere Rollen drunter und Zentimeter für Zentimeter an einen sicheren Ort versetzt.“

„Was sollen wir denn absägen? Etwa das Café?“, nörgelt Weste.

Tim stülpt die Unterlippe vor. „Ach du! Ich meine doch nicht absägen, aber irgendwas muss zur Rettung Billerbachs geschehen.“

Eine Minute Ruhe. Mindestens. Etwas muss geschehen – aber was?

Ich weiß nicht, ob Jule dem Gespräch eine andere Richtung geben will. Jedenfalls erzählt sie eine Story von unserem lieben Bio-Lehrer. Sie stiefelt mit rundem Rücken, eine Hand in der Tasche, auf und ab und spricht wie Herr Bellon, abgehackt und klug. „Das durch den Kraftfahrzeuggebrauch bedingte Abblasen von Gasen verursacht erhebliche Umweltbelastungen.“ Jule macht eine bedeutungsvolle Pause. Dann tönt sie: „Nach der Schule ist Herr Bellon in seinen Golf gestiegen und davon gebraust.“

War das Spaß oder meinte Jule, dass Reden und Tun übereinstimmen müssen?

Bei unserer Verabschiedung blitzt in Ralfs Gesicht ein Lächeln auf. „Echt, ich habe mich gefreut.“

Im Krankenhauspark, in den wir unsere Fahrräder abgestellt haben, blickt der sonst so verwegene Weste abwechselnd in die Bäume und zu den Rhododendronsträuchern und poliert mit den Hemdsärmeln unsinnig das Rücklicht seines Fahrrades.

Team XXZ7 gibt nicht auf

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