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HEUTE IST MITTWOCH. Am Nachmittag pfeife ich vor Leas Wohnung einmal lang und zweimal kurz, zische quer über den Frühlingsplatz, treffe Jonas, Tim und Weste. Wir machen uns in den Wald. An der dicken Ella holen uns die Mädchen ein, die Truppe ist wieder einmal komplett. Wir quatschen über unsere Urlaubserlebnisse. Jule ist mit ihren Eltern in London gewesen, wo ihr beinahe eine echte englische Prinzessin begegnet wäre. Tim war im Münsterland. Dort hätte es eine Burg gegeben, eine Burg, die genauso wie unsere aussieht. „Dicker Klotz mit Schießscharten.“

Er schaut uns verträumt an. „Wisst ihr überhaupt, dass auf unserer Burg eine Raubritterbande gesteckt hat?“

Raubritter?“ Lea kriegt große Augen.

Weste beugt sich vor.

Tim reckt sich. „Anführer war der finstere Genollek, ein wüster Geselle mit wildem, schwarzen Kraushaar und stechenden Augen. Der hat die ganze Gegend unsicher gemacht, Kaufmannszüge überfallen, geraubt, gemordet. Genollek soll“ – Tims Augen funkeln – „der soll Freund des Schlangenkönigs gewesen sein. Aber Genaues weiß man nicht. Irgendwann war dieser Genollek verschwunden.“

„Fragen wir doch den Schlossgeist, der weiß es genau“, platze ich hervor.

Schlossgeist! Weste ist ganz Ohr und kommandiert: „Auf zur Burg!“

Wir ziehen bis zu einer zerfallenen Mauer, klettern durch eine Spalte und befinden uns auf einem verwinkelten Hof, der auf einer Seite von der Burg begrenzt wird. Ein düsterer quadratischer Bau mit winzigen Fenstern, an drei Ecken efeuumrankte Türmchen. Hinter einem der Fenster, wissen wir, ist das Büro des Schlossgeistes. Im Sommer campiert er dort auf einem Feldbett und ernährt sich von Beutelsuppe und löslichem Kaffee. Der Schlossgeist ist natürlich kein Geist, sondern ein dürres, langbärtiges Männchen, das eher an Rumpelstilzchen erinnert und Herr Machade heißt. Herr Machade ist uns manchmal nicht geheuer. Einesteils kann er ganz nett sein und weiß allerhand Geschichtliches zu erzählen. Andererseits mag er es nicht, wenn wir Kinder ihm zu dicht auf die Pelle rücken.

Weste stemmt die schwere Tür auf. Es quietscht erbärmlich. Und schon steht Herr Machade vor uns, in der Hand ein Riesenschlüsselbund. „Was wollt ihr denn hier?“

Vor Wochen war es uns gelungen, Herrn Machade in seinem Büro zu beobachten. Durch die einen Spalt geöffnete Tür sahen wir, wie er mit einer Lupe in irgendwelchen Papieren las. Ich musste an die Geschichte von der Schatzinsel denken, wo ein alter Seeräuber auf einer Landkarte den Ort eines Schatzes findet.

„Entschuldigung, Schloss..., äh, Herr Machade.“ Jule legt ein artiges Lächeln auf, das hat sie drauf. „Wir sind zufällig vorbeigekommen.“

Machade meckert auf. „Zufällig, aha. Jetzt ist keine Öffnungszeit.“

Tim, den wir Professor nennen, er hat auf dem Zeugnis 'ne Latte Einsen, Professor Tim drängt sich vor, schüttelt ihm die Hand und erklärt angeberisch, dass wir „wissbegierig“ sind. Mann, Herr Machade muss das gefallen, denn er lädt uns zu einer Besichtigung ein. „Habe da Interessantes. Aber unbedingt Stillschweigen bewahren, verstanden.“

„Haben Sie einen Schatz gefunden?“, frage ich.

Herr Machade zeigt ein unergründliches Lächeln und führt uns in einen großen Raum. Das war sicher mal der Raubrittersaal. Ein langer Tisch, überall Bauschutt, an der Wand lehnt eine Leiter, Plastesäcke liegen herum.

„Und?“ Tim hampelt herum.

Herr Machade grinst, schiebt mit dem Fuß zwei Säcke beiseite, zieht an einem in der Wand eingelassenen eisernen Ring. Knarrend öffnet sich eine Tür. Herr Machade winkt uns heran. Ein schmaler Gang, halb zerfallene Wände, Spinnweben. Drei Stufen abwärts, eine weitere Tür – bräunliche Balken, ein rostzerfressener Riegel. Als er den Riegel zurückschiebt, halten wir den Atem an. Es kratzt und rumpelt schauerlich.

Eine kleine Kammer. Vor einer abgeblätterten Wand, an der eine Zeichnung zu erkennen ist, steht eine eisenbeschlagene Truhe.

„Ja, guckt nur, guckt.“ Herr Machades langer Bart wippt.

Wir schieben uns heran.

„Herrliche Wandmalerei“, haucht Machade, „ich schätze, die ist ganz alt, vielleicht 14. Jahrhundert.“

Wir sagen nichts. Machade scheint zu bemerken, dass uns die Wandmalerei nicht gerade vom Hocker reißt. Eifrig erklärt er: „Die Wandmalerei ist ein großes Rätsel.“ Machade zeigt auf einen Fleck rechts oben auf der Zeichnung. „Ich denke, wir stehen hier vor einem großartigen geschichtlichen Zeugnis.“ Er lachte geheimnisvoll auf und stiert dann auf die Truhe, so dass uns kribblig wird.

„Lieber Herr Machade“, schleimt Jule, „das ist eine interessante Truhe. Kann man die öffnen?“

Herr Machade schaut zu Boden. Einesteils ist er wohl der Ansicht, dass uns das nichts angeht, andererseits – wir spüren das – juckt es ihm in den Fingern. Er wuchtet tatsächlich den Deckel auf. Es glitzert und funkelt. Wir kriechen fast in die Truhe rein, jedenfalls mit den Augen. Sehen verzierte silberne Kerzenständer, sehen Ringe, glänzend, edelsteinbesetzt, erblicken schillernde Halsketten.

Links liegt ein altes, verrußtes, abgebrochenes Brett. Ich presse mich noch ein Stückchen weiter heran, das Brett ist schmal und geschwungen. Wie ein Schlangenkopf mit Krone. Ich drehe das Brett herum, auf der Rückseite sind Buchstaben ins Holz geritzt, ich buchstabiere: „W – U – Z.“

„Schluss, Kinder“, schimpft Schlossgeist, nimmt mir mit unfreundlichem Blick das Brett weg, legt es behutsam in die Truhe zurück, klappt sie zu. „Nochmals: Stillschweigen bewahren!“ Er scheucht uns zur Tür. Draußen fällt mir ein, dass wir gar nicht nach dem Raubritter Genollek gefragt haben.

Auf dem Rückweg hat es uns die Sprache verschlagen. Die Mädchen denken bestimmt an den prächtigen Schmuck in der Truhe, und der Professor stößt aus: „Das muss wissenschaftlich erforscht werden.“

Team XXZ7 gibt nicht auf

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