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VOR MONATEN, AN EINEM ZIEMLICH SAUIGEN MÄRZTAG MIT REGENSCHAUERN UND MATSCH, kam es mir so vor, als würde die Luft knistern. Erwachsene standen in Grüppchen zusammen und tuschelten, oder sie klammerten sich an die Einkaufswagen vor dem Supermarkt, schüttelten die Köpfe, zeigten sich gegenseitig einen Vogel, unser Nachbar säbelte mit seinem eingerollten Regenschirm herum. So ein kurzhaariger Kerl mit Ring im Ohr tönte: „Hier geht das Licht aus, ich mache den Abflug, habe mir schon in München eine Arbeitsstelle ausgeguckt.“

Diese unterirdische Stimmung hielt sich in Billerbach. Onkel Helmut war ungenießbar, und das Lachen von Frau Müchelschmitt, die so gern lacht, war dünner und seltener geworden. Eines Tages flatterte meinen Eltern eine Einladung zu einer Einwohnerversammlung ins Haus, unterschrieben vom Bürgermeister. Mutter hielt sich am Tisch fest: „Jetzt wird es ernst.“

Vater lachte verlegen auf. Und als er plötzlich von seinem Opa redete, vermutete ich ein Ablenkungsmanöver. Sein Opa hätte gesagt, man darf sich nicht alles gefallen lassen. Vater ballte die Faust und ließ sie krachend auf den Tisch sausen. Mutter knallte sich vor den Fernseher und stellte auf laut.

Meine Eltern waren ziemlich geschlaucht von der Einwohnerversammlung im Café Sorgenfrei wiedergekommen. „Keine Einigkeit“, schimpfte Vater, „zwei Meinungen sind aufeinandergeprallt. Erstens: der Tagebau muss noch größer gemacht werden, größer, größer, damit genügend Kohle gefördert wird, und zweitens ...“ Vater fuhr mit beiden Händen durch seine Haare. „Zweitens, das Werk wird dicht gemacht und wir sollen doch froh sein, wenn wir dann diese Dreckschleuder nicht mehr vor der Nase haben.“

Mutter fuhr mit einem Wischtuch unsinnig am Kühlschrank herum. Vater brezelte sich auf die Eckbank und zog an den Fingern, dass es krachte. „Die im Schlips und weißen Hemd haben geredet und geredet, dass einem der Kopf rauchte. Es lebe die Kohle, haben sie gesagt. Aber einer, ich kenne ihn vom Sehen, ein Ingenieur aus der Forschungsabteilung, der schlug ganz andere Töne an. Vorsicht, hat er gewarnt, Vorsicht, es gibt Umweltprobleme.“

Mutter hob die Augenbrauen. „Der kleine Herr Lobock aus dem Amselweg hat gefragt: Was habe ich bloß verbrochen, dass ich hier raus soll? Und unser lieber Bürgermeister hat rumgeeiert, wollte es jedem recht machen.“ Mutters Stimme klang piepsig.

Vater fing an, Zeitung zu lesen. Jedenfalls tat er so. Mutter faltete das Wischtuch ganz ordentlich zusammen und flüsterte: „Ich habe richtige Angst – Zukunftsangst.“

Ich trabte in mein Zimmer und blickte auf den kleinen Tisch, genau auf das Smartphone. Auf einmal flimmerte dort der Opa heran. Selbstbewusst strich er über seinen Schnurrbart. „Nichts gefallen lassen, Leute.“

Team XXZ7 gibt nicht auf

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