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LEBENSZENIT

ODER SACKGASSE?

Kaum ein zweites Wort im Leben eines Seglers vermag derart zu elektrisieren oder emotionalisieren wie das Wort Weltumsegelung. Es ist die sichtbare Spitze eines gewaltigen Eisbergs, der im Leben nahezu aller Segler genügend Treibstoff generiert, um Lebensläufe zu lenken, zu strukturieren, zu bezahlen oder zu finanzieren – um den Traum am Ende zu realisieren oder vielleicht auch nicht. Es handelt sich um einen Stand-alone-Traum, der in der Lage ist, Menschen bis in die tiefen persönlicher Strukturen zu prägen und sie für Beruf, Partner und soziale Umgebung kompatibel zu lassen – oder zu separieren. Erfolge oder Niederlagen gewinnen eine ganz eigene Bedeutung, weil die Zeit auf See zeigt, ob man durchhält oder nicht.

Der Kampf gegen innere Schweinehunde wird einsam ausgefochten oder partnerschaftlich durchgestanden bzw. gelöst. Am Ende zeigt sich, ob die Verbindung tragfähiger geworden ist oder in die Sackgasse geführt hat, weil man viel Lebensenergie verwendete – oder gar vergeudete? – um die Träume vom Abenteuer dereinst umzusetzen. Es gibt wenige vergleichbare Situationen in menschlichen Verbindungen, die den Bodensatz einer Beziehung ähnlich unbarmherzig offen legen, weil es an Bord, in einer feindlichen Umgebung, keine Notausgänge oder Mauselöcher gibt, durch die man unter notdürftiger Aufrechterhaltung der Rest-Ehre – oder eines unbedachten früheren Versprechens – das Schiff elegant verlassen kann. Manchmal werden dann besonders dreiste Lügen aufgetischt, anstatt authentisch das Kind beim Namen zu nennen, den der Partner ohnehin seit Langem ahnt.

Segler besitzen nun mal ein besonderes Verständnis zu Freiheit und Natur, der sie sich anvertrauen, in der sie sich gern bewegen und die sie als Gegenpol zu einem hektischen Leben an Land als Lebensform ansehen – ein idealer Humus für Träume der besonderen Art, die schnell ein ungeahntes Eigenleben entwickeln können.

Der Traum der Träume wird schnell geboren, wer wollte sich auch dagegen wehren, solange der Traum eine angenehme Lebensbegleiterscheinung ist, der frustrierende Alltage vergessen hilft? Wie viel Realitätsbezug ist erlaubt? Wie viel wird zugestanden? Wo ziehen wir die Grenze, die uns selber schützt? Es zeugt von Lebenserfahrung, wenn wir in der Lage sind, unsere Träume den realen Gegebenheiten stillschweigend anzupassen, ohne dadurch in Erklärungsnot uns selbst und anderen gegenüber zu geraten. Soziale Zwänge sind nicht geeignet, ein Abenteuer zu beginnen, weil das Scheitern bereits um die Ecke grinst.

Das Wort Weltumsegelung, einmal ausgesprochen, verbindet oder entzweit langjährige Partnerschaften, birgt eine Tellermine mit Langzeitwirkung und entwickelt Eigendynamik, die meist nicht mehr aufzuhalten ist. Der Tag der Abreise gerät leicht zum Katalysator einer Beziehung, weil dies die Stunde der Wahrheit ist.

Es soll hier untersucht werden, welche Aspekte, welche Facetten zu berücksichtigen sind, um Menschen, bei denen der Bazilllus vom Plan einer Weltumsegelung latent oder bereits viral vorhanden ist, zu zeigen, welche Unterschiede zwischen Traum und Realität zu bedenken sind, weil Blauäugigkeit nicht immer die beste aller Verhaltensweisen ist.

Mythos Weltumsegelung

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