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11.

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»Ach. Das ist ja interessant.« Stahnke griff nach dem Zettel, den Kramer ihm unter die Nase geschoben hatte, und blickte zu dem Oberkommissar hoch. »Ein Kollege also?«

»Ex-Kollege, besser gesagt.« Kramer wies auf eine Datumszeile am Ende des kurzen Textes: »Letztes Jahr ausgeschieden. Auf eigenen Wunsch.«

»Trotzdem allerhand.« Stahnke drehte sich auf seinem Stuhl zum Fenster hin, wandte dem hektischen Getriebe der emsig arbeitenden Mordkommission den Rücken zu. »Stephanie Venemas heimlicher Lover ist also ein SEK-Rambo.«

»Ehemaliges Mitglied eines Sondereinsatzkommandos«, korrigierte Kramer milde. »Lennert Tongers, 25 Jahre. Stand zuletzt im Rang eines Kommissars. Hat die Hochschule für Verwaltung mit Auszeichnung absolviert. Ausgebildet in allen möglichen Kampftechniken und mit den verschiedensten Waffen. Alle Lehrgänge mit gut bis sehr gut bestanden. Der Junge hatte eine Karriere vor sich.«

»Und warum schmeißt er die weg?«, fragte Stahnke. »Doch nicht etwa, um so ein schmieriger Privatschnüffler zu werden wie dieser Mats Müller?«

»Wissen wir nicht«, antwortete Kramer, stoisch wie immer. »Da nichts gegen Tongers vorlag, bestand ja auch kein Grund, ihn nach seinem Ausscheiden unter Beobachtung zu halten. Es gibt schließlich die verschiedensten Motive, eine einmal gefällte berufliche Laufbahnentscheidung nach entsprechenden Erfahrungen zu verändern, auch nach Jahren noch. Die meisten dieser Motive sind ehrenhaft.«

»Das kann man wohl sagen«, stimmte Stahnke zu und grinste mehrdeutig. Aber natürlich glitt auch dieser Versuch der Selbstironie spurlos an Kramer ab.

Dass der hier stand und ihm, Stahnke, Untersuchungsergebnisse zur Bewertung vorlegte, zeugte wieder einmal von seiner maßlosen Loyalität. Schließlich war er es gewesen, der den sogenannten ersten Angriff bei der Untersuchung des Mordversuchs an Stephanie Venema koordiniert hatte. Er hatte – mit Manninga zusammen – die Mordkommission Modenschau personell zusammengestellt und ihre Leitung übertragen bekommen. Kommissarisch natürlich, denn Stahnkes Rückkehr stand ja kurz bevor. Trotzdem, über zwanzig Männer und Frauen, unterstützt von der Analysestelle Fahndung und der Kriminaltechnik, hatten unter seiner Führung ihre Arbeit aufgenommen. Kramer hätte sehr wohl darauf dringen können, auch nach Stahnkes Eintreffen mehr als nur die Rolle des Aktenführers für sich zu beanspruchen, schließlich konnte die nachträgliche Übergabe der Leitung an den Hauptkommissar durchaus zu Reibungsverlusten führen. Das aber hatte er nicht getan, hatte nicht einmal ein Wort darüber verloren.

Wie hätte er sich in einer vergleichbaren Situation verhalten? Stahnke war sich da gar nicht so sicher.

Er betrachtete das mitgelieferte Foto von Lennert Tongers, übermäßig kontrastreich, vom Faxvorgang leicht entstellt. Kein eckiger Testosteron-Kiefer, wie vermutet, stattdessen ein eher gemütlich wirkendes, ovales Gesicht mit ausgeprägter, leicht gebogener Nase und breitem, vollem Mund. Nur der rasierte Kahlschädel entsprach dem Klischee.

Was wollte ein Mädel aus gutem Hause wie diese Stephanie bloß mit solch einer Krawallglatze?

Mit einer durchtrainierten, sicherlich nicht dummen Krawallglatze. Hm, da gab es diverse mögliche Antworten. Stahnke zog die Frage zurück. Anders herum: Was wollte ein 25-jähriger ehemaliger SEK-Kommissar mit einer 17-jährigen Schülerin? Auch diese Frage führte nicht weiter, sie beantwortete sich von selbst, wenn man die Beziehung der beiden auf das rein Sexuelle reduzierte. Vielleicht war’s das ja auch, vielleicht erschöpfte sich das beiderseitige Interesse darin. Man musste …

Kramer Zeigefinger erschien wieder in Stahnkes Blickfeld. »Hier, schau mal. Noch ein interessantes Detail.«

Geburtsort hieß die Rubrik. Und der Eintrag lautete Langeoog.

Sand und Asche

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