Читать книгу Geschichten aus Thumberg (Band 1) - Peter H. Brendt - Страница 8
ОглавлениеDie schwarze Brücke
Gillbags Ruheplatz bot Schutz vor dem Wind und Regen. Und einen guten Blick auf die «Schwarze Brücke», die er stets aufsuchte, wenn er in Thumberg war. Vielleicht tauchte ja noch einer seiner Kumpels auf und nahm ihn auf einen Schluck mit hinein.
Der Magen knurrte wie ein wütender Hund. Die Zunge klebte trocken am Gaumen. Aber ihm stand nicht der Appetit auf Wasser. Davon gab es genug in der Pferdetränke direkt vor ihm. Es sollte schon Bier sein. Im Moment sogar die verdünnte Brühe, die er in der Absteige vor ihm erhielt. Allein die Leere des Geldbeutels am Gürtel machte jede Hoffnung zunichte.
Allerdings besaß er, als er die «Schwarze Brücke» betrat eine Menge Geld. Jedenfalls für sonstige Verhältnisse. Nun lagen die Münzen in der Kasse des Wirts. Na ja, das ein oder andere Geldstück war auch in die Tasche dieser süßen Bedienung geflossen. Sie erinnerte ihn zu sehr an seine Verflossene.
Er seufzte bei der Erinnerung an bessere Zeiten. Aber als Flößer war man einfach zu häufig unterwegs. Ließ Frau und Kinder daheim und wenn man nach langer Reise zurückkam, fand man das Haus leer vor.
War vielleicht doch keine gute Idee gewesen, all den Flößerlohn hier in Thumberg zu vertrinken. Andererseits ein Leben ohne zänkisches Geschrei und Verpflichtungen besaß auch erhebliche Vorteile.
Allerdings halfen solche Gedanken nicht gegen Durst.
Vermutlich wäre es schlauer gewesen, die beiden Angeber Thux und Corn beiseitezuschieben und seine Hand noch höher zu heben, als ein starker Arm für einen einträglichen Auftrag gesucht wurde. Und ein Messer hatte er ebenfalls. Und besser damit umgehen, konnte er auch. Stattdessen gehörte die Belohnung jetzt bestimmt den zwei Widerlingen.
Einem Trunkenbold die Kehle durch zu schneiden und dann der Zeugin des Mords den Garaus zu machen. Eine leichte Aufgabe für einen Kerl wie ihn.
Anstatt mit vollen Taschen die Kumpels auszuhalten, musste er zufrieden sein, in einer stillen Ecke am Kanal ein ruhiges Plätzchen gefunden zu haben. Die Augen fielen ihm bereits für ein Nickerchen zu, als eine Münze vor die Füße rollte. Sofort war er hellwach. Dieses Geräusch alarmierte alle Sinne.
Schnell griff er nach dem Geldstück und hielt es hoch. In seinem Gesicht zeichnete sich Enttäuschung ab. In der Hand lag nur ein wertloses, weil halbiertes Kupferstück. Dann fiel es ihm wieder ein.
Thux und Corn besaßen ebenfalls eine solche Münze. Und hatten diese Angeber nicht erzählt, dass sie ihnen den Zugang zu einer größeren Summe Silber garantierte.
In dem Moment, in dem die Freude über den Fund sein Gesicht erhellte, spürte er die Klinge eines Messers. Direkt unter dem Kinn, die Spitze zielte perfekt auf den Kehlkopf.
«Wir werden nicht schreien oder rufen. Nicht wahr?»
In der Stimme des Mannes klang durch, dass er keine Antwort erwartete. Nur dass man seinem Befehl gehorchte. Gillbag beschloss, alles zu tun, was der Unbekannte, von ihm wollte.
Und so erzählte er ohne Einschränkung, was er von der halben Münze wusste.
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