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1.2 Kompetenzorientierung im Englischunterricht

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Maßgeblich für den schulischen Englischunterricht ist das Konzept von Kompetenzorientierung, das den Bildungsstandards für die erste Fremdsprache sowohl für die Sekundarstufe I (KMK 2004, 2005) als auch für die Sekundarstufe II (KMK 2012) zu Grunde liegt. Wie eingangs bereits erwähnt, sind Kompetenzen als Verbindung von Wissen und Können zu verstehen (vgl. Klieme 2004). Kompetenzen sind unterschiedlich zu beschreiben. Die auch den Bildungsstandards zugrundliegende Auffassung von Kompetenzen geht auf die Unterteilung von Franz E. Weinert (2001: 28) in drei Konzepte zurück:

 „Fachliche Kompetenzen (z. B. physikalischer, fremdsprachlicher, musikalischer Art),

 fachübergreifende Kompetenzen (z. B. Problemlösen, Teamfähigkeit),

 Handlungskompetenzen, die neben kognitiven auch soziale, motivationale, volitionale und oft moralische Kompetenzen enthalten und es erlauben, erworbene Kenntnisse und Fertigkeiten in sehr unterschiedlichen Lebenssituationen erfolgreich, aber auch verantwortlich zu nutzen.“

Kompetenzen, die im Englischunterricht angebahnt und ausgebildet werden, sind fachliche Kompetenzen. Als Verbindung von Wissen und Können sind darin sprachliche Wissensbestände enthalten (z. B. das Wissen über grammatische Regeln), aber auch Wissensbestände über kulturelle Ereignisse, über kulturgeschichtliche Zusammenhänge, über soziokulturelle Gegebenheiten. Können bezieht sich dann auf fremdsprachliche Fertigkeiten und Fertigkeitsbereiche, die mit den traditional four skills zusammenhängen und Wissen in der Anwendung benötigen: beim Sprechen, Schreiben (produktiv) und beim Hören und Lesen (rezeptiv).

Fächerübergreifende Kompetenzen spielen im Englischunterricht eine Rolle, da die Kompetenzentwicklung der Lernenden nicht auf ein einzelnes Schulfach beschränkt zu sehen ist. Fachliche Kompetenzen sind daher in ein allgemeines Konzept von Kompetenzorientierung einzubetten, das in den Ausgestaltungen der lernzeitbezogenen Kompetenzerwartung der Bundesländer in den jeweiligen Bildungsplänen zumeist für Doppeljahrgänge geschehen ist.

Handlungskompetenzen wiederum sind im Englischunterricht grundlegend für die Bereitschaft der Lernenden, sich auf die kompetenzorientierten Lernumgebungen und Unterrichtssituationen einzulassen. Wenn Schülerinnen und Schüler nicht wollen (volitional) und nicht motiviert sind, sich auf die Aufgabenbearbeitung einzulassen und diese abzuschließen, dann kann sich kein kompetentes Verhalten zeigen. Selbst dann nicht, wenn die entsprechende Schülerin, wenn der entsprechende Schüler über ausreichendes Wissen und Können verfügt. Soziale und moralische Aspekte sind in Form von Einstellungen und Haltungen im Englischunterricht aber auch Voraussetzung, um bestimmte fachliche Kompetenzen zu entwickeln. Dazu gehören insbesondere Teilbereiche der Interkulturellen Kommunikativen Kompetenz und es gilt auch für viele Aspekte des literarischen Lernens bzw. der literarischen Kompetenz im Englischunterricht.

Damit man von einem kompetenzorientierten Englischunterricht sprechen kann, müssen mehrere Faktoren berücksichtigt werden:

1. Die fremdsprachlichen Kompetenzbereiche und Teilkompetenzen der Bildungsstandards als fachliche Kompetenzen müssen berücksichtigt werden.

2. Wissen und Können müssen als Verbindung im Unterricht aktiviert werden, damit Aufgaben handlungsorientiert und kommunikativ gelöst werden können. Wissen alleine (auch nicht fachliches Wissen über fremdsprachliche Teilbereiche) macht keine kompetenzorientierte Stunde aus.

3. Kompetenzen können sich nur in Unterrichtssituationen zeigen, die eine Verbindung von Wissen und Können befördern. Unterrichtssituationen sollten also Lernumgebungen schaffen, in denen Lernende sich kompetent verhalten können. Lernumgebungen also, in denen es darum geht, Aufgaben (im Sinne einer Problemlösung) kommunikativ und durch den Bezug unterschiedlicher Wissens- und Fertigkeitsbereiche handelnd zu bewältigen.

Von dieser Warte aus betrachtet, geht mit der Kompetenzorientierung im Englischunterricht einher, dass stets „relevante aufgabenorientierte Fertigkeiten, aber auch situationsgebundene generelle Fähigkeiten“ berücksichtigt werden (Burwitz-Melzer 2007: 137). Und die Verbindung von Wissen und Können, von fachlichen Kompetenzen, die auf überfachliche Kompetenzen und Handlungskompetenzen angewiesen sind, ist dann zu verstehen als


„[e]in individuelles Potenzial dessen, was eine Person unter idealen Umständen zu leisten im Stande ist […], wobei sich dieses Potenzial in konkreten Situationen als spezifisches Verhalten bzw. Handeln manifestiert“. (Groeben 2002: 13).


Wie oben bereits erwähnt, ist es für den Englischunterricht zentral, Lernumgebungen zu schaffen, in denen sich Schülerinnen und Schüler kompetent verhalten können. Eine solche Lernumgebung, in der Wissen und Können kommunikativ angewendet und verwendet werden können, ist dann als konkrete Situation zu betrachten.

Spezifisches Verhalten der Lernenden zeigt sich im Englischunterricht als handlungsorientierte fremdsprachliche Kommunikation (vgl. Steininger 2014: 416), die sich aus Wissen, Fähig- und Fertigkeiten sowie Einstellungen zusammensetzen.

Dieser Zusammenhang ist auch zentral für Formen der formativen (während einer Einheit) und summativen (nach einer Einheit) Leistungsbeurteilung im Englischunterricht. Wenn Kompetenzen individuelles Potenzial darstellen, dann sind sie …

1. nicht durch eine einzige Aufgabe/Stunde/Einheit zu entwickeln bzw. anzubahnen, sondern in einem Kontinuum eingebunden.

→ Horizontale und vertikale Entwicklung: Man kann nicht nur mehr, sondern manches auch besser.

2. in den Formulierungen der Bildungsstandards (Kann-Beschreibungen bzw. Deskriptoren) so abstrakt und global gehalten, dass sie für den jeweiligen Unterricht mit der jeweiligen Lerngruppe konkretisiert werden müssen.

→ Kompetenzbeschreibungen müssen durch Lernziele für die jeweiligen Lernumgebungen im Englischunterricht konkretisiert werden.

3. nur in konkreten Situationen (Lernumgebungen) anhand der handlungsorientierten fremdsprachlichen Kommunikation der Lernenden (spezifisches Verhalten) beobachtbar.

→ Im Unterricht müssen Lernumgebungen geschaffen werden, die es allen Lernenden ermöglichen, die Zielsprache handlungsorientiert zu verwenden.

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