Читать книгу Scriptor Praxis: Englisch unterrichten: planen, durchführen, reflektieren - Peter Hohwiller - Страница 9
1.4 Backward planning im kompetenzorientierten Englischunterricht
ОглавлениеZentrale Aspekte einer Botschaft sollten unter kommunikativen Gesichtspunkten wiederholt werden, und daher sei es an dieser Stelle erlaubt, eben dies zusammenfassend zu tun: Kompetenzen stellen eine Verbindung von Wissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Einstellungen dar, die sich als spezifisches Verhalten (wie im Englischunterricht kommuniziert wird) in konkreten Situationen (Lernumgebungen) zeigen. Kompetenzen sind dabei komplexe Gebilde, die nicht in einer einzelnen Stunde angebahnt werden können. Daher sind die Kompetenzbeschreibungen in den Bildungsstandards und in den Bildungsplänen der Bundesländer auch als abschlussorientierte Standards (für Ersteres) bzw. als lernzeitbezogene Kompetenzerwartungen (für Letzteres) mit dem Vollenden einer bestimmten Schulstufe formuliert.
Damit sich Kompetenzen im Unterricht entfalten können, müssen Aufgaben und Lernumgebungen geplant werden, die es Schülerinnen und Schülern ermöglichen, spezifisches Verhalten (als Verbindung von Wissen/Können/Einstellungen) in der Handlung zu zeigen. Dafür gilt es Handlungs- und Kommunikationsanlässe im Englischunterricht zu schaffen, die handlungsorientierte fremdsprachliche Kommunikation ermöglichen und befördern. Hinzu kommt, dass fremdsprachliche Kompetenzen in kommunikativen Aufgaben sich zumeist nicht isoliert, sondern mit einander verbunden zeigen (vgl. Steininger 2017: 7).
Um all diesen Aspekten bei der Planung Rechnung tragen zu können, ist es ratsam, Prinzipien des sogenannten backward planning zu folgen (vgl. Legutke 2011). Damit ist gemeint, dass ausgehend von der konkreten Situation, in der die Schülerinnen und Schüler handlungsorientiert in der Fremdsprache kommunizieren, geplant wird (vgl. Steininger 2014: 236). Dabei gilt es für Lehrende zunächst, die kommunikative Zielaufgabe mit ihrem outcome und die damit zu befördernden Kompetenzen zu definieren (wobei dies auch von der Kompetenz her gedacht werden könnte). Damit sich Kompetenzen im Unterricht entfalten können, müssen Aufgaben und Lernumgebungen geplant werden, die es Schülerinnen und Schülern ermöglichen, spezifisches Verhalten (als Verbindung von Wissen/Können/Einstellungen) in der Handlung zu zeigen. Dafür gilt es Handlungs- und Kommunikationsanlässe im Englischunterricht zu schaffen, die handlungsorientierte fremdsprachliche Kommunikation ermöglichen und befördern. Wenn man von der produktiven Verwendung der Zielsprache im Englischunterricht her plant, stehen zuallererst die produktiven Fertigkeitsbereiche im Vordergrund (Schreiben, Sprechen, multimodale Kommunikation, schriftliche/mündliche Mediation). Ausgehend von der kommunikativen Verwendung gesprochener oder geschriebener Fremdsprache lässt sich dann in der weiteren Planung berücksichtigen, welche anderen Kompetenzbereiche (z. B. die rezeptiven Fertigkeitsbereiche, die Verfügung über die sprachlichen Mittel, Sprachlernkompetenz, Sprachbewusstheit etc.) eine Rolle im Unterrichtsgeschehen spielen müssen, damit die Zielaufgabe mit ihrem Endprodukt bearbeitet werden kann.
Zur Veranschaulichung sei erneut auf das Beispiel aus 1.2 zurückgegriffen und um die produktive Dimension der Zielaufgabe mit einem Endprodukt erweitert: Schülerinnen und Schüler sollen eine digitale Präsentation (multimodale Kommunikation) erstellen, in der sie einen Themenbereich aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten und zu einer eigenen Stellungnahme gelangen. In diesem multimodalen Produkt spielen sowohl schriftliche/mündliche als auch auditive/visuelle Aspekte der produktiven Verwendung der Fremdsprache eine Rolle: Präsentiert wird mittels monologischen Sprechens. Ausgehend von dieser Zielaufgabe und den aktivierten Kompetenzen gilt es dann, „schrittweise zu überlegen, welches Wissen, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten die Schülerinnen und Schüler benötigen, um das Endprodukt zu erstellen“ (Burwitz-Melzer/Caspari 2017: 262).
Auf der rezeptiven Seite der fremdsprachlichen Kommunikation kommt bei der Vorbereitung das Leseverstehen bzw. die Text- und Medienkompetenz ins Spiel. Um mit der erlesenen Information zielführend kommunikativ umzugehen, müssen notwendigerweise auch produktive Aspekte eine Rolle spielen – Schülerinnen und Schüler sprechen oder schreiben im Englischunterricht und nutzen die erlesene (und vielleicht auch vorher besprochene bzw. zusammengetragene) Information zum gegenseitigen Informieren (information-gap activity) und zum Verhandeln von Bedeutung, da es gilt, zu den aufbereiteten Informationen Stellung zu beziehen (opinion-gap activity).
Damit Schülerinnen und Schüler erfolgreich fremdsprachlich handeln können, gilt es in der Planung Folgendes zu berücksichtigen: Wie sollen die unterschiedlichen kommunikativen Handlungen (erfragen, erlesen, darstellen, beurteilen, verhandeln, präsentieren) aufeinander bezogen werden? In welcher kommunikativen Situation arbeiten Schülerinnen und Schüler gemeinsam an der Aufgabenbewältigung und welche sprachlichen Mittel müssen dafür zur Verfügung stehen – sowohl hinsichtlich der rezeptiven Auseinandersetzung (Lesen/Hören) als auch bei der produktiven Verwendung der Fremdsprache (Schreiben/Sprechen)? Bezogen werden sollte dies zudem auf die Unterrichtsgegenstände (die verwendeten Texte) und die kommunikativen Unterrichtssituationen (kommunikativen Handlungen).
Zusammenfassend können folgende Fragen beim backward planning als Richtlinien verstanden werden, mit deren Beantwortung sich eine kompetenzorientierte Unterrichtsplanung befördern lässt:
Welche handlungsorientierte fremdsprachliche Zielaufgabe steht mit welchem fremdsprachlichen Produkt in Verbindung?Wie gestaltet sich das Verhältnis von kommunikativer Funktion und kommunikativer Handlung (siehe 1.2)?
Welche Kompetenzen werden durch die Kommunikation bzw. durch die Zielaufgabe im Englischunterricht aktiviert?Welche Kompetenzbereiche sind auszumachen?Welche rezeptiven Fertigkeitsbereiche (Lesen/Hören), welche produktiven Fertigkeitsbereiche (Schreiben/Sprechen) spielen eine Rolle?
Welche sprachlichen Mittel benötigen die Schülerinnen und Schüler für die rezeptive und produktive Bewältigung der Aufgabe?
Welche Teilschritte im Unterricht helfen dabei, auf die Anforderungsbereiche der Zielaufgabe vorzubereiten und sie dadurch thematisch und sprachlich zu entlasten?
Das folgende Schaubild fasst das Kapitel abschließend zusammen:
Handlungsorientierte fremdsprachliche Kommunikation:schriftliche Kommunikationmündliche Kommunikationmultimodale Kommunikation
Kommunikative Funktion der konkreten Situation:informieren, unterhalten, appellieren, sich erklären, jemanden kontaktieren
Kommunikative Handlung der konkreten Situation:(er)fragen, darstellen, beurteilen, begründen, analysieren, problematisierenTextsorten und sprachliche Mittel für die kommunikative Handlung
Fertigkeiten der SuSWelche Fertiggkeitsbereiche werden angesprochen?Lesen, Schreiben, Sprechen, Hör-/Sehverstehen, Mediation, ICC
Fähigkeiten und Handlungskompetenzen der SuS
Wissentextsortenspezifische Merkmalesprachliches, weltliches und interkulturelles Wissen
Einstellungen, Haltungen, Volition