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Kapitel 3

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Als sein Mobilfunkgerät mit einem lauten Glockenton den Eingang einer Kurznachricht signalisierte, tauchten auf den Autobahnschildern bereits die ersten Hinweise auf den Flughafen auf. Der Mann war überrascht. Das Gerät war ein Wegwerfhandy, eigentlich nur für den Notfall gedacht, damit sein Auftraggeber mit ihm Kontakt aufnehmen konnte, wenn etwas Unvorhergesehenes eingetreten war. Nun, offenbar war das jetzt der Fall. Er las rasch die Notiz, die ihn zum Halt aufforderte. Kurz vor Erreichen des Autobahnkreuzes zur A3 sollte er die Autobahn verlassen und auf einem Waldparkplatz an der Straße Richtung Hainburg – noch so ein Ort, den er nicht kennenlernen wollte – auf weitere Anweisungen warten. Der Mann hoffte, dass es nicht allzu viel Zeit in Anspruch nahm. Ihm blieben noch knapp 50 Minuten zur Abgabe des Fahrzeugs und für den Check-in. Gepäck hatte er nicht viel. Eine längliche Stoffrolle mit einem schweren Inhalt hatte er bereits bei einem früheren Halt an einer Raststätte unauffällig im Unterbodenraum eines geparkten Wohnwagens einer dänischen Familie versteckt, die sich zu einem etwas längeren Mittagessen niedergelassen hatte. Mit etwas Glück würde der entsetzte Familienvater seine unheilvolle Fracht erst daheim finden – und wäre dann erst mal in Erklärungsnot, weil die Familie bis zu ihrem Ziel ohne Zweifel noch mehrere Stopps machen würde.

Den Parkplatz fand er ohne Probleme – und fluchte still. Denn unter den Bäumen stand ein Wohnmobil mit deutschem Kennzeichen. Ein dicklicher Mann mit buschigem Haar und einem T-Shirt, das ihn als Florida-Urlauber auswies, rollte gerade einen Schlauch an einer Seitenklappe zusammen. Als er den Neuankömmling erblickte, hob er mit freundlichem Lächeln die linke Hand und näherte sich. Nicht das auch noch, dachte der Mann, war sich jedoch bewusst, dass er jetzt so kurz vor dem Ziel keinen Fehler machten durfte. Offenbar hatte der Wohnmobilfahrer ein Problem. „Entschuldigung …“, fing der Dicke an, als er knapp drei Meter vom Auto entfernt war und der Mann bereits die Scheibe auf der Fahrerseite heruntergefahren hatte. Er wollte gerade antworten, Deutsch sprach er recht gut, eigentlich fließend, doch zu einem Gespräch kam es nicht mehr. Mit unendlicher Lässigkeit fuhr die rechte Hand des Dicken scheinbar ohne jegliche Hast nach vorne. Das Letzte, was der im Auto sitzende Mann in seinem Leben sah, war die Mündung eines Schalldämpfers, der auf eine schwarz glänzende Automatik geschraubt war. Bevor zwei schnelle Schüsse ins Gesicht seinen Plan beendeten, in Kürze nach Paris zu fliegen, empfand er, begreifend, was gerade geschah, ein lähmendes Gefühl von Trauer. Trauer darüber, nun nie mehr seinen richtigen Namen nennen zu können, wenn er danach gefragt wurde. Ein Gefühl, das sogar seine Wut auf sich selber übertönte, einen tödlichen Fehler gemacht zu haben.

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