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Vorwort

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Dieses Buch ist weder meinen Eltern, meiner Frau, meinen Kindern, meinen Freunden, geschweige irgendwelchen Staatsoberhäuptern bzw. anderen Persönlichkeiten gewidmet. Ich hatte es ausschließlich für mich geschrieben und eigentlich wollte ich es niemandem zugänglich machen. Letztendlich habe ich mich dann doch durchgerungen, es zu veröffentlichen. Denn es nützt weder mir noch anderen, wenn ich meine Gedanken und Überlegungen für mich behalte. Als ich endlich mit mir im Reinen war, wusste ich nicht so recht, wie ich das Buch nennen sollte. Deshalb versuchte ich zuerst die Frage zu beantworten, wem es wohl am ehesten nützt, wenn ich dieses Buch veröffentliche. Da es im Buch hauptsächlich um meine Landsleute geht, habe ich natürlich an sie gedacht. Wenn ein Volk moralische Unterstützung braucht, dann sind es die ständig von Selbstzweifeln geplagten Deutschen. Selbstzweifel hin oder her, die meisten immer noch fest der Überzeugung, dass sie an den vorherrschenden Missständen weder mitverantwortlich, noch mitschuldig sind. Im Gegenteil, sie kommen meist zur Erkenntnis, dass alles gar nicht so schlimm ist, jedenfalls im Vergleich mit dem Rest der Welt. Sofort musste ich an jenen Rest der Welt denken, der immer noch ein Deutschlandbild in sich trägt, welches vom Hörensagen geprägt ist und oft nicht mit der Realität übereinstimmt. Mein letzter Aufenthalt in Amerika hat das eindringlich bestätigt, nicht zuletzt, als ich die mitgebrachte Kuckucksuhr in der Küche unserer Gastgeberin anbrachte und sie zu jeder vollen Stunde erwartungsvoll dem Geschrei dieses Holzvogels entgegenfieberte. Schon alleine der Gedanke, täglich dieses laute Vieh hören zu müssen, würde mich und die meisten Deutschen veranlassen, es beim nächsten Grillabend als Feueranzünder zu benutzen. Dabei denkt meine amerikanische Gastgeberin wirklich, dass in jeder deutschen Küche so ein Ungetüm hängt. Solche Vorstellungen über mein Heimatland sind nicht nur in Amerika anzutreffen. Deshalb habe ich beschlossen, dieses Buch allen Menschen zu widmen. Dazu gehören auch die Deutschen, die nicht wahrhaben wollen, dass sie weit von dem entfernt sind, wie sie gesehen werden wollen. Also beschloss ich dieses Buch „Made in Germany“ zu nennen. Dieses Buch soll ein wenig helfen, Verständnis für uns Deutsche aufzubringen. Es soll zeigen, wie wir wirklich sind und vor allem, warum wir so sind.

Das Prädikat „Made in Germany“ wurde den Deutschen vor mehr als einhundert Jahren von den Briten aufgezwungen. Denn sie fürchteten nichts mehr, als ein starkes Deutschland. Sie sollten Recht behalten, was zwei Weltkriege bestätigten. Leider hat das damalige Ansinnen nicht so funktioniert, wie es sich London vorstellte. Schon nach wenigen Jahren, wurde aus dem Brandmahl ein Gütesiegel oder besser, ein Dachmarke für Waren aus Deutschland, die weltweit ihresgleichen suchte. Selbst der zweite Weltkrieg und die wiederholt unrühmliche Rolle meines Landes, haben es nicht geschafft, diesen Nimbus nachhaltig zu beeinträchtigen. Die Marke „Made in Germany“ lebt, mit allen damit verbundenen Triebkräften und verkaufsfördernden Merkmalen und half Deutschland schnell wieder auf die Beine, mittels eines so genannten Nachkriegswunders. In dessen Ergebnis wurde Deutschland wirtschaftlich erneut zu einer der wichtigsten Adressen in der Welt, jedenfalls der westliche Teil. Der Östliche, unter der Obhut russischer Ideologen, half die Vorstellungen von einem russischen Weltwirtschaftssystem umzusetzen. Für Russland war der Handel mit Ostdeutschland nur in so weit von Interesse, dass hochwertige Waren in Richtung Osten flossen, im Tausch für Waffen und Rohstoffe. Folglich nahm Ostdeutschland an der Weltwirtschaft praktisch nicht teil. Hätte ich diese Zeilen vor fünfundzwanzig Jahren geschrieben, wären es meine letzten gewesen. Mit ein wenig Glück wäre ich einer jener Dissidenten geworden, die sich in den Westen absetzten, um dort Karriere zu machen, in welcher Form auch immer. Leider war ich weder der geborene Systemkritiker, noch einer jener selbsternannten Widerstandkämpfer, die vor allem nach dem Mauerfall von sich Reden machten. Nein, ich war nur ein normales Mitglied jener ostdeutschen Gesellschaft, das versuchte, das Beste aus seiner Situation zu machen. Darin unterschieden wir uns nicht vom Rest der Menschheit.

Für mich ist „Made in Germany“ mehr als industriell gefertigte Güter. Es ist vielmehr ein Spiegel unserer Kultur, vergleichbar mit „Made in USA“ und den damit verbundenem American Way of Life. Wie so vieles, hat auch das Qualitätssiegel „Made in Germany“ Kratzer und Beulen abbekommen. Trotzdem strahlt es immer noch eine magische Wirkung aus. Fast die ganze Welt glaubt daran und besonders wir Deutschen. Denn wir verbinden daran den Glauben an die eigene Perfektion und Unfehlbarkeit. Und immer, wenn man denkt ganz oben zu stehen, sich im Ruhme seines Erfolges sonnt und seiner Selbstherrlichkeit hingibt, ziehen dunkle Wolken auf. Denn längst ist nicht alles, wo „Made in Germany“ draufsteht, auch wirklich aus Deutschland. Der international übliche Etikettenschwindel hat auch vor uns keinen Halt gemacht. Der selbsternannte Exportweltmeister handelt immer mehr mit Waren, an denen immer weniger Deutsche ihren Anteil haben. Heute sind gerade mal 8 der 82 Millionen Deutschen in der Industrie beschäftigt.

Made in Germany

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