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Der Deutsche ist ein Herdentier

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Alle Homo sapiens sind Herdentiere. Damit verbunden ist eine physische Abhängigkeit von anderen und eine akzeptierte Hackordnung, die das Zusammenleben zwischen unterschiedlichen Individuen erträglich, ja sogar erst ermöglicht. Egal in welchen gesellschaftlichen Regionen man sich auch bewegt, Menschen praktizieren in allen Bereichen ihres Lebens die primitiven Spielregeln einer Herde. Es gibt die Führer und es gibt Geführte, die deren Weisungen und Regeln befolgen. Wirkliche Demokratie, dort wo die Freiheit des einzelnen Menschen ungeachtet von Rang und Stellung garantiert wird, dort wo alle ihre Meinung äußern können bevor eine Entscheidung getroffen wird, gab es und wird es in der menschlichen Gesellschaft nicht geben. Damit das funktioniert, muss logischerweise die überwiegende Mehrheit aller Menschen einer kleinen Minderheit gehorchen, was auch fast immer funktioniert. Streiten sich zwei oder mehrere Führer, dann versuchen sie, möglichst viele Menschen aus der großen Masse für ihre Sache zu gewinnen, um im Kampf mit Rivalen erfolgreich zu sein. Bewährtes Rezept sind leere Versprechungen. Dieses funktionierte schon in grauer Vorzeit, als innerhalb einer Sippe um die Macht gekämpft wurde und erst recht in der Neuzeit, wo die Rolle der Führer von Politikern eingenommen werden. Die Art und Weise wie so etwas detailliert abläuft ist vom Kulturkreis und der Mentalität der Menschen abhängig. Und schon sind wir wieder bei meinen Landsleuten.

Die meisten Deutschen sehnen sich seit eh und je nach starken Führern, auch wenn sie nicht wagen, das öffentlich auszusprechen. Das Wort Führer, oder besser, mein Führer, wurde innerhalb von 12 Jahren so diskreditiert, dass man es am liebsten aus dem deutschen Wortschatz verbannt hätte. Spricht man in Deutschland vom Führer, dann verbindet sich damit automatisch die Personifizierung mit einer einzigen Person, die nach heutigem Ermessen auch noch Ausländer war. Diese Person hat es geschafft, Deutschland für die nächsten Generationen mit Schmutz zu besudeln. Womit wir bei einer anderen deutschen Tugend angelangt sind - Vergesslichkeit. Fast 100 Millionen Deutsche hatten wenige Tage nach Ende des zweiten Weltkrieges vergessen, dass dieser ohne ihre aktive Hilfe niemals möglich gewesen wäre. Ungeachtet dessen sehnen sich die Deutschen nach einem Führer, der Gott gleich alles richtet, was zu richten ist. Kanzlerin Merkel und ihre Vorgänger Schröder und Kohl haben davon mächtig profitiert, konnten Schalten und Walten, wie es ihnen gefiel. Denn, die ganze deutsche Gesellschaft ist auf Gehorsam aufgebaut. Eine Tatsache, die man hierzulande nicht gern ausspricht, aber täglich praktiziert. Demokratie, also die Möglichkeit Einfluss auf die eigenen Geschicke zu nehmen, steht dieser Mentalität unversöhnlich gegenüber. Es ist deshalb nicht sonderlich verwunderlich, dass der erste zarte Versuch, in Deutschland Demokratie zu praktizieren, jämmerlich scheiterte. Es bedurfte erst zweier verlorener Weltkriege und der aktiven Mitwirkung alliierter Soldaten, dem Wort Demokratie Zugang zum deutschen Sprachschatz zu verschaffen. Fünfzig Jahre danach haben viele immer noch nicht begriffen, was damit verbunden ist, obwohl sie das Wort häufiger in den Mund nehmen, als Rest der Welt zusammen.

Es gibt in unserer westlichen Welt kaum ein Wort, das mehr fehlinterpretiert wird, als Demokratie. Fragen Sie nacheinander einen Amerikaner, einen Franzosen und einen Griechen, was für sie Demokratie ist, erhalten sie drei sehr von einander abweichende Interpretationen. Eine überzeugende Antwort erhalten sie nicht. Nun ist es ihrem Demokratieverständnis überlassen, welche der Varianten sie für richtig halten. Bei einer demokratischen Abstimmung, gewinnen die Amerikaner. Immerhin bringen sie es demokratisch gesehen auf 250 Millionen Stimmen, mehr als Franzosen und Griechen zusammen. Müssen sie deshalb im Recht sein? Nach diesen demokratischen Spielregeln müssten immer die Chinesen gewinnen. Mit mehr als einer Milliarde Stimmen sind sie kaum zu schlagen. Denn das würde bedeuten, dass der chinesische Kommunismus samt seinen frühkapitalistischen Ausprägungen, eine Art Leitdemokratie in der Welt darstellt. Ein Widerspruch in sich selbst, da Kommunisten sich klar zur Diktatur bekennen. Jedenfalls hat das ein gewisser Lenin so fixiert und einer seiner Jünger, namens Mao ziemlich exakt umgesetzt. Bis heute ist mir nicht bekannt, dass seine Erben, je davon Abstand genommen haben. Ist die Demokratie demzufolge vielleicht nur eine modernisierte Form der Diktatur, wo man den Diktator nicht mehr als einzelne Person wahrnimmt? Muss also ein Diktator stets ein Mensch sein, oder kann dessen Rolle auch vom Geld übernommen werden. Wir leben demzufolge in der Diktatur des Kapitals. Womit wir bei Marx wären und der war Deutscher.

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