Читать книгу Lust und Liebe dann kam das Leben - Peter Nimsch - Страница 10

6. NOVEMBER

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Am nächsten Morgen riss mich gefühlt mitten in der Nacht, so gegen elf Uhr am Vormittag, das nervende Klingeln meines Handys aus dem Tiefschlaf.

»… jaaa, hallo …«, kam sehr mühsam und bestimmt recht unverständlich über meine Lippen.

»Hab ich dich etwa geweckt … ha, haa, haaaa! Dein Leben mal haben … ha, haa …«

›Kannst du gern bekommen‹, grinste ich vor mich hin, während ich an Claudi dachte und zumindest mein Gehirn langsam in die Realität tauchte, ›würdest bestimmt schreiend davon laufen.‹

»Moin Fred, was kann ich für dich tun?«

»Bin mit meinem Taxi gerade in deiner Gegend, habe bis zur nächsten Tour in die Rehaklinik ‘ne Stunde Zeit. Wollen wir zusammen ein zweites Frühstück einnehmen? … ach so, für dich bestimmt das erste ha, haa, haaaa …«

»Gern mein Lieber, aber habe leider wie immer nichts im Hause, was man dazu so brauchen würde.«

»Okay, dachte ich mir schon. In zehn Minuten in deinem zweiten Wohnzimmer?«

»Okay, bis gleich Fred.«

»Beeil dich, hab Hunger … ha, haa, haaaa.«

Noch nicht richtig im neuen Tag angekommen, suchte ich verzweifelt nach ein paar jungfräulichen Kleidungsstücken. Das Fehlen einer Waschmaschine nervte mich langsam ungemein.

»Da biste ja endlich«, begrüßte mich Fred ungeduldig und biss herzhaft in sein Schinkenbrötchen. »Habe schon mal angefangen, hab leider nicht viel Zeit und so ein Leben wie du … ha, haa, haaaa!«

»Häää …, was meinst du?«

»Hab dich gestern Abend gesehen, als du wie ein kleiner König mit dem fettesten Rover von ganz Leipzig über die Karli gegondelt bist.«

›Ach du liebe Scheiße, wie sollte ich das meinem lieben Kumpel Fred nur erklären, ohne alles verraten zu müssen?‹ Er hatte zwar Claudi schon zweimal kurz nach unseren Pubbesuchen an meinem Weltuntergangstag bei mir gesehen, aber für ihn war es bis heute immer noch DIE Traumfrau, die keine Anhängsel zwischen den Beinen hatte. Selbstverständlich hatte ich, damit keine blöden Fragen auftauchten, nichts von Claudis wahrem ICH und ihrer so erfolgreichen Travestieshow erzählt.

»Hab ich von Claudi, nur leihweise, die ist eine Spitzenverkäufe-rin in einem großen Leipziger Autohaus.« War ja eigentlich nicht ganz gelogen, zumindest stimmte das mit dem ›leihweise‹.

»Dass die gut verkaufen kann, glaube ich dir aufs Wort. Die braucht doch nur ihre Beine breit zu machen, dann verkauft die mehr als zehn Autos am Tag … ha, haa, haaaa.«

»Guten Morschen Paul, biste aus dem Bette gefallen,

heut also mal geene Quietsche, sondern Frühstück wie ich so vermude …«, kam es von Claus, der die Bestellung aufnehmen wollte.

»Ja Claus, bitte heute das englische Frühstück, kann ein paar Kalorien mehr mitten in der Nacht gut gebrauchen, war etwas anstrengend gestern.«

»… das klingt ja aufregend … ha, … haaa.«

Was sollte ich nur erzählen? Das letzte Erlebnis mit Claudi auf keinen Fall!

»Will wieder in die Werbung einsteigen, habe gestern endlich ein paar konkrete Pläne für meine nahe Zukunft gemacht. Claudi hilft mir dabei. Kann sogar ein Zimmer bei ihr als Büro und den Rover einige Zeit als Firmenwagen benutzen.«

»Büro bei Claudi … ha, … haaa, wenn du vögeln arbeiten nennst, mache ich gern sofort bei dir mit, … ha, haa, haaaa.«

»Nee, im ernst Fred, müsste langsam wieder etwas zu Kohle kommen, ist fast nichts mehr da.«

»Wem erzählst du das, kenn ich sehr gut. Mit meinem Taxijob läuft es zur Zeit auch nicht so besonders.«

»Ach, dachte ich nicht, wenn ich die Massen von Taxis in Leipzig sehe.«

»Das ist es ja! Große Scheiße …«

Diesmal blieb das mir so vertraute ›ha, haa, haaaa‹ aus.

»Hab mir auch ein paar Gedanken gemacht, wie ich zu zusätzlichen Einnahmen komme und das relativ einfach.«

»Erzähl, bin gespannt! Vielleicht ist es ja auch was für mich?«

»Weiß selber noch nicht so richtig, ob ich es machen soll. Hab da einen Stammgast. Hole ihn immer in den teuersten Restaurants von Leipzig ab. Geld scheint für den keine Rolle zu spielen. Immer mindestens ein Fünfer Trinkgeld.«

»… und weiter?«, kam es neugierig von mir.

»Naja, als ich ihm erzählte, dass es mit dem Taxifahren nicht mehr so gut läuft, gestand er mir plötzlich, dass er auch erst seit ein paar Jahren so viel Schotter hat. Will mir helfen, ein echt netter Typ war der da auf einmal. Glaubt man gar nicht, wenn man ihn so sieht. Fragte mich sogar erst letzte Woche, ob ich nicht mit bei ihm einsteigen will.«

»… und wo sollst du einsteigen?«

»In eine Firma, die im Ural eine florierende Goldmine betreibt.«

»Bist du blöd, Fred, da sträuben sich alle Nackenhaare, das stinkt doch nach purer Abzocke!«

»Eben nicht … ha, haa, haaaa, ist alles wahr!« und begeistert knallte mir Fred Unterlagen der Firma und einen Teilhabervertrag auf den Tisch, konnte gerade noch rechtzeitig, bevor dieser Schwachsinn in meinem englischen Frühstück landete, den Teller ruckartig beiseite ziehen.

Interessiert und skeptisch überflog ich diese Unterlagen. Klang wirklich ganz einfach so zu Geld zu kommen. Sah auch alles sehr seriös aus, wie ich aus meinen früheren Erfahrungen mit Verträgen schließen konnte.

»Und wo ist der Haken bei der Sache, den gibt es doch bestimmt?«

»Muss irgendwo 100.000 Euro auftreiben, damit ich einsteigen kann. Aber bereits nach Unterzeichnung des Vertrages gibt es riesige monatliche Ausschüttungen, haste doch gelesen Paul.«

»Woher willst du diese Unsumme nehmen?«

»Meine Mutter hat doch ein kleines Haus am Rande der Stadt … ha, haa, haaaa, die nimmt bestimmt für mich einen Kredit auf, bin doch verwöhntes Einzelkind.«

»Viel Glück Fred, aber pass bitte auf, bitte!!!«

»Na klar Paul, kennst mich doch. Hab noch nie Blödsinn, zumindest in dieser Beziehung gemacht. Wie geht es dir so, haben uns lange nicht gesehen? Hast ja ne echt scharfe Braut mit der Claudi abgesahnt … ha, haa, haaaa!«

»Mit Claudi lief nur am ersten Abend etwas. Jetzt sind wir einfach richtig gute Freunde, helfen uns, wo wir können.«

»Bist du blöd oder kannst du nicht mehr? … ha, haa, haaaa.«

»Wir sind einfach zu verschieden, haben wir schnell gemerkt, trotzdem mögen wir uns sehr und wollen wirklich nur Freunde sein. Haben beide schon genug Stress mit Partnern gehabt.«

Fast musste ich über meine spontane Antwort laut lachen, wir waren beide wirklich sehr verschieden …

»Will endlich etwas Ruhe in mein Leben bringen. Habe in der letzten Zeit richtig Sehnsucht nach einer ganz normalen Beziehung, nicht immer wieder durch fremde Betten vögeln und hinterher nichts als Jammer und Probleme …«

»… solche Worte aus deinem Mund? … ha, … haaa.«

»Irgendwie habe ich mir solche Jammertäler oft selbst gebacken. Am Anfang ist man blind vor Gier und dann folgt schnell der Albtraum …«

»Kenn dich lange genug mein Lieber, ist nichts Neues bei dir.«

»Kann nur lachen, wenn ich an die derzeitigen Wünsche und Träume von meinem Nachbarn Stefan denke, träumt von zwei Frauen auf einmal.«

»Ist doch super, ein Schlaraffenland für jeden richtigen Mann … ha, … haaa!«

»Pass mal auf Fred, ich erzähle dir heute mal eine kleine Geschichte von mir, die kennst sogar du noch nicht. Wollte auch einmal zwei Frauen auf einmal und dachte es ist ganz einfach die Sache durchzuziehen. Bekomme heute noch Magenschmerzen, wenn ich nur daran denke.«

»Machst mich echt neugierig …«

»Kennst du noch Simone, die kleine Blonde, mit der ich kurz vor der Wende mal eine Zeit zusammengelebt hatte?«

»… und ob ich die noch kenne. Eine süße Maus, kann sogar jetzt nur hecheln, wenn ich sie so bildlich vor mir sehe. Allein ihr Arsch! … ha, … haaa. War doch deine erste Liebe, wenn auch nur für kurze Zeit?«

»Liebe, naja, was man so dafür hält. Dachte zumindest am Anfang der Beziehung, es könnte so etwas werden. Aber nach den ersten Wochen wollte Simone keinen Sex mehr. Wenn ich sie fragte, kam dann meistens der Satz, ›kann nicht verstehen, was die Leute so an dieser Rammelei finden …‹ Wir waren einfach zu jung beide, fanden keine Lösung.«

»Hätt ich damals nicht von euch Beiden gedacht, habe immer an das Traumpaar bei euch geglaubt. So kann man sich täuschen … ha, … haaa.«

»Es kam, wie es kommen musste, ich suchte mir den fehlenden Sex heimlich woanders, als ich von Simone in dieser Richtung einfach nichts mehr bekam. Wollte sie auch nicht verlassen und vor allem nicht verletzen, da sie mich angeblich wahnsinnig liebte und ich sonst alles hatte, was ich mit meinen wenigen Erfahrungen für eine perfekte Beziehung hielt. Davon träumte ich doch schon immer …«

»… du Paul?« und Fred kriegte sich vor Lachen fast nicht mehr ein.

»Nach einer Mugge in Berlin wich Pam, die mich beim gesamten Konzert schon förmlich aufgefressen hatte, nicht von mehr von meiner Seite und vergewaltigte mich dann förmlich in ihrer Wohnung. War ein echt heißer Feger meine Pam.«

»Pam … ha, haa, haaaa, im Osten gab es keine Pam. Die hatten alle ganz brave Namen! Glaub ich dir nicht.«

»Die hieß doch nicht wirklich Pam, Fred! Hatte sie doch nur so genannt, weil sie wie die Ostkopie von Pamela, weißt schon, die blonde Baywatch Nixe, aussah.«

»Wow«, Fred starrte mich begeistert an, »kann ja noch viel von dir lernen … ha, … haaa.«

»… ja, und so kam der bewusste Tag, der mich fast irremachte. Um immer öfter bei Pam zu sein, hatte ich Simone erzählt, dass wir in Berlin wahnsinnig viele Auftritte bekommen hätten, weil das letzte Konzert so ein Erfolg war. Als Pam mich an diesem Tage weckte, indem sie auf mir saß und Klein-Paul fast in ihrer Möse ersoff, klingelte es Sturm an der Wohnungstür. Schnell sprang sie von mir runter und eine Tropfenspur dokumentierte ihren Weg zur Tür. Sehr verstört kam sie zu mir zurück und reichte mir ein Telegramm. ›Für Dich …‹, murmelte sie erschrocken.«

»Telegramm, so was gibt es doch gar nicht mehr …«

»War doch kurz vor der Wende, da hatte im Osten fast keiner ein Telefon und von Handys wagte niemand auch nur zu träumen.«

»Stimmt Paul, man vergisst es einfach, ist alles schon so weit weg nach nicht mal zwei Jahrzehnten …«

»Ratlos nahm ich das Telegramm und riss es, schon mit einem recht flauen Gefühl in der Magengegend, auf:«

›Paul, ich hoffe, du hattest eine schöne Nacht. Ich verabschiede mich vom Leben, möchte Euer Glück nicht stören.

Die angeblich von dir geliebte Simone‹

»… woher hatte Simone denn die Adresse von Pam?« kam es fragend von Fred.

»Simone musste Pams Brief gefunden haben, welchen sie mir nach unserer ersten Nacht voller Sehnsucht und mit vielen bildlichen Details geschrieben hatte. Wollte diesen Brief schon oft verschwinden lassen, aber solche Briefe bekommt man selten, sozusagen die schriftliche Bestätigung, was für ein toller Kerl man ist. Merke es dir gut, mein Fred, falls du auch einmal so etwas abziehst, immer sofort alle Spuren vernichten, auch wenn man denkt, sie noch irgendwann stolz seinen Enkeln zeigen zu wollen, … sonst wird es meistens sehr böse irgendwann.«

»Mach ich, aber erzähl weiter«, kam es mittlerweile recht gespannt von Fred.

»Naja, mich plagte mein Gewissen. Ich versuchte Pam zaghaft schmackhaft zu machen, dass ich lieber sofort mal schnell nach Leipzig fahren sollte, um Simone von ihrem Vorhaben abzuhalten. Aber Pam war auf einmal nicht mehr die Baywatch Nixe, sondern eine kreischende Sirene. Pams schrille, fast überschnappende Stimme brachte alles in der Wohnung zum Klingen. ›Wenn du jetzt wegen dieser Schnalle nach Leipzig fährst, drehe ich durch …, du hast sogar einmal gesagt, du willst dich trennen …, du Scheißkerl …‹ und ähnlich liebevolle Sachen versuchte ich in diesem Moment zu verarbeiten. Aber ich musste nach Leipzig, machte mir auf einmal ernsthaft Sorgen. Simone hatte, auch aus viel banaleren Anlässen heraus, und ohne dass eine andere Frau im Spiel war, immer mal wieder ihre Selbstmordgedanken geäußert. Mich von der kreischenden Pam losreißend rannte ich schnell zu meinem Auto.«

»Der gelbe Wartburg, den nur noch der Rost zusammenhielt, ha … haaa, sehe die Rostlaube noch vor mir.«

»Ja, genau der. Aber er fuhr wenigstens für damalige Verhältnisse sehr schnell. Was mich in Leipzig erwartete, übertraf all meine Ahnungen, die mich während der gesamten Fahrt plagten. Simone saß halbnackt in der Mitte unseres Zimmers und aus ihrer linken Armbeuge ragte eine Spritze. Schnell rannte ich zu ihr und meine Beine waren auf einmal wie Gummi, Simone machte ernst! Die Spritze war mit Luft gefüllt und steckte in der Armbeuge in einer Vene …«

»… die wusste wie’s geht, war Simone nicht irgendwie im Altenpflegebereich unterwegs?«

»Ja und deshalb hatten wir auch eines der wenigen Telefone im Osten, was ich nach zwei Stunden trösten und gutem Zureden mit Schrecken feststellen musste!«

»Wieso?« Freds Augen wurden immer größer und auch sein ›… ha, … haaa‹ war nicht zu vernehmen.

»Als ich Simone nach zwei Stunden endlich soweit beruhigt hatte, dass ich ihr die Spritze entfernen konnte und sie zur weiteren Beruhigung streichelnd im Arm hielt, schrillte dieses besagte Telefon endlos. Schon beim Abheben hörte ich das laute Schluchzen, und als der Hörer mein Ohr erreichte, erstarrte ich schon wieder an diesem Tag. Es war Pam. ›… schluchzzz …, mein Paaauul …, schluchzzz …, ich bin heute sogar das erste Mal in meinem Leben ungeschminkt auf die Straße gegangen … schluchzzz …, stehe hier vor allen Leuten in einer Telefonzelle schluchzzz …, wenn du nicht sofort zu mir zurück kommst, springe ich vom Balkon …‹ Mit einem nochmals verstärkten ›schluchzzzz‹ und einem ohrenbetäubenden Knall landete der Telefonhörer in Berlin auf der Hörergabel, die diesen Kraftakt bestimmt nicht überlebt hat.«

»… und wo wohnte deine Pam, hoffentlich im Erdgeschoss, … ha, … haaa.«

»… in der 11. Etage eines Plattenbaus!«

Freds Unterkiefer klappte nach unten.

»Mit tausend Versicherungen, dass ich sofort wieder zurückkomme, wenn ich Pam beruhigt hätte, düste ich zurück nach Berlin. Zum Glück waren damals die Straßen noch leerer als heute.«

»Stimmt, war viel einfacher zu fahren, wenn auch viel holpriger … ha, haaa.«

»Pass auf Fred, kaum hatte ich Pam soweit beruhigt, dass sie von ihrem Sprung vom Balkon abgelenkt war, klingelt es wieder Sturm an ihrer Wohnungstür.«

»Dreimal darf ich raten …, Telegramm?!« kam es sehr mitfühlend von Fred.

»Ja, und ungefähr mit diesem Inhalt:«

›Paul, wo bleibst du? Betrügst du mich schon wieder? Ich mache ernst, wenn du nicht sofort hier bist!!!‹

»Dachte Simone, du kannst fliegen? Eine Fahrt von Leipzig nach Berlin dauerte doch damals fast drei Stunden.«

»… wusste damals auch nicht, wie sie sich das so vorstellte. Jedenfalls wiederholte sich dieser Psychoterror noch einmal an diesem Tag. Kam mir vor wie bei Hase und Igel. Ich sah aus, wie mein eigener Leichnam. Der krönende Abschluss war, dass mich auf der letzten Fahrt nach Berlin die Bullen anhielten. Sie hielten mich für einen vermeintlichen Republikflüchtling, als sie mich aufgeregt und schweißüberströmt hinter dem Lenkrad erblicken. Etwas Gutes hatte diese Sache aber auch, konnte wenigstens in meiner Zelle während der zweitätigen Verhöre etwas schlafen.«

»Wie ging die Geschichte aus, ist ja kaum zu glauben, Paul?«

»Sie leben beide noch, zum Glück. Als sich ihre Verzweiflung etwas gelegt hatte, haben mich beide fast gleichzeitig vor die Tür gesetzt. Glücklicherweise ist es ja meistens so, wer laut mit Selbstmord droht, verwendet es nur als Erpressung, macht es aber nicht. Wenn ich damals schon gewusst hätte, wie wahr dieser oft zitierte Satz sein sollte, wäre mein späteres Leben garantiert anders verlaufen. Von Simone werde ich immer ein Andenken besitzen« und ich zeigte auf meine Narbe an der Stirn.

»… das ist von Simone, habe die Narbe schon oft gesehen, dachte immer es wäre ein kleiner Unfall, bist ja nicht der Geschickteste … ha, … haaa.«

»Als ich nach meiner Entlassung mein Zimmer bei Simone betrat, ging der Albtraum weiter. Alle meine Möbel, Klamotten und sonstigen Gegenstände waren in der Mitte des Zimmers wie zu einem Scheiterhaufen gestapelt. Auf die Spitze des Haufens hatte sie einen Besen gesteckt und ihn mit dem von ihr so gehassten roten Kleid versehen, welches sie, vermutlich wutentbrannt, noch mit einer Schere verschönert hatte.

Dieses Kleid war natürlich ein Geschenk von mir gewesen. Sie hatte es nie getragen, mit der Begründung, solch sexy Fummel nicht zu brauchen. Kaum saß ich auf dem Scheiterhaufen, eine andere Möglichkeit war in dem Zimmer ja nicht mehr zu finden, wurde die Tür aufgerissen.

›Habe etwas vergessen … duuu Drecksack …‹, schrie Simone und der große schwere Kuchenteller meiner Großmutter schoss wie ein Ufo direkt an meine Stirn.«

»Einfach unglaublich deine Story, soll mir eine Warnung sein, es auch mit zwei Frauen auf einmal treiben zu wollen … ha, … haaa.«

»Immer wenn ich es erzähle, schütteln alle nur mit dem Kopf. Ist aber wirklich passiert dieser Albtraum. Hinterher hatte ich noch jahrelang Magenschmerzen.«

»Richtig so … ha, … haaa, … haaaa! Muss jetzt aber los, meine Reha-Fahrgäste wollen zu ihrer Wassergymnastik.«

»Muss auch los Fred, will in mein neues Büro, alles für den Ernstfall vorbereiten. Lass deine Fahrgäste nicht warten, ich bezahl für dich mit. Habe von Claudi einen Vorschuss für ihre gewünschten Arbeiten bekommen.«

»Bis bald mal, Paul.«

»Is ja nisch zu glauben, was du so gedrieben hast, mei Paul« kam es auf einmal von Claus.

Erst jetzt bemerkte ich, dass das kleine Café recht leer geworden war und Claus hinterm Tresen bestimmt viel von meiner Erzählung mitbekommen hatte.

»Da häd ich dir damals lieber Gamillendee bringen sollen und geen Bier«, grinste Claus.

»Ja, wär vielleicht besser gewesen, aber jetzt kommen hoffentlich wieder bessere Zeiten, tschüss Claus.«

Lust und Liebe dann kam das Leben

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