Читать книгу Lust und Liebe dann kam das Leben - Peter Nimsch - Страница 7

12. OKTOBER

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»Los, komm endlich!« drängelte Fred. »Heulen kannst du morgen. Im Pub gleich nebenan, meinem Lieblingspub auf der Karli, steigt seit zwei Stunden eine ganz, ganz coole Party.«

›Habe aber erst vor Kurzem ganz toll geheult …‹, dachte ich innerlich grinsend. ›Musste erst mal so hinkriegen, mein lieber Dicker‹, fügte ich noch im Stillen leicht triumphierend hinzu.

Fred hatte nicht zu viel von der Karli versprochen. Ich war einfach während meiner Zeit mit Anja viel zu wenig im Leipziger Süden gewesen. Es ist kurz nach Mitternacht und auf dieser Straße ist eigentlich überall Party, als ob es kein Morgen gibt. Und das alles vor meiner Höhle, davon können andere nur träumen. Zwei Minuten später saßen wir, gleich gegenüber von meiner Haustür, in Freds Lieblingspub.

Am Tresen bunt gemischtes Publikum, Studenten über Studenten, so vermutete ich, als sich meine Augen an das Dämmerlicht und die mit Rauchschwaden geschwängerten Sauerstoffreste gewöhnt hatten, aber auch unsere ›Semester‹ sind zahlreich vertreten, stellte ich erleichtert fest.

»Zwei Kilkenny, Judith!«, rief Fred einer Fee aus ›Tausend und einer Nacht‹ hinter dem Tresen zu. »Mensch, ist ja peinlich mit dir«, flüstert Fred, »… glotz die nicht so an!«.

Erst jetzt merkte ich, wie ich mit starrem Blick Judith anstaunte.

»Ich nenne sie heimlich die Katze«, flüsterte Fred, »sieh nur diese grüngelben Augen, die gibt es auf der ganzen Karli nur einmal.«

Die Katze, wie sie auch bei mir nach einem Blick in ihre Augen sofort hieß, schob uns lächelnd die zwei Kilkenny rüber und nahm eilig die nächsten Bestellungen entgegen.

»Prost …, aber nun sag mal, was war denn eigentlich bei euch los? Dachte immer, du hättest endlich auch mal einen Hafen gefunden.«

Ratlos starrte ich Fred an und wusste gar nicht, wo ich beginnen sollte. Viele Splitter aus meiner Anja-Zeit, die mir schon seit den letzten Stunden im Kopf rumgingen, wollten alle auf einmal auf meine Zunge.

»Naja … ich überlege auch schon die ganze Zeit, was der Grund für meinen heutigen Weltuntergang war, bekomme es aber einfach nicht hin. Vermute, nach den heutigen tollen Bemerkungen von Anja, die sie mir durch den Türspalt grinsend zu säuselte, dass ich ihre Erwartungen nicht erfüllen konnte.«

»Erwartungen?«, fragte Fred staunend zurück, »Was denn für Erwartungen?«

»Na …, die … die Erwartungen eben«, kam es verschämt und stockend aus meinem Mund. »Nun hab dich nicht so.«

Krampfhaft überlegte ich, ob ich Fred eine Beichte abliefern sollte, er ist ja mein ältester und vertrautester Freund, eigentlich weiß ich auch alles von ihm, und so öffneten sich endlich meine Lippen und ganz leise, damit es auch ja niemand hörte, sagte ich: »… na, so das Eine eben …«, nochmals überlegend, ob ich es wagen kann, »… der Sex.«

»Bei dir??? … der Sex?«, Fred verstand die Welt nicht mehr.

»Naja, Anja sagte, oder ich vermute sie so verstanden zu haben, sie sei nicht glücklich, wenn es nur Blümchensex und manchmal etwas mehr gäbe. Aber ich habe doch momentan auch eine schwere Zeit, mit den Auftritten läuft es einfach nicht mehr so, bin laufend unterwegs …, Bandproben und immer auf der Suche nach Muggen, also irgendwas, was ein bissel Kohle einbringt. Ich war einfach immer kaputt. Wir hatten die letzten Monate fast gar keinen Sex mehr, hatte auch keine so richtige Lust auf Anja, irgendwas ist zu Bruch gegangen zwischen uns … einfach still und leise …«

»… Mensch, du kannst einem ja echt leidtun!«

»Und zum Abschalten von den sinnlosen Bemühungen mehr Muggen zu bekommen und den ganzen Beziehungsproblemen habe ich dann oft meine tollen Ballerspiele im Computer gespielt, war echt süchtig danach«, beichtete ich weiter. »Anja war oft stinksauer, selbst wenn sie sich ganz zärtlich nur mit Slip und Strapsen bekleidet auf meinen Schoß setzte, wenn ich gerade spielte …«, sagte ich vollkommen in Gedanken versunken an die vergangene Zeit. »… war ich ganz abwesend, vom Spiel gefesselt, schaute Anja oft gar nicht richtig an und faselte was von nur noch zehn Minuten, dann habe ich gewonnen …, aus den zehn Minuten wurden oft Stunden …«

»Aber dann war es von ihr auch nicht DIE Liebe!«, versuchte mich Fred zu trösten.

»… und du weißt doch, wie ich aufgewachsen bin, bei zwei Frauen, Mutter und Schwester, da war das Thema Sex und alles, was auch nur im Entferntesten damit zu tun hatte, einfach tabu und ich bin bis heute noch oft so verdammt schüchtern und unerfahren in vielen Dingen.«

Freds Augen wurden immer größer und ich versank fast vor Scham, aber irgendwie wollte ich vieles loswerden, was mich schon oft belastet hatte. ›Und viel schlimmer kann es ja heute wirklich nicht mehr werden‹, glaubte ich zumindest noch in diesem Augenblick.

»… und außerdem poppt sich Anja gerade die Seele aus dem Leib, mit einem äußerst potenten Typ, in unserer, besser gesagt: meiner ehemaligen Wohnung. Sie versucht nun krampfhaft, alles, was sie in den letzten Monaten mit mir verpasst zu haben glaubt, in wenigen Stunden nachzuholen. Musste das ganze, von Anja vermisste Sexleben, zum Teil mit anhören, als ich eine gefühlte Ewigkeit auf dich gewartet habe.«

»Komm, Prost Paul, der Abend oder …«, nach einem Blick auf die Uhr, »eher der Morgen, kann nur besser werden.«

Die Katze reichte uns ständig neue Kilkenny … ›Hatten wir überhaupt bestellt?‹ … nach dem vierten Bier kannte Fred fast meine ganze Beziehungskiste der letzten zwei Jahre.

»Komm Alter, mach die Augen auf, vergiss die Tante, war zwar ein heißer Feger, wie ich so raus höre, aber das ist nicht alles, gibt auch andere, du hast was Besseres verdient!« Mit solchen oder ähnlichen Sätzen versuchte mich Fred liebevoll aufzubauen. Aber in meinem Kopf war immer noch Achterbahn angesagt, angefangen von Frust, Hass, Enttäuschung, verschmähter Liebe, Nachtrauern vieler verpasster heißer Gelegenheiten bis hin zu Verachtung. Alle Berge und Täler einer solchen Fahrt machten meine Gehirnwindungen gerade mit.

Als wir uns nach einem weiteren Kilkenny gerade zum Gehen entschlossen hatten, denn Fred musste morgen früh wieder mit seinem Taxi Leipzig erobern, öffnete sich sehr energisch die Eingangstür. Gemeinsam mit dem Geräusch der ersten wieder verkehrenden Straßenbahn des neuen Tages und begleitet vom Heulen der Sirenen eines Rettungswagens betrat eine Lady den Pub.

Wie im Gleichklang bewegten sich die Köpfe aller männlichen Gäste hin zu ihr, oder treffender gesagt zu dieser Erscheinung. Ihre Aura brachte nicht nur alle Gläser im nächtlichen Pub zum Klingen. Neugierig schaute sie sich im Raum um, als suche sie jemanden. Immer wieder glitten ihre Augen über die Gäste, aber sie schien die gesuchte Person nicht finden zu können. Wie in Zeitlupe setzte meine linke Hand das leere Bierglas auf den Tresen, hob sich, bestimmt angefeuert durch fünf Kilkenny und zeigte einladend auf den freien Barhocker neben mir. Ich konnte meinen Mut selbst nicht fassen und ein kurzer Blick zu Fred zeigte mir nur sein grinsendes Gesicht. Ich versuchte sie anzulächeln, was mir bestimmt nicht so gut gelang, da mein Verstand meinen Mut nicht begreifen wollte.

Als die Erscheinung sanft zu mir zurücklächelte, bekam mein offener Mund heute zum zweiten Mal Erstarrungszustände, die sich aber diesmal zum Glück schneller wieder lockerten. ›Was passiert hier?‹ Ich konnte nicht fassen, was da mit blonden langen Haaren, Beinen bis zum Himmel und einem Rock, der eigentlich mehr ein schmaler Gürtel war, immer näher kam.

An den Spuren, die ihre High-Heel-Absätze auf der Karli selbst in den harten Granitplatten hinterlassen haben mussten, konnte man bestimmt den Weg ihrer letzten Stunden verfolgen. Als sie mir fast schon gegenüberstand, konnte ich dank der langsam dünner werdenden Rauchwand zwischen uns auch Brüste erkennen, die in jedem ›Wünsch-dir-was-Quiz‹ den ersten Platz mit Abstand erreicht hätten. Unter ihrer Bluse trug sie nichts, und ich erahnte Brustwarzen von ungeahnter Größe, deren leicht erigierte Spitzen sich sanft im seidigen Blusenstoff abzeichneten …

… mein Atem ging in Hecheln über, im ganzen Pub waren mittlerweile sämtliche – also auch die weiblichen – Blicke nur noch auf SIE gerichtet, die Zeit blieb stehen und aus ihren Mund kamen mit einer leicht angerauten, sehr erotischen Stimme nur diese vier Worte; »… ist hier noch frei? …«

Wenn ich nicht im selben Moment Freds aufmunternden und bestimmt bewundernd gemeinten heftigen Hieb in meiner rechten Seite verspürt hätte, hätte ich bestimmt nichts herausgebracht.

»… jaaaa …«, lallte ich nur dämlich.

Langsam wandten sich die Blicke der anderen Gäste wieder von der Erscheinung ab. Aus dem ersten Kampf war ich offensichtlich als Sieger hervorgegangen. Zum Glück halfen mir Fred und Klein- Paul, dessen freudiges Zucken ich plötzlich verspürte, mich aus meiner Erstarrung zu befreien.

Ganz locker kam es aus Freds Mund, »Hi, darf ich vorstellen, das ist mein bester Kumpel Paul und ich bin der Fred.«

»Claudia, aber sagt einfach Claudi zu mir«, kam es gehaucht zurück. »War hier eigentlich vor einer Stunde mit einem Typen verabredet, aber irgendwie habe ich die Zeit verrammelt. Habe es nicht so mit der Pünktlichkeit …«

Jetzt erinnerte ich mich auch an den auffallend gut aussehenden Typen, für mich ein richtig doofer Schönling, der die ganze Zeit ein paar Hocker weiter am Tresen gesessen und ganz oft auf seine Uhr geschaut, aber irgendwann den Pub wieder verlassen hatte.

»War das so ein gutaussehender Typ, halblange schwarze Haare, Designerbrille und ausgefallene Klamotten, mit dem du verabredest warst? Der sah aus, als wenn er ganz leicht geschminkt war, irgendwie anders als die glatten Typen, die nachts auf Beutesuche durch die Kneipen tigern…«, kamen erste Worte, während sich meine Erstarrung langsam weiter zu lösen begann, über meine Lippen.

»Der saß vor einer Stunde noch hier am Tresen, ist dann aber verschwunden.«

»Kann er gewesen sein«, hauchte Claudi zurück, »Aber wer nicht auf mich warten kann, hat mich auch nicht verdient! – Und was machst du hier? Fred kenne ich flüchtig vom Sehen, aber dich habe ich hier noch nie gesehen.«

»Bin seit langem mal wieder im Süden von Leipzig unterwegs, coole Gegend ist die Karli geworden«, kam es nun schon wieder etwas normaler von mir zurück.

»War heute ein nicht so schöner Tag für mich …«

Fred stieg gleich ein: »Musste mich ein bissel um meinen besten Kumpel kümmern, für ihn fängt heute ein neues Leben an.«

»Neues Leben …«, hauchte Claudi, »… habe ich auch schon oft versucht, aber irgendwann habe ich mit dem Zählen aufgehört …«

»Auch schon so viel Pech gehabt wie ich? Haha … haha …«, kam es von Fred. »Davon kann ich ein Lied singen. Aber bei Paul hat es mich heute total überrascht, ist einfach so vor wenigen Stunden vor die Tür gesetzt worden. Den müssen wir ein bissel aufbauen.«

»Ach du Armer!«, hauchte Claudi. »Komm, ich lad dich zu einem Wein ein.« Wein nach fünf Kilkenny konnte nichts Gutes bedeuten, aber wer lehnt schon eine Einladung von einer ›Erscheinung‹ ab?

»Zwei Gläser trockenen Rotwein!«, rief Claudi der Katze mit ihrer wahnsinnig erotischen, rauchigen Stimme zu. »Trocken, wie immer … Trinkst doch trocken, oder?«

»Jaaa …«, brachte ich wieder mal nur heraus, und Claudi glitt elegant vom Hocker. »Muss mal schnell für kleine Königskinder …«, flüsterte sie mir zu, »… bis gleich.«

Wieder knallte Freds Ellenbogen in meine inzwischen schon bestimmt dunkelblau angelaufene rechte Seite. Und seinen Mund zu meinem Ohr drehend, flüsterte er »Eh Alter, alles wird gut, sagst du doch immer, und wenn ich so sehe, was hier gerade zum Pinkeln durch meinen Lieblingspub schwebt, glaube ich auch langsam dran. Werde mich mal still und heimlich vom Acker machen, muss morgen, ach du scheiße, heute, bald wieder raus und du hast ein bissel Glück verdient.

Aber das nächste Mal bin ich dran, okay!?« Mit dem hoffentlich letzten Stoß in meine rechte Seite hievte sich Fred von seinem Hocker und stapfte zur Tür. Beim Rausgehen grinste er mich aufmunternd an und hielt die Faust mit rausgestrecktem Daumen in meine Richtung. Mit einem lauten Knall fiel die Tür zu und ich saß mit fünf Kilkenny im Bauch und Klein-Paul im Schlepptau ganz allein am Tresen. ›Zum Glück nur fünf Kilkenny…‹, dachte ich erleichtert, war aber trotzdem wahnsinnig nervös, denn die Rückkehr der Erscheinung konnte nicht mehr lange dauern. Ich hatte ja seit Längerem nicht mehr mit fremden heißen Erscheinungen rumgemacht, mir fehlte hier nach zwei Anja-Jahren einfach ein wenig die Routine.

Von neidischen Blicken verfolgt, schwebte die Erscheinung mir wieder entgegen und schwang sich elegant auf ihren Barhocker. Kurz blitzten dabei die Ansätze von Strapsen unter ihrem Rockversuch hervor und Klein-Paul kriegte sich fast nicht mehr ein.

›Wenn der Tag X+1 was bringen soll, dann benimm dich!‹, raunze ich nach unten. ›Was soll denn die Erscheinung denken, wenn enge Jeans nach einem belanglosen Gespräch eine Erhebung in der Leistengegend besitzen?‹

»Wo ist denn Fred, dein Kumpel?«, hauchte Claudi mir fragend entgegen, nachdem sie sich erfolgreich auf dem Barhocker drapiert hatte.

»Muss morgen, besser gesagt heute, früh raus, ist doch Taxifahrer.«

»… Der Arme, aber wir trinken noch einen zusammen?«, kam es fast ein wenig bettelnd aus Claudis süßem Mund.

»Na klar, hab nichts vor und kann morgen auspennen«, erwiderte ich nun schon etwas sicherer. ›Bin Musiker‹, fügte ich spontan hinzu, um mein erwachendes Selbstbewusstsein gleich noch etwas zu stärken. Musiker kommt immer gut, das wusste ich noch von alten Zeiten.

Es klappte auch diesmal!

»Wow!«, hauchte Claudi cool »Und mit deinem Aussehen musst du bestimmt nach der Mugge Nummern vergeben …«, kam es süß lächelnd zurück.

›… ist das ernst oder will die Erscheinung nur mit mir spielen?‹ Mein Selbstbewusstsein wusste nicht so recht etwas damit anzufangen.

»So schlimm ist es auch nicht«, versuchte ich zu relativieren, »aber ich kann nicht klagen«, log ich ein wenig. Die Erscheinung musste ja nicht wissen, dass musikalisch fast nichts mehr lief und wenn Mugge war, fast immer nur dieselben Bekannten kamen und für mich nichts Appetitliches mehr dabei war. Im Laufe der Jahre kannte man seine immer weniger werdenden Fans und ihre verschlungenen, komplizierten Lebenswege. Aber das brauchte ja die Erscheinung nicht gleich alles zu wissen, heute war ich einfach Musiker! Ein Musiker ganz nach ihren etwas naiven Vorstellungen.

»Dein Kumpel Fred meinte, du bist gerade frisch bei deiner Braut rausgeflogen?«, hauchte Claudi mir zuckersüß entgegen. »Was war denn los?«

›Was ist das? Spinne ich oder träume ich gerade?‹, als sich bei diesen gehauchten Worten der rechte Oberschenkel von Claudi sanft an meinem linken rieb.

Mein Herzschlag beschleunigte sich unaufhaltsam, Klein-Paul machte einen freudigen Salto und meine Augen konnten sich nicht von diesem Wünsch-dir-was-Busen abwenden. Was sollte ich Claudi beichten? Dass ich den Erwartungen von Anja nicht entsprochen hatte, dass ich eine – zumindest nach Anjas Einschätzung – Nullnummer in Sachen Sex war, dass ich lieber Männlein abschoss als Anja? Ne, dass würde nach hinten los gehen. Langsam tauchten Erinnerungen in meinem zum Glück nicht allzu sehr vom Kilkenny vernebelten Gehirn auf, dass eine Mitleidsnummer bei manchen Frauen schon immer gut angekommen war. Und so erzählte ich heute mein Schicksal, meinen Erlebnisbericht der letzten zwei Jahre, in einer schnell in Gedanken umgeschriebenen Fassung, zum zweiten Mal. Also die Mitleidsnummer, das konnte ich schon immer gut …

Große Liebe …, immer für sie da gewesen …, nichts geahnt …, zwei Jahre nichts mit Groupies nach den Muggen angefangen und ähnliches. Und als ich gestern Abend nach Hause kam, war so ein scheiß Typ auf einmal bei uns in der Wohnung und meine Möbel und Klamotten standen vor der Wohnungstür …, ich wurde einfach abserviert. Jetzt wohne ich hier – habe ja liebe Kumpel, die mir sofort weitergeholfen hatten – in einer Höhle, die mal wieder Wohnung werden könnte, und muss die kommende Nacht, besser gesagt die kommenden Nächte auf einer hornalten Campingliege verbringen …

›Wow, das ging ja besser als erwartet!‹ Die Augen von Claudi blickten immer mitfühlender in meine und ihr Oberschenkel drückte sich immer fester an meinen.

›Ich kann es doch noch ein bisschen‹, ging es mir bestätigend durch den Kopf, als sich zu dem drückenden Oberschenkel von Claudi auch noch ihre Hand auf mein linkes Bein legte. Zum Glück befand sich Klein-Paul im rechten Hosenbein, sodass sie nicht sofort seine freudige, aber für mich zu diesem Zeitpunkt noch peinliche Schwellung fand.

»Komm, wir trinken noch ein Glas, du tust mir echt leid!«, hauchte die Erscheinung in mein Ohr.

›Bin ich im Märchenland oder bin ich in einem gemütlichen Pub?‹, konnte ich gerade noch denken, als sich die Hand von Claudi fester auf meinem rechten Oberschenkel bemerkbar machte.

›Hab ja nichts zu verlieren‹, dachte ich und stieg in das Spiel ein. Langsam bewegte ich nun meine linke Hand Richtung Claudis Knie und parkte sie dort. Aber statt der von mir erwarteten Zurückweisung wanderte Claudis Hand auf meinem Oberschenkel langsam höher und die steifen Brustwarzen vom Wünsch-dir-was-Busen zerstachen fast die dünne Bluse, wie ich naiv befürchtete.

Mittlerweile war es bestimmt schon früh am Morgen, denn wir waren fast allein im Pub. Die Katze machte die Abrechnung und das restliche Publikum war mit sich beschäftigt.

Das breite Tresenbrett bedeckte unsere tastenden Hände und in dieser Sicherheit drückte meine linke Hand nun auch etwas fester und mutiger Claudis rechten Oberschenkel. Mit den Fingern rieb ich sanft über viel Haut, die sich mir durch die großen Maschen ihrer Netzstrumpfhose entgegen wölbte.

Claudis Atem ging etwas schneller und leise drang es mit ihrer sexy-rauchigen Stimme in mein Ohr, »Warum so zaghaft?«

Ihre Hand wanderte immer weiter Richtung der nicht mehr zu übersehenden Beule in meiner Jeans und ihre vollen Lippen öffneten sich erneut einen kleinen Spalt und heraus hauchte sie nur drei Worte, »… ich will dich!«

Lippen, die vor einer Stunde noch unerreichbar für mich waren, drückten meine, unsere Münder öffneten sich fast gleichzeitig und unsere Zungen machten eine erste heiße Bekanntschaft.

»Mehr … mehr …«, hauchte Claudi, sich wohlig an meinem Oberschenkel reibend. Meine Finger wanderten langsam weiter Richtung Gürtelversuch und streichelten dabei immer selbstbewusster die nur mit den großmaschigen Netzstrümpfen bedeckte nackte Haut an den nicht enden wollenden langen Beinen. Mir verging fast Hören und Sehen. ›So etwas gibt es doch nur im Kino!‹, dachte ich. Etwas beschämt erinnerte ich mich an mein Spiegelbild im Erb-Oma-Spiegel, als ich die muskulösen Oberschenkel von Claudi rieb und sie mich, fast etwas zu kraftvoll, mit ihrem rechten Arm an sich drückte.

Noch ganz damit beschäftigt, ob ich im Kino oder im Märchenland oder wirklich in einem ganz normalen Pub war, merkte ich, wie Claudis rechte Hand sehr geschickt den Reißverschluss meiner Jeans öffnete.

Meine Augen blickten erschrocken im Gastraum umher, ob die anderen Gäste dies mitbekamen …

»Bleib ruhig!«, stöhnte Claudi in mein Ohr. »Wir sind schon fast ganz allein hier und in dieser dunklen Ecke vom Tresen bekommt es niemand mit.«

Diese Worte beruhigten mich ein wenig. Im Gegensatz zu Klein- Paul, der Claudi freudig entgegensprang, nachdem sie den Bund von meinem Slip nach unten gezogen hatte. Ich erkannte ihn nicht wieder, war es dieser Klein-Paul, der sich noch vor wenigen Stunden zitternd und fast nicht mehr zu spüren hinter mir versteckt hatte?

Damit uns auch auf keinen Fall jemand sehen konnte, zog ich Claudi mit meiner anderen freien Hand näher an mich. Auch hier spürte ich durch den dünnen Blusenärmel gut trainierte, feste Muskeln. Wenn ich so an meinen vor kurzem begutachteten Body dachte, wurde ich immer kleiner und Klein-Paul dafür immer größer. Okay, er sollte seinen Willen bekommen, wir waren uns mal wieder einig, stellte ich mit einem erneuten Blick auf Claudis Wünsch-dir-was-Busen zufrieden fest.

Claudis Finger drückten und kneten sanft die Spitze meines harten Schwanzes und zogen gleichzeitig die Vorhaut zurück. Der Zeigefinger, der dabei mehrmals in ihrem wahnsinnigen Mund verschwand, rieb sanft und zärtlich den Rand an der Eichel. Scharf wie lange nicht mehr saß ich wie versteinert da und klammerte mich an mein Weinglas. Meine andere Hand wagte sich an Claudis Schenkel nicht mehr weiter, weil ich Angst hatte, gleich zu explodieren. Sie ließ sich davon nicht stören, ihre Finger rieben und drückten immer fester.

»… Möch … möchtest du … noch … ahhh … etwas trinken?«, kam es mit belegter Stimme über meine Lippen, damit ich auf andere Gedanken kam.

»Hab was viel Besseres …«, hauchte Claudi zurück, »… dein geiler Schwanz spuckt doch schon vor Vorfreude die ersten Tropfen …« Kaum hatten diese Worte ihren Mund mit diesen wahnsinnigen Lippen verlassen, steckte Claudi schon jeden Finger ihrer rechten Hand einzeln hinein und leckte sie genussvoll ab.

Wie sollte das weitergehen, noch wenige Minuten und ich hätte ein richtiges Problem: Nasse und klebrige Jeans und die auf Hochglanz polierte Edelstahlwand vom Tresen hätte ein sehr kreatives Spritzmuster.

»Ich will dich spüren!«, stöhnte Claudi und zerrte mich fast vom Barhocker.

Ich konnte der Katze gerade noch einen 50 Euro Schein über den Tresen schieben und meine Jacke greifen, die ich sofort, wie unbeabsichtigt, vor meinen Unterleib presste. In die Jeans hätte ich das Körperteil, welches jetzt daraus hervorragte, nur noch unter Protesten und Schmerzen zwängen können. Wie im Delirium gelangte ich aus dem Pub. Claudi zerrte mich energisch zur Fahrbahn, wo sie von Weitem schon ein leuchtendes Taxischild auf einem sich nähernden Auto gesehen hatte. In ihrer vollen Größe auf die Karli springend und dem Taxi zuwinkend, brachte sie dieses mit kreischenden Bremsen neben uns zum Halten. Claudi riss die Tür auf und stieß mich förmlich hinein. Da wir hier fast allein waren, konnte ich schon wieder innerlich grinsen und etwas Vorfreude genießen. ›So sieht also eine Vergewaltigung von einem Mann aus …?‹ Langsam konnte ich, da wir ja den Pub verlassen hatten und ich keine Blicke mehr fürchten musste, Spaß an der Sache finden. Noch immer hielt ich krampfhaft meine Jacke gegen meinen Unterleib gepresst. »Friederikenstraße, gleich vorn links …«, hauchte Claudi dem Taxifahrer zu und gleichzeitig spürte ich wieder ihre Hand unter meiner Jacke, wo sich mein Schwanz ihr freudig entgegenstreckte. ›Nicht mal die blöde Frage - zu mir oder zu dir? - muss ich heute stellen!‹, bemerkte ich hocherfreut.

Im morgendlichen Dämmerlicht fuhren wir die Karli Richtung Süden. Da der Fahrer sich auf den beginnenden Berufsverkehr konzentrieren musste, wurde auch ich etwas mutiger. Während sich Claudis Hand nahezu zwischen meinen Beinen festkrallte und ihr Verwöhnprogramm dort fortsetzte, wanderte meine rechte Hand langsam höher und höher entlang ihres Schenkels. Der Versuch von einem Rock war mittlerweile kein Hindernis mehr, da er sich beim Einsteigen in das Taxi weit nach oben verschoben hatte.

Obwohl Claudis Hand mich herrlich verwöhnte, war für meine Hand kurz vor dem Paradies Schluss.

Immer wieder versuchte ich es, aber ihre Schenkel pressten sich zusammen.

»… Warte, … warte …«, stöhnte Claudi in mein Ohr, »… gleich sind wir da! Ich will es heute etwas romantisch.«

Langsam zog sie die Hand unter meiner Jacke hervor, verstaute meinen Schwanz mühselig an seinem vorgesehenen Platz und leckte sich danach genüsslich die Finger.

Vor einem zurückgesetzten Haus mit einem großen Vorgarten bremste das Taxi.

»Mir sin globe da meene Durddeldauben …«, sächselte der Fahrer dümmlich nach hinten. Hatte wohl doch zu oft in den Rückspiegel geschaut. »Machd genau zwanzsch Euro«, ging es im tiefsten Sächsisch weiter.

Da ich ja wie immer Kavalier sein wollte, zog ich traurig meinen vorletzten Zwanziger aus der Jeanstasche und reichte ihn dem Fahrer.

»… en scheen Morschen noch …«, grinste er blöde zurück.

Claudi flüsterte »Scheiß Typ!« in mein Ohr und reckte beim Aussteigen dem Taxifahrer den Stinkefinger entgegen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er darauf und fuhr schnell davon.

»Komm …!«, hauchte Claudi und zog mich zur Eingangstür des Vorgartens, vor dem wir gehalten hatten.

»Mein kleines Himmelreich …«, kam es von ihr mit Blick auf ein tolles, altes Einfamilienhaus und wir schritten eng umschlungen darauf zu.

Im Gegensatz zu meinen anderen bisherigen Freundinnen wühlte Claudi nicht stundenlang in ihrer Handtasche. Schnell zog sie einen großen, alten Schlüssel daraus hervor, welcher eigentlich nur zu diesem tollen Haus gehören konnte, steckte ihn siegessicher in das Schloss und öffnete die Haustür. Mich bei der Hand fassend zog sie mich energisch hinein und verschloss die Tür. Meine Augen glaubten nicht recht daran, was sie hier sahen, da dieses Kontrastprogramm zu meiner Höhle zu extrem war. Wir standen in einem großen Flur, der an einer großen, weit geöffneten Doppeltür endete. Mich durch den sehr geschmackvoll eingerichteten Flur bugsierend, erreichten wir Hand in Hand die Doppeltür, hinter der sich ein riesiger Raum erstreckte. Durch die großen Fenster konnte ich im Garten einen prächtigen Pool erkennen, in dem sich die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne spiegelten. Vor den Fenstern dieser ›Halle‹ stand ein großes, rundes Bett, auf dem ich etwas unsanft landete, da sich meine Beine in einer herumliegenden Federboa verstrickt hatten.

»Willkommen in meinem kleinen Himmelreich!«, hauchte Claudia sanft lächelnd zu mir herunter. »Da liegst du ja genau richtig …«, lächelte sie zärtlich und setzte sich neben mich. »Meine kleine Spielwiese …« und schon schlangen sich ihre Arme um mich.

Mein Mund suchte den ihren, unsere Zungen fanden sich und vollführten minutenlang wahre Tangotänze miteinander. Ihre Hände waren überall gleichzeitig und rissen mir fast die Sachen vom Leib. Mein steifes Glied vollführte wahre Freudensprünge, wenn es kurzzeitig dazu kam, denn es war fast ständig von heißen Lippen und dem dazugehörigen saugenden Mund gefangen. Ich war im siebenten Himmel, schwante mir. Meine Hände kneteten einen Busen, wie ich ihn bisher nur vom Hören und Sagen kannte. Meine Lippen verwöhnten steinharte, spitz abstehende Nippel und zitternde Finger schoben Claudis Rockversuch immer weiter Richtung ihres Traumbusens. Ich, mittlerweile vollkommen nackt, Claudi nur noch mit einem rotem Slip und den Resten ihrer Netzstrumpfhose bekleidet, wälzten wir uns auf dieser riesigen, runden Spielwiese. Unsere erhitzte Haut glitzerte in den Strahlen der Morgensonne, die sich langsam einen Weg zu uns bahnte. ›Romantik pur!‹, konnte ich schnell wieder mal einen normalen Gedanken fassen, bevor Claudi laut aufstöhnte und sich auf den Rücken drehte, damit ich sie noch besser verwöhnen konnte.

»Saug fester …, feeester …« von ihren lauten Stöhngeräuschen begleitet, knetete ich ihre zum Verwöhnen einladenden Brüste und saugte mich förmlich dabei an ihren Nippeln fest. »… du machst mich wahnsinnig … achh …, achh …«

Die Fingerspitzen meiner linken Hand hatten mittlerweile wieder einmal fast das von mir angestrebte Paradies erreicht und rieben fester und fester über ihren leicht erhabenen Venushügel. Zärtlich schoben sich meine Finger in ihren Slip. Kein noch so kleines Härchen begrüßte meine Finger. ›Ganz säuberlich rasiert und leicht eingeölt‹, schoss es mir durch den Kopf.

Hatte verdammt viel Glück heute … Immer erregter rieb ich diese süße, blanke Haut und meine Finger tasteten sich immer weiter nach unten.

Von Claudi kam nur noch unregelmäßiges Keuchen und mein Schwanz hatte sich vor Vorfreude so versteift, dass er mir fast schon wehtat. Millimeter um Millimeter arbeitete ich mich vor. Gleich würden meine Finger in heiße Nässe eintauchen und auch ich endlich ihre Lust so richtig spüren können.

Claudi stöhnte immer heftiger, aber gleichzeitig drückte sie ihre Schenkel immer fester zusammen. Auch ihre Hand verkrampfte sich immer mehr und schmerzhaft an meinem Schwanz. Wenn seine Spitze nicht schon dunkelrot-blau gewesen wäre, würde sie jetzt nach diesem Würgegriff bestimmt so aussehen. Meine Finger drückten weiter und suchten nach ihren geschwollenen Lippen. Je näher ich meinem Ziel kam, desto fester drückte Claudi ihre Schenkel zusammen und versuchte sich von mir wegzudrehen. Langsam wurde ich ein wenig ärgerlich, ich kam einfach nicht zum Ziel. ›Erst macht mich diese Erscheinung so geil, wie lange nicht mehr und nun hat sie sich so spröde!‹

Aber vielleicht hatte meine Zunge mehr Glück bei Claudi und so legte ich mich verkehrt herum neben sie und bewegte meine Lippen in Richtung dieses mich erwartenden, so gewohnt lecker schmeckenden, warmen Saftes. Claudis Hand war mittlerweile aus der Erstarrung erwacht und ihr Mund hatte gerade Klein-Paul entdeckt. Gesaugt und geleckt, alles auf einmal, hatte er seinen Frieden wieder gefunden.

Behutsam fuhr meine Zunge über ihren blanken Venushügel und ich drückte dabei, begleitet von dem ersten noch etwas dämmrigen Morgenlicht des neuen Tages, Claudis Schenkel behutsam auseinander.

Klein-Paul reagierte viel schneller als ich und machte schlagartig schlapp. Er hatte als Erster das Hervorspringen eines zweiten kleinen ›Pauls‹ wahrgenommen, der mir zwischen den nun leicht geöffneten Schenkeln von Claudi entgegenragte, mich förmlich angrinste oder auslachte!

Die Sonne ging in diesem Moment für mich wieder unter, im Gegensatz zu den ersten Sonnenstrahlen, die unsere Spielwiese erreichten und mir das Gegenteil beweisen wollten. Wie mit dem Hammer am Kopf getroffen starrte ich abwechselnd auf diesen wahnsinnigen Körper mit dem Wünsch-dir-was-Busen und dem langen, halb angeschwollenen Teil, was zwischen den wohlgeformten Schenkeln von Claudi vor mir schaukelte.

»… ich … ich … brau … brauche einen Drink …«, stammelte ich fassungslos vor mich hin.

»… sei bitte nicht sauer …«, flüsterte Claudi.

›Sollte ich sie jetzt Claus nennen?‹ Ich verstand die Welt nicht mehr!

Claudi stand langsam, mit einem etwas enttäuschten Blick auf und ging zu der im Hintergrund stehenden, wohlgefüllten Hausbar und goss mir einen Drink ein. Kaum hatte ich das Glas in den Händen, stürzte ich es mit einem Zug hinunter. Langsam legte sich der Schock etwas, als sich die wohlige Wärme von einem vorzüglichen Whisky in meinem Bauch breit machte. Auch Claudis kleiner Kumpel – sollte ich ihn Klein-Paula nennen? – hatte sich langsam etwas beruhigt und schwankte, nur noch leicht geschwollen, vor dem Körper einer Traumfrau, wo er nach meiner bisherigen kleinkarierten Sichtweise eigentlich nichts zu suchen hatte.

»Komm krieg dich wieder ein«, flüsterte Claudi und legte dabei ganz sanft den Arm um meine Schulter. »Du hast mir wirklich gefallen, als ich dich so am Tresen sitzen sah und als ich noch deine Geschichte hörte, konnte ich richtig mitfühlen mit dir«, drangen Claudis Worte, immer noch mit dieser tiefen, erotischen Stimme, in mein Gehirn.

»Immer, wenn mir mal ein Typ gefiel, bin ich gleich mit der Tür ins Haus gefallen. Heute hatte ich wirklich so eine Lust auf dich, da wollte ich es einfach so lange wie möglich hinauszögern, irgendwie hoffend, dass du dich vielleicht gar nicht so daran gestört hättest.«

Bilder des vergangenen Abends kreisten im Kopf, Claudi neben mir am Tresen, wir beide wahnsinnig erregt. Ich dachte an meine Minderwertigkeitsgefühle, als ich ihre leicht muskulösen Schenkel und Oberarme spürte.

Jetzt wurde mir vieles klar, mit weniger Alk im Blut hätte ich alles eher begreifen können.

»Was ist denn Schlimmes passiert?«, flüsterte Claudi. »Ich hab dich scharf gemacht, du hast mich scharf gemacht und es hat uns, bis vor wenigen Minuten, allen beiden sehr gefallen.« Lächelnd zeigte Claudi auf unsere zerwühlte Riesenspielwiese.

›Da muss ich ihr Recht geben …‹, dachte ich und sah zum wiederholten Mal auf diesen wahnsinnig fraulichen Körper, welcher vor Kurzem noch vor Lust gebebt hatte. Aber meine Augen wanderten auch immer wieder zwischen ihre Schenkel und da war einfach ein Teil, was da für mich nicht so richtig hingehörte. Meine Gefühlswelt war wieder einmal, wie schon so oft in den vergangenen Stunden, total verwirrt.

»Ich kann so etwas nicht!«

»Willst noch einen Drink?«, fragte Claudi.

Durch den Schock vor wenigen Minuten war ich schlagartig nüchtern geworden. Ich nahm das Angebot zu einem weiteren Getränk dankbar an.

Claudi holte einen neuen Drink, legte mir wieder sanft den Arm um den Hals und schob mich behutsam Richtung Spielwiese. ›Soll es etwa weitergehen?‹, ich verkrampfte am ganzen Körper.

»Keine Angst, Paul, komm setz dich neben mich, jetzt erzähle ich dir mal eine Geschichte, meine Geschichte …«

Claudi schaute mich mit ihren großen Augen ziemlich traurig an und begann, zuerst etwas stockend, dann immer schneller Episoden aus ihrem Leben zu erzählen.

»Ich bin doch auch nur ein Mensch …, mit ganz normalen Wünschen …«

›Naja‹, dachte ich für mich, ›normal? Da brauche ich bestimmt noch ein wenig, um das gerade Erlebte als normal zu betrachten.‹

»Auch ich suche nach Liebe, nach Zärtlichkeit, einfach nach jemandem, der da ist, wenn man ihn braucht und dem man alles erzählen kann, dem man vertraut«, begann Claudi mit ihrer bisherigen Lebensgeschichte.

»… ich wollte immer normal sein …, schon als Kind … wurde ich oft gehänselt, weil ich für die anderen Kinder irgendwie anders war. Zu Hause zog ich oft heimlich die Unterwäsche meiner großen Schwester an und drehte mich vor dem Spiegel in meinem Zimmer. Es waren für mich die bis dahin glücklichsten Momente in meinem Leben. Eines Tages erwischte mich mein Vater dabei und verprügelte mich so, dass ich tagelang nicht richtig sitzen konnte.«

Ich sah sie mitfühlend an und ihre großen, dunkelblauen Augen füllten sich immer mehr mit Tränen. Wie selbstverständlich zog mein Arm Claudi etwas enger an mich.

»Meine Schwester petzte meinen Eltern, dass ich diese Verkleidung schon öfter gemacht hatte, wenn sie außer Haus waren, dass ich stundenlang komplett in ihren Kleidern durch die Wohnung lief. Seit diesem Tag war es zu Hause für mich die reine Hölle. Mein Vater und nach einiger Zeit auch meine Mutter behandelten mich wie den letzten Dreck. Du bist eine Schande für unsere Familie, war noch das Schönste, was ich immer öfter zu hören bekam.«

Claudis Tränen liefen nun ungebremst und ich drückte sie umso liebevoller an mich. Mit ihren inzwischen geröteten Augen sah sie mich an und erzählte leise weiter. Meine Hand streichelte dabei, unbewusst von mir, ganz automatisch ihren Rücken.

»Nach dem Abi, wir wohnten damals in einer Kleinstadt unweit von Leipzig, wollte ich nur noch weg, ganz weit weg von zu Hause. Immer mehr sprach sich mein Anderssein in dem Kaff herum und es war langsam wie Spießrutenlaufen, wenn ich durch die Straßen ging. Mein Entschluss zur Trennung von meiner Familie, der schon lange in mir gärte, war dann auf einmal ganz einfach umzusetzen. Ich bewarb mich an der am weitesten entfernten Uni.«

»Mein größter Wunsch war es damals, Psychologie zu studieren«, kam es weiter mit tränenreicher Stimme aus Claudis Mund und ihre linke Hand verkrampfte sich förmlich in meinem Oberschenkel.

»… wollte einfach mehr erfahren über die Wirrungen der menschlichen Psyche und vielleicht wollte ich mich selbst auch besser kennenlernen, ich wusste es damals noch nicht so genau. Während des Studiums ging es einigermaßen. Mein manchmal etwas anderes Benehmen und meine Einstellungen wurden größtenteils akzeptiert, wenn auch nicht von allen. Studenten sind einfach lockerer, nicht so dumpf vorprogrammiert wie viele andere Normalos, die mich auch heute immer noch blöd anmachen.«

Ganz, ganz langsam begann ich irgendwie, diesen einen, bisher für mich so vollkommen fremden Teil der menschlichen Vielfalt zu begreifen.

»Das Studium schloss ich mit sehr gut ab. Aber sollte ich wirklich als Psychologe arbeiten können, wenn ich mit mir selbst nicht im Reinen war? In meinem Körper brodelte es immer mehr. Immer öfter kam ich zu dem Schluss, dass ich im falschen Körper steckte!«

Claudis Tränen kullerten nur so aus ihren großen Augen. Ich nahm ein Taschentuch und tupfte sanft die Tränen aus ihrem Gesicht. ›Eigentlich ein scheiß Leben, was Claudi da hinter sich hatte, einfach schrecklich kompliziert‹, und mit immer größer werdender Sehnsucht, sie zu trösten, nahm ich sie noch enger in meinen Arm.

»Nach monatelangen inneren Kämpfen beschloss ich, mich zu meinen Neigungen zu bekennen und mein künftiges Leben nicht mehr als Mann zu führen, der ständig zwischen zwei Welten wechselte, ich wollte endgültig nur noch Frau sein. Mit Gelegenheitsjobs in Kneipen und Bars, hier war man öfter mit ähnlichen Schicksalen zusammen. Schwule, Lesben oder Transen arbeiten hier gern, da sich die Leute hier am wenigsten daran störten. Eisern begann ich für mein nächstes Ziel zu sparen. Wenn ich mich schon outete, wollte ich zumindest als erstes wunderschöne Brüste haben, einfach erst mal mit dem einfachsten Umbau anfangen …«

Das erste flüchtige Grinsen nach langer Zeit flog wieder über Claudis Gesicht. Noch mit den letzten Tränen kämpfend, lächelte mich Claudi an und führte meine Hand langsam zu ihrer Brust.

»Sind doch gut gelungen, oder?«

Das konnten meine Hand und ich in diesem Moment mehr als bestätigen, hatten wir uns doch bis vor Kurzem an diesem Busen erfreuen können.

»Aber es hatte leider verheerende Folgen. Es wurde ganz schlimm für mich und ich war schon einiges gewöhnt! Meine Universitätsstadt war nicht groß genug, dass ich ein ungestörtes neues Leben beginnen konnte. Ständig wurde ich beobachtet, mit blöden Blicken verfolgt und ganz oft ausgegrenzt. Ich musste schnellstens weg, wenn ich nicht ganz kaputt gehen wollte. Ich lebte vollkommen isoliert, stürzte oft in Depressionen, sah keinen Sinn mehr.«

Wieder begann ich Claudi tröstend über den Rücken zu streicheln.

»Die Rettung kam von einem meiner wenigen richtigen Studienfreunde. Er konnte es einfach nicht mit ansehen, wie ich fast stündlich mehr verkümmerte. Du musst in die Anonymität einer Großstadt, riet er mir immer öfter.

Aber wohin? Berlin erschien mir damals einfach zu groß und so entschied ich mich für Leipzig. Leipzig war genau das Richtige für mich, stellte ich nach meinem Umzug fest. Eine relativ kleine Großstadt im Vergleich zu Berlin, aber groß genug, dass schräge Vögel wie ich darin ungestört und anonym leben konnten.«

Leicht streichelte meine Hand immer wieder über Claudis Rücken, wenn sie ins Stocken geriet, um ihr Mut zum Weiterreden zu geben.

»Schnell hatte ich in Leipzig meine sicheren Orte gefunden, wo sich solche Paradiesvögel wie ich ungestört und ohne blöde Anmache bewegen konnten. Ich stürzte mich mit neuem Lebensmut in die Subkultur, in die Welt der Schwulen, Lesben, Transen und aller Spielarten, die das Leben so zu bieten hatte. Aber richtig glücklich wurde ich auch hier nicht, musste ich enttäuscht nach einiger Zeit feststellen, oft ging es nur um eine schnelle Nummer oder wenn es sexuell passte, gefiel mir der dazu gehörige Mensch mit seinem Charakter nicht. Ich wollte einfach einen festen Partner, an große Liebe wagte ich fast nicht zu denken, obwohl es, wie eigentlich für fast alle, mein größter Wunsch ist.«

»Komm, ich hol uns noch einen Drink«, flüsterte ich in Claudis Ohr, als meine Augen schon wieder kleine Tränen in ihren glitzern sahen.

»Alles wird gut, Claudi«, flüsterte ich so tröstend wie möglich, setzte mich wieder neben sie und zog sie ganz fest an mich.

»… aber irgendwann erwischte sogar mich ein bissel Glück. In meiner damaligen Lieblingsbar lernte ich Ronny und Clair kennen. Sie tingelten mehr oder weniger erfolgreich mit ihrer eigenen Travestie-Show durch Deutschland und manchmal auch durch Europa. Sie suchten verzweifelt nach einem Ersatz in ihrem bisherigen Trio, da sich ihr dritter Mann bei einer Tournee in Spanien Hals über Kopf verliebt hatte und unbedingt dort bleiben wollte. Da meine Geldsorgen immer größer wurden und es in meinen damaligen Überlegungen Richtung Zukunft einfach nicht so richtig weitergehen wollte, sagte ich spontan zu. Ich entdeckte viele bisher verborgene Talente in mir, brachte viel von meiner Kreativität mit ein und nach drei Jahren waren wir eine der gefragtesten Travestie-Shows, nicht nur in Deutschland. Endlich hatte ich einen Platz in meinem bisher sehr wirren Leben gefunden.«

Bewundernd starrte ich sie an. Jetzt wusste ich auf einmal, warum mir Claudi schon die ganze Zeit irgendwie bekannt vorkam. Sie hatte mich vor langer Zeit einmal von einem Plakat für eine Travestieshow angelacht. Mir war dieses tolle Bild im Gedächtnis geblieben, auch wenn ich zum damaligen Zeitpunkt, nach dem Lesen von ›Travestieshow‹ kein Interesse mehr hatte, sie näher kennenzulernen oder die Show zu besuchen.

In ihrem Gesicht konnte ich die Freude über das Erreichte sehen. Ganz spontan gab ich ihr einen kurzen Kuss. Auf einmal spürte ich, dass es mir vollkommen egal geworden war, was für eine Spielart der sexuellen Vielfalt dieser Welt hier neben mir saß. Ich hielt einen sehr oft verletzten Menschen im Arm, der genau so wie ich schon viele Höhen und noch mehr Tiefen im Leben durchgemacht hatte. Ein Mensch, der auch nur ganz simple und einfache Wünsche hatte, genau wie ich.

»Es ist schon ganz schön verrückt, unsere Shows sind fast immer seit Wochen ausverkauft, aber im normalen Leben werden wir oft wie Außerirdische angestarrt, die eigentlich nur zur Unterhaltung vieler Kleingeister auf oder hinter der Bühne leben sollten. Ganz schön traurig …, … aber man kann verdammt gut davon leben«, fügte Claudi hinzu und lächelte mich nach langer Zeit wieder glücklich an.

Das hatte ich schon beim Betreten ihres Himmelreiches feststellen können und jetzt sah ich in dem mittlerweile sonnendurchfluteten, riesigen Zimmer diese verrückte, kreative und geschmackvolle, manchmal etwas schrille Einrichtung. Die große, runde Spielwiese stand unmittelbar vor den überdimensionalen Fenstern im hinteren Teil des Zimmers. An den Wänden hingen gewaltige, äußerst einzigartige erotische Bilder aus allen Epochen. Dicke Teppiche und natürlich ein riesiger alter Kamin vervollständigten diesen traumhaften Anblick. Aber der schrägste Höhepunkt war ein großer Whirlpool, der sich, elegant eingefügt, mitten im Zimmer befand. Die Teppiche ringsherum schlossen direkt am Rand des Pools ab, da dieser in den Boden eingelassen war. Goldene Schwanenhälse, aus deren geöffneten Schnäbeln bestimmt das Wasser floss, vervollständigten diese fast surreale Poolerscheinung. Umgeben von großen Ficus Bäumen sah er sehr einladend aus.

Claudi hatte bemerkt, dass mein verzückter Blick sich nicht mehr von diesem Bild lösen konnte. Langsam stand sie auf, fasste zärtlich meine Hand und flüsterte lächelnd mit ihrer mittlerweile wieder zurückgekehrten rauen, erotischen Stimme »Komm, lass uns ein Bad nehmen.«

Nackt, wie wir ja immer noch waren, versuchte sie mich sanft zum Pool zu ziehen. Mein Blick wanderte über diesen hocherotischen Körper, mit den so verlockenden Brüsten, die mir einladend entgegen lachten. Nur als meine Blicke weiter nach unten glitten, war da eben noch etwas, was einfach für mich nicht dahin gehörte. ›Ein Prachtschwanz!‹, musste ich nicht ohne Neid feststellen. Schon wieder leicht angeschwollen baumelte er halb aufgerichtet vor Claudis Schenkeln.

»Ich kann … so etwas … nicht …«, versuchte ich mich zwischen einer auch in mir langsam und völlig unerwartet aufsteigenden Lust, aber auch mit Angst, was da kommen könnte, stockend zu entschuldigen.

»Komm, ich zeig’s dir …« kam es zärtlich zurück und Claudi schritt Richtung Pool, drehte an den goldenen Wasserhähnen und aus den Schwanenschnäbeln schoss natürlich das Wasser …

Immer wieder wanderte mein Blick abwechselnd über diese einladenden, fraulichen Superformen und den nicht mehr zu übersehenden steil aufgerichteten Prachtschwanz.

»… alles ist irgendwann das erste Mal …«, hauchte Claudi, stellte sich vor mich und zog meinen Kopf langsam in die Richtung von ihrem und schaute mir dabei liebevoll in die Augen.«

»… hab keine Angst«, sprach sie weiter, »du bist einer der wenigen, die meine ganze Geschichte kennen und du warst so mitfühlend eben, wie ich es lange nicht erlebt habe. Genauso einen Partner wie dich stelle ich mir in meinen einsamen Stunden vor. Leider bist du nicht aus meiner Welt …, aber ich scheine dir ja trotzdem zu gefallen«, flüsterte sie zärtlich und grinste dazu leicht spöttisch. Ihre Hand glitt über meinen Bauch immer weiter nach unten, während ich ängstlich in meinem Zwiespalt verharrend vor dem Pool stand, aber ein verräterischer Teil von mir sich ihren Fingern freudig entgegenstreckte.

»… ja, alles ist das erste Mal, und wenn man nicht alles mal probiert, verpasst man oft die schönsten Dinge …«, lachte Claudi und sah mir erwartungsvoll in die Augen.

Wie im Traum nahm ich die mir einladend entgegengestreckte Hand, fasste zaghaft zu und ließ mich immer noch zögernd Richtung Pool ziehen.

Nach wenigen Schritten umspülte warmes, wohlduftendes Wasser meine Beine, Claudi zog mich weiter in die hintere Hälfte des Pools, die nur ganz flach zu sein schien. Sie ließ sich auf diese Fläche niedersinken und auch ich folgte zögernd ihrem Beispiel.

Wow, ich lag auf einer Oberfläche, die sich nicht im Geringsten von dem weichen, ledernen Bezug von Claudis Spielwiese unterschied. Nur mit der für mich nun auch langsam erregenden Tatsache, dass unsere Körper beim Liegen nur halb mit dem uns sanft umfließenden warmen und wohlig duftenden Wasser umhüllt wurden. Ihre Brüste mit hart versteiften Nippeln ragten verführerisch aus dem Wasser, ihre Finger streichelten meinen Körper und wanderten langsam weiter Richtung Klein-Paul, der sich gerade wieder aus dem Spiel machen wollte.

»Lass es einfach zu, ich werde nichts machen, was du nicht auch möchtest …«, hauchte mir Claudi erregt ins Ohr. »Ich mag dich, du gefällst mir, so wie du bist …«

Nach ihrer spontanen und sehr offenen Lebensbeichte war sie für mich auf einmal nur ein ganz normaler Mensch. Es war mir plötzlich egal, ob sie in diesem Moment Frau oder Mann war. Wir hatten einfach Lust aufeinander und waren uns in kurzer Zeit sehr vertraut geworden.

›Hör zu mein Freund, diesmal bestimme ich, was jetzt geschieht, zu oft bin ich schon deinen, oft blöden Einfällen kopflos gefolgt!‹, schickte ich Richtung des verängstigten Anhängsels zwischen meinen Beinen.

›Okay, ich versuch … mein Bestes … versprochen, ich mach mit!‹, kam es von unten leicht stotternd.

Langsam näherten sich ihre Lippen meinem noch sehr kleinen, verstörten Schwanz und saugten ihn langsam und gekonnt.

Mit ihren Händen drückte Claudi mich nun behutsam Richtung ihres Prachtschwanzes. Durch das gekonnte Saugen und Lecken ihrer Zunge begriff ich urplötzlich, dass Lust geben und nehmen einfach die schönste Sache im Leben ist, egal welche anatomischen Besonderheiten mit im Spiel sind, und mein Schwanz wuchs in Claudis Mund zu ungeahnter Größe. Meine Hormone jagten sich und wie selbstverständlich schlossen sich nun meine Lippen auch um dieses Prachtexemplar, das so einladend aufgerichtet im Wasser vor mir stand.

›Ich habe das erste Mal in meinem Leben einen Schwanz in meinem Mund!‹, schoss es mir durch den Kopf. ›Von meinen bisherigen kurzen Lieben hatte ich es mir auch immer gewünscht, so verwöhnt zu werden und jetzt weiß ich endlich, wie sich das anfühlt‹, lachte ich innerlich. ›Ganz schön füllend … Irgendwie komisch, aber auch sehr erregend …‹ Durch die immer geschicktere Massage meines Schwanzes durch Claudis Lippen verlor ich langsam meine Zurückhaltung. Ich schaltete mein Gehirn einfach aus und überließ mich vollkommen diesen neuen, ungewohnten, aber auf einmal total erregenden Erfahrungen …

Immer hektischer streichelten wir unsere erregten Körper, drückten wir stöhnend unsere Lippen aufeinander, um dann gleich wieder unsere pulsierenden Schwänze mit diesen Lippen zu verwöhnen …

Fast gleichzeitig schossen wir stöhnend unsere nicht enden wollenden Fontänen in das warme Wasser des Pools. Ich erlebte einen Höhepunkt, wie ich ihn noch nicht so oft erlebt hatte.

Claudi drückte sich zärtlich an mich und streichelte mich im warmen Wasser.

»… na, war es so schlimm? Wenn ich nicht genau wüsste, dass es für dich das erste Mal auf dieser Ebene gelaufen ist, würde ich fast denken, du hast mir nicht die ganze Wahrheit gesagt«, kam es, mit einem leisen Lachen versetzt, aus ihrem Mund.

»… es war einfach nur geil«, gab ich zurück. »Und als ich endlich meine Zurückhaltung ablegen konnte, wusste ich ja, wie ich dich verrückt machen kann, spiele fast täglich mit mir selbst. Brauchte keine Beschreibung, wo und wie ich was drücken, reiben oder lecken sollte. Das Teil, oder besser die Teile …«, lachte nun auch ich »waren mir sehr, sehr vertraut …«

Eng umschlungen lagen wir träumend noch lange Zeit in diesem herrlichen Wasser und befriedigten, da auch bei mir endlich alle Bedenken wie ausgelöscht waren, unsere nicht enden wollende Lust aufeinander noch mehrmals. Wie in einer anderen Welt stieg ich nach Stunden mit Claudi aus dem Pool und merkte, dass die Müdigkeit mich übermannte. War ja schon eine Ewigkeit her, als mich Fred zu dieser Nacht abholte, die sich so vollkommen unerwartet entwickelt hatte.

»Bleib doch noch eine Weile«, bettelte Claudi. »Bin auch geschafft. Komm wir legen uns gemeinsam vor den Kamin und träumen einfach von diesem schönen Erlebnis.«

Einladend lagen dicke Wolldecken und Kissen davor. Schnell hatte Claudi den Kamin entzündet und vollkommen glücklich und müde kuschelte ich mich in eine Decke. ›Besser als Sandhaufen und alte Campingliege‹, konnte ich gerade noch denken und schon entschlummerte ich dieser etwas anderen Welt.

Im Halbschlaf spürte ich, wie sich Claudi von hinten an mich drückte und ihre Brüste sich fest an meinen Rücken schmiegten. Ihre Hand massierte schon wieder meinen recht erschöpften, aber zufriedenen unteren Teil.

»… bin so müde …, einfach nur schlafen …«, murmelte ich und war auch sofort wieder eingeschlafen.

Minuten oder Stunden später träumte ich, oder war es wirklich schon wieder Claudis Glied, was sich zwischen meine Oberschenkel drückte und dort langsam hin und her bewegt wurde …?

›… es ist einfach ein schöner Traum‹, dachte ich verschlafen, wurde aber kurze Zeit später durch eine heiße Flüssigkeit, die über meine Schenkel lief, belehrt, es war kein Traum. Doch ich war einfach zu kaputt und so schlummerte ich in Claudis Armen der Nacht eines meiner bisher verrücktesten Tage entgegen.

»… Aufstehen, Abendbrot!«, hörte ich im Dämmerzustand eine mir irgendwie bekannte erotische Stimme hauchen. Langsam öffnete ich die Augen und konnte nur schwer begreifen, wo ich mich befand und was in den letzten Stunden alles mit mir passiert war. Ganz abgesehen davon, was Groß- und Klein-Paul Neues gelernt hatten …

Allein bei den Gedanken daran wurde ich hellwach und verspürte auch das bekannte freudige Zucken in meinen unteren Regionen.

Im Kerzenlicht erkannte ich einen sorgsam gedeckten Tisch, auf welchem mich kulinarische Höhepunkte begrüßten. Jetzt erst merkte ich auch dieses bohrende Hungergefühl, hatte ja seit fast einem Tag nichts mehr gegessen. Die anderen, größeren Bedürfnisse musste ich versuchen erfolgreich zu unterdrücken. ›Will ja nicht gleich bei Claudi meine Marke hinterlassen‹, schmunzelte ich vor mich hin. Obwohl mich Claudis bestimmt ebenso stilvoll wie ihre Wohnung eingerichtete Toilette sehr lockte, wenn ich an meine begrenzten Möglichkeiten, nicht nur in dieser Richtung, in meiner Höhle dachte.

»Wenn dir etwas fehlt, sag es einfach«, kam es von Claudi und sie zeigte einladend auf den reichlich gedeckten Tisch und auf den Stuhl ihr gegenüber.

»Es war so schön mit dir«, kam es aus ihrem Mund, der gerade herzhaft in einen knusprigen Schinkentoast biss. »Könnte mich glatt in dich verlieben, wenn ich nicht der Realität ins Auge schauen würde. Diese Stunden mit mir werden bestimmt eine große Ausnahme in deinem weiteren Leben bleiben. Würde mich sehr freuen, wenn du die nicht so schnell vergisst und manchmal, ich hoffe liebevoll und auch ein wenig heiß …«, lachte Claudi, »… daran zurück denkst.«

Was sollte ich entgegnen, mir hatte es nach meiner anfänglichen Schüchternheit und Angst vor dem Kommenden mehr Spaß und Freude bereitet, als ich es mir in den kühnsten Träumen hätte vorstellen können.

»Stimmt leider«, sagte ich und lächelte Claudi ganz zärtlich an, »werde diese Erfahrung wohl lange nicht vergessen … Danke, dass ich das mit dir erleben durfte. Hätte nie geglaubt, dass es auch mal ganz anders als gewohnt so schön sein kann« und ich starrte auf Claudis Brüste. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass wir beide uns immer noch vollkommen nackt gegenübersaßen, was mir nach dem gemeinsam Erlebten aber wie ganz selbstverständlich erschien.

»Danke Paul, du bist wenigstens ehrlich, habe ich lange nicht erfahren dürfen. Und ich bin mir nach dem, was geschehen ist, so wie du zu mir warst, so liebevoll … so zärtlich …«, ihre Augen strahlten mich an, »sicher, dass du ein großes und liebes Herz hast. Ich suche einfach nach so einem wie dich, nach einem schrägen und liebevollen Partner.« Claudi lächelte mich zärtlich an. »Genau so einen Partner, wie du ihn bisher immer gesucht hast und auch weiterhin suchen wirst, wie ich bei den Episoden aus deinem Leben heraus gehört habe. Ich gebe einfach meinen Glauben daran, genau wie du, nicht auf, diesen Menschen irgendwann zu finden.«

»Ich wünsch dir ganz, ganz viel Glück bei der Suche, liebe Claudi!« ›Schade, dass wir leider etwas zu verschieden ticken …‹, dachte ich traurig.

»Danke Paul …, aber meine Chancen diesen Menschen zu finden, sind einfach viel, viel geringer. Ist es doch schon bei euch normalen Heteros schwer genug, diesen einen Menschen zu finden und ihr habt Milliarden Möglichkeiten. Ich habe nur einen winzigen Bruchteil davon, diesen einen Partner mit meinen Neigungen und Voraussetzungen zu finden. Ich bin manchmal so verzweifelt, zum Glück bauen mich dann die unvergesslichen Momente auf der Bühne wieder auf.«

›Wie kann ich Claudi nur gute Dienste leisten?‹, überlegte ich, ›Schon immer hatte ich diesen inneren Drang in mir, allen lieben Menschen, die mir über den Weg laufen, zu helfen.‹ Damit ich etwas Zeit zum Überlegen bekam, biss ich schnell in meinen vierten Lachstoast. Hoffentlich wirkte ich nicht so verfressen.

»Aber mal ganz ehrlich, Paul, man bildet sich doch viel zu oft ein, es sei Liebe oder ähnliches und dann ist es meistens nur eine Liebelei und noch viel öfter nur die pure Lust, wenn man irgendwann wach wird«, kam es schon wieder für mich viel zu traurig aus Claudis Mund.

›… stimmt!‹, kam es von unten und Klein-Paul nickte zustimmend.

»Ich wünsche mir einfach eine offene Welt, wo alle so leben und lieben können, wie sie es wollen …«

»Wenn man niemandem damit schadet …«, erwiderte ich.

»Das meine ich damit, Paul, was ist denn schon dabei, einfach jemanden zu streicheln und zu verwöhnen wenn einem danach ist …« und Claudi lächelte mich wissend an, »… viele sind nach außen hin so verklemmt und nicht wenige leben in einer Scheinwelt und merken es erst, wenn das Leben vorbei ist oder nicht einmal mehr dann, wie sie sich jahrelang selbst kastriert haben, zum kotzen …«

»Ja Claudi, da hast du vollkommen recht, es würden viel weniger schlimme Dinge auf dieser Welt passieren, wenn das den betreffenden Typen mal bewusst würde.« Jetzt wusste ich auf einmal, wie ich Claudi vielleicht ein wenig neuen Mut geben konnte.

»Lass uns einfach Freunde werden, nicht so natürlich …« und ich grinste Richtung Pool, »einfach nur Freunde. Und wenn du oder ich mal jemanden zum Reden oder Ausheulen brauchen, sind wir einfach füreinander da.«

Claudi sprang auf und drückte mich ganz eng an sich.

»Danke Paul, ich würde mich sehr, sehr darüber freuen!« und ihre Lippen berührten für einen kurzen Moment die meinen.

»Langsam sollte ich dich aber verlassen …, könnte ewig mit dir hier sitzen. Aber obwohl ich keine Lust habe, muss ich in meine Höhle zurück, um wenigstens die Grundvoraussetzungen zum Überleben darin zu schaffen.«

Claudi lachte, »… dann mal viel Glück, mein Paul. Sag, wenn du Hilfe brauchst! Weißt ja, wo ich bin und warte mal, hier ist meine Handynummer.«

»Danke!« und ich drückte wie selbstverständlich nun auch Claudi einen lieben, kurzen Kuss auf die Lippen. »Hilfst du mir bitte bei dem Suchen meiner Sachen?« und ich zeigte lachend auf die zerwühlte Spielwiese.

»Nö, möchte mich lieber noch eine Weile an dir erfreuen …«, grinste Claudi lüstern, »wie du hier nackt auf allen Vieren rumkriechst und nach deinen Klamotten suchst.«

Diese Freude wollte ich Claudi gerne machen und durchwühlte alle Ritzen und Ecken von Claudis Spielwiese. Natürlich, wie gewünscht, auf allen Vieren.

Endlich war die letzte Socke gefunden und komplett bekleidet stand ich der noch immer nackten Claudi gegenüber.

Zum letzten Mal wanderten meine Augen über diesen tollen Körper und träumerisch sagte ich zu ihr »Tschüss … und danke für alles!« und drückte sie dabei fest an mich.

Langsam durchschritt ich ihren Flur Richtung Wohnungstür. Bei einem letzten Blick zurück warf sie mir einen Kuss zu. Wieder leicht verwirrt, als mir die Momente der letzten Stunden einfielen, aber um vieles reicher in meiner bisher eher etwas kleinkarierten Welt, schloss ich leise Claudis Tür.

Fast rennend, denn in meinem Darm rumorte es immer grausamer, erreichte ich die Straßenbahnhaltestelle an der Ecke. Glücklicherweise kam auch kurz darauf die Bahn und mit zusammengepressten Schenkeln und Po, ›… diesmal von mir und nicht von Claudi wie vor wenigen Stunden‹, grinste ich vor mich hin, erreichte ich nach endlosen Bahnfahrminuten wieder die Karli. Hier war irgendwo DAS kleine Café, fiel es mir ein, das Café, in dem ich vor langer Zeit sehr oft tolle Abende verbracht hatte. Schnell sprang ich an der nächsten Haltestelle aus der Bahn und rannte Richtung meines ehemaligen Lieblingscafés, warf meine Jacke auf einen freien Stuhl und sprintete zur Toilette.

Der letzte mögliche Moment und schon knallte und stank es fürchterlich in der Kabine. Hoffentlich sind die Leute mit sich beschäftigt und hörten nicht diese allen sehr gut bekannten Urlaute.

Erleichtert und glücklich nahm ich auf meinem Stuhl Platz und schaute mich im Raum um. Früher war ich hier Stammgast, einfach ein cooles Café, wo man schräge Leute, also Maler, Musiker, Schauspieler und alles, was es so an kreativen Berufen gab, finden konnte. Hat sich nicht viel verändert, stellte ich erleichtert fest, als mein Blick über die wenigen Gäste in dem sehr kleinen Café schweifte. Eine Hand, die kräftig auf meine Schultern schlug, holte mich in die Realität zurück. Vor mir stand der Kellner Claus. Klein, dick und schwul, der schon früher hier bedient hatte. Nur seine Haare waren etwas lichter geworden und der noch größer gewordene Bauch betätigte, dass es hier sehr leckeren Kuchen gab.

»Mensch, Paul!, dich gib’sch noch!« hörte ich seine fast vergessene Stimme.

»Ja und bestimmt wieder öfter …«, entgegnete ich ihm.

»Dachde schon, du willst nur auf de Doilette, als ich hörte, was da so ewisch und laut abging!«

Ich wurde bestimmt verdammt rot und stammelte »… bring mir bitte einen Kaffee, damit meine Lebensgeister wieder erwachen.«

Schnell kam Claus mit einer Tasse vom leckersten Kaffee ganz Leipzigs und ich versank wieder in meine Gedanken. Wie viele Abende hatte ich hier gesessen! Tolle Typen hatte ich kennengelernt, war oft länger geblieben als geplant und hatte mit bis kurz davor noch fremden Menschen über Gott und die Welt geschwatzt.

Die Einrichtung war zum Glück so geblieben, wie ich es von früher noch kannte, ganz kleine alte Kaffeehaustische mit einer noch älteren Marmorplatte und jeder dieser kleinen Tische hatte vier Stühle, sodass man, ob man wollte oder nicht, mit seinem Tischnachbarn in Kontakt oder mehr kam, grinste ich vor mich hin, als ich an früher dachte. Auch war dieses Café eine der wenigen Lokalitäten die ich kannte, wo man ganz selbstverständlich an einen Tisch ging und nach einem kurzen, fast überflüssigen ›… ist hier noch frei?‹ Platz nahm.

Bei einem prüfenden Blick durch das Café freute ich mich, dass es auch jetzt noch so sein musste. ›Das wird wieder mein zweites Wohnzimmer‹, freute ich mich, auch weil es hier außer Kuchen wunderbares, leckeres Essen und noch leckere, geistvolle Getränke gab. Ein etwas anderes Café eben.

»Die Rechnung bitte!«, rief ich Claus zu, der mich verwundert anstarrte.

»Bisde krank, ist ja dein Regordgurzbesuch, zehn Minuten Gacken und zehn Minuten Gaffee trinken!«

»Bin echt kaputt, komme jetzt wieder öfter, wohne gleich hier um die Ecke seit gestern.« Warum ich so kaputt war, musste Claus ja nicht gleich am ersten Abend unseres Wiedersehens wissen, obwohl er von den anwesenden Gästen vermutlich als einziger meine neuen Erfahrungen zu würdigen wüsste.

Erleichtert, aber immer mehr erschöpft, erreichte ich meine Höhle. Ich hatte gerade Freds Campingbett und die weiteren von ihm gespendeten Zutaten zu meiner Nachtstatt erkoren und mich auf nicht so erquickende Stunden vorbereitet, als es an meine Tür wummerte.

Als ich sie entnervt aufgerissen hatte, stand mir mein neuer Nachbar Stefan mit einem sich spontan erleichternden Gesichtsausdruck gegenüber.

»Endlich ist mal jemand zu Hause in diesem Partyhaus, fast jeden Abend kannste hier ermordet werden und niemanden interessiert es, weil sich alle auf der Karli in irgendwelchen Kneipen rumtreiben«, schoss es nur so aus seinem Mund.

»Was ist denn los, sollst du heute ermordet werden, warum so verstört?«, grinste ich.

»Seit Stunden kommt so ein komisches Gejammer aus Jüttes Wohnung unten, du weißt schon, der eigenartige Typ, der dort mit seiner Mutter haust, hab ich dir doch gestern erzählt.«

Langsam begriff ich die Aufregung, Stefan hatte mich ja gleich gestern, bei unserem ersten Kennenlernen, vor dieser Familie gewarnt.

»Will schon lange mal nachschauen, was da so los ist, aber alleine traue ich mich nicht und vielleicht ist alles ganz harmlos und ich mach mich zum Blödie.«

»Ich komm mit, kein Problem« und ich tappte mit Stefan die Stufen runter zu Jüttes Erdgeschosswohnung.

Auch nach wiederholtem Klingeln passierte nichts. Die Heullaute, die aus der Wohnung drangen, waren fast tierisch, nicht mehr menschlich. Langsam wurde auch mir etwas mulmig zumute. Ich begann automatisch und genauso energisch, wie Stefan kurz zuvor an meiner Tür, die Tür von Jüttes zu bearbeiten. Nach einer schier endlos scheinenden Zeit öffnete sie sich langsam und ein verheulter, ungefähr – so schätzte ich spontan – 40-jähriger, mittelgroßer und dicker Typ stand uns gegenüber. Kein Typ, korrigierte ich mich sofort, als ich ihn näher betrachtete. Einfach so eine unscheinbare Figur, die einem eigentlich auf die Füße treten müsste, damit man sie beachtet, wenn man sie auf der Straße trifft. Vollkommen glatt, kein Merkmal, das mir in die Augen sprang, außer dem verheulten Gesicht natürlich. So hatte ich mir immer einen verklemmten und stupiden Briefmarkensammler vorgestellt. Eigentlich waren das für mich Typen, mit denen man nichts zu tun haben will, weil man Angst bekommt, von ihren blassen Eigenschaften würde sogar noch etwas abfärben können.

»Können wir helfen?«, kam es fragend von Stefan hinter mir.

Die großen, verheulten Augen starrten uns Hilfe suchend an und mühsam, von Schluchzern unterbrochen, verstanden wir langsam »… meine schluchz … meine Mutter … schluchz … ist heute früh gestorben … schluchz …«

Spontan versuchte ich diese fremde Person vor mir zu umarmen, wurde aber sofort daran gehindert, indem sie mich energisch von sich schob.

»Im Krankenhaus?«, frage ich um irgendetwas zu sagen.

»Nein, hier … schluchz …« und dabei lief er traumatisiert in die Wohnung zurück.

Fragend schauten wir uns an, als wieder dieses unmenschliche Heulen von drinnen erklang.

»Da liegt die ja schon seit Stunden hier rum, seine Mutter«, flüsterte ich leise zu Stefan und Gänsehaut breitete sich auf meinem Rücken aus.

Langsam betraten wir eine dunkle Wohnung, die mich an ein sehr düsteres Museum erinnerte, alles war so eingerichtet, wie vor mehr als hundert Jahren. Wir folgten dem lauten, fast übersteigerten Heulen in ein noch dunkleres Zimmer. Auf einem historischen alten Holzbett lag eine, für ihr Alter, schöne Frau mit selbst im Tod noch erkennbaren sehr strengen Gesichtszügen. Diese umklammerte Jütte Junior und heulte und heulte. Von den Wänden starrten uns unzählige Portraits und fast lebensgroße Gemälde dieser auf dem Bett liegenden Toten entgegen. Behutsam versuchten wir den Sohn von der Mutter wegzuziehen, da wir ihm irgendwie helfen wollten.

»Kommen Sie«, sagte Stefan zu Jütte Junior, »wir trinken erst mal einen Schluck und kümmern uns um alles weitere.«

Behutsam führten wir ihn unbeholfen weg, wir waren beide mit der Situation vollkommen überfordert.

»Wo ist denn das Wohnzimmer oder Ihr Zimmer?«, fragte ich leise, da ich, als wir durch den Flur gegangen waren, nichts dergleichen gesehen hatte. »… kommen Sie, da setzen wir uns erst mal hin, hier kommen Sie nie zur Ruhe«, versuchte ich Stefans Vorschlag zu untermauern.

»Aber … das ist mein Zimmer!!!!«, kam es heulend und verärgert aus seinem Mund.

Langsam verstand ich die Welt nicht mehr, als ich die unzähligen Bilder seiner Mutter an den Wänden sah … ›Aber hatte ich heute nicht schon so viel verstanden? Da werde ich nun auch noch versuchen, dieses irgendwie Unlogische zu begreifen!‹

Nach ewigem Zureden hatten wir ihn endlich ins Wohnzimmer lotsen können und ihm einen großen Drink aus einer auf der Kommode herumstehenden, eingestaubten Cognacflasche eingeschenkt, den er wie abwesend in sich reinkippte. Stefan wählte auf dem Telefon die Nummer von einem diensthabenden Bestattungsunternehmen, die er nach endlosen Versuchen bei der Auskunft herausbekommen hatte.

Nach einem Blick zu mir sagte Stefan, »Komm, ruh dich aus, ich kümmere mich um ihn, ich bleibe hier, bis die Leute vom Bestattungsunternehmen eintreffen.«

»Danke, Stefan«, murmelte ich, wankte in meine Höhle und fiel wie ein Stein auf die Campingliege, die mich mit lautem Quietschen begrüßte. ›… Anjas Rauswurf, Claudi bis zur Erschöpfung … und nun auch noch dieser komische Sohn mit seiner toten Mutter … es reicht …‹ und sofort fiel ich in einen tiefen Schlaf.

Lust und Liebe dann kam das Leben

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