Читать книгу Lust und Liebe dann kam das Leben - Peter Nimsch - Страница 9

5. NOVEMBER

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Nach einer Nacht mit wunderschönen Träumen, in der ich noch oft Prinz sein durfte, ohne mir dabei so viel Gedanken um die Wortwahl machen zu müssen, kam ich so gegen elf Uhr gerade vom Brötchen holen zurück. Vollkommen in meinen Gedanken versunken sah ich auf einmal Stefan im Treppenhaus vor mir stehen.

»Moin, hast wohl auch noch nicht gefrühstückt?« und seine Hand zeigte fragend zu meiner Brötchentüte.

»Nein, will gerade damit beginnen. Muss mich heute besonders gut stärken, denn ich will mich endlich mal um meine Zukunft kümmern.« Hatte ich mir doch heute beim Aufstehen fest vorgenommen, endlich mit Claudi über ihr Angebot für ein Büro und alles Weitere zu sprechen.

»Komm mit zu mir, wir frühstücken zusammen. Habe dir so viele Neuigkeiten zu berichten. Hatte dir doch erzählt, meine Urlaubsbekanntschaft, die mit dem spanischen Einschlag, würde mich besuchen kommen.«

»Sag bloß, die ist wirklich gekommen?«

»Ja!!! Sie kam zwar viel später als angekündigt, hatte fast schon wieder den Glauben daran verloren, aber dann kam sie doch noch. Es war einfach abgefahren! Muss mich nach dieser Nacht auch erst einmal richtig stärken«, grinste Stefan, öffnete seine Wohnungstür und ging zielgerichtet in seine Küche.

Wie schon beim Blumengießen während Stefans Abwesenheit bestaunte ich auch heute wieder diese einzigartigen Bilder, mit denen die Wände seines Flurs bedeckt waren. Der Malstil erinnerte mich an einen bekannten Leipziger Künstler, aber die Bilder bei Stefan wirkten noch viel lebendiger und futuristischer als bei ihm. Sie waren einfach umwerfend schön für mich.

Durch die ganze Wohnung zog wie immer der von mir so geliebte Geruch von Ölfarbe und Malmittel.

»Du malst großartig, kannst du davon leben?«, kam es bewundernd und gleichzeitig ungläubig aus meinem Mund, da ich viele Maler kannte, die gerade so ihre Miete mit ihrer Kunst bezahlen konnten.

Stefan deckte schnell den mit unzähligen Farbtuben übersäten Küchentisch, mit bunt durcheinander gewürfeltem Geschirr. Fast wie bei mir, freute ich mich, auch ich liebte so einen Mischmasch von verschiedenen Tassen und Tellern.

»Ja, habe hier in Leipzig Malerei studiert, und als die Leipziger Malerei in den letzten Jahren immer gefragter wurde, habe ich zum Glück auch ein großes Stück vom Kuchen abbekommen.«

Das konnte ich mir gut vorstellen, als ich zum wiederholten Mal die vielen Bilder in seiner Küche bestaunte.

»Jetzt lebe ich wie im Traum, genauso, wie ich es mir immer wünschte und es eigentlich nicht mal zu träumen wagte. Immer mehr Auftragsmalerei ist dabei. Das Verrückte daran ist, das Geld ist schon auf dem Konto, während ich noch nicht einmal die Farbdosen geöffnet habe für den ersten Pinselstrich!«

»Glückwunsch, willst du deinen Malstil ändern?!«

»Wieso?«

Ich zeigte auf die zwei großen Leinwände, die an einer Leine quer durch die Küche aufgehängt waren.

Auf beiden Leinwänden war jeweils ein Körperabdruck mit roter Farbe zu erkennen. Auf der einen ein weiblicher und auf dem anderen ein männlicher, was unschwer an dem großen, steil aufgerichteten Teil in der Mitte zu erahnen war. Die beiden Abdrücke hatten für mich eine sehr erotische Ausstrahlung.

»Ne, setz dich, das will ich dir ja unbedingt erzählen«, lachte Stefan und goss mir den frisch aufgebrühten Kaffee in meine Tasse.

»Es war gestern Abend einfach verrückt. Als meine Urlaubsbekanntschaft schon längere Zeit bei mir war und ich einfach nicht so richtig wusste, wie ich zu ein wenig Spaß mit ihr kommen sollte, kam mir die rettende Idee. Urlaubsflirts und dann das normale Treffen im Alltag ohne rosa Brille sind nicht immer einfach, wenn man da weitermachen will, wo man in der Nacht am Strand aufgehört hat«, berichtete Stefan und seine Augen blitzten schelmisch dabei. »Haste bestimmt auch schon mal erlebt, vermute ich.«

»Stimmt Stefan, aber nun erzähle endlich, wenn ich die Abdrücke auf diesen Leinwandfetzen sehe, kann ich mein Kopfkino fast nicht mehr bremsen!«

»Eigentlich war es auf einmal ganz einfach, sie zu mehr zu überreden. Der alte Trick von vielen Malern seit Jahrhunderten«, begann Stefan endlich den Bericht des gestrigen Abends. »Nach der zweiten Flasche Wein hatte ich sie endlich so weit, sich von mir nackt malen zu lassen. Als ich sie nach längerer Zeit des Modell sitzens wieder einmal in die von mir gewünschte Position korrigieren wollte, tropfte mir die rote Acrylfarbe von der Pinselspitze, zum Glück genau auf ihre rechte Brustwarze. Ein leichtes ›aahhh‹ kam aus ihrem Mund, und als ich im selben Moment sah, wie sich ihre Brustwarzen leicht aufrichteten, tropfte ich diesmal absichtlich noch mehr Farbe auch auf ihre linke Brustwarze. Sie dabei verführerisch anschauend, verstrich ich zärtlich die Farbkleckse auf ihren Brüsten. Dabei konzentrierte ich mich immer mehr auf ihre mittlerweile harten Nippel und ließ ganz behutsam die Spitzen von meinem Pinsel darüber wandern.«

»… echt cool …« raunte ich, »… und weiter?«

»Eine leichte Gänsehaut überflog ihren Körper, ich konnte ihre Erregung fast körperlich spüren. Mach schnell weiter, lachte sie mich an und das anfängliche Zögern bei unserem Wiedersehen im Alltag war schlagartig verschwunden«.

»Muss eine tolle Figur haben, dein Mitbringsel« und ich zeigte dabei auf die Leinwand mit dem Abdruck einer Frau.

»… das kannst du glauben Paul, einfach wunderschön!«

»… kannst mir ja mal ein bissel Farbe abgeben, ist bestimmt auch für mich gut, so etwas im Haus zu haben«, lachte ich.

»Als ich merkte, wie gut das mit der Farbe bei ihr ankam, war ich nicht mehr zu bremsen. Mit verschiedenen Pinseln, harten oder ganz weichen, und mit meinen Fingern habe ich sie bestimmt mehrmals in den Himmel geschossen. Zum Schluss drückte ich sie auf ein großes Stück Leinwand, wollte unbedingt eine Erinnerung an diese schönen Stunden« und Stefan zeigte mit leicht verklärtem Blick auf die in der Küche hängenden Leinwände.

»… und der große Prachtpimmel auf der anderen ist bestimmt deiner?«

»Ja, als sie sich ein wenig von ihren unzähligen Explosionen beruhigt hatte, wollte sie mich auch unbedingt verwöhnen. So konnte ich dieses einmalige Gefühl, was Pinsel, Farbe und geschickte Finger alles erreichen können endlich einmal am eigenen Körper erfahren. Bin schon wieder spitz, wenn ich nur daran denke.«

»… das glaube ich dir gerne!«, sagte ich, als Klein-Paul bei diesem Bericht von Stefan langsam etwas größer wurde.

»Heute Morgen beim Gehen hat sie mir tatsächlich versprochen, ihre Schwester bei einem der nächsten Treffen mitzubringen. Seitdem kann ich nicht mehr klar denken und laufe wie in Trance herum.«

»… bist zu beneiden für dieses Erlebnis, mein Lieber. Werde ich mir merken für ähnliche Situationen, kann ja auch ein bissel malen.«

»Bist du etwa auch Maler oder so was?«

»Ja, so mehr oder weniger. Bin Grafiker, Werbegrafiker.«

»Echt cool, jetzt wird mir immer mehr klar, warum du mir sofort so sympathisch warst.«

»Kann ich nur zurückgeben!«

»… und was machst du jetzt so, immer noch Werbung?«

›Eigentlich komisch, wir kennen uns noch gar nicht richtig und sind uns irgendwie schon ganz vertraut‹, dachte ich. In der nächsten Stunde erzählten wir uns die verkürzte Fassung unserer beiden bisherigen mehr oder weniger erfolgreichen Leben. Natürlich fehlten dabei nicht die Berichte von besonders erfolgreichen und schrägen Eroberungen. Auch Stefan war auf diesem Gebiet schon sehr kreativ und erfolgreich gewesen.

»Schön, dass wir uns kennengelernt haben und jetzt sogar noch Nachbarn sind« und Stefan hob mir seinen Kaffeebecher entgegen.

»Finde ich auch.« Mit dem Kling-Klang von anstoßenden Tassen besiegelten wir den Anfang einer möglicherweise aufregenden Freundschaft.

»Muss jetzt aber los, heute soll endlich ein bissel Plan in meinen neuen Lebensabschnitt gebracht werden.«

»Ja, muss auch weiter, habe nach dieser Nacht aber eigentlich keine Lust. So ein reicher Ami hat mir gestern wieder ein kleines Vermögen überwiesen, nur um ihn und seinen fetten Köter in meinem Malstil für die Ewigkeit zu bannen. Ist schon manchmal belastend, wenn man so gefragt ist. Aber auch ein cooles Gefühl, wenn ich daran denke, wie ich angefangen habe mit der Malerei. Da habe ich mich oft nur so durch die Monate gehungert.«

»Bis bald, Stefan, auf ein Bier oder einen Kaffee!«

»Ja, bis bald!«

Kaum in meiner Höhle angekommen, suchte ich Claudis Nummer in meinem Handy und drückte, entschlossen endlich etwas dafür zu tun, dass mein Lebensunterhalt halbwegs gesichert war, auf die grüne Wahltaste.

»Hi Paul, süß deine Stimme zu hören«, hauchte ihre rauchige Stimme zurück.

»Hi Claudi, danke, gleichfalls«, gab ich zurück. »Hast du heute ein bissel Zeit für mich, würde gern mal kurz vorbei schauen, hattest mir doch mal ein Angebot gemacht, zwecks Unterstützung und so, wenn ich mich wieder in der Werbung betätigen will«, kam es schüchtern und fragend von mir.

»Für dich immer, mein lieber Paul, komm einfach vorbei. Bis gleich also« und mit einem leisen klickenden Geräusch war Claudis sexy Stimme verschwunden.

Sollte ich sie wirklich bitten? ›Wir kennen uns ja erst relativ kurz, aber dafür eigentlich recht intensiv‹, grinste ich innerlich. Aber sie hatte es mir ja immer wieder angeboten und eine andere Möglichkeit meinen Lebensunterhalt zu bestreiten fiel mir im Moment wirklich nicht ein. Denn die wenigen Muggen, die ab und zu noch liefen, waren eigentlich mehr Hobby und nicht zum Überleben geeignet.

Sehr aufgeregt und leicht verlegen stand ich vor Claudis Haustür, nachdem ich zaghaft auf den Klingelknopf gedrückt hatte. Kurz darauf hörte ich schon von Weitem das mir mittlerweile sehr vertraute Klack-Klack ihrer High-Heels auf den original italienischen Fliesen ihres langen Flures, welches schnell näher kam. Als sich die Haustür öffnete, war ich wie immer erneut von ihrem Anblick verzaubert. Ihre lange, füllige, blonde Haarpracht war locker zu einem Knoten gebunden. Aus einem Nichts von einem langen, silbrigen, fast durchsichtigen Morgenmantel, der nur lose mit einem Gürtel wie versuchsweise zusammengehalten wurde, sprang mir förmlich zur Begrüßung ihr Wünsch-dir-was-Busen entgegen. Klein-Pauls Kumpel war geschickt in einem silbernen St.Tropez-Slip versteckt. Ihre großen, unschuldigen, tiefblauen Augen blickten mich liebevoll an.

»Warum schaust du so verstört, ist etwas passiert?«, fragte sie.

Ja, in meiner Hose passierte gerade etwas, da musste ich ihr Recht geben. Vor mich hinlächelnd kam es schon etwas mutiger aus meinem Mund, »Will was mit dir besprechen, weiß aber nicht so richtig, wie ich anfangen soll.« Claudi hatte mir ja alles angeboten. Sogar ein Büro sollte ich bei ihr für den Anfang bekommen. Aber war es wirklich ernst gemeint?

»So schlimm kann es nicht sein. Dein von mir so geliebtes Lächeln kehrt ja gerade in dein Gesicht zurück. Na, komm erst mal schnell rein, ist verdammt kalt geworden heute.« Mich fest in den Arm nehmend ging sie mit mir in Richtung des großen Zimmers mit dem Pool.

»Wollte gerade ein Bad nehmen, die Hotelausstattungen lassen manchmal zu wünschen übrig.«

»Willst du verreisen?«

»Bin ein bissel fertig mit den Nerven. Mein Manager rief gerade an und sagte, dass er noch viele gut bezahlte Termine vor meiner Tournee gebucht hat, die eigentlich erst in zwei Wochen beginnen sollte. Muss heute Abend noch los, Tickets liegen für mich am Flughafen bereit.«

»Will dich nicht stören, Claudi, reden wir einfach nach der Tournee über meine Pläne«, kam es erleichtert von mir.

»Für dich habe ich doch immer Zeit. Wir könnten ja auch zusammen baden und du erzählst mir alles dabei, ist doch auch viel entspannter …«

Keine Widerrede duldend, schnappte sich Claudi ein zweites Champagnerglas, zog die bereits geöffnete Champagnerflasche aus einem silbernen Eiskübel, der griffbereit neben dem Pool stand, und füllte den Kristallkelch für mich. Wie selbstverständlich öffnete sie ihr Nichts von einem Morgenmantel, der sowieso nichts verbarg, befreite Pauls Kumpel aus dem St.Tropez-Slip und schwebte mit jeweils einem gefüllten Kristallkelch in jeder Hand in den Pool. Pauls Kumpel schien sich sehr zu freuen, endlich aus der für ihn so unnatürlichen Haltung befreit zu sein.

»Na komm schon, Paul. Hab dich nicht so, ich beiße doch nicht«, hauchte mir Claudi einladend entgegen.

Hin und hergerissen zwischen Verwirrtheit, was das werden könnte und ganz leise aufflammender Lust, beim Anblick dieses vollendeten Traumkörpers. Im Kopf den mittlerweile schon fast bedrohlich angeschwollenen Schwanz von Claudi wegretuschierend, entledigte ich mich meiner Sachen. Seit unserer ersten Nacht, gleich nach meinem Rauswurf von Anja, war sexuell nie wieder etwas passiert. Wir waren einfach nur ganz enge Freunde geworden, die immer füreinander da waren. Genauso, wie ich es Claudi damals vorgeschlagen hatte. Was wir beide besonders toll fanden, war, dass wir uns schon nach den wenigen Wochen, die wir uns kannten, einfach alles erzählen konnten. Einladend hatte sich Claudi auf der Polsterung im halbhohen Wasser ausgestreckt und streckte mir mein Champagnerglas entgegen.

»Prost Paul, auf uns!«, hauchte sie, nachdem ich es mir in dem wie immer himmlisch duftenden und wohlig warmen Wasser neben ihr bequem gemacht hatte. »Wie kann ich dir helfen? Erzähl es mir einfach, wir finden schon eine Lösung.«

»Ich muss einfach wieder etwas machen. Meine Kohle wird langsam knapp. Hattest mir doch gesagt, dass du mir vielleicht helfen könntest bei einem Neuanfang?«

»Und was schwebt dir so vor, wieder Werbung, wie du vorhin am Telefon erwähntest?«

»Ja, Werbung, obwohl ich damit ja schon mal Pech hatte. Aber diesmal ziehe ich das Ganze allein durch, da kann mir so etwas hoffentlich nicht noch einmal passieren.«

Ich konnte meine Augen einfach nicht von ihr lösen. Claudis Brustwarzen ragten zu verführerisch aus dem duftenden Wasser. Auch Klein-Paul war dieser Anblick offensichtlich nicht entgangen und ganz unbemerkt von mir hatte er seine desinteressierte Haltung aufgegeben. Ich entschied mich, ihm ohne Widerspruch zu folgen, es war einfach zu verlockend, was ich da sah und was mich förmlich einlud.

»Na so schlimm können die Erinnerung an deine alte Firma nicht sein«, lachte Claudi und schnipste sanft an die Spitze meines Gliedes.

»Bring mich bitte nicht vom Thema ab« und ich schaute verschmitzt in Claudis große blaue Augen. »Der da«, auf meinen Schwanz zeigend »hat schon gestern Abend nur noch lachen können über meine romantischen Vorstellungen von einer festen Beziehung, vom Wort Ehe ganz zu schweigen und er hat die Wette gewonnen!«

»Wette gewonnen …? Verstehe Bahnhof …«

Ich zeigte wieder auf meinen immer größer werdenden Schwanz, der sich immer mehr aus dem Wasser streckte, als wollte er mit erzählen. »Wir hatten gewettet, dass es sehr viel richtige Liebe gibt, von der ich und bestimmt auch du Claudi, bisher immer nur träumen. Das Ergebnis war enttäuschend. Habe verloren, hatten beide aber trotzdem viel Spaß bei unserer Wette.«

Zuerst etwas stockend, dann immer flüssiger, erzählte ich von meinen Chaterfahrungen und wie der gestrige Abend so gelaufen war.

Claudi kriegte sich fast nicht mehr ein vor Lachen. »Mein Paul … hihi, … hihihi … mein Prinz mit weißem Pferd … hihihi …, erzähl weiter, das glaube ich einfach nicht!«

Durch das mittlerweile dritte Glas Champagner etwas mutiger geworden, ging ich langsam zu den Details vom Schluss des Chats mir der Streetlady66 über.

»Mensch, das ist ja echt heiß, scharf, abgefahren, ich finde einfach keine Worte. Werde ich gleich mal bei meinen mir bevorstehenden oft einsamen Hotelabenden probieren.«

Als ich fast am Ende meiner gestrigen Chaterlebnisse angelangt war, waren Claudis Hände und ihr Mund nicht mehr zu bremsen. Auch mich hatte allein das Erzählen darüber so erregt, dass ich einfach auf das für mich noch immer sehr ungewohnte Spiel einging. Gemeinsam und als wäre es auf einmal die normalste Sache der Welt, verschafften wir uns zärtlich streichelnd, küssend und saugend einen wunderschönen Orgasmus.

Nach einigen Minuten nur noch sanften Streichelns waren wir endlich wieder im Pool angekommen.

»Sorry Paul«, flüsterte Claudi immer noch erregt in mein Ohr. »Das war nicht geplant, aber wieso kannst du nur so gut erzählen. Hatte nur noch die schärfsten Bilder im Kopf. Du solltest wirklich mal versuchen, ein Buch zu schreiben.«

»Bin dir nicht böse, Claudi. War ja auch auf einmal so geil. Freunde helfen sich doch immer« und ein zärtliches, zweideutiges Lächeln erhellte mein Gesicht.

»Ja!« lachte Claudi und das Wasser umfloss unsere Körper noch sanfter.

»Aber im ernst Paul, habe auch schon oft den Glauben an eine harmonische und langfristige Beziehung verloren. Wenn ich nach meinen Shows an der Bar sitze und abschalten will, heulen sich oft ganz viele wildfremde Menschen bei mir aus. Erzählen mir einfach alles, weil ich ja für sie so etwas wie ein Neutrum bin, irgendwie keine Gefahr, glauben sie zumindest«, verbesserte sich Claudi lachend. »Manchmal sind es sogar Pärchen, die sich bei mir die Seele auskotzen. Die verschiedensten und verrücktesten Beziehungsmodelle wurden mir schon serviert. Eines der am meisten zitierten Modelle ist, wir bleiben wegen der Kinder zusammen. Könnte manchmal fast losschreien, wenn ich mir vorstelle, wie viele Verletzungen und Kompromisse der jeweilige Partner oder auch beide Partner gleichzeitig aushalten müssen. Nur damit dieses Modell einer Beziehung funktioniert. Von den Kindern ganz zu schweigen.«

Nur für mich ergänzte ich schnell die Wunschliste für meine ideale Partnerin um den Punkt, sich auf keinen Fall zu verbiegen und so zu bleiben, wie man ist. Sex, Aussehen und Intellekt waren ja schon vorhanden in meiner Übersicht. ›Wird ja immer schwieriger…‹, schoss es mir durch den Kopf.

»An zweiter Stelle ist eigentlich immer das Modell, ich bin zufrieden mit dem, was ich habe, die Wünsche für die ideale Beziehung werden einfach etwas zurückgeschraubt. Bei dieser Form reden die Partner meistens noch miteinander. Am schlimmsten ist es bei Paaren, die einfach so nebeneinander her leben und sich das, was sie in der jeweiligen Beziehung vermissen, in Affären oder sonst wo holen. Ich könnte dann immer den jeweiligen Mann oder die Frau oder auch das Paar gemeinsam nehmen und sie kräftig schütteln, bis sie wach werden. Meine klaren Worte nach ihren Beichten sind oft ein Schock für meine jeweiligen Patienten. Ihr lebt nur einmal, rate ich ihnen dann immer. Lebt so zusammen, dass jeder glücklich ist, oder trennt euch.«

Insgeheim bewunderte ich Claudi, selbst vom Leben nicht oft verwöhnt, spielte sie nach ihren Shows noch Therapeutin.

»Meistens ist in solchen Beziehungen einer der totale Verlierer, sehr oft merkt der Betreffende es gar nicht. Wenn ich dann in die vielen verstörten Augen sehe, gebe ich meist noch eins drauf. Keine Kompromisse in einer Beziehung. Und wenn mich dann fast nur noch starre Blicke treffen und die Mäuler gefühlte Minuten schweigen, füge ich entschuldigend hinzu, zumindest keine Kompromisse, welche die Seele krankmachen.«

»… und hat es schon mal geholfen?«

Claudi entschwebte dem Pool, tänzelte zu ihrem Schreibtisch und kam mit vier Postkarten zurück. Wieder neben mir liegend, las sie mir den Text auf den Karten ein wenig stolz vor. Auf allen stand fast das Gleiche.»Danke Claudi!!!«, immer mit vielen Ausrufezeichen dahinter. »Ich bin nach Deinen Ratschlägen verfahren und habe endlich einen Partner gefunden, der mich so liebt, wie ich wirklich bin«, oder mit ähnlicher Wortwahl. Auf einer Karte stand als P.S. »Ich bin seit Jahren wahnsinnig verliebt und es ist immer noch wie am ersten Tag, ich werde einfach so geliebt, wie ich bin!«

»Ist doch schön Paul, aber warum schaust du so skeptisch?«

»Ich freu mich für dich, Claudi, aber so richtig Mut macht es mir nicht, diese vier Postkarten bedeuten ja nur acht glückliche Menschen von Tausenden, die immer noch auf der Suche sind.«

»Lass es einfach langsam angehen, irgendwann erfüllt sich auch dein Traum von der großen Liebe, oft merkt man es am Anfang gar nicht. Die Liebe kommt ganz unverhofft, meistens, wenn man gar nicht danach sucht.«

›Haste mir gestern auch versprochen, es langsam angehen zu lassen‹, grinste Klein-Paul voller Vorfreude auf oft wechselnde Mahlzeiten, die ihn bis dahin eventuell noch erwarten würden.

Claudi schaute plötzlich erschrocken auf die große Uhr an der Wand gegenüber. »Jetzt erzähl endlich, wie ich dir helfen kann, muss bald los. Hast mir ja heute auch schon so schön geholfen …«, lächelte sie mich verträumt an und streichelte zärtlich ganz kurz über den geschrumpften Paul.

»Lass uns erst mal aus dem Pool gehen, bekomme langsam Schwimmflossen« und dabei streckte ich ihr meine inzwischen schrumpeligen und aufgequollenen Finger entgegen. »Oder möchtest du noch ein bissel den Rubbeleffekt genießen?«, kam es spöttisch von mir.

»Stimmt, habe langsam Appetit, zur Abwechslung mal auf richtiges Fleisch und nicht auf dein schrumpeliges Anhängsel«, kam es leicht ironisch aber mit lustigem Grinsen aus ihren Augen zurück. »Ich brate uns ein saftiges Steak und dabei erzählst du mir alles …, bis gleich in der Küche, muss mich langsam reisefertig machen« und Claudi verschwand in ihrem Ankleidezimmer.

Aus dem bis gleich wurde zwar eine halbe Stunde, aber das Ergebnis entschuldigte alles. Vor mir stand eine vollkommen neue Claudi. Ein super kurzes mausgraues Kleid mit aufgesetzter Korsage, cremefarbene Leggins mit im Farbton ihres Kleides zart aufdruckten Grafiken von Liebesszenen, ähnlich des Kamasutras und natürlich High-Heels, weinrote mit metallbeschlagenen Spitzen und superdünne, bestimmt 20cm hohen Metallabsätzen brachten mich mal wieder fast um den Verstand. Von ihrer kräftigen, aber geschmackvollen Kriegsbemalung im Gesicht ganz zu schweigen.

»… du siehst wie immer wahnsinnig aus!«, konnte ich nur stammeln, als meine Augen an ihr hoch und runter taumelten.

Das Fett zischte leise in der Pfanne, als Claudi zwei saftige, dicke Wisent-Steaks hineinlegte.

»Also Werbung, du willst wieder Werbung machen?«, holte mich ihre Stimme in die Küche zurück.

»Ja, muss einfach endlich was tun, Geld wird langsam echt knapp. Weiß aber nicht, wie ich anfangen soll.«

»Wieso?« und ein erneutes heftiges Zischen beim Wenden der Steaks ertönte.

»Habe fast nichts, was man dazu braucht. Büro, grafikfähigen Computer, am liebsten einen Mac wie früher und bestimmt bräuchte ich auch ab und zu ein Auto, wenn es Kunden geben sollte, die etwas weiter weg von Leipzig sind. Du hast mir ja öfter Hilfe angeboten, aber war das wirklich so gemeint, mit einem Büro in deinem kleinem Himmelreich und so?«

Claudi holte die Wisent-Steaks aus der Pfanne und legte sie auf die von mir schnell auf den Tisch bereitgestellten Teller.

»Nimm Platz Paul, guten Appetit …, wenn es weiter nichts ist, was du brauchst«, kam es aus Claudis zuckersüßem, weinrot geschminkten Mund.

»Willst dich lustig machen …?!«, erwiderte ich verärgert »… meine finanzielle Lage ist miserabel, kann nicht lachen darüber! Ich muss es einfach noch mal mit der Werbung versuchen, bei anderen Dingen sehe ich für mich zurzeit keine Chance. Aber Büro, Computer und Auto auf einmal geht einfach nicht.«

»Aber du kennst doch Claudi?«

»Ja, aber …?«

»… und die mag dich wirklich sehr und hat dir Hilfe angeboten. Und was Claudi einem sehr lieben Freund und Kumpel verspricht, hält sie auch.«

»Ja?«

»Iss schön deinen Teller leer und dann zeige ich dir etwas!«

»… bin nicht dein Kind, das ist kein Spaß für mich!«, gab ich nicht sehr nett zurück.

»War doch nur ein lieber Spaß, mein lieber Paul«, hauchte Claudi zurück, »… bitte nicht sauer sein!«

Mich schnell bei der Hand nehmend zog mich Claudi vom Tisch weg und führte mich zu dem letzten Zimmer im Flur, gleich links neben der Haustür vom Himmelreich.

Als sich meine Augen an das dämmrige Licht gewöhnt hatten, erkannte ich in diesem großen Zimmer halbvolle Bücherregale, einige moderne Designersideboards und vor dem Fenster einen großen alten Schreibtisch. Und auf diesem Schreibtisch stand der modernste Mac, genau so einer, wie ich ihn vor Kurzem sehnsuchtsvoll in einem Schaufenster bestaunt hatte.

»Dein Büro?« und ich schaute fragend zu Claudi.

»Deine neue Agentur Paul!« kam es von Claudi zurück. Auf dem Computer müssten auch alle Programme und Daten sein, die du brauchen könntest, hatte bis kurz bevor wir uns kennengelernt hatten eine freie Grafikerin angestellt. Die kam aber nicht so richtig mit Mann und Frau in einer Person klar. War ein sehr zart besaitetes Künstlerseelchen. Aber jetzt habe ich ja dich kennengelernt, den Profi in Sachen Werbung!«

›Spinn ich oder träum ich?‹

»Meine neue Agentur …???«

»Ja, deine neue Agentur Paul. Du kannst hier erst einmal arbeiten und versuchen, die ganze Sache neu zum Laufen zu bekommen, danach sehen wir weiter.«

Ich konnte es einfach nicht fassen, sollte es auf einmal so einfach sein neu anzufangen? Vollkommen verstört ging ich zu Claudi und drückte sie an mich.

»Danke, danke …, danke …, danke …!«

»Freu dich nicht zu früh, ich will was dafür« und Claudis Augen blitzten mich geheimnisvoll an. »Du wirst mein Marketingfachmann und nebenbei … mein Hausmeister! Morgen, ach Mist, eigentlich heute…«, als ihr Blick zur Uhr schweifte »…beginnt ja meine vorverlegte Tournee, in zwei Stunden geht mein Flieger. War schon immer nicht einfach für mich, mein Himmelreich so lange allein zu lassen.«

»Wenn es weiter nichts ist«, lachte ich erleichtert, hatte eigentlich an etwas anderes bei Claudis Bedingungen befürchtet.

»Bin nicht so einfach zu befriedigen, jedenfalls bei Dingen, die mit meinem Job zusammenhängen« kam es sofort lachend von Claudi zurück. »Ich brauche bis zu meiner Rückkehr ein neues Prospekt von unserer Show, Plakate, Spots und, und, und …, also alles, was dir zur Vermarktung noch so einfällt. Am besten du fängst gleich damit an!«

»Claudi, ich weiß nicht, wie ich dir danken soll …«

»Bleib einfach wie du bist Paul, wozu sind denn Freunde da. Ach so, Paul, wenn du was zum Fahren brauchst, such dir in der Garage einfach etwas aus, brauche sowie jemanden, der mich schnell zum Flughafen fahren kann. Ich pack in der Zwischenzeit noch meinen restlichen Fummel ein.«

Immer noch leicht verstört ging ich durch den Garten zur Garage, während Claudi im Schlafzimmer zum Packen verschwand. Nach dem Öffnen der Garagentore war ich mehr als verstört, aber gleichzeitig auch auf Wolke sieben. Vor mir standen zwei riesige Land Rover. So etwas hatte ich in einer kleineren Variante schon mal in meinem früheren Leben gefahren und hatte nicht im entferntesten daran geglaubt, so ein Geschoss noch einmal mehr als anfassen zu dürfen. Jetzt konnte ich sogar noch zwischen feuerrot und leuchtendgelb wählen. Als ich die beiden riesigen Land Rover wie Fabelwesen anstarrte, schlossen sich von hinten auf einmal Claudis Arme um mich und wie zur Beruhigung flüsterte sie in mein Ohr.

»Dir soll es auch bald wieder richtig gut gehen, so liebe Menschen wie du haben das einfach verdient. Bei meinen ich-kann-nicht-mehr-Tiefpunkten in meinem komplizierten Leben haben mir auch ganz liebe Freunde geholfen. Möchte dieses Gefühl einfach an einen lieben Menschen wie dich weitergeben, weiß noch genau, wie gut sich das anfühlt.«

Gerade noch liebevoll von ihr umarmt, stand ich auf einmal vor der erfolgreichen Geschäftsfrau Claudi. ›Wie viele Facetten hat sie denn noch?‹, konnte ich gerade noch denken, als in langsam hektisch werdender Aufbruchsstimmung ein sehr energischer Wortschwall über mich erging.

»Also Paul, deine Agentur ist gleich vorn neben der Haustür, da bräuchten eventuelle Kunden auch nichts anderes zu sehen. Regelmäßiges Blumen gießen und Lüften nicht vergessen, meine superschicke Werbekampagne, bitte in zwei Varianten zur Auswahl, keine Partys in meinem Himmelreich und vor allem kein mit Fremdeiweiß versetztes Poolwasser.« Noch eine Menge anderer Wünsche und Forderungen schlüpften aus diesem süßen Mund, viel selbstbewusster als ich es mir je hätte vorstellen können. Claudi war nicht umsonst so erfolgreich geworden, merkte ich auf einmal. Hoffentlich konnte ich mir das alles merken.

»Aber jetzt wird es höchste Zeit, hilfst du mir bitte?« Meine Augen erfassten einen Berg von unzähligen Köfferchen in allen Formen und Farben. Nachdem ich endlich alles verstaut hatte, war selbst in diesem geräumigen Land Rover nicht mehr viel Platz.

»Ich denke du willst mit dem Flieger weg?« und ungläubig zeigte ich auf die Gepäckansammlung im Wagen.

»Nur ein kleiner Umweg zum Tour-Bus, der steht in Halle bereit. Bringst du alles bitte noch dort hin, nachdem du mich am Flughafen abgesetzt hast?«, kam es auf einmal wieder in sehr vertrautem Ton von Claudi. »Und hier noch ein kleines Startkapital, kannst es mir später mal zurückzahlen« und ein Bündel mit grünen Scheinen landete in meinem Schoß.

Heute war wirklich mein Glückstag und selig vor Freude startete ich einen Motor, der mich mit einem leisen kräftigen Brummen begrüßte.

»Gib Gas Paul, es wird knapp. Aber bitte vorsichtig anfahren, sind über 400 PS, kein Showstart für meine Nachbarn.«

Mit laut quietschenden und heftig qualmenden Vorderreifen begann ich äußerst beschämt die Fahrt Richtung Flughafen.

»Wirst dich schon noch daran gewöhnen« und das herzhafte, laute Lachen von Claudi erschallte in diesem Geschoss von einem Auto.

Lust und Liebe dann kam das Leben

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