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Blowing In The Wind (Bob Dylan)

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Ich war mit ‘ner Freundin bei einem Bob Dylan-Konzert in der Deutschlandhalle, als sie Elvis Costello erspähte. Sie wollte ihn gleich fotografieren, aber Costello verwies sie an seinen Manager, der sie mit den Worten: „I‘m busy!“ abwies. Dabei zerriss er seine Eintrittskarte in zig kleine Schnipsel, drehte sich und verschwand in der Menge. Arroganter Sack.


Meine erste Single war Cadillac von The Renegades „My baby grew up in a brandnew ... Cadillac!“ Ich wollte eigentlich „Poor Boy“ von den Lords, aber die war in dem kleinen Plattengeschäft am Innsbrucker Platz in Friedenau ausverkauft. Das war so ‘n Geschäft, wo man am Tresen mit einem einzigen Hörer direkt vom Plattenspieler reinhören konnte in die Musik. Eine Single kostete damals fünf Mark.

Viel Geld für einen Schüler. Da musstest du lange sparen, bei ‘nem Taschengeld von 5,- Märkern die Woche. Wenn man außerdem noch ins Kino wollte und ab und zu Prickel Pit oder Mr.Tom naschen...

Einen eigenen Plattenspieler besaß ich da natürlich auch noch nicht; ich durfte die fette Musiktruhe meiner Eltern benutzen. Deren Platten waren nicht so nach Sohnemanns Geschmack. Elvis mochte ich nicht, weil mein Vater den gut fand. Seiner Meinung nach war das Urwaldmusik, die ich mochte. Meine zweite Platte war „When I was young!“ von The Animals. Nachdem ich die Platte fünfmal hintereinander gehört hatte, rannte ich vier Treppen runter ziellos durch die Straßen. Ich wusste gar nicht, wohin mit mir und der ganzen Energie...

Später ging ich dann in einen Plattenladen mit Stereokabinen. Da hockte ich oft, hörte LPs von Deep Purple oder die Rolling Stones mit „Let it Bleed“. Oft war ich da mit einem Freund, nur um Musik zu hören. Ich kriegte als Lehrling monatlich 130,- Mark. Da verplemperte ich die Kohle meist doch lieber woanders.

Als ich eines abends auf dem Weg nach Hause war, taumelte Udo Jürgens mit Lord Knud aus der Kneipe nebenan. Udo lallte zu Knud: „Du musst mehr humpeln, sonst erkennt dich keiner.“ Lord Knud hatte bei einem Autounfall mit den Lords ein Bein verloren. Beide lachten und wankten an mir vorbei Richtung Kudamm. Ich glaube, nüchtern waren die nicht.

Zuerst hatte ich ein simples Tonbandgerät, um Musiksendungen im Radio aufzunehmen. Ein altes Grundiggerät, später dann eine Akai und dann ein Uher Report. Lange davor weckte ein Transistorradio mit Kurz- und Langwelle mein Interesse an Beatmusik. Da wurde nur Radio Luxemburg gehört. Oder die Schlager der Woche. Mit Götz Kronburger und Lord Knud als Moderatoren. Später SFBeat mit Wolfgang Kraesze, Rock over Rias, präsentiert von Burghard Rausch (Bel Ami) – kompetente Moderatoren. Keine Werbung. Das waren Leute, die die Musik liebten, die sie da spielten. Da wurde sogar das ellenlange „Tubular Bells“ von Mike Oldfield komplett gebracht. Mit dem Kofferradio ging ich im Sommer oft in den Park und drehte zur Freude der Hörgerätebenutzer richtig auf.

Dann der Beat Club von Radio Bremen und die Monkees-Serie am Samstagnachmittag im Ersten. Durfte man auf keinen Fall verpassen, denn Video kannte man noch nicht. Den ersten Betamax-Videorecorder kaufte ich Ende der 70er. Dieses Gerät hatte noch keinen Timer, man musste bei der Aufnahme stets dabei sein. Neben Musiksendungen nahm ich auch Spielfilme und Serien auf. 82 Folgen habe ich von der Muppetshow. Dann all die Rockpaläste. Mothers Finest, Mitch Ryder, Little Feat, ZZTop, besitze ich alles noch und die Tonbänder mit den LPs, den Musik-Radiosendungen der 70er. Die LP-Sammlung habe ich irgendwann komplett verkauft, da ist jetzt nur noch ein kleiner Restbestand mit persönlichen Erinnerungen – Weißmuster und Anpressungen. Und natürlich Kassetten mit Konzertmitschnitten von Level 42, Herman Brood und Wilson Pickett. Fehlt noch die Erwähnung der Schellacksammlung aus den 50ern mit Elvis, Buddy Holly, Bill Haley, Nat King Cole, Marlene Dietrich, Gene Krupa und Frank Sinatra, die ich erst in den letzten Jahren zusammen getragen habe. Meine erste LP war Revolver von den Beatles. Ein Schulfreund fragte mich, wie denn das Titelstück „Revolver“ sei. Es war ungewöhnlich, ein Album nicht nach einem darauf enthaltenen Song zu nennen (einen Song namens „Revolver“ von den Beatles gibt es nicht).

Im christlichen Gemeindehaus befand sich neben dem Tischtennisraum ein Raum zum Abhängen. Ein Plattenspieler stand da mit genau einer einzigen LP: „Abbey Road“. Jeder, der reinkam, sagte: „Oh schön, „Abbey Road!“ und wenn die Platte abgespielt war, legte man die Nadel wieder rauf. Das ging den ganzen Abend so.

Die Konzerte waren vergleichsweise billig, wenn man die heutigen Eintrittspreise als Vergleich nimmt. Die ersten Konzertbesuche kosteten um die 10,- DM. Trotzdem ließen wir uns öfters was einfallen, um günstig reinzukommen.

Bei John Mayall sammelten wir die Kartenabschnitte vor der Kasse ein und versuchten, sie wieder zusammen zukleben. Mit dem bloßem Auge nicht zu erkennen, aber wenn man mit der Hand rüberstrich, fühlte man das mitunter schon. Einer von uns hatte die Technik wirklich perfekt raus. Bald aber wurden die Tickets fälschungssicherer, die Abreißer aufmerksamer, sodass der Aufwand sich nicht mehr lohnte.

Eine geklebte Karte von 1971 habe ich noch. Am 13.6. spielten MAN, Alexis Korner, Atomic Rooster und Status Quo im Sportpalast. Einer von unserer Gang kannte jemandem vom Einlass, weshalb wir schnell durchgewunken wurden. Jedenfalls brauchten wir unsere Fake-Karten nicht.

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