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Einmal spielte ich bei Klaus Lages Band „BRE“ vor. Das passte aber nicht.

Mit meinem Bluesrocktrio The Witch trat ich dann sogar im angesagten Quasimodo auf. Aber aus Berlin kam ich als Musiker nie raus.

Ich war froh, wenn ich Mitstreiter fand, die nicht nur ihr Instrument beherrschten, sondern auch pünktlich zur Probe erschienen und diszipliniert die Songs spielen konnten. Einem Gitarristen zog ich mal den Stecker raus, weil er nicht aufhören wollte zu kniedeln, obwohl wir gerade etwas besprechen wollten. Hatte ich mal keine feste Band, so ging ich zu Sessions oder man traf sich in Jugendclubs und spielte vor Publikum einfach so drauflos. Einmal kam beim Aufbauen ein Steppke auf unseren Gitarristen zu und fragte ihn kess: „Du sollst der beste Gitarrist Berlins sein, stimmt das?“ „Kann schon sein“ meinte Bernd Gärtig cool.

Bernd machte dann später Karriere mit Lake. Für mich war er der Carlos Santana aus Friedenau. Spielte wie der Satan, aber meine Mutter sagte immer, wenn er bei uns zu Hause anrief: „Der freundliche Bernd ist dran.“

Bernd war irgendwie ein kleiner Daniel Düsentrieb. Er bastelte mit Vorliebe an seiner Gitarre rum und verbesserte sie, indem er zum Beispiel die Bünde auskehlte, um die Saiten länger ziehen zu können. Die kabellose Gitarre mit Sender war auch von ihm. Und nicht zu vergessen der elastische Gitarrengurt. Ich werde nie vergessen, wie im WDR Rockpalast der Gitarrist von Mothers Finest plötzlich mit Bernds elastischem Gitarrengurt spielte. Er ähnelte dabei einer Kopie von Bernd mit seinen Bewegungen und den langen blonden Haaren. Bernhard Kurzke von No.1 hatte das gedeichselt und sich um die Patentrechte gekümmert. Bernd hatte später in Hamburg das Gartenhäuschen neben dem Haupthaus von Udo Lindenberg und Gottfried Böttger in Blankenese, in direkter Nachbarschaft zum Anwesen von Axel Springer. Ich habe da einmal übernachtet, morgens klingelte der Wecker und automatisch gingen die Vorhänge auf, die Kaffeemaschine lief los und das Radio spielte Musik. Bernd war schon immer ein Tüftler. Auf dem Foto ist zwar sein Haus nicht gut zu sehen, aber links davor steht sein alter VW Kasten.

Haus Falkensteiner Ufer – Hamburg

Bernd Gärtig

Mein erstes Rockkonzert war Ton Steine Scherben im Westberliner Quartier Latin 1970. Rio Reiser sang voller Inbrunst seinen Szene-Hit „Macht kaputt was euch kaputt macht“. Dazu war ich leider zu kaputt.

Ich bin danach zu Fuß nach Hause. Als Auszubildender hatte ich kein Geld für Taxi und Nachtbusse gab‘s noch nicht. Das erste Auto bekam ich ein Jahr darauf zum Führerschein von meinen Eltern geschenkt. Einen 59er Käfer, der satte 80 km/h fuhr. Mein Vater hatte ihn gedrosselt, damit ich nicht durch die Stadt rasen konnte. Eigentlich wollte ich ja den Karman Ghia von meinem Arbeitskollegen kaufen. Aber Papa war dagegen: „Zu schnell für dich!“ Als ob ich mit dem simplen VW Motor von Karman hätte Rennen veranstalten können. Also gab es den Käfer von Mama. Der wurde nun blau gespritzt.

Sah echt gut aus dann. Mit dem eingebauten Radio gab es einen für damalige Verhältnisse ganz anständigen Sound. Der Lautsprecher direkt hinter dem Lenkrad hatte einen ganz schönen Wumms.

Ein riesiges Konzertereignis war das Festival unter dem Namen Pop Progressive Peace Concert am 30.3.1970 im Berliner Sportpalast mit Spencer Davis Group, Hardin & York, Deep Purple, The Nice, Keef Hartley Band, Alexis Korner und Wonderland. Am Schluss, nachdem die meisten Besucher die Halle schon verlassen hatten, gab es noch eine Session mit allen beteiligten Musikern, darunter war auch Tourneeveranstalter und Mitglied von Wonderland, Frank Dostal, den ich später in meiner Zeit im Logo als Produzent von Rosy Rosy und den Crackers kennenlernte. Während Deep Purple spielte, konnte ich direkt an die Bühne gehen (Absperrgitter und Ordner vor der Bühne gab es damals noch nicht) und aus nächster Nähe Richie Blackmoore dabei beobachten, wie er nacheinander zwei Fender Gitarren in seine Boxen bohrte. Ich war beeindruckt. Was für eine Power!

Die Eintrittpreise waren viel niedriger als heute. Ich zahlte 9,80 DM im Vorverkauf, also keine 5,- €. Was für mich als Lehrling mit 130,- DM Lohn trotzdem eine Menge Geld war. Die Mitglieder von Wonderland sollte ich später in Hamburg übrigens alle noch persönlich kennenlernen:

Dicky Tarrach mit den Rattles, Kalle Trapp als Produzent für eine der Bands, die ich als Manager vertrat, Claus Robert Kruse spielte mit Känguru oft bei mir in der Hamburger Fabrik und Achim Reichel fand sich bei Konzerten seiner Labelkünstler (Ahorn) bei mir im Logo ein. Mein Traum vom ersten eigenen Auftritt wurde dann irgendwann wahr.

Als wir im Spätsommer 1973 mit einem ausgemusterten Polizei-VW-Bus aus einer Versteigerung der Berliner Polizei zu unserem Auftritt bei einem Festival in Neukölln durch die Stadt fuhren, fielen wir wegen dem Bus und unserer langen Haare an jeder Ampel auf. Bei dem Festival „Artmeeting 73“ spielten nur kleine lokale Bands wie z.B. Rockcypfel und Tontransport. Vor jedem Auftritt wurde ein kurzes Filmchen der Band aus dem jeweiligen Übungsraum gezeigt. Da wir auf der Empore einer Kirche in Kreuzberg geprobt hatten, boten wir mit Abstand die beste Filmkulisse. Leider hörten und sahen uns dann nur die wenigsten, da wir als erste Band schon um 15 Uhr auftraten.

Dafür bekamen wir von den ca. 50 Leuten recht wohlwollenden Applaus. Wenig später stellten wir fest, dass sogar ein Bootleg-Tape von unserem Auftritt existierte. Unsere hoffnungsvolle Band hieß übrigens Hope.

Hope: Klaus Wolf und Peter Bischoff

Wir verstanden uns als Hobbymusiker ohne größere Ambitionen. Nur unser Bassist Eddy war später bei Bands wie The Twins (für deren Vorläufer-Band Chippendale ich mit ihm mal vorgespielt hatte). Seine damalige Freundin Beate Bartel zupfte später auch den Bass, gründete Mania D, Einstürzende Neubauten und Liaison Dangereuses.

Beate Bartel

Backstagepass

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