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Vorwort von Peter Aschoff
ОглавлениеDer Begriff „Mission“ erlebt zu Beginn des 21. Jahrhunderts ein überraschendes Comeback. Nachdem lange Zeit nur fromme Exoten davon sprachen und häufig angestaubte Konzepte damit verbanden, ist das Thema nun auf die Tagesordnung der großen Kirchen zurückgekehrt. In meinem Stadtteil von Erlangen – kirchlich gesehen noch eine ziemlich intakte Region – verzeichnet die Statistik über 45 Prozent „Sonstige“: Konfessionslose oder Anhänger anderer Religionen. Wie geht man mit dieser Situation um, die in anderen Landstrichen noch extremer ist?
Da kann ein Buch, das sich mit der Mission eines heidnischen Europas mit christlichen Restbeständen befasst, zumindest Hoffnung wecken – selbst wenn diese Geschichte schon viele Jahrhunderte alt ist. Christen können auch als Minderheit eine beachtliche Wirkung entfalten. Mehr noch als die Erweckungsbewegungen des 18. und 19. Jahrhunderts, die Kirchlichkeit und Glaubenswissen voraussetzen konnten und nur den persönlichen Glaubenseifer der Einzelnen neu beleben mussten, mussten die keltischen Mönche um Columbanus den Germanen in Mitteleuropa erst einmal plausibel machen, warum sie um des Evangeliums willen ihre Götter und Traditionen zurücklassen sollten. Ich selbst habe diese Geschichten als zutiefst ermutigend und bereichernd empfunden.
Peter Müller hat diese Bewegung einfühlsam und verständlich nachgezeichnet. Während es im angelsächsischen Sprachraum eine Fülle aktueller Literatur über das keltische Christentum und seine missionarische Wirkung gibt, klaffte im deutschen hier eine bedauerliche Lücke. Doch es ist nicht nur die historische Darstellung, sondern auch die bewusste Verbindung mit missiologischer Reflexion, die dieses Buch so wertvoll macht: Es ist gut zu wissen, dass früheren Generationen kleine und große Durchbrüche gelungen sind. Und natürlich kann man das heute nicht naiv imitieren und eine Anleitung in vier Schritten daraus stricken. Wir können uns aber inspirieren lassen für einen beherzten und kreativen Ansatz christlicher Gemeinschaftsbildung in unserer Zeit rasender Veränderung und üppiger Vielfalt der Weltanschauungen und Lebenskonzepte.
Die Denkanstöße, die Peter Müller hier gibt, reichen von Fragen der kirchlichen Struktur über das Verhältnis von Glaube und Kultur hin zu Überlegungen, dass ein langfristiges Denken, Planen und Agieren wichtiger ist als überdrehter Aktionismus. Und er stellt schließlich die heikle Frage nach dem Umgang mit Macht und Einfluss aus der Perspektive des Reiches Gottes: Wie bringen Christen den Einfluss und die Herrschaft Gottes in dieser Welt zur Geltung, ohne sich selbst missbräuchlich Macht anzueignen?
Ich wünsche allen Lesern dieses Buches, dass sie aus der Beschäftigung mit diesem spannenden Stück Kirchengeschichte ermutigt und mit neuen Ideen hervorgehen. Und wenn es Ihnen dann so ergeht, machen Sie es wie die irischen Mönche: Behalten Sie die Dinge nicht für sich, teilen Sie die Impulse mit anderen und leben Sie gemeinsam aus, was Ihnen wichtig geworden ist.
Peter Aschoff
Erlangen, im April 2008