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Malen statt Zahlen

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Emil rammte einen Ellenbogen in meine Rippen. Ihm war das Bleistiftgeklapper zwischen meinen Zähnen auf die Nerven gegangen. Wir saßen im Rechen-Unterricht bei Zwergschulleiter Fritz.

Alles an dem stieß mich ab.

Seine verkniffenen Augen.

Seine Lippen, diese schmalen Striche.

Sein akkurat gescheitelt morgens immer nasses

Haar.

Sein Mund, aus dem nur Gift kam und Gestank.

Seine großen krummen Hände.

Seine Besenstiel-Haltung.

Die schlechten Noten in Mathe verdanke ich der schwarzen Pädagogik dieses Paukers, der die Intelligenz seiner Schüler an Tempo und Genauigkeit beim Zusammenzählen, Abziehen, Teilen und Malnehmen von Zahlen maß, der seine Lieblinge hätschelte und die anderen drangsalierte.

Ich verstand sein Palaver nicht und es interessierte mich nicht. In seinem Unterricht zeichnete ich Rehe mit langen Beinen und Bäume mit sich biegenden Zweigen, auf denen Schnee lag. Schwer, blau, kalt.

Kalt erwischte mich sein schneidendes: „Peter, komm sofort nach vorne! Hinknien, hier!“

Wen er erniedrigen wollte, den ließ er knien und mit ausgestreckten Armen eine gefüllte Wasserschüssel halten, bis er um Gnade winselte.

Von dieser Foltermethode ließ er ab, als die Tochter des Alpenrose-Wirtes, einen Anfall simulierte und die Schüssel einfach fallen ließ. Durchnässt und scheinbar ohnmächtig wurde sie nach Hause gebracht. Der Wirt kam in die Schule und stellte Fritz zur Rede. Der entschuldigte sich stammelnd. Grausam war er nur zu Schwachen.

Gerecht handelten auch andere Lehrer nicht, besonders, wenn es um die „Zuagroasten“ ging.

Die hochdeutsch sprachen.

Dachstuhlzimmerchen bewohnten.

Aus Wehrmachtslumpen, zusammengeschneiderte

Knickerbockerhosen trugen.

Sich in den Läden immer wieder hinten

anstellten, wenn Einheimische herein kamen.

Die sich am Ende selbst als Parias, dumme und

unerwünschte Außenseiter empfanden.

Die Letzten im Gebirgstal.

Wie ich.

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