Читать книгу Hinausgeboren - Peter Schroeder - Страница 12
Unter einer Decke
ОглавлениеWeihnachtsabend in Familie. Mutter, Oskar, ich. Ich saß zufrieden auf der Couch und streichelte mein neues Fahrrad. Lange hatte ich es mir gewünscht. Dass ich es bekam, war eine Überraschung, denn Mutter wie Oskar hatten immer wieder abgewehrt: „Fahrradfahren darfst du erst mit zwölf!“
Ich war darauf hereingefallen, umso größer nun die Freude.
„Wirst du auch vorsichtig sein auf der Straße?“ warnte Oskar und kraulte meinen Rücken.
„Klar, ich bin doch groß!“
Ich durfte vom französischen Rotwein trinken. Die Stimmung wurde ausgelassen, wir scherzten und neckten uns. Ich raufte mit Oskar auf dem Teppich. Für mich hätte das ewig weitergehen können, denn am Weihnachtsabend musste ich nicht zurück zu den Pflegeeltern. Irgendwann unterbrach Mutter: „Ich bin müde. Lasst uns schlafen gehen!“
Es gab keinen separaten Schlafraum. Nur das Bett an der Wand für Mutter. Und die Couch hinter dem Tisch für Oskar. Sollte ich zu Mutter ins Bett? Das war schmal und ich kein Muttersöhnchen. Männer auf die Couch! Ich zog mich aus, bis auf die Unterhose, und schlüpfte zu Oskar unter die Decke. Ich legte meinen Kopf an seine Schulter und schlief ein.
In der Nacht wachte ich auf. Die Decke war über meinen Kopf gerutscht, weil ich kleiner war als Oskar. Ich roch etwas, das mich anzog. Es erinnerte mich an den Nachbarsjungen, mit dem ich vor kurzem „Doktor“ gespielt hatte. Er war älter als ich und erfahrener. Als er seine Vorhaut zurückschob, stieg dieser Geruch auf. Was wir dabei taten, hatte mich erregt.
Ich folgte der Spur mit der Nase und ertastete etwas Hartes auf Oskars Bauch. Ich schob den Kopf sachte heran. Mein Herz pochte, mein Schwänzlein kroch aus der Hose.
Plötzlich ging Licht an.
Ich stellte mich schlafend. Oskar legte mich vorsichtig wieder an seine Seite, bedeckte mich bis zum Hals und streichelte über mein Haar. Dann drehte er mir seinen Rücken zu.
Beim Frühstück schlürfte ich meinen Kakao und sah in die Tasse. Oskar stand auf, kramte in einem Schrankfach, kam zurück und legte eine große Tafel Schokolade auf meinen Teller. „Die kannst du mitnehmen, und wenn der Schnee weg ist, üben wir mit dem Fahrrad“, sagte er.