Читать книгу Glashütte - Peter Vogler - Страница 10

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Die Nacht senkte sich über Wien. Zeit, diesen für einige Mitbürger ereignisreichen Tag zu rekapitulieren.

Dr. Ferdinand Klein, der „kleine Ferdl“ war nach der ihn emotional sehr belastenden Feier zu seiner Gemahlin heimgekehrt, die natürlich wissen wollte, wie es gelaufen sei. Nach einem kurzen Bericht, in dem er offenbar seine leicht depressive Stimmung nicht verbergen konnte, hatte ihn seine Frau angeschnauzt, er solle sich nicht so haben und froh sein, dass er jetzt ein neues Kapitel in seinem Leben aufschlagen könne. Wobei sie ihn tatkräftig unterstützen würde. Was seine depressive Stimmung in keiner Weise aufhellte. Im Gegenteil, das hatte er ja schon befürchtet.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Alfons Aichberger leistete Basisarbeit bei der Sitzung einer Sektion – wie er seiner Gattin erklärt hatte. Diese Sitzung verlief sehr entspannend, zumal sie im Schlafzimmer einer Gemeindewohnung stattfand und außer Aichberger nur eine Teilnehmerin, nämlich die Mieterin dieser Wohnung, dabei war. Diese, eine etwa dreißigjährige blonde Schönheit mit beachtlicher, derzeit frei schwingender, Oberweite saß auf dem am Rücken liegenden Parteipolitiker (was den Begriff Sitzung verdeutlicht) und tat bei rhythmischen Bewegungen schon fast atemlos kund, wie sehr sie die Betreuungsqualitäten des Herrn Stadtrates schätzte. Und da Politiker ja immer gerne Menschen betreuen schätzte auch Aichberger diese Art der Betreuungsarbeit. Es würde spät werden, bis er nach Hause kam, sein ihm angetrautes holdes Weib schon schlafen. Was ihm glücklicherweise die Notwendigkeit sinnloser und langweiliger Gespräche ersparen würde, wobei bei diesen ohnehin nur ein Gesprächsteilnehmer, nämlich seine Frau, sprach. Der Tag insgesamt würde also kein schlechter gewesen sein.

Kurt Sichrovsky hatte sich am Abend noch mit seinem „Advisor“ getroffen. Er war eben ein moderner Manager und die hielten sich einen ständigen persönlichen Berater. Als selbstbestimmte Führungskraft musste man ja nicht alles glauben oder sogar umsetzen, was einem so ein Berater alles erzählte. Aber in verschiedenen Situationen war es immer wertvoll, einen externen Fachmann zu zitieren und diesen gleichsam als Zeugen für die eigene Meinung zu verwenden. Egal, ob dieser das je gesagt hatte oder auch nicht. Später, in den Schoß seiner Familie zurückgekehrt, hatte er die Probleme seiner Frau mit den Kindern und dem Haushalt bei einem Ohr hinein und beim anderen wieder hinausgehen lassen und genoss jetzt vor dem Schlafengehen einen großen Glenfiddich single malt, der ihm das gute Gefühl über diesen Tag durchaus festigte.

Barbara Richter schlief in ihrem Krankenhausbett ihren medikamentösen Schlaf einer Erschöpften.

Peter Sagmeister, am Tage von Sichrovsky kurz aus seinem Gleichgewicht gebracht, hatte nach dem netten Abend mit Freunden und seiner von Julio unterstützten Analyse der Situation seine Mitte wiedergefunden und schlief den Schlaf des Gerechten. Gemeinsam mit dem bei seinen Füßen liegenden und diese wärmenden Kater.

Ivko Stojadinovic hatte gefunden, dass diese leichte Beute in Form einer Uhr ein Grund zum Feiern war und saß mit seinen Freunden in seiner Stammkneipe in Ottakring.

Zwei alte Damen schwelgten – jede für sich – im Gefühl, aufgrund ihrer Lebenserfahrung einen Menschen vor dem sicheren Freitod bewahrt zu haben. Unbedankt, aber so ist es halt mal in diesem Leben.

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