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Der 5-Schritte-Prozess der Veränderung

Der große Lernpsychologe Benjamin Bloom hat zusammen mit anderen eine brillante Systematik entwickelt, die beschreibt, wie Menschen lernen – und zwar in unterschiedlichen Bereichen. Bloom unterscheidet fünf Ebenen des Wertewissens oder vielmehr fünf Stadien auf dem Weg dahin, einen Wert im eigenen Leben zu etablieren. Wir denken eher alternativ: Entweder ich kenne etwas oder ich kenne es nicht. Entweder bedeutet es mir etwas, mich für die Armen zu engagieren, oder es bedeutet mir nichts. Was wir uns meist nicht klarmachen: Es braucht lange Zeit – und viele kleine aufeinanderfolgende Schritte –, um einen neuen Wert wirklich zu verinnerlichen. Wir müssen uns auf fünf verschiedenen Stufen bewegen.

Ich möchte das an einem Beispiel verdeutlichen, und zwar daran, wie ich selbst dazu gekommen bin, mein Leben zu entschleunigen, um mehr Zeit für Stille und Gebet zu haben.


1 Aufmerksam werden: „Entschleunigen ist ein interessanter Gedanke.“ Ernsthaft habe ich mich zum ersten Mal 1994 damit befasst, als ich in einer persönlichen und gemeindlichen Krise steckte.

2 Reagieren: „Wie kann ich mehr darüber erfahren oder die Idee besser verstehen?“ Ich las Bücher, hörte Vorträge zum Thema und hielt selbst Predigten dazu.

3 Als Wert anerkennen: „Ich bin überzeugt, dass Entschleunigung für uns alle ein wichtiges Thema ist.“ Ich machte ein paar Experimente mit Einkehrtagen, Feiertagsruhe oder Schweigen, aber mein genereller Lebensstil veränderte sich dadurch nicht groß. Dieser Prozess zog sich über Jahre.

4 Zur Priorität machen: „Ich strukturiere mein ganzes Leben neu, um mehr Zeit mit Jesus zu haben.“ Das geschah erst in meiner zweiten Sabbatzeit 2003/4. Ich setzte neue Prioritäten, wie ich meine Zeit und Kraft einsetzen wollte, um diesen neuen Wert für zunächst vier Monate in mein Leben zu integrieren. Es half mir, meinen Führungsstil grundlegend zu verändern. Die Entscheidung, den Wert der Entschleunigung zu leben, hat mein Leben umgekrempelt.

5 Verinnerlichen: „Alle meine Entscheidungen und Handlungen sind geprägt von diesem neuen Wert.“ Für den Schritt von „Zur Priorität machen“ zum „Verinnerlichen“ habe ich weitere sechs bis acht Jahre gebraucht. Es erforderte sehr viel Anstrengung, um den Wert Entschleunigung/Zeit für Stille und Gebet mit den Anforderungen und Aufgaben als Hauptpastor in Einklang zu bringen. Aber heute spüre ich es nahezu sofort körperlich, wenn ich selbst oder andere in meinem Team diesen Wert vernachlässigen.

Das Diagramm zeichnet zwischen Stufe 3 und Stufe 4 eine deutliche Kluft. Warum? Weil dies den Punkt markiert, an dem eine radikale und oft schwierige Veränderung nötig ist. Viele leitende Mitarbeiter können der Idee einer emotional gesunden Spiritualität durchaus viel abgewinnen. Aber es ist dennoch eine nicht zu unterschätzende Herausforderung, den Schritt von „Als Wert anerkennen“ zu „Zur Priorität machen“ tatsächlich zu tun.

Aber lassen Sie sich nicht entmutigen. Die Veränderungen, die Sie sich wünschen, werden nicht über Nacht eintreten, aber sie werden eintreten. Lassen Sie sich Zeit. Vertrauen Sie darauf, dass Gott alles im Blick hat, und bitten Sie ihn, Ihnen den jeweils nächsten Schritt zu zeigen. Viele Hundert Menschen rund um den Globus sind mit Ihnen unterwegs. Bleiben Sie dran und machen Sie einen Schritt nach dem anderen. Weder Sie selbst noch die Menschen, die Ihnen anvertraut sind, werden dieselben bleiben.

Emotional gesund leiten

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