Читать книгу Reifeprüfung - Petra Gerster - Страница 3

Vorbemerkung

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Dies ist ein Buch für Frauen meiner Generation. Und für Männer, die mit einer Frau dieser Generation das Leben teilen und wissen wollen, was sie möglicherweise nicht verstehen.

Also für Frauen um die fünfzig oder, wenn wir großzügig sind, zwischen vierzig und sechzig. Ein Alter, das – ähnlich wie die Zeit des Erwachsenwerdens – einen neuen Lebensabschnitt markiert und eine Art zweiter Reifeprüfung darstellt.

Denn der Einschnitt, den die Fünf vor der Jahreszahl bedeutet, ist tief und der Übergang von einer Lebensphase in die nächste alles andere als einfach. Wir können dabei leicht aus dem Tritt geraten, verfallen plötzlich ins Grübeln über uns und unser Leben, fragen uns, wo wir stehen, woher wir kommen, was uns geprägt hat, was charakteristisch ist für uns und unsere Generation. Davon erzähle ich im ersten Teil des Buches.

Das Nachdenken über uns selbst fällt uns zwar leichter als mit achtzehn oder zwanzig, weil wir es nun schon ein paar Jahrzehnte geübt haben und mit dem Gegenstand hinlänglich vertraut sind. Gleichzeitig aber konfrontiert es uns mit der unangenehmen Einsicht, dass die Zukunft immer überschaubarer wird.

Wir kommen also nicht darum herum, uns mit unserem Alter auseinanderzusetzen, was viele von uns bis jetzt vielleicht vermieden haben. Doch anders geht es nicht. Alt werden wir von allein, ob es uns passt oder nicht, und wir tun ja auch einiges dafür, tatsächlich alt zu werden. Es gibt also keinen triftigen Grund, damit zu hadern und das Ganze schamhaft mit uns allein abzumachen. Nein, bei Licht betrachtet, wird vieles leichter. Wir müssen nur offen genug an- und aussprechen, was uns beschäftigt und zuweilen auch ängstigt – das habe ich im zweiten Teil versucht.

Für einen Augenblick innehalten und nachdenken über jene Art von Reifeprüfung, die einem mit fünfzig auferlegt wird, ist die Absicht dieses Buches. Die Probleme nicht verschweigen, die Chancen nicht übersehen, das Besondere und Einmalige der heute fünfzigjährigen Frauen schildern, und zwar aus der Perspektive einer, die sich gerade selbst ins sechste Lebensjahrzehnt aufgemacht hat.

Mit fünfzig wird einem ja die größte Leistung abverlangt: Häufig sind die Kinder noch schulpflichtig und die eigenen Eltern und Schwiegereltern in einem Alter, in dem sie auf Hilfe angewiesen sind, man hat ein reiches gesellschaftliches Leben und nicht selten einen Job. Das alles unter einen Hut zu kriegen, erfordert die ganze Frau. Von vielen Fünfzigjährigen wird bis heute erwartet, dass sie ihre alten Eltern pflegen oder bei sich aufnehmen. Wie gehen sie damit um? Wann kommen solche Frauen, die sich zuerst der Erziehung ihrer Kinder gewidmet haben und sich jetzt um ihre Eltern kümmern, dazu, ein eigenes Leben zu führen?

Natürlich gibt’s auch die anderen, die kinderlos geblieben sind, sich auf ein Altwerden ohne Kinder einstellen müssen und merken, dass man neue Freundschaften nicht mehr so leicht schließt wie in jungen Jahren. Fünfzig mit Kindern und fünfzig ohne Kinder – das sind zwei verschiedene Lebenskonzepte, die gestaltet werden müssen. Aber wie?

Es lohnt sich jedenfalls, das Nachdenken über uns fünfzigjährige Frauen. Nur so können wir entdecken, wie reich unser Leben ist, aus welchem Fundus wir jetzt und in Zukunft schöpfen können.

Und auch, wenn jede von uns ganz andere Geschichten im Kopf hat – wir müssen einfach anfangen, sie zu erzählen.

Reifeprüfung

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