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PHOTOSHOP-FRUST Warum Social Media keine Messlatte sein darf

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Dieses Kapitel könnte ich auch „So boykottierst du dich selbst“ nennen. Denn aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die vermeintliche Normalität, die man heute im Fernsehen, auf Plakaten und Zeitschriften, aber vor allem im Internet vorgesetzt bekommt, einen richtig unter Druck setzen und frustrieren kann. Egal in welchem Alter, ob als Teenie, junge Mama oder Frau im „besten“ Alter. Gerade wenn man nicht mit einem Turbostoffwechsel ausgestattet ist, die Kerzen auf der Geburtstagstorte ob ihrer großen Zahl inzwischen der teuerste Posten sind und man so gerne isst, dass man es auch sieht, kann einem die Motivation angesichts all der präsentierten Perfektion schon flöten gehen.

SCHÖNE BUNTE WELT UND DAS CHAOS DAHEIM

Kommen dazu für viele noch Job und Kinder, die frau – seien wir ehrlich – manchmal nur schwer unter einen Hut bekommt, ohne innerlich zehnmal am Tag zu explodieren, dann können einem Bilder in den diversen Medien leicht den Tag versauen. Bilder von lachenden, sich selbst beschäftigenden Sprösslingen, deren Kleidung farblich harmonisch der Umgebung einer stets aufgeräumten und saisonal perfekt dekorierten Wohnung angepasst ist. Mittendrin die tiefenentspannte, lächelnde Mutter, selbstverständlich geschminkt, mit perfekt sitzendem Haar und einer von Schwangerschaften offenbar unbeeindruckbaren Kleidergröße 36, die offensichtlich weder mit Augenringen eines Pandas, noch mit Cellulite oder ähnlichen weniger glamourösen Dingen des Lebens zu kämpfen hat.

LASS DAS JA KEINEN SEHEN

Arbeitest du dann wie ich überwiegend online, siehst du diese heile Welt jeden Tag, von früh bis spät, überall. Und als würde es nicht schon reichen, das optisch perfekte Leben anderer mit dem eigenen zu vergleichen, in dem sich gerade die Bügelwäsche meterhoch stapelt, kommen noch all die moralischen Aspekte in puncto gesundes Leben dazu: vollwertige Brotzeiten, täglich frisch gekochte, ausgewogene Mahlzeiten, alles nachhaltig und plastikfrei entweder aus dem eigenen Garten oder vom Markt nach Hause getragen und ins Bienenwachstuch eingewickelt, bevor man kurz Yoga macht. Und während du gerade im Homeoffice, alleine deiner eigenen mentalen Gesundheit wegen, deinen Kindern die iPads in die Hand drückst und nichts lieber möchtest als weglaufen, poppt auf dem Display ein Artikel über Quality Time mit Kindern auf, um dir den Rest zu geben.

SIND WIR EINFACH NUR UNMOTIVIERT, FAUL UND INKONSEQUENT?

Ich habe es jetzt sehr übertreiben und du magst vielleicht denken, „normale“ Menschen lassen sich nicht von so was beeindrucken. Aber ich bin mir sicher, auch du hast schon mal an dir und deinen Fähigkeiten gezweifelt, hast anderen, egal ob im echten Leben oder online, ihre Version eines großartigen, erfolgreichen Lebens geglaubt und sie vielleicht darum beneidet und dich selbst kritisiert. Das ist menschlich und verständlich, wir vergleichen uns eben mit anderen, das liegt in unserer Natur. Um so wichtiger ist es, sich die Realität vor Augen zu halten, sich zu distanzieren und seinen eigenen Weg zu finden.

GIESSE LIEBER DEINEN EIGENEN RASEN

Niemand außer dir steckt in deinen Schuhen, macht deinen Job, erzieht deine Kinder, lebt mit deinem Mann, zahlt deine Rechnungen.

Wieso also sollte ausgerechnet die Meinung anderer dir zum Glück verhelfen? Nur ein Bruchteil dessen, was wir täglich sehen, ist wahr. Im Netz regiert Photoshop und retuschiert jede Falte und jedes Gramm zu viel. Für Menschen, denen du vielleicht auf Instagram oder Pinterest folgst, sind diese Plattformen meistens ihr gut bezahlter Job. Inszenierung eines gesunden, glücklichen Lebens in einer Bilderbuchfamilie ist ein Teil davon. Und im echten Leben? Kennst du nicht auch Ehen, die plötzlich „vor lauter Glück“ geschieden werden, Blicke hinter die Kulissen, die so anders sind als die nach außen abgezogene Show, dass sie einen sprachlos zurücklassen? Umso wichtiger, sich auf das eigene Leben zu konzentrieren und – bildlich gesprochen – lieber den eigenen Rasen zu gießen, statt den des Nachbarn zu bewundern. Vielleicht ist das, was uns über den Zaun so blendet, einfach nur billiger Kunstrasen …

Ich hätte so viele Tipps für mein junges Ich, da könnte ich locker ein ganzes Buch draus machen. Oder zwei … Aber wenn es etwas gibt, was ich heute für lebensnotwendig halte, dann ist es das „Ist-mir-ziemlich-egal-Prinzip“ in Verbindung mit der „Ich-mache-es-wie-es-mir-passt-Methode“, dem „Alles-wird-gut-Mantra“ und dem ganz großen „Ommm“ der Gelassenheit, wenn es darum geht, was andere über einen denken.

MÜSSTE ICH MEINEM JÜNGEREN SELBST EINEN RAT GEBEN, DANN WÄRE ES DER, GELASSEN ZU SEIN.

Auch beim Abnehmen ist diese Gelassenheit so wichtig. In Ruhe herausfinden, was in der jeweiligen Lebensphase für einen gut ist, ohne sich von all den Abnehmgeschichten und einzig wahren Anleitungen beeinflussen und vor allem unter Druck setzen zu lassen, ist in meinen Augen der Schlüssel zum Erfolg. Andere machen es anders und das sollen sie auch! Du hast deinen eigenen Weg, dein Körper ist einzigartig und seine Bedürfnisse verändern sich mit jedem Jahr. Sich darauf einzulassen ist so viel wertvoller, als sich täglich zu stressen.

Denn eines weiß ich sicher: Selbst Erfolgsgeschichten von Menschen, die dich am Anfang motiviert haben, werden dich frustrieren, wenn du nicht den gewünschten Erfolg hast, alleine weil dieser Weg nicht zu dir passt.

Ich esse jetzt Nudeln und bereue nichts

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