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Vorteile der Nebensaison

Den Winter unter Palmen zu verbringen kann wunderbar sein, wenn sich die Erwartungen an diese Zeit erfüllen. Voraussetzung ist, dass diese Erwartungen realistisch sind. Dabei hilft, sich zu vergegenwärtigen, was in der knapp bemessenen Hochsaison in den beliebten Urlaubsregionen rund um Mittelmeer und Atlantik passiert. Das Sommergeschäft im Juli und August brummt in bewährter Manier und lässt die Kassen klingeln. Extrem hohe Auslastungsquoten zaubern den Anbietern ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht. Auf der Schattenseite stehen Ermüdungserscheinungen bei Personal und Material. Am Übergang zur herbstlichen Nebensaison wird bei zahlreichen Dienstleistungen und Öffnungszeiten mindestens ein Gang runtergeschaltet. Mit Beginn der winterlichen Nebensaison und stark abnehmenden Gästezahlen kommt der Tourismus-Motor dann vielerorts völlig zum Erliegen.

Wenn die dunkle Jahreszeit naht

Etliche Anbieter, die vom Tourismus leben, schließen mit Einsetzen des unbeständigeren Wetters ihr Geschäft für den Publikumsverkehr bis zum Frühjahr. Jetzt ist die Zeit gekommen, dringend fällige Renovierungsarbeiten vorzunehmen, Kapazitäten durch Umbaumaßnahmen zu erweitern und Fassaden neu anzustreichen. Wer im Winter durch Einkaufspassagen und Restaurantviertel spaziert, hört es allerorten klopfen, hämmern und bohren. Die Szenerie wirkt auf surreale Weise einsam, obwohl hinter den Kulissen rege Geschäftigkeit herrscht.

Es ist für die angesprochene Erwartungshaltung sehr wichtig, sich auf das stark reduzierte Angebot einzustellen. Das erste Date mit einem winterlich verwaisten Tourismusort birgt hohes Frustpotenzial. Noch nicht einmal eine Einladung zum Essen kann die Stimmung heben, wenn weit und breit kein ansprechendes Restaurant geöffnet hat. Einen touristischen Hotspot im Sommer zu erleben kann schockähnliche Gefühle auslösen – im Winter allerdings ebenso. Nun gilt es, die Vorteile in der hoffentlich sonnigen, aber ruhigen Winteratmosphäre zu entdecken und für sich zu nutzen. Und davon gibt es überraschend viele.

Plätze und Preise

Den Anfang machen die Betreiber von Stell- und Campingplätzen. Obwohl viele ihre Plätze im Oktober schließen, bleibt ausreichend Auswahl übrig, um die Nachfrage auch in den Wintermonaten zu bedienen. Diese Betreiber sehen in den Überwinterern eine willkommene Klientel, um ihren Betrieb ganzjährig geöffnet zu halten. Für ihre Gäste geht die geringere Platzauslastung mit einer größeren Auswahl verfügbarer Parzellen einher. Reservierungen werden in aller Regel entbehrlich, die Winter-Preisliste weist bereits reduzierte Stellplatzkosten aus. Für Langzeitaufenthalte wird zusätzlich mit attraktiven Rabatten geworben, die oftmals schon ab einer Woche starten und bei mehrmonatigen Buchungen erheblich das Budget entlasten können.


Wintertristesse im Touristen-Hotspot


Blick vom Stellplatz zum Felsen von Gibraltar


Guide in Isla Cristina


Geselliges Pétanque mit Freunden

Es ist nachvollziehbar, dass mit der geringeren Gästezahl und den eingeräumten Preisvorteilen auch ein Herunterfahren des sonst üblichen kompletten Angebots einhergeht. Tägliche Animation und wechselnde abendliche Showprogramme finden auf den großen Campingplätzen, wenn überhaupt, auf eingeschränktem Niveau statt. Gastronomische Angebote konzentrieren sich auf die Cafeteria/Bar mit kleiner Speisekarte, während Hauptrestaurant sowie Pool- und Beachbar geschlossen bleiben.

Städte im Winterschlaf

Solche Einschränkungen treffen auch auf Anbieter außerhalb des Stell- und Campingplatzes zu. Besichtigungsfahrten und Führungen zu den Natur- und Kulturattraktionen der Umgebung finden nicht oder nicht mehr so regelmäßig statt. Souvenirläden, Reisebüros und Boutiquen werden für Monate geschlossen. Auch die Mehrheit der Restaurants, Bars und Cafés fällt in den Winterschlaf. Entlang touristischer Flaniermeilen, die im Sommer vor lauter Menschen überquellen, sind dann selbst Bäckereien, Lebensmittel-Einkaufsmärkte und Touristen-Informationen größtenteils zu. Stadtbesichtigungen sind aber während dieser Zeit besonders verlockend. Lassen im Sommer extreme Hitze und intensiver Verkehrslärm das Entdecken einer historischen Altstadt zur Tortur werden, so fördern mildes Klima und geringer Besucherandrang jetzt das Interesse selbst bei denjenigen, die ansonsten mit alten Steinen und Jahreszahlen nicht viel anfangen können.

In der Ruhe liegt die Kraft

Was also vordergründig negativ erscheinen mag, entpuppt sich auf den zweiten Blick als Vorteil. Zumindest für diejenigen, die in der Ruhe einen Mehrwert sehen. Jetzt ist die Zeit für ausgedehnte Strandspaziergänge, ohne Sonnenschirme und Sandburgen umkreisen zu müssen. Einen ganzen Strand fast für sich allein zu haben, ist an Mittelmeer und Atlantik im Winter tatsächlich möglich.

Wenn auch nur noch Hartgesottene im Meer schwimmen, so bleibt doch immer noch die Möglichkeit, barfuß über den Sand zu gehen und das Wasser an den Füßen zu spüren. Sich den Wind um die Nase wehen zu lassen, den Blick auf Meer und Horizont gerichtet, den Wellenschlag hören … all das ist Balsam für die Seele.

Die Natur entfaltet nun ihren ganz spezifischen Zauber und ist überwiegend noch grün. Wanderer und Radfahrer finden jetzt optimale Bedingungen vor. Wenige Kilometer abseits einer touristisch geprägten Umgebung wird es herrlich leise und entspannend. Wer sich von dieser Atmosphäre einfangen lässt, vermisst den Hochbetrieb im Sommer nicht. Das trifft auch auf alle Wohnmobilisten zu, die verkehrsarme Strecken zu ausgiebigen Ausflügen nutzen, denn auch Staus und Parkplatzprobleme sind kein Thema. Wenn das Wohnmobil auf dem Campingplatz stehenbleibt, kommen Roller, Motorrad & Co. zum Einsatz. Relaxtes Cruisen bei frühlingshaftem Wetter ist für viele die Traumkombination schlechthin.

Wetter, Wärme, Wohlbefinden

»Wenn ich im Winter zu Hause rausgehe, muss ich auf Schnee und Glatteis achten. Das ist nichts mehr für meine Knochen!«, so beginnen oft die Erklärungen der Best-Ager und Senioren, warum sie sich im winterlichen Süden wohl fühlen. Wirken sich doch nasskaltes Wetter, die kurzen, dunklen Tage und die damit verbundenen psychischen Beschwerden bekanntlich negativ auf das Wohlbefinden aus – umgekehrt beeinflussen mehr Tageslicht und Sonnenstrahlen die Gesundheit positiv. Geringerer Medikamentenverbrauch bei Rheuma und Arthrose sind weitere Pluspunkte, der Sonne entgegenzureisen. Das Leben findet draußen und unter Gleichgesinnten statt, und dank der kurzen Wege können auch weniger fitte und bewegliche Menschen noch aktiv am geselligen Leben teilnehmen.

»Geht nicht auf das Wetter los. Wenn es sich nicht hin und wieder ändern würde, könnten neun von zehn Leuten kein Gespräch beginnen«, sagte einst der amerikanische Humorist Kin Hubbard (1868–1930). Wie wahr – und für das Überwintern sicher besonders zutreffend. Denn was gibt es Schöneres, als angesichts der Wettermeldungen aus der Heimat über die besseren Bedingungen vor Ort zu frohlocken? Wenn frühmorgens das Leben auf der Parzelle erwacht und sich die Camper aus dem Wohnmobil schälen, haben die ersten Dialoge zuverlässig das Wetter zum Thema. Bisweilen kann das auf den stillen Beobachter so wirken, als brauche man gegenseitig die Bestätigung, mit dem Überwintern die eindeutig richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Ab in den Süden - Überwintern mit dem Wohnmobil

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