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Genussmenschen jeden Alters

»Das ist doch nur was für Rentner«, heißt es häufig, wenn die Sprache auf das Thema kommt. »Falsch«, möchte man sofort entgegnen, wohl wissend, dass die Senioren tatsächlich den größten prozentualen Anteil aller Überwinterer stellen. Zutreffend ist aber auch, dass immer mehr Zielgruppen für sich Möglichkeiten erkennen, die Auszeit vom Winter zu realisieren.

Da sind einerseits Berufstätige, die ihre Arbeit von unterwegs aus verrichten können. Was früher ausschließlich den als »digitale Nomaden« titulierten Berufsgruppen zugeschrieben wurde, hat sich inzwischen um zahlreiche Berufsbilder erweitert. Was es da alles zu berücksichtigen gibt, schildern wir später ausführlicher (siehe S. 27).

Auszeit vom Job

Eine andere Gruppe sind Beschäftigte, die sich eine Auszeit vom Job nehmen können. Nicht jedes »Sabbatical« erstreckt sich über ein ganzes Jahr und beinhaltet exzessiven Reisekonsum exotischer Destinationen. Etliche nutzen die freiwillig arbeitslose Zeit, um einen Lebenstraum zu verwirklichen. Das kann der lang gehegte Wunsch sein, den Segelschein zu machen, eine Fremdsprache oder das Golfspielen zu erlernen oder das eigene Buch zu schreiben. Wenn sich für solche Vorhaben Wunsch, Wetter und Wohnmobil auf geradezu ideale Weise kombinieren lassen, ist die Entscheidung leicht gefällt.

Das staatlich finanziell unterstützte Angebot der Elternzeit wird von Alleinerziehenden und Paaren gern genutzt, als junge Familie intensiv Zeit miteinander zu verbringen. Was liegt näher, als durch geschickte Planung von Elternzeitansprüchen und Urlaubstagen die maximal mögliche Reisedauer für gemeinsame Erlebnisse herauszuholen? Das Reisen mit dem Campervan ist da eine oft gewählte Variante, Südeuropa das bevorzugte Ziel, der mediterrane Winter eine willkommene Reisezeit.

Weitere Gruppierungen bestehen aus Personen, die sich bereits im Vorruhestand befinden oder für ein Altersteilzeitmodell entschieden haben. Sie genießen die vorzeitig verfügbar gewordene Lebensfreizeit mit ausgedehnten, terminlich frei bestimmbaren Touren. Reisen in teuren Hochsaisonzeiten mit Staus und überfüllten Campingplätzen gehören jetzt der Vergangenheit an.


Genusszeit beim Überwintern in der Sonne


Gut unterwegs in Marokko auch ohne 4 x 4


Elternzeit im Süden


Markthalle Valencia Folgende

Das Leben genießen

Andere wiederum sind berufsunfähig geworden. Dieser unglückliche Umstand fesselt sie jedoch nicht an den heimischen Stuhl, die diesbezügliche Rente lässt sich problemlos auch ins Ausland überweisen. Manche haben körperliche Einschränkungen, die ihnen aber im wärmeren Süden weniger Schwierigkeiten bereiten. Die Orts- und Klimaveränderung führt oftmals zu geringerem Medikamentenverbrauch, einhergehend mit einem signifikant besseren Lebensgefühl für Körper und Geist.

Schließlich gibt es noch die Aussteiger, die als kreative Lebenskünstler ihre Zeit selbstbestimmt fernab der Heimat verbringen, und die glücklichen Privatiers, die ihre Lebenshaltungskosten unabhängig und aus der eigenen Tasche bestreiten.

Die zweifellos größte Gruppe unter den Überwinterern ist aber die der Rentner und Pensionäre. Sie sind die eigentlichen »Snowbirds«. Viele probieren es mit Eintritt in den Ruhestand zum ersten Mal, spätestens jetzt werden die Weichen für die kommenden Jahre gestellt. Wenn sich die letzten goldenen Herbsttage verabschieden, starten Tausende von ihnen aus allen mittel- und nordeuropäischen Ländern gen Süden. Aus sehr nachvollziehbaren Gründen: Die Unabhängigkeit, mit dem eigenen Wohnmobil jederzeit an jeden Ort aufbrechen zu können, übt eine große Anziehungskraft aus, die Aussicht auf warme Sonnentage sowie Urlaubsatmosphäre mit Strand und Meer ist nahezu unwiderstehlich. Ob allein, zu zweit oder im Verbund mit Freunden – zuverlässig setzt sich alljährlich im Herbst die weiße Karawane in Bewegung, um mit Beginn des heimatlichen Frühlings wieder nach Hause zurückzukehren.

Snowbirds im Alltag

Der Standortwechsel an die Mittelmeer- und Atlantikküste muss dabei nicht automatisch eine Einschränkung von Komfort und Gewohnheiten bedeuten. Zu Recht wird der temporäre Wohnmobil-Wohnsitz in Südeuropa oftmals als »zweite Heimat« tituliert. Campingplatzbetreiber haben sich optimal auf die Bedürfnisse der »Best Ager« eingerichtet. Überspitzt formuliert gleicht manch beliebter Mittelmeer-Campingplatz in Frankreich oder Spanien im Winter eher einer palmenbestückten Open-Air-Seniorenresidenz mit mobilen Wohneinheiten. Unterschiede zu daheim erschließen sich erst auf den zweiten Blick.

Beim Gästekreis der deutschsprachigen Überwinterer – stellvertretend für andere Nationalitäten und Sprachen – manifestiert sich dies in vielen Facetten des ausländischen Campingplatz-Lebens. Vieles wird in Deutsch oder mit Deutsch sprechendem Personal angeboten: Tageszeitungen und Magazine, Tagesmenüs mit vertrauter Küche, Animations- und Unterhaltungsprogramme, Bundesliga-Übertragungen mit importierten Kaltgetränken, organisierte Gruppenausflüge und vieles mehr. Selbst Kontakte zu Deutsch sprechenden Ärzten und Apothekern sind abrufbar und vermitteln Sicherheit für den Fall der Fälle. Bekannte Lebensmittel-Discounter sind in Frankreich, Spanien oder Portugal meist in gut erreichbarer Nähe angesiedelt, sodass der Wocheneinkauf ebenfalls einfach zu bewältigen ist.

Sozusagen als großen Sahneklecks obendrauf gibt es zu diesem Rundum-sorglos-Paket unbegrenzt Sonne, Wärme, Strand und Wasser gratis. Und ganz viel ausländisches Lokalkolorit, sobald die Komfortzonen der Parzelle und touristisch geprägten Einkaufs- und Gastronomieeinrichtungen verlassen werden. Besser kann die Überwintern-Sehnsucht kaum befriedigt werden.

Ab in den Süden - Überwintern mit dem Wohnmobil

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