Читать книгу Netzball - Philipp Hell - Страница 7
Was für ein Psyochopathen-Sport!
ОглавлениеIn den Tischtennis-Hallen der Republik trifft man auf jede Menge Irre. Hier gilt es nichts zu beschönigen. Schließlich sind wir selbst mittendrin und das seit Jahren: Zwischen den größten Gockeln und den eingeschnapptesten Leberwürsten. Bei den krankhaft Ehrgeizigen und den unfassbar nervig Gleichgültigen.
Eigentlich hat man sich ganz gut an dies alles gewöhnt. Doch von Zeit zu Zeit ertappt man sich eben doch bei dem Gedanken warum man eigentlich mit keinem anständigen Sport begonnen hat damals in der Jugend. Fußball zum Beispiel. Oder wem das zu prollig ist eben Tennis. Wer keine Bälle mag halt Leichtathletik. Oder gar Hallenhalma. Sicherlich, das Talent war überall äußerst überschaubar. Aber warum zum Kuckuck musste es ausgerechnet Tischtennis sein?
Das fragt man sich wenn auf der anderen Seite der Platte mal wieder jemand explodiert, weil er – nach dem zweiten Kantenball im gesamten Spiel – die ganze Welt gegen sich wittert. Schreiend, brüllend, gestikulierend und mit der Mimik eines Gorillas beim Paarungstanz wird da die ganze Ungerechtigkeit des Lebens hinausgeschrien. Das vor zehn Minuten im Entscheidungssatz durch einen Aufschlagfehler des Gegners unfassbar glücklich und unverdient gewonnene Spiel ist da schon längst wieder vergessen. Aber warum steht dort auch diese Bande herum und warum ist die Hallendecke so niedrig!? Ach, das Kurzzeitgedächtnis!
Genauso irre sind auch diese sich krankhaften Selbstbeleidiger. Arschloch, Depp, Hirnverbrannter, Angsthase, Jugendspieler sind da noch die netteren Bezichtigungen bei denen man sich als Gegner zunächst immer selbst angegriffen fühlt. Bevor man merkt, dass der Typ auf der anderen Seite ausschließlich mit sich selbst beschäftigt ist.
Ganz anderes der offensive Aggressivling: Bei ihm geht die Statur und die modische Ausstattung einher mit martialischen Tätowierungen, welche zum Gesamteindruck eines kriminellen Motorrad-Rockers führen. Bereits beim Einspielen fängt man sich von ihm Blicke voller abgrundtiefem Hass ein, die dann auch prompt massenhaft Aufschlagfehler und verschossene Elfmeter provozieren. Kaum trottet man psychisch am Ende und gnadenlos besiegt von der Platte sieht man den Kerl liebevoll Frau und Kinderschar herzen als wäre er der Moderator einer ARD-Samstagsabendshow.
Doch zu spät, wieder einmal stand man sich selbst im Weg. Beim Fußball heißen die billigen Ausreden Gras zu hoch und Ball zu platt. Beim Tischtennis hat die Platte so komisch gespiegelt, und das Netz war nicht richtig gespannt. Oder der Gegner wollte sich nicht richtig einspielen. Wurde unfairerweise auch noch ständig gecoacht. Machte nahezu alle Aufschläge direkt aus der Hand. Und trug zu allem Überfluss auch noch so ein beschissenes Schweißband!
Tja, modisch gesehen zeigt da der ein oder andere sein Psychopathen-Wesen doch sehr öffentlich. Oder wie lassen sich sonst lila-pink-karierte XXL-Trikots aus den Achtzigern erklären die immer noch im Einsatz sind? Oder dutzende von Tapes und Bandagen als stünde ein zwölfründiger Profi-Boxkampf an statt eines körperkontaktlosen Tischtennis-Matches?
Weitere auffällige Zelluloidspezialisten: Das kleine Männchen, welches sich während des kompletten Spiels leise flüsternd mit sich selbst unterhält und dabei leicht diabolisch grinst wie der Joker aus den Batman-Filmen. Oder der Blinde, der ständig lautstark betont, dass genau dieser Ball doch gestern im Training immer kam. Der Halbstarke, der jeden verschossenen Ball direkt im Anschluss per Trockenübung noch einmal in aller Seelenruhe durchgeht. Auch schön: Der mit glasigen Augen geistig völlig abwesend vor sich Hinstarrende. Oder aber der Verzweifelte welcher sich abwechselnd Hasenfüßigkeit und Mädchentischtennis vorwirft. Ach, man könnte ewig so fortfahren.
Auf genau die entgegengesetzte Art und Weise schlimm sind wiederum diese Stoiker. Denen kann man die Bälle um die Ohren kloppen, sie abwechselnd mit Netz- und Kantenbällen traktieren und mit diversen Mätzchen zum vierten Aufschlagfehler im Satz provozieren – keine Regung. Absolut keine. Wahnsinnig. Wie kann das sein? Da regt man sich nur selber wieder auf. Beinahe so sehr wie über den jovialen Schwätzer. Dieser versucht zwischen den Ballwechseln ständig Konversation zu betreiben, hat immer einen lockeren Spruch auf den Lippen und amüsiert sich ununterbrochen über den eben gespielten angeblich besonders kuriosen Ballwechsel. Er wird wiederum nur noch getoppt vom Balletttänzer, der jeden verschlagenen Ball mittels einer Pirouette in 1-A-Haltungsnote verarbeitet, wobei er laut „Huiuiui!“ ruft.
Doch wechseln wir deswegen die Sportart? Vielleicht nächste Saison. Wenn man es den ganzen – anderen – Psychopathen endlich mal ordentlich gezeigt hat. Gerade diesem hüpfenden Idioten, der einen schon aufregt wenn er nur schwungvoll die Halle betritt. Muss man den immer wieder treffen!? Auf jeeeedem Turnier?? Und dann auch noch verlieren?? Muss das sein??? Ernsthaft???? SCHON WIEDER!? Per D-O-P-P-E-L-Netzroller??? ICH RASTE AUS!!!