Читать книгу Die inneren Fesseln sprengen - Phyllis Krystal - Страница 14
Anleitung zur Visualisierung der Figur Acht
ОглавлениеBevor du die Bindungen zu deinen Eltern lösen kannst, muss die folgende vorbereitende Übung täglich und für mindestens zwei Wochen mit jedem Elternteil durchgeführt werden.
Schließe deine Augen, setze dich bequem auf deinen Stuhl oder auf den Boden und stelle dir vor, dass du um dich einen Lichtkreis ziehst, der auf dem Boden liegt und dessen Durchmesser der Länge deiner ausgestreckten Arme und Finger entspricht. Visualisiere diesen Kreis als eine Röhre aus goldenem Licht wie das Sonnenlicht. Tue dies nicht in Eile und erzwinge keine Bilder, erlaube den Bildern eher, dass sie vor deinem inneren Auge erscheinen mögen.
Wenn du zufrieden damit bist, in der Mitte eines Kreises aus goldenem Licht zu sein, dann visualisiere einen gleichartigen Kreis, der den deinigen knapp berührt, ihn aber nicht überschneidet. Schaue nun, welcher deiner Elternteile in dem gegenüberliegenden Kreis erscheint, wenn du den einen oder anderen aufrufst.
Versichere dich, dass ihr beide genau in der Mitte eures jeweiligen Kreises bleibt; falls es dir so scheinen sollte, dass einer von beiden sich vom Mittelpunkt des Kreises wegbewegt oder in den Raum des anderen eindringen möchte, stelle dir euch als Puppen vor, die genommen werden und dahin zurückgesetzt werden können, wo sie hingehören. Möglicherweise musst du dies mehrmals tun, bis ihr beide in der Mitte bleibt, besonders dann, wenn eine der beiden Personen dominanter ist als die andere.
Sobald du beide Kreise klar sehen kannst und beide Personen sich in der Mitte ihres Kreises befinden, visualisiere einen im goldenen Kreis laufenden, leicht neonblauen Lichtstrahl, beginnend an dem Punkt, an dem sich beide Kreise berühren, dann im Uhrzeigersinn um den Kreis deines Elternteiles dir gegenüber, dann zurück zu dem Punkt, an dem sich beide Kreise berühren. Beobachte nun, wie das blaue Licht um deinen Kreis weiterfließt, zunächst auf der linken Seite, dann hinter dir und schließlich zu deiner Rechten und dann auch wieder zu dem Punkt, an dem sich beide Kreise treffen und somit eine Acht bilden. Beobachte den Fluss des blauen Lichtes mit deinem inneren Auge so lange, bis du ohne Anstrengung an dem Bild verweilen kannst. Es ist bei jedem Menschen anders, aber es dauert selten länger als zwei Minuten. Das neonblaue Licht grenzt die Person im einen Kreis und die Eltern im anderen Kreis ab und zieht sie magnetisch auf sich selbst zurück, sodass beide ihre getrennten Territorien ganz für sich innehaben.
Diese Übung muss täglich und regelmäßig wiederholt werden, bis sie leicht vonstattengeht, um so sicherzustellen, dass deine Botschaft, dass du wünschst, ein unabhängiges Individuum zu werden, sowohl in dein als auch das Unterbewusstsein deiner Eltern eindringt. Das Unterbewusstsein versteht Bilder und Symbole besser als Worte, allerdings müssen diese regelmäßig wiederholt werden, damit die beabsichtigte Botschaft ankommt und Wirkung zeigt. Die beste Zeit, um Botschaften so auszusenden, sind die Augenblicke kurz nach dem Erwachen aus dem Schlaf und unmittelbar vor dem Einschlafen, weil wir dann dem Unterbewusstsein am nächsten sind.
Wenn du das Bild klar vor dir hast, reicht eine zweimalige tägliche Übung von ungefähr zwei Minuten morgens und abends. Über den restlichen Tag ist es hilfreich, die Figur Acht zu visualisieren, um diese im Fluss zu behalten, so wie kleine Kinder einen hölzernen Reif rollen lassen und diesen mit einem leichten Anstoß mit einem Stock am Rollen halten.
Da die Phyllis Krystal Stiftung nun die Obhut über die Methode wahrt, kann diese bei Problemen mit den Übungen gerne konsultiert werden, um sicherzustellen, dass diese von Anfang an korrekt durchgeführt werden. (www.phylliskrystal.com)
Es ist interessant, die unterschiedlichen Erfahrungen von Menschen zu hören, die mit dieser Übung arbeiten. Oft versucht ein besonders dominanter Elternteil in den Kreis des »Kindes« einzudringen, während es auch vorkommt, dass ein »Kind« überrascht feststellt, dass es selbst versucht, in das Territorium der Eltern einzudringen. Oft wird berichtet, dass einer oder beide Elternteile bereits verstorben sind, aber die Verbindung auch über deren Tod hinaus besteht, bis diese gelöst wird. Einige Menschen berichten, dass einer der Elternteile, meist die Mutter, bei der Geburt oder während deren früher Kindheit verstarb, so dass sie sich kaum an jenen Elternteil erinnern können. Sie werden üblicherweise von Großeltern, Verwandten oder Freunden großgezogen oder kommen in ein Waisen- oder Kinderheim oder zu Adoptiveltern. In diesen Fällen sollte die Ablösung von den wirklichen Eltern, selbst wenn sie nur wenig Einfluss hatten, als erstes durchgeführt werden. Zusätzlich muss eine Ablösung zu den Menschen, die das Kind großzogen oder während der Kindheit direkten Einfluss auf es hatten, durchgeführt werden.
Gelegentlich haben wir es mit Menschen zu tun, die einen derart bitteren Hass gegenüber einem Elternteil verspüren, dass es für sie zu schwierig oder beunruhigend ist, den Elternteil täglich zu visualisieren. Es gibt mehrere Möglichkeiten, mit diesem Problem umzugehen: Anstatt die wirkliche Person zu visualisieren, könnten ein Bild, die Initialen oder ein Symbol, das ihn repräsentiert, benutzt werden.
Eine Frau, die mit meiner Tochter arbeitete, fürchtete sich vor ihrem Vater noch immer so stark, dass sie diese Übung überhaupt nicht machen konnte. Wir baten innerlich darum, gezeigt zu bekommen, was wir ihr sagen konnten, und uns wurde vorgeschlagen, dass sie eine sehr dicke Trennwand zwischen sich selbst und ihren Vater ziehen und sich ihn auf der anderen Seite dieser schützenden Wand in seinem Kreis denken solle – getrennt von ihr. Sie war einverstanden damit, es zu versuchen und stellte fest, dass es ihr so möglich war, die Figur Acht als Vorbereitung für ihre Befreiung von seinem Einfluss zu praktizieren. Diese Frau war seit ihrer frühen Kindheit inzestuös von ihrem Vater missbraucht worden und litt noch immer unter den Folgen. Es gelang ihr nicht, eine anhaltende Beziehung zu einem Mann einzugehen. Wir fanden heraus, dass Inzest weit stärker verbreitet ist als allgemein anerkannt. Wir erhielten mehrere Möglichkeiten, um bei der Lösung dieses Problems zu helfen, die ich in einem späteren Kapitel beschreiben werde.
Die meisten Menschen haben die Fähigkeit, zu visualisieren, und Übung verbessert diese Fähigkeit recht schnell, aber es gibt immer einige wenige, denen es schwerfällt oder denen es sogar unmöglich ist. Für sie haben wir verschiedene Alternativen, um das Symbol an das Unterbewusstsein zu senden, und manchmal haben diese Menschen selbst Vorschläge dazu, wie diese Schwierigkeit gelöst werden könnte. Ich erinnere mich an eine junge Frau, die mit Hilfe eines Zirkels eine große Figur Acht auf ein Papier malte und mit einem blauen Buntstift morgens und abends diese Figur nachmalte.
Viele Menschen empfinden, dass sie sich während ihrer freien Zeit, zum Beispiel während sie auf einen Termin warten, beim Herumkritzeln ertappen und wir empfehlen deswegen, dass sie immer Papier und Stift zur Hand haben sollten, um damit während der Wartezeit die Figur Acht zu praktizieren, indem sie ihre eigenen Initialen in den einen und einen der Elternteile in die Mitte des jeweiligen Kreises setzen. Ein Mann schnitt zwei Kreise aus Papier aus und legte sie in seinem Zimmer auf den Boden, setzte sich dann in einen Kreis und legte ein Bild seiner Mutter in den anderen Kreis, um dann mit dem Finger die Figur Acht um die Kreise zu ziehen, während er sich vorstellte, dass es blaues Licht wäre.
Dies gab mir die Idee für eine Frau, der ich die Übung der Figur Acht gegeben hatte, um sich zwar nicht auf die Ablösung von einem der Elternteile, sondern von ihrem Mann vorzubereiten, von dem sie sich gerade scheiden ließ. Sie war sehr nervös und hatte Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, so dass ich ihr vorschlug, die zwei Kreise auszuschneiden und auf den Boden zu legen und dann im Sinne der Figur Acht die Kreise zu umlaufen. Es fiel ihr leicht, diesem Vorschlag zu folgen, und durch die körperliche Betätigung konnte sie sich eines Teiles ihrer nervösen Energie entledigen, die sie daran gehindert hatte, sich zu konzentrieren. Dies ist übrigens ein typisches Beispiel dafür, wie wir oft Techniken gezeigt bekommen, wenn wir mit einer Person arbeiten, die dann für andere Menschen mit ähnlichen Problemen eingesetzt werden können.
Nachdem wir die Figur Acht ausführlich erklärt haben, lassen wir uns von der Person beschreiben, wie sie die Übung durchführt, um sicher zu sein, dass sie es verstanden hat und korrekt visualisiert. Ich möchte hier gerne betonen, wie wichtig es ist, diese Überprüfung so vorzunehmen, denn wir haben es oft erlebt, dass das Symbol, obwohl wir glaubten, es klar und deutlich erläutert zu haben, nicht auf dem Boden um ihre Füße ging, sondern um ihre Hüfte, ihr Genick und manchmal sogar über den Kopf. Andere sahen es in senkrechter Position mit den Kreisen übereinander gelagert. Missverständnisse ergeben sich eher, wenn die Anweisungen über das Telefon gegeben werden, was wir daher nicht empfehlen, außer es handelt sich um eine Notsituation, wenn es für jemanden dringend notwendig ist, mit der Durchführung der Übung zu beginnen. Solche Missverständnisse lassen sich am besten vermeiden, wenn wir die Person bitten, die Anweisungen laut zu wiederholen, so dass es überprüft werden kann und mögliche Fragen geklärt werden können.
Zusätzlich zur Figur Acht gibt es zwei weitere Aktivitäten, die gleichzeitig begonnen werden sollten. Wir bitten die Person, ihre Träume aufzuzeichnen und dies zur Angewohnheit werden zu lassen, indem sie morgens oder sobald sie nach einem Traum aufwacht, diesen Traum aufschreibt, solange sie sich daran erinnern kann. Die meisten Menschen machten die Erfahrung, dass sie beim Aufwachen noch eine sehr lebhafte Erinnerung an den Traum hatten und manchmal sogar in der Lage waren, diesen sofort zu analysieren. Sie wogen sich in solcher Sicherheit und Klarheit, den Traum nicht zu vergessen, dass sie wieder einschliefen und sich am nächsten Morgen an nichts weiter erinnern konnten als die Tatsache, dass sie geträumt hatten. Um den Verlust von solchen Träumen und der damit verbundenen, möglichen, wichtigen Information aus unserem Unterbewusstsein zu vermeiden, empfehlen wir, immer Papier und Stift oder ein Aufzeichnungsgerät neben dem Bett zu haben, damit es ein Leichtes ist, die Träume festzuhalten, sobald wir uns daran erinnern. Wir schlagen auch vor, beim Schlafengehen das Unterbewusstsein um einen Traum zu bitten, der hilfreiche Hinweise für die jeweilige Situation geben könnte. Ein Traum kann sehr häufig auf das grundlegende Problem im Leben einer Person hinweisen und so bei der Suche nach den Anhaltspunkten für ihre Schwierigkeiten Zeit sparen.
Wir empfehlen auch das Anlegen von Listen mit den positiven und negativen Eigenschaften der Eltern, um so klarer die Programmierungen durch die Eltern während der Kindheit zu erkennen und auch die Reaktionen darauf – ob dagegen rebelliert oder damit konform gegangen wurde. Wir empfehlen, dazu zwei große Blätter Papier zu nehmen, jeweils eines für jeden Elternteil, und mit einem Strich in der Mitte das Blatt in zwei Spalten zu teilen. Auf der linken Seite jeden Blattes sollten die Eigenschaften oder Angewohnheiten der Eltern stehen, auf die wir negativ reagiert haben, und auf der rechten Seite all die Charakterzüge, auf die positiv oder mit Bewunderung reagiert wurde. Es erfordert Geduld und Zeit, diese Listen zu erstellen, und es sollte nicht mit Eile und auf einmal gemacht werden. Die offensichtlichen Dinge fallen uns meist sofort ein, aber es sind oft die kleinen, subtilen Dinge, welche bei Kindern den meisten Eindruck hinterlassen. Diese werden oft unterdrückt oder vergessen und tauchen erst dann langsam aus dem Unterbewusstsein auf, wenn die auffälligeren notiert wurden. Es ist hilfreich, immer Papier und Stift zur Hand zu haben, wo die negativen und positiven Reaktionen sofort notiert werden können, sobald sie uns einfallen. Denn sobald dieser Prozess eingeleitet ist und das Unterbewusstsein merkt, was gebraucht wird, holt es aus der Vergangenheit die unterdrückten und vergessenen Reaktionen aus der Kindheit hervor. Es mag scheinen, dass hier viel von einer Person verlangt wird. Wir haben jedoch beobachtet, dass Verzweiflung, Desillusion und Unzufriedenheit bei Menschen, die Hilfe suchen, zu Bereitschaft für harte Arbeit und Disziplin führt. Das scheint eine Regel zu sein.
Wir alle sind ein wenig faul und strengen uns nicht wirklich an, solange uns nicht irgendetwas dazu zwingt oder ein Schmerz so groß ist, dass wir fast alles Mögliche tun würden, um unser Leid zu mindern, unabhängig davon, ob der Ursprung dafür körperlicher, mentaler, emotionaler oder finanzieller Natur ist oder stark genug, in welcher Weise auch immer, um uns zu Taten zu drängen. Es gibt natürlich auch die Menschen, die dermaßen von dem Abenteuer dieser Arbeit inspiriert sind, dass sie dies allein schon ausreichend motiviert. Es ist nämlich emotionale Energie, die es einer Person ermöglicht, die vom bewussten Verstand aufgebaute Barriere zu durchbrechen und in Kontakt mit dem Unterbewusstsein zu treten.
Ein weiteres interessantes Phänomen, das wir über die Jahre erlebt haben, ist, dass Menschen, die mit der Methode arbeiten möchten, entweder nicht unmittelbar damit beginnen können oder unfähig sind, den ersten Termin einzuhalten. Anstatt die Frustration bei einer sowieso schon unsicheren Person noch zu erhöhen, ist stattdessen offensichtlich geworden, dass die Verzögerung bei den meisten Menschen das Bestreben, anzufangen, noch größer werden lässt und sich mehr Energie aufbaut, um den ersten, so wichtigen Durchbruch hervorzubringen.