Читать книгу Die inneren Fesseln sprengen - Phyllis Krystal - Страница 17
Das Pubertätsritual
ОглавлениеSobald die Person sich entspannt hat, schlage ich vor, ein Dreieck zwischen uns zu errichten; sofern die Funktion nicht schon erläutert wurde, tue ich dies in dem Moment. Ich biete der Person den Punkt B der Basislinie an, selbst bin ich auf Punkt A, am anderen Ende. Wir sind verbunden über die goldene Lichtlinie, die unser gegenseitiges Vertrauen als miteinander arbeitende Partner repräsentiert. Dann stellen wir uns beide vor, dass entlang unserer Wirbelsäule nach oben ein Lichtstrahl fließt, der aus unseren Köpfen jeweils heraustritt. Diese beiden Lichtstrahlen treffen sich in dem Raum über uns und formen die Spitze des Dreiecks: Diesen Punkt nennen wir das Höhere Selbst oder Gott-Selbst. Das Höhere Selbst ist die uns allen angeborene, innewohnende Weisheit, in der wir alle Eins sind.
Dann nehmen wir uns die Zeit, das Höhere Selbst zu bitten, uns beide gemeinsam zu führen, sodass die richtigen Fragen und Hinweise zu der Person kommen, von der die Sitzung angeleitet wird und dass die Person, die entspannt ist, dies annehmen und damit umgehen kann, was in diesem bestimmten Zeitraum gesehen, gefühlt, erfahren oder durchlebt wird.
Es hat sich über die Jahre gezeigt, dass die Methode sicher, ja narrensicher ist und es niemals vorgekommen ist, dass jemand überfordert oder beim Auftauchen jeglicher Erinnerungen, Fehler oder alter Traumata nicht damit zurechtkam.
Ich erkläre auch immer, dass die Person sich keine Sorgen machen sollte, wenn sie bei dieser ersten Sitzung nichts sehen kann, denn ich kann in diesem Fall leicht in meinen Wachtraum-Zustand schlüpfen und beschreiben, was ich sehe und dann gemäß meiner inneren Führung weiter anleiten. Wenn selbst das schwierig ist, kann ich auch klarmachen, dass ich, sofern es mir so angegeben wird, übernehmen kann. Ich würde dann die erhaltenen Eindrücke ansehen und beschreiben und das tun, wozu ich von der inneren Ebene veranlasst werde. Das scheint denjenigen Menschen, die besorgt sind, nicht visualisieren zu können, alle Furcht und Druck zu nehmen.
Als nächstes bitte ich die Person, sich die beiden Kreise der Figur Acht vorzustellen, die durch die zweiwöchige Übungsphase ja bereits bekannt ist, um dann den Elternteil, von dem die Ablösung gemacht werden soll, in den gegenüberliegenden Kreis einzuladen. Ich sage der Person, sie möge dem betreffenden Elternteil erklären, dass dieses bevorstehende Ritual beide befreien wird, sodass beide ihr eigenständiges Leben als einzelne Individuen führen können und nicht mehr von den Handlungen des jeweils anderen über die bestehenden Bindungen hin und her gezogen werden. Ich ermutige die Person dann, zu schauen, ob die bestehenden Bindungen zwischen ihr selbst und dem Elternteil zu sehen sind und mir dann zu sagen, an welchen Körperteilen die Bindungen jeweils angebracht sind. Die meisten Menschen können dies recht leicht erkennen, einige sind sogar geschockt über das, was sie sehen. Ich warne die Menschen, sich nicht beeindrucken zu lassen von dem, was sie sehen, denn was gezeigt wird, dient zur Verbesserung der Beziehung.
Es ist durchaus nicht unüblich, dass das gegengeschlechtliche Elternteil Bindungen zum Kind im Bereich der Sexualorgane aufweist, was uns natürlich viel über das Verhältnis zueinander aussagt. Es zeigt zudem auf, woran gearbeitet werden muss, wenn es jemals eine gute Beziehung mit einem Menschen des anderen Geschlechts geben soll.
Einige Menschen finden nur eine einzige Bindung, andere finden mehrere, was von der Nähe der Beziehung abhängt, sowohl negativ als auch positiv. Wir hatten einige wenige Fälle, wo die Beziehung so eng war, dass es Siamesischen Zwillingen gleichkam. In einer solchen Situation ist es für eine Person, die sich zu befreien wünscht, unmöglich, klarzusehen. Es stand außer Frage, zu erwarten, dass die Person den »chirurgischen Eingriff« alleine vollziehen konnte. In diesem Fall muss die Person, die die Sitzung leitet, bereit sein, die Operation für sie durchzuführen, aber darauf bestehen, dass sie sich so viel als möglich beteiligt.
Sobald die Bindungen lokalisiert sind, bitte ich um die Beschreibung von Größe und Konsistenz, und auch hier habe ich buchstäblich Hunderte verschiedene Beschreibungen gehört, allesamt symbolisch für die Beziehung und oft erstaunlich aufschlussreich. Es gab Bänder aus Samt, Nylonfäden, Angelschnüre, Drähte, Seile, Ketten, Metallstangen und viele, viele Bindungsarten mehr.
Wenn die Beschaffenheit der Bindungen geklärt ist, sage ich der betreffenden Person, sie möge darum bitten, Instrumente gezeigt zu bekommen, mit denen die Bindungen gelöst oder abgetrennt werden können und auch hier ist die Auswahl überraschend groß. Scheren, jegliche Art von Messern wie Küchenmesser, Schwerter oder Dolche, Licht- oder Laserstrahlen, Feuer, Säure, Sägen tauchen auf, um nur einige zu nennen.
Üblicherweise schlage ich vor, dass die erste Ablösung mit dem Zertrennen einer Bindung in deren Mitte stattfinden sollte und dann die Teile von den Körperteilen, an denen sie bei beiden Personen angebracht waren, entfernt werden. Oft muss ich helfen, das Bindungsteil von dem Körper der ablösenden Person zu entfernen, wenn es ein Körperteil ist, der schlecht zu erreichen ist oder so empfindlich, dass schon der Versuch, diesen alleine abzulösen, keinen Erfolg verspricht.
Wenn beide Teile entfernt sind, schlage ich vor, die rechte Hand (wenn die Person rechtshändig ist, ansonsten die linke Hand) an die Stelle zu legen, an der die Bindung von ihrem eigenen Körper entfernt wurde und die andere Hand auf der gegenüberliegenden Seite, so dass ein Energiefeld entsteht. Dann bitten wir darum, dass heilende Energie vom Höheren Selbst in ihre Hände sowie in die hinterlassene Wunde herunterfließen möge.
Die Bindungen werden zu Füßen der arbeitenden Person aufgestapelt und wenn alle Bindungen gelöst sind, wird die beste Methode zu deren Zerstörung erfragt, womit ein Zurückfallen in alte Muster verhindert wird.
Die Wahl der meisten Menschen fällt darauf, die Bindungen zu verbrennen oder zu vergraben, in Säure aufzulösen oder sie ins Meer oder einen reißenden Fluss zu schleudern. Häufig sind Menschen so sehr darauf bedacht, mit diesen Bindungen abgeschlossen zu haben, dass sie nicht genug ausdenken können, um sicher zu sein, dass diese endgültig zerstört sind und entscheiden sich häufig, sogar das Feuer, in dem die Bindungen verbrannt wurden, zu vergraben und dann auf jener Stelle herumzuspringen, so dass jedweder Nachweis ausgelöscht ist. Daraus hat sich schon mehrmals eine Art indianischer Kriegstanz entwickelt, von dem ich vorschlage, ihn als Ausdruck der Erleichterung und endlich erlangter Befreiung für die Person zu verstehen. Ich ermutige die Person dazu, loszulassen und dieser Befreiung in jeglicher von ihr gewählten Form Ausdruck zu verleihen.
Nachdem sie damit zufrieden ist, dass alles getan wurde, um alle Spuren der alten Bindungen auszulöschen, schlage ich vor, dem Elternteil, von dem sie sich gerade abgelöst haben, zu danken für die Möglichkeit, in einem Körper auf diese Welt zu kommen und somit all das lernen zu können, was in diesem Leben notwendig war.
Als nächstes führt die Person ein Ritual durch, in dem sie zunächst den Elternteil um Vergebung bittet und dann dem Elternteil jegliche Verletzung vergibt, die ihr zugefügt wurde, bewusst oder unbewusst. Das fällt den Menschen oft sehr schwer, besonders dann, wenn zwischen ihnen und den Eltern verbitterte Gefühle bestehen. Dass Vollziehen des Vergebens ist essenziell, da es Teil der vollständigen Ablösung ist. Mangel an Vergebung kann die Bindungen in negativer Weise wieder zusammenschweißen.
Normalerweise fordere ich die Person auf, zunächst den Elternteil um Vergebung zu bitten, da dieser Teil des Rituals für die meisten Menschen einfacher zu sein scheint: Viele Menschen leiden unter der Last von Schuldgefühlen und dies ist eine Möglichkeit, sich von dieser Last von Schuld zu befreien. Ich schlage vor, dass sie sich eine konkrete Sache, für die sie Vergebung wünscht, zu Bewusstsein führt und diese entweder ausspricht oder schweigend vorbringt, eine nach der anderen. Wenn sie dies schweigend tun möchte, bitte ich sie, mir mitzuteilen, wenn sie damit nach bestem Wissen fertig ist. Ich sage der Person auch, dass alles, was später noch auftaucht, dann behandelt werden kann. Wir haben festgestellt, dass diese Möglichkeit, um Vergebung zu bitten, sehr willkommen ist und die Menschen häufig von quälenden Schuldgefühlen und Reue befreit, die bei ihnen besonders dann zurückbleiben, wenn die Eltern verstorben sind.
Der nächste Schritt besteht darin, den Eltern die dem Ablösenden entweder bewusst oder unbewusst zugefügten Verletzungen und begangenen Fehler zu vergeben. Das ist für die meisten Menschen die bei weitem schwierigere Aufgabe und in einigen Fällen scheint es ihnen sogar unmöglich, dies zu versuchen.
In solchen Momenten schlage ich vor, dass, selbst wenn die Menschen ihrem Elternteil nicht von Herzen vergeben können, sie das Höhere Selbst oder die Gotteskraft in ihnen bitten können, von der Spitze des Dreiecks zwischen uns durch sie und dann zu dem Elternteil Vergebung zu senden. Das ist fast immer akzeptabel, selbst bei den Menschen, die wissen, dass sie vergeben müssen, dies aber nicht aus sich selbst heraus können. Auch hier wieder schlage ich vor, einzelne Episoden in Erinnerung zu rufen, wo den Eltern verziehen werden muss, um beide von negativen Gefühlen zu befreien, welche ebenso wie positive Gefühle Menschen aneinander binden können.
Schlussendlich bitten wir den Elternteil, die Szene zu verlassen, seines Weges zu gehen und dies für sich allein zu tun, nun frei von dem fortwährenden emotionalen Zu-sich-Ziehen durch das Kind. Dieses Ansinnen bedeutet nicht, dass es zwischen beiden keinen Kontakt mehr gibt; tatsächlich ist es so, dass die meisten Menschen das genaue Gegenteil empfinden, nämlich, dass die Beziehung weniger emotional geladen und zufriedenstellender wird.
Wir schlagen immer eine angemessene Verabschiedung vor, vorzugsweise mit einer Segnung. Manchmal ist es angezeigt, ein Dreieck zwischen dem Elternteil und dem Kind aufzustellen, so dass beide mit dem Höheren Selbst verbunden sind anstatt direkt miteinander. Uns wurde gezeigt, dass dieses Bild das Hilfsreichste ist, was eine Person für eine andere tun kann, und wir nannten es »ein Dreieck aufstellen«. Wir selbst tun dies oft, wenn wir einen Hilferuf bekommen (selbst bevor wir der Person etwas darüber gesagt hätten), um uns so schnell als möglich mit dem Höheren Selbst zu verbinden.
Phyllis hat immer wieder hervorgehoben, dass die Linie zwischen der anderen Person und dem Höheren Bewusstsein gestrichelt sein muss, falls wir dazu kein Einverständnis der anderen Person haben. (siehe auch Seite 180)
Ein weiterer Schritt wird unternommen, um die Befreiung zu vervollständigen. Es ist ein Reinigungsprozess, der dazu dient, alle alten Konditionierungen und Angewohnheiten wegzuwaschen. Dieser Prozess ist eine Vorbereitung, um getrennt mit Angewohnheiten zu arbeiten, was im nächsten Kapitel behandelt wird. Manchmal erfolgt die Befreiung unmittelbar, aber es kann auch länger dauern, bis sie offensichtlich wird.
Ich empfehle normalerweise, dass die Person in ihrer inneren Szene eine Wasserstelle suchen soll, so etwas wie einen Fluss, ein Schwimmbad, einen Ozean, einen Wasserfall. Dann wird sie angewiesen, die Kleider auszuziehen, sie auf den Boden auf einen Haufen zu legen und ein Blatt oder einen glatten Stein zu nehmen und ins Wasser zu gehen, um sich dort gründlich zu waschen. Das wird ungewollte negative Gewohnheitsmuster oder Eigenschaften beseitigen, die von den Eltern übernommen wurden. Diese sollten von der angefertigten Liste mit den negativen Eigenschaften der Eltern in Erinnerung gerufen werden. Wenn sie mit der an sich selbst vollzogenen Reinigung von solchen zurückgebliebenen Eigenschaften zufrieden ist, wird ihr gesagt, dass sie zum Trocknen hin und her laufen soll, dabei springend und hüpfend ihre Freiheit ausdrückend. Wenn sie trocken ist, überreiche ich ihr ein neues, lockeres Kleidungsstück oder Gewand von neutraler Farbe, das sie tragen soll, bis sie sich eine Reihe neuer Eigenschaften zu eigen gemacht hat oder, sofern diese innere Anweisung erfolgt, führe ich sie auf der Suche nach einem eigenen neuen Kleidungsstück. Dann frage ich, wie sie die alten Kleider zerstören soll, die sie an ihre alten Reaktionen aus der Kindheit erinnern. Meistens entscheidet sie, die alte Kleidung zu verbrennen und ich bin, wie in vielen anderen Teilen der Arbeit, immer wieder erstaunt über einige sehr aufwendige Methoden, die Menschen zur Zerstörung der Kleider wählen.
Das wichtigste Element bei dieser Arbeit ist die aktive Beteiligung der Person, denn nur sie allein kann ins Unterbewusstsein vordringen. Je mehr Emotionen beteiligt sind, desto tiefer prägt sich die neue Botschaft in das Unterbewusstsein und kann so umso früher wirkungsvoll umgesetzt werden. Die meisten Menschen sind begeistert von der Möglichkeit, sich von alten, ungewollten Angewohnheiten befreien zu können und sehen kein Problem darin, in diesen Prozess emotional involviert zu sein.
Ich warne die Person immer davor, dass in drei auf die Sitzung folgenden Tagen gemischte Gefühle erlebt werden können, so wie Trauer, Traurigkeit gemischt mit Erleichterung, aber dass dies kein Grund zur Besorgnis, sondern durchaus normal und auch nur vorübergehend ist. Wenn diese Warnung nicht ausgesprochen wird und die Person in eine depressive oder ähnliche Stimmung verfällt, kann es zu einem Schock kommen und die ganze Erfahrung kann in Zweifel gezogen werden.
Es ist auch ratsam, der Person zu sagen, dass sie mindestens drei Tage mit niemandem über diese Erfahrung sprechen sollte, denn die emotionale Energie muss bewahrt werden, um die Möglichkeit zu haben, sich zu stabilisieren, zu festigen und Wirklichkeit werden zu können. Ein zu früh geführtes Gespräch darüber kann dazu führen, dass die Energie entweicht, ganz besonders dann, wenn die Person, der die Erfahrung mitgeteilt wird, vielleicht skeptisch ist und Zweifel äußert. Diese Reaktionen sind ansteckend und können das noch zarte, neue Wachstum in der Person, die gerade gearbeitet hat, wie Fäule befallen.
Wir danken dann beide dem Höheren Selbst für die Führung in der Sitzung und ich gebe mündliche Vorschläge, wie die Person wieder zu vollem Körperbewusstsein zurückkehren kann; ich erinnere sie daran, dass dem Körper während der Arbeit auf der inneren Ebene eine Heilbehandlung zuteilwurde. Ich schlage vor, mit den Zehen zu krallen, die Knie zu beugen, die Hüfte zu bewegen, den Rücken zu krümmen, die Arme auszustrecken, alles, was an das Strecken des gesamten Körpers bei Hund oder Katze erinnert, wenn diese aus dem Schlaf erwachen.
Ich hebe dann das Datum des Tages hervor und dass sie sich in meinem Arbeitszimmer befinden und sich jetzt langsam aufrichten können, das Tuch von den Augen nehmen, zu vollem Tagesbewusstsein zurückkehren und langsam, nach der gerade vollzogenen Ablösung, frei tätig sein können.
Ich erkläre ferner, dass es empfehlenswert ist, nach einer Ablösung, besonders bei jener von den Eltern, einen Brief zu schreiben, der nicht abgeschickt wird, in dem man die gerade vollzogene Ablösung und Befreiung zum Ausdruck bringt. Dieser Brief umgeht den bewussten Verstand der Person, an die er gerichtet ist, erreicht aber das Unterbewusstsein. Der Brief wird am besten unmittelbar nach der Ablösungszeremonie geschrieben, weil dann die während des Rituals stark aufgetretenen Emotionen normalerweise noch präsent sind. Je emotionaler der Brief geschrieben wird, desto tiefer ist die Wirkung auf das Unterbewusstsein, sowohl der Person, die den Brief schreibt, als auch derjenigen, an die er adressiert ist, denn Emotionen sind die Energie, die notwendig ist, um die Botschaft ins Unterbewusstsein zu transportieren. Der Brief sollte eine Wiederholung der Aussage sein, die während des Rituals an die andere Person gerichtet wurde, nämlich dass nun beide frei sind, als ein getrenntes Individuum zu leben. Der Brief sollte nichts Negatives wie etwa Kritik oder Vorwürfe enthalten und sich auf die Freiheit konzentrieren, die beide nun erleben werden. Ich habe einschneidende Resultate erlebt, wenn dies mit starken Emotionen durchgeführt wurde.
Ich erinnere mich an den Fall eines jungen Mannes, der über einige Jahre keinerlei Kontakt zu seinen Eltern gehabt hatte. Plötzlich, ohne den Grund dafür zu kennen, führte er ein Ferngespräch mit seinen Eltern. Seine Mutter hatte gerade zuvor die Zeremonie der Ablösung durchgeführt, in der ihr die engen Bindungen, die noch zu ihm existierten, gezeigt worden waren, und hatte den nicht abzuschickenden Brief geschrieben.
Ein anderer junger Mann rief ebenfalls, ohne zu wissen, warum er dies tat, seine Eltern an, um ihnen mitzuteilen, dass er sie liebe. Vorher war er nie fähig dazu gewesen, dies zu sagen. Dies passierte, nachdem sein Vater die Bindungen zu ihm abgelöst hatte und ihn somit in ein freies, selbstbestimmtes Leben entlassen hatte.
Es gibt viele Beispiele von Eltern, die ihre alten Verhaltensweisen gegenüber ihren erwachsenen Kindern ändern, wenn letztere die Bindungen gelöst haben. Ihre Berichte beziehen sich immer auf ein Wegfallen von Spannung und das Entstehen von Beziehungen, die weit mehr im Fluss sind. Zusätzlich zur Reduzierung von Spannungen berichten Menschen, dass es wesentlich leichter als je zuvor fällt, zu sprechen und sich zum ersten Mal als Menschen und nicht als Verwandte zu sehen.
Wenn eine Person nicht von den biologischen Eltern, sondern von anderen Personen aufgezogen wurde, dann sollten die Bindungen auch zu diesen Personen gelöst werden, sobald die Bindungen zu den biologischen Eltern gelöst wurden. Die Methode ist nahezu identisch zu der oben beschriebenen, außer dass an Stelle des Dankes an die Eltern dafür, dass sie einem das Leben geschenkt haben, es hier angebracht ist, dafür zu danken, dass jene die Verantwortung und die Fürsorge anstelle der Eltern übernahmen. Für andere Familienmitglieder, die teilweise Einfluss auf das Heranwachsen des Kindes hatten, wie beispielsweise Großeltern, kann die Wortwahl der Zeremonie entsprechend angepasst werden.
Während der vielen Jahre, in denen Phyllis die Methode in Seminaren, Trainings und Einzelsitzungen lehrte und anwendete, passte sie einzelne Teile der Übungen an. Um sicherzugehen, dass du die Übung genau so erhältst, wie Phyllis sie in all den Jahren lehrte, ist die Anleitung sowohl in der überarbeiteten Ausgabe des Arbeitsbuches als auch in diesem Buch auf Seite 216 zu finden. Auf jeden Fall ist es aber ratsam, sich bei Fragen oder Unklarheiten von einer mit der Methode vertrauten Person durch diese Übung leiten zu lassen.