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Übergewicht, ein Risiko für Krebserkrankungen

Die Mehrheit der Bevölkerung bringt Krebs eher mit Unter- als mit Übergewicht in Verbindung. Tatsächlich sind die Zusammenhänge zwischen Übergewicht und der Entstehung klinisch relevanter Krebserkrankungen jedoch eindeutiger. Sie sind allerdings nicht bei jeder Krebsart gleich ausgeprägt. Der zur Krebserkrankung führende Wirkmechanismus ist z. B. bei hormonempfindlichen Karzinomen (Brust-, Gebärmutter- und Prostatakrebs) ein anderer als bei hormonunabhängigen Tumoren.

Krebserkrankungen, bei denen ein ursächlicher Zusammenhang mit Übergewicht anaenommen wird (Pearson-Stuttard et al 2018)

• Speiseröhre (Adenokarzinom)

• Magen (speziell am Mageneingang)

• Bauchspeicheldrüse

• Gallenblase

• Leber

• Dickdarm (weniger der Enddarm)

• Brust (vorwiegend nach den Wechseljahren)

• Eierstock

• Gebärmutter

• Prostata

• Niere

• Melanom (?)

• Multiples Myelom

• Akute Leukämien und Non-Hodgkin-Lymphome

Je ausgeprägter das Übergewicht ist, umso größer ist die Erkrankungsgefahr. Starkes Übergewicht (BMI > 30 kg/m2) ist ein eindeutiger Risikofaktor, mittleres Übergewicht (BMI zwischen 27 und 30 kg/m2) eher ein wahrscheinliches Risiko. Leichtes Übergewicht (BMI zwischen 24 und 27 kg/m2) beeinflusst weder das Krebsentstehungs- noch das Sterblichkeitsrisiko.

Mehrere Wirkmechanismen kommen, in Frage (Heikenwälder et al 2019). Als gesichert gilt, dass Übergewicht – anders als klassische Kanzerogene – nicht die DNA-Struktur schädigt und Mutationen erzeugt, sondern die Aktivität und Wirkung von Kanzerogenen und Genmutationen beeinflusst. Übergewicht ist somit ein Tumorpromotor. Erst das Zusammenwirken von Tumorpromotoren mit Genmutationen führt zu einer Krebserkrankung!

Übergewicht ist häufig mit einer Insulinresistenz und einem erhöhten Insulinspiegel assoziiert, der das Zellwachstum stimuliert und latente Krebszellen aktiviert. Dass Insulin den Abbau von Fett hemmt und so die Bildung von Fettdepots begünstigt, ist ein weiterer Faktor, der die Krebsentstehung begünstigt.

Eine große Bedeutung haben Entzündungsfaktoren. Fettgewebe unterstützt einen dauerhaften Entzündungszustand, der zum Wachstum und zur Aggressivität von Krebszellen beiträgt. Entzündungsstoffe schwächen auch die Immunabwehr und begünstigen somit die Krebsentwicklung.

Bei Übergewichtigen kommt es häufig zu einer veränderten Zusammensetzung der Darmflora (Dysbiose). Chronische Entzündungen und Erkrankungen des metabolischen Syndroms sind die Folge. Sie gelten als Krebsrisikofaktoren

Bei korpulenten Frauen ist das Fettgewebe nach den Wechseljahren eine Quelle für die Aromatase und Östrogene. Letztere fördern hormonabhängiges Krebswachstum im Brustgewebe und in den Schleimhautzellen der Gebärmutter.

Neben Immunzellen können Fettzellen selbst Signalmoleküle produzieren (Adipokine). Zu den bekanntesten gehören Adipokin und Leptin. Leptin beeinflusst das Hungergefühl. Niedrige Adinopectin-Werte korrelieren mit einem erhöhten Risiko für Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bösartige Tumore. Bei stark übergewichtigen Personen wird Adiponectin in geringeren Mengen nachgewiesen als bei normalgewichtigen Menschen.

Übergewicht erschwert die Diagnostik, so z. B. sonografische Untersuchungen. Wegen der eingeschränkten Strahlenplanung, der beeinträchtigten Medikamentenwirkung und der höheren Operationsrisiken verlaufen Krebserkrankungen bei Übergewichtigen häufig ungünstiger.

Übergewichtige haben in der Nachsorge eindeutige Nachteile; so z. B. ein höheres Wiedererkrankungsrisiko. Für das Rehabilitationsteam stellen stark Übergewichtige eine Herausforderung dar.

Übergewicht und Krebs

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