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HUNDERT JAHRE UND TAUSEND KILOMETER
WIE EINE IDEE ENTSTEHT

RAFAEL

Nach dem Tod meiner Mutter bin ich allein an die Côte d’Azur gereist. Das war meine Zeit des Trauerns, mein Tal der Tränen nach den Niederlagen der vergangenen Monate. Und das an einem Ort voller Energie und Lebensfreude – »la pura vida« im Süden Frankreichs. Ende des Sommers fahre ich mit Tanja zusammen nochmal los – diesmal an die französische Atlantikküste. Die Côte d’Argent wäre mein Ort zum Leben, wenn ich mich nochmal verändern würde. Fast hundert Kilometer lang ist der Sandstrand zwischen Bordeaux und Biarritz. Das Meer ist wild und mit enormen Wellen – eins der Surfer-Paradiese in Europa. Ich hatte Tanja bereits von meinem Plan mit Namibia erzählt – sagen wir mal, ich hatte es angedeutet – aber in Contis Plage machen wir den Sack zu. Wir versprechen uns gegenseitig, dass wir das gemeinsam angehen wollen. Nur wir zwei und die tausend Kilometer durch die Namib.

Es ist zu diesem Zeitpunkt Mitte August 2020 und noch aus dem Urlaub gehen die ersten E-Mails an mein Netzwerk raus. Über die vielen Jahre habe ich einige wunderbare Menschen kennengelernt, die ihren Job als Renndirektor bei großen Wüstenläufen wirklich mit Haut und Haar leben. Um dem Thema mehr Inhalt und Rahmen zu geben, spreche ich auch mit verschiedenen Coursemakern. Das sind die Jungs und Mädels, die die Laufstrecken durch die Wüsten konzipieren. Sie dokumentieren in der Vorbereitung die Kurse per GPS-Points und markieren nach diesen Geodaten letztendlich per Flatterband oder Fähnchen die Kurse für die Läufer. Unsere Idee findet sofort positives Feedback. Sie alle lieben die Story dahinter und finden, dass Namibia in der aktuell schwierigen Lage in der Welt eine gute Wahl ist. Das Land ist wunderschön und hat eine gute Infrastruktur. Das ist hilfreich, wenn man mit seinem Projekt nicht riesige Kosten produzieren will. Es macht das Leben auch sicherer – und das ist in weiten Teilen Afrikas gewalt- und terrorbedingt momentan nicht gewährleistet.

»Ich hatte Tanja bereits von

meinem Plan mit Namibia

erzählt – sagen wir mal,

ich hatte es angedeutet –

aber in Contis Plage machen

wir den Sack zu. Wir versprechen

uns gegenseitig, dass wir

das gemeinsam angehen

wollen. Nur wir zwei und

die tausend Kilometer durch

die Namib.«

Rafael

VON DROHNENFLUGANTRAG BIS STRECKENFÜHRUNG – WER ÜBERNIMMT DIE LOGISTIK?

Anfang September ist ein erster Ansprechpartner für Expeditionslogistik gefunden. Ich hab den Mann 2017 beim Rennen von RacingThePlanet in Namibia kennengelernt. Allerdings kommt der Kollege nach unseren Videocalls nicht ins Handeln. Gründe sind mir nie ganz egal – aber ab einem gewissen Punkt schon. Der ist nach vier Wochen erreicht – ich sag ihm ab. Bei so wilden Projekten, die in der geplanten Form eine Premiere darstellen, muss man mit kleinen Niederlagen in der Vorbereitung leben. In dem Fall war es nur eine Veränderung im Team. Ich kontaktiere meinen Freund Carlos Garcia in Madrid. Er hat einige der besten Kurse ausgetüftelt und markiert, die ich jemals laufen durfte. Mein Highlight 2012: Jordanien – Wadi Rum mit Zieleinlauf an den Felsenpalästen und Felsentempeln von Petra. Ich lag ihm am Ende dieses 250-Kilometer-Rennens in den Armen, habe fast geheult und mich bedankt, dass er mir die schönsten Lauftage meines Lebens beschert hatte. Carlos hat die Idee, Ute und Nel de Jager in Windhoek zu kontaktieren.

Das mache ich und merke sofort: hier bin ich gut aufgehoben. Sie haben die Erfahrung mit Läufern in der Wüste, da sie regelmäßig für einen italienischen Rennveranstalter in Namibia ein Rennen organisieren. Wir tauschen Eckdaten zu Streckenführung und landschaftlichen Highlights, Arbeitsgenehmigungen und Drohnenfluganträgen. Wichtig ist: Alle glauben fest daran, dass sich das umsetzen lässt. Klar weiß zu diesem Zeitpunkt keiner, was die Pandemie noch bringen wird. Wir treffen uns über Weihnachten in der Nähe von Frankfurt. Ute ist auf Heimaturlaub und Nel ist mit dabei. Ich nutze die Chance auf ein persönliches Kennenlernen, ohne nach Namibia fliegen zu müssen. Es wird ein wildes Meeting – genauso wie ich es schätze, wenn Menschen mit Herz und Seele bei der Sache sind.

Running wild in Afrika

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