Читать книгу Running wild in Afrika - Rafael Fuchsgruber - Страница 21
Jan Fitschen: Wie waren die Nächte? Tanja:
ОглавлениеRafael sagte einmal zu mir: »Schatz, Du bist ein guter Schläfer.« Und üblicherweise hat er Recht damit. Ich schlafe schnell ein und wache ohne besondere Vorkommnisse wieder auf. Selbst bei unseren Rennen, wo wir mit wildfremden Menschen in Zelten übernachten, ist das kein Problem für mich. Augen zu und ab ins Schlummerland. Oft kann ich mich am Morgen sogar noch daran erinnern, was mein Unterbewusstsein da an Emotionen und Gedanken in der Nacht zusammengewürfelt hat. Vom klassischen »Start eines Rennens verpassen« oder dem verlorenen Koffer bis hin zum kompletten Schwachsinn ist tatsächlich alles möglich. Vor einigen Wochen hatte ich beispielsweise einen merkwürdigen Traum, den ich nicht vergessen konnte. Ich dieser Nacht wurde ich von meinen Gefühlen und Gedanken überrannt.
Rafael und ich laufen durch verschiedene Szenerien und Landschaften. Wir rennen, drehen uns dabei ständig um. Ich habe Angst und fühle mich verfolgt. Ein kaum hörbares Geräusch wird immer lauter. Ich kann es nicht zuordnen, spüre aber, dass es nichts Gutes bedeutet. Auf meinem Rücken trage ich einen tonnenschweren Rucksack, der mich mit jedem Schritt weiter in die Knie zwingt. Aber wir müssen weiter. Der Schweiß rinnt und meine Kehle ist trocken. Wir laufen wie von der Tarantel gestochen durch eine glühend heiße Wüste, über Dünen. Der Sand ist tief und mit jedem Schritt vor rutsche ich einen halben zurück. Es ist so unglaublich anstrengend. Ich möchte nicht mehr weiter. Doch stehen bleiben geht nicht. Das Geräusch treibt uns voran. Rafael läuft vor und ruft mir zu, dass ich mich beeilen soll. Der hat gut reden. Plötzlich ein Szenenwechsel. Der Weg führt in eine Höhle tief unter die Erde. Das Geräusch ist zwar weg, doch vor uns zeigt sich ein Labyrinth aus vielen Gängen, von denen jeder gruseliger aussieht als der nächste. Wo ist der Ausgang? Wie kommen wir bloß raus? Die stickige Luft klebt und lässt uns langsamer werden. Dann sehe ich endlich Licht. Juchuu! Raus hier. Heißer Wind bläst uns wie ein Föhn entgegen. Ich fühle mich wie damals in Marokko beim Ultra Trail Plage Blanche. Als ich wieder den Himmel über mir sehe, liegt eine endlose Straße vor uns. Die Schuhsohlen werden mit jedem Meter heißer. Wer schon einmal mit nackten Füßen über heißen Sand gelaufen ist, kennt das Gefühl. Da ist auch wieder das Geräusch. Vollkommen panisch rennen wir wieder los. Die Hitze raubt uns den Atem. Doch wir ergeben uns nicht. Was ist das nur? Wer verfolgt uns? Und warum? Rafael schaut sich um und schreit plötzlich: »Achtung, Aliens!«.
Schlagartig werde ich wach. Ich liege in meinem Bett. Mein Herz rast noch immer und es dauert einen Moment, bis ich realisiere, dass es nur ein Traum war. Einige Sekunden später verstehe ich auch, woher das UFO-Geräusch in meinem Traum kam: Über unserem Haus fliegen nachts Transportflugzeuge, die teilweise einen Höllenlärm machen. Und genau jetzt höre ich eine solche Maschine. Da haben wir ja nochmal Glück gehabt, denke ich lächelnd und kuschle mich wieder unter die Decke. Und weil ich so ein guter Schläfer bin, verschwinde ich innerhalb weniger Sekunden erneut ins Land der Träume.
Am nächsten Morgen erzähle ich Mara von meinem Traum. Sie erwidert empört, dass ihr Traum viel schlimmer gewesen sei: ihr Handy hätte minus zehn Prozent Akkuladung gehabt!! Okay, für ein fast zwölfjähriges Mädchen ist das tatsächlich ein absoluter Albtraum. Wir lachen herzlich – die Aliens sind vergessen.