Читать книгу Running wild in Afrika - Rafael Fuchsgruber - Страница 19
Jan Fitschen: Wie muss man sich eure Vorbereitung vorstellen? Lief alles rund? Tanja:
ОглавлениеDa muss ich tatsächlich erst einmal schmunzeln. Die Startlinie eines Rennens ist unendlich weit entfernt, wenn man sich dafür anmeldet. Pläne werden geschmiedet, während es überall in einem kribbelt und sich vor Freude die Gedanken überschlagen. Nicht nur das reine Trainingspensum wird akribisch vorbereitet, sondern auch vieles, was ich zusätzlich machen möchte, um das Beste aus mir rauszuholen. Ich möchte alles tun, um körperlich und mental stark an den Start zu gehen. So der Plan.
Doch oft kommt es ja ganz anders als man denkt. Das habe ich ja bereits bei den letzten Vorbereitungen für die Rennen in der Mongolei oder der Atacama-Wüste zu spüren bekommen. Diesmal sollte alles perfekt werden. Keine Ausreden. Ich hatte mir einen Schlachtplan der Superlative überlegt, da es sich bei dem Geburtstagslauf um ein »Once in a Lifetime«-Projekt handelte.
Kurz vor dem Jahreswechsel begann ich daher, motiviert bis in die Haarspitzen, mit den ersten Läufen. Dann schmerzte plötzlich mein linker Fuß, mal mehr, mal weniger – und meine Stimmung wurde rapide schlechter. Das ist nun wirklich der falsche Zeitpunkt für sowas! Ja, es gibt nie den richtigen, aber jetzt grad geht das gar nicht! Nach einer Woche Eigenbehandlung nach Doktor Google entschied ich mich dann doch, den Arzt meines Vertrauens, Frank Schmähling, aufzusuchen. Die ernüchternde Diagnose des Facharztes: Fersensporn. »Das ist eine langwierige Sache, Tanja.« Nach dem ersten Schock und zahlreichen Tränen schwenkte ich dann trotzig in den Angriffsmodus um. Da ich jetzt wusste, was der Grund meiner Schmerzen war, konnte ich auch etwas dagegen tun. Und das tat ich, wenn auch freudlos. Klare Ansage vom Arzt und Physiotherapeuten war: Keine schnellen Läufe! Und keine Bergläufe! Na toll. Dabei macht mir das doch am meisten Spaß.
Es folgte eine gefühlte Ewigkeit der emotionalen Hochs und Tiefs. Armer Rafael. Über Wochen hakte ich täglich meine Liste ab: warmes Fußbad mit Kaisernatron, danach eins mit Eiswasser, die Fußsohlen rollen, exzentrische Übungen an der Treppe (um die Wade zu dehnen) und zur Entspannung eine Massage. Ganz ehrlich: nach einem langen Arbeitstag musste ich mir oft gut zureden. Doch dann stellten sich nach zwei Monaten endlich kleine Erfolge ein, die ich glücklich in meinem Trainingstagebuch vermerkte. »Endlich! Ich habe fast keine Schmerzen mehr. Namibia, ich komme!«
Einige Tage später hatte ich gedanklich bereits die Koffer gepackt und Lust zu rennen. Ich rief eine Freundin an, um gemeinsam über die heimischen Trails zu fliegen. Schließlich war ja nun wieder alles bestens mit dem Fuß. Am Morgen nach dem Lauf bekam ich prompt die Retourkutsche. »Heute bricht die Panik in mir aus. Der Fuß tut weh. Richtig weh! Warum bin ich nur gestern so gerannt? Ich bin ein Idiot!«, schreibe ich in mein Tagebuch. Der Lauf war zwar Balsam für meine Seele, aber leider Gift für meinen Fuß. Mit schlechtem Gewissen bestellte ich im Internet alles, was irgendwie helfen könnte: homöopathische Mittel, eine Akkupressurmatte, Manukahonig und Salben. Die Wiedergutmachung kostete mich viel Geld, doch dadurch fühlte ich mich nicht mehr so schlecht. Die Zeit bis zum Abflug habe ich mich dann brav an die Vorgaben gehalten und so meinen Fuß bei der Heilung unterstützt.
Wenn ich eins immer wieder durchs Laufen lernen kann, dann ist es das Thema »Geduld«. Bei meinen ersten Läufen mit Rafael sprach er bereits davon, wie wichtig Geduld und Demut beim Laufen sind. Ich habe das nicht verstanden. Doch mit der Zeit und mit jedem Kilometer mehr in Laufschuhen stimme ich ihm zu. Geduld zahlt sich aus. Im Training wie auch bei der Regeneration meines Fußes.