Читать книгу Running wild in Afrika - Rafael Fuchsgruber - Страница 28

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Wir sind schnell, ungestüm in der Kommunikation. Nel und ich müssen schon mal von Ute eingebremst werden. Das passt gut. Sich zu verstehen bei gleicher Wellenlänge ist die Grundvoraussetzung, wenn man siebzehn Tage gemeinsam durch die Wüste ziehen will. Auf der Heimfahrt werde ich gleich zweimal geblitzt – so gute Laune hab ich.

SICH SELBST PROMOTEN? GRAUENHAFT

Parallel läuft bereits im Winter die Vorbereitung im Bereich Promotion. Sich selbst zu promoten ist grauenhaft. Da ich das mein Leben lang als Künstlermanager für andere gemacht habe, sind mir Strukturen und zeitliche Abläufe ein wenig bekannt. Und feige bin ich eh nicht, wenn mich die Leidenschaft packt. Aber ich wiederhole es gern nochmal: Ich brauche jedes Mal einen Riesenanlauf. Meine Geschichten aus meinem seit sechzig Jahren laufenden Versuch der Menschwerdung zu erzählen, das mag ich. Ich war schon als Kind ein Geschichtenerzähler. Aber: das Positive an mir selbst zu betonen und hervorzuheben, liegt mir nicht so. So funktioniert aber Promotion. Mir fällt es leicht, das für andere zu tun; so kamen durch mein Mitwirken Künstler zu goldenen Schallplatten und schöne Bücher über das Laufen auf den Markt. Bücher, in denen ich nicht drin bin. Gut so! Das gleiche jetzt mit mir zu tun, fällt mir extrem schwer.

Ich suche also für unser Projekt Partner im Bereich Presse und TV und rede mit dem Verlag. Der Verlag ist sofort dabei – das Ergebnis haltet ihr gerade in den Händen. Bei Presse und TV tun sich einige Kollegen etwas schwer. Ich verstehe es, und wiederhole in den Redaktionen gebetsmühlenartig: »Ich brauche keine festen Zusagen, und dieses Projekt wird sowieso nur stattfinden, wenn die Pandemie es zulässt, Reisen behördlich erlaubt und von der Gesellschaft akzeptiert sind.« Zu diesem Zeitpunkt gibt es bereits die ersten zugelassenen Impfstoffe; was noch fehlt, sind die notwendigen Mengen an Impfstoff und die Logistik zum Impfen. Bis zum Erscheinen von Buch, Artikeln und TV-Sendung sind es aber vom Winter 2020 aus gerechnet mindestens noch zehn Monate, die hoffentlich eine positive Entwicklung nehmen. Wie beim Laufen gilt auch hier: Dranbleiben. Bei mir ist Dranbleiben genetisch und systembedingt. Aber es geht mir im Kern immer um das Erlebte. Nicht das Buch, nicht den Film oder die Platzierung. Die Leidenschaft ist der Lauf.

OHNE TEAM GEHT GAR NICHTS

Es war immer klar, dass wir eine Wüstenquerung nicht allein bewältigen werden können. Tanja und ich werden auf der gesamten Strecke über 500 Liter Trinkwasser brauchen – Bollerwagen hinterherziehen ist aber nicht in der Wüste. Und das ist nicht die einzige Herausforderung. Es braucht wüstentaugliche Autos dafür, die auch Sicherheit bieten. Es gibt in Namibia gottseidank immer noch viele frei lebende Tiere. Fangen wir mal mit den Schlangen an: Es gibt drei Arten von Kobras und weitere fünf hochgiftige Schlangenarten inklusive der Schwarzen Mamba – die überhaupt tödlichste Schlange Afrikas. In der Regel ist hier bei einem Biss nach 20 Minuten lebenstechnisch Ende der Fahnenstange. Dann wären da noch Giftspinnen, Skorpione, Hyänen, Geparden, Löwen, Nashörner, Nilpferde, Krokodile, Giraffen, Elefanten und Warzenschweine (saufrech und tatsächlich das einzige Tier in Afrika, das mir mal echt auf die Nerven ging). Dafür ist der Schutz durch Fahrzeuge mit Dachzelt unglaublich sinnvoll.

Lange Rede, kurzer Sinn: Wir brauchen einen erfahrenen Doc an unserer Seite, dazu einen Fotografen und ein Filmteam zur Dokumentation … und schon sind wir mit zwei Autos plus zwei Fahrern unterwegs. Selbst Fahren in der Wüste und in Dünenlandschaften ist gefährlich. In der Zeit meines ersten Aufenthalts in Namibia ist ein Ehepaar mit seinem Wohnmobil in der Namib liegengeblieben. Motorschaden. Sogar das destillierte Wasser aus der Autobatterie als letzte Flüssigkeit konnte die beiden nicht vor dem Verdursten retten. Viele Landschaften auf der Welt lassen sich »unsupported« durchqueren – die Wüste gehört definitiv nicht dazu.

DOC BRUNO AUS BORDEAUX – TRAUMPARTNER IM TEAM

Mit Bruno Thomas aus Bordeaux finde ich meinen Doc und Traumpartner im Team für diese Expedition. Bruno war einer der ersten, der Wüstenläufe schon in den 1980er-Jahren mitgemacht hat. Ein schwerer Unfall kostete ihn fast das Leben. Er war schon klinisch tot – und kam wieder zurück. Wegen schweren Rückenverletzungen kann er selbst nicht mehr professionell laufen, begleitet aber seitdem die Rennen von Jerôme Lollier (canal aventure).

Bei The Track, einem 520-km-Rennen durchs australische Outback, haben wir uns das erste Mal gesehen. Manchmal nehme ich ein kleines Stück Marzipan mit auf meine Rennen. Es hat sowas Schräges und ich tue es fast unanständig heimlich. Meist erzähle ich keinem davon und nasche ab und an daran. Natürlich nur, wenn keiner schaut – grins. Mit Bruno habe ich mir ein Stück davon in Australien geteilt. Das ist schon was Besonderes, wenn ein Stück Marzipan zwei Männer verbindet. Zwei Jahre später trafen wir uns in Mozambik wieder und hatten grandiose Gespräche über das Leben. Er ist mit seinen 75 Jahren mein ruhender Pol in diesem Team. So stelle ich mir das vor, als er bei meinem ersten Anruf innerhalb einer Militausendstelsekunde zusagt. Alles erfahren, alles erlebt – er wird mein Stammesältester.

»Manchmal nehme ich ein kleines Stück Marzipan mit auf meine Rennen. Es hat sowas Schräges und ich tue es fast unanständig heimlich. Meist erzähle ich keinem davon und nasche ab und an daran. Natürlich nur, wenn keiner schaut. Mit Bruno habe ich mir ein Stück davon in Australien geteilt.

Das ist schon was Besonderes, wenn ein Stück Marzipan zwei Männer verbindet.«

Rafael

Running wild in Afrika

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