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Die Klinik gibt Entwarnung

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Da eine Überweisung vom Hausarzt vorlag und ich nicht nur nicht auf Reisen war, sondern auch die Möglichkeit hatte, ausnahmsweise früher Feierabend zu machen, konnte ich meine Mutter am darauf folgenden Freitag, dem 31. Oktober, selbst in die Klinik fahren. Vor dem Parkplatz der Notaufnahme gab es eine kurze Diskussion mit dem Parkwächter, weil kein Schwerbehinderten-Ausweis an der Windschutzscheibe meines Autos klebte. Wir durften dann aber doch dort parken. Gott sei Dank, denn die 25 Meter Luftlinie vom Auto zum Empfang der Notaufnahme erwiesen sich für Gerda zu meiner großen Verwunderung als eine schier unüberwindliche Distanz. Auf halber Strecke war ich gezwungen, mit ihr am Arm spontan scharf nach rechts in Richtung der dort an einer Wand geparkten Rollstühle abzubiegen. Nachdem wir uns davon einen zu eigen gemacht hatten, irrte ich erst einmal mit Gerda durch lange Gänge auf der Suche nach der offiziellen Patientenaufnahme, bis wir dann am Ende doch wieder in der gleich am Eingang befindlichen, uns schon vertrauten Notaufnahme landeten.

Nach einiger Wartezeit befand sich Gerda wie vor Wochen in demselben Raum der Notaufnahme und sogar wieder im gleichen Bett. Und wie bei unserem letzten Besuch war „Schwester Dragoner“, die mir schon zur Genüge bekannte resolute Pflegerin, auch dieses Mal wieder präsent. Sie schien sich sogar noch dunkel an meine Mutter zu erinnern. Gerda hatte bei ihr damit anscheinend einen Status als Stammgast erworben, denn die Dragoner-Schwester war dieses Mal nur muffelig und nicht richtiggehend unfreundlich. Zur Begrüßung brachte sie meiner Mutter sogar ein Glas Wasser, wurde dann allerdings schnell wieder unwirsch, als Gerda postwendend nach der Bettpfanne verlangte. „So schnell kann doch kein Mensch Wasser lassen!“ „Ich schon!“, sagte Gerda und trat auch gleich den Beweis an.

Nachdem Muttis Magen-Darmtrakt wieder mit dem größtmöglichen technischen Aufwand untersucht worden war, wurde sie am Sonntag auf die Wachstation der Notaufnahme verlegt. Der Dienst habende Chefarzt informierte Petra und mich am Sonntagabend, dass man bei seiner Patientin Gerda Bartelt außer einer Verstopfung keinerlei Anzeichen einer schweren Erkrankung gefunden habe. Man hätte zur Sicherheit noch eine Magen-Darm-Spiegelung machen wollen, meine Mutter habe dies aber abgelehnt. Ich konnte das nur zu gut verstehen, denn eine derartige Aktion war sicherlich ziemlich unangenehm. Und warum sollte Gerda sich unnötig quälen, wenn ihr Blutbild und alle anderen Untersuchungsergebnisse in Ordnung waren?

Ich kam deshalb ohne Umschweife auf mein zweites Anliegen zu sprechen, nämlich auf das sie fast genauso schlimm quälende Blasenproblem. Für mich war die Tatsache, dass Gerda den Urin nicht halten konnte und der Gang zur Toilette in ihrer großen Wohnung mindestens beschwerlich, wenn nicht sogar (sturz-)gefährlich war, entscheidend dafür, dass sie zu wenig trank und damit auch maßgeblich für ihre Darmprobleme. Mit Petras Unterstützung machte ich dem Arzt klar, dass wenn Gerda ohne Behandlung ihrer Blase entlassen würde, sie über kurz oder lang mit den gleichen Magenproblemen wieder in der Notaufnahme landen würde. Am Ende pflichtete er uns bei und versprach, sich um Gerdas Verlegung in die Urologie zu bemühen.

Tod einer Kassenpatientin

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