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4. Wiederholung, bitte

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Die Party war in vollem Gange, als wir die vorderen Räume betraten. Im Garten war nicht mehr viel los. Ein paar überflüssige Gäste waren schon verschwunden. Man war jetzt mehr unter sich. Als ich mich umdrehte, war Dr. Mikat schon weggegangen. Ich sah, wie er auf eine Gruppe zusteuerte, die seinen Chef umringt hatte.

»Ich habe auf Sie gewartet.« Paola stand neben mir. »Es hat aber lange gedauert.«

»Tanzen wir?«

»Beginnen wir da, wo wir aufgehört haben«, sagte sie, zog mich dahin, wo getanzt wurde, und schlang ihre Arme um mich.

Ihre Brust rieb sich an meiner, und ich sagte: »Ich spüre Sie.«

Wir tanzten. Mir gefiel jede Musik, die aus den Lautsprechern drang. Ich hätte auch nach dem Wetterbericht getanzt. Egal, ob schneller oder langsamer Rhythmus, wir tanzten eng umschlungen, und ich fühlte mich, als ob mir Dean Martin und Frank Sinatra zusammen in die Ohren singen würden und wollten, daß ich mich bei Regen um eine Laterne drehe. Gefilmt in Cinemascope. Natürlich. Ich spürte nichts anderes als sie. Ich hatte mich aufgelöst oder sonst irgend etwas anderes. Jedenfalls war es etwas, was mir so noch nie passiert war. Vielleicht hatte Kolumbus ähnliches gespürt, als Amerika vor ihm auftauchte.

Irgendwann löste sie sich und sagte: »Ich muß jetzt gehen.«

»Ich bringe Sie nach Hause.«

»Ich habe meinen Wagen da.«

»Ich auch.«

»Sie verstehen nicht, Thomas, ich habe meinen Wagen da.«

Ich folgte ihr nach draußen zur Garderobe: »Wo ist das Problem?« fragte ich. Sie legte sich eine mit Straß übersäte Jeansjacke über und sah mich an.

»Sie sind süß, Thomas. Ich glaube, Sie können eine Frau lieben, Sie sind zärtlich.«

Sie öffnete die Eingangstür. »Sie sagen den Gastgebern für mich adieu, ja?«

»Ich meine«, sagte ich, »wo ist das Problem? Ich lasse meinen Wagen stehen …«

Ein Chauffeur kam entgegen und zog seine Mütze.

»Nach Hause«, sagte Paola.

Der Mann riß ihr den Wagenschlag auf und würdigte mich keines Blickes, als er um den Wagen herumlief.

Mit der Elektrovorrichtung ließ sie das Wagenfenster herunter.

»Sehen wir uns wieder, Paola?«

»Sicher sehen wir uns irgendwann wieder.«

»Aber ich …«

Der Wagen fuhr an, und ihre Hand winkte, dann bog er von der Auffahrt rechts ab und war verschwunden.

Ich sah auf meine Hände, schnippte mit den Fingern und setzte mich auf die Treppe, die zum Hauseingang führte.

»Ich seh’ dir in die Augen, Kleiner«, sagte Bogart nicht ganz dialogsicher, und ich fragte mich, ob ich besoffen war.

Das war die gewaltigste Nummer, die ich je erlebt hatte. Ich rauchte meine Zigarette auf und ging zurück ins Haus.

Einige der Tänzer und Tänzerinnen hatten sich bereits die Schuhe ausgezogen und rieben sich aneinander. Angeschickerte lallten aufeinander ein, und ich war nüchtern wie ein Pudel im Regen.

Paola Rocca, dachte ich, da hab’ ich ganz schön was zu knacken.

»Was ist mit dir?« Michael legte mir die Hand auf die Schulter und setzte sich neben mich.

»Ich glaube, es ist besser, wenn ich mich auf den Weg mache und mich in den nächsten Tagen mal bei euch melde, damit wir miteinander plauschen.«

»Schade, aber es wird bestimmt eine lange Nacht«, sagte er.

Ich stand auf und zog meine Hosenbeine lang. Auch Michael stand auf.

»Na denn, Michael«, sagte ich, »mach’s gut und sag Uta vielen Dank. Ist besser, wenn ich jetzt gehe.«

Ich tatschte ihm auf die Schulter und setzte mich in Bewegung.

»Thomas, versuch nicht mit der Rocca rumzumachen. Das ist nur ‘ne kleine Maulhure. Weißt du, die macht Männer scharf und geilt sich dran auf, nur weil sie so ‘n alten Sack zu Hause hat.«

»Ach Michael«, sagte ich.

»Ach Thomas«, sagte er, »was heißt ach Michael, das ist die Wahrheit.«

Schattenjagd

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