Читать книгу Das Labyrinth erwacht - Rainer Wekwerth - Страница 7

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1.

Als Jenna erwachte, sah sie als Erstes den blauen Himmel, der sich majestätisch über ihr erstreckte. Ein leichter Wind trieb zerfledderte Wolken vor sich her und hoch am Zenit zog einsam ein Raubvogel seine Kreise.

Jenna beobachtete eine Weile, wie er die Kraft des Aufwindes nutzte, um sich noch höher tragen zu lassen.

Was ist das für ein Vogel, warum weiß ich das nicht?, fragte sie sich. Plötzlich wurden die Konturen des Vogels undeutlich, verschwammen mit dem Blau des Himmels, dann war er verschwunden.

Unruhe überkam sie.

Wo bin ich?

Sie lag auf dem Rücken. Auf weichem Gras. Als sie den Kopf drehte, sah sie, dass sich neben ihr lange gelbe Halme im Wind wiegten. Ein sanfter Hauch strich über ihr Gesicht. Dann spürte sie auch die Wärme der Sonne.

Es ist schön hier, aber wo bin ich?

Das Gesicht der Sonne zugewandt, die Augen geschlossen, blieb Jenna noch eine Weile auf der Wiese liegen.

Auf einmal fiel ein Schatten auf sie.

Sie öffnete die Augen.

Ein junger Mann beugte sich über sie. Sein jugendliches Gesicht mit ebenmäßigen Zügen wurde von markanten Linien dominiert. Hohe Wangenknochen, eine gerade Nase, wie aus Stein gemeißelt, darunter ein ausdrucksstarker Mund mit einer kleinen Narbe am Mundwinkel. Der Wind fuhr durch sein langes schwarzes Haar, offenbarte nur kurz sein Gesicht und verbarg es dann wieder.

Braune Augen blickten aufmerksam zu ihr herab. Er lächelte nicht, trotzdem fühlte sich Jenna in seiner Gegenwart augenblicklich wohl.

»Ich bin Jeb«, sagte er, als erkläre das alles.

Jenna wollte ihm antworten, sich ebenfalls vorstellen. Sie zögerte, stutzte.

Wer bin ich?

Jeb legte eine Hand sanft über ihr Gesicht, um das Licht von ihr abzuschirmen.

»Schließ deine Augen«, sagte er ruhig.

Jenna gehorchte, obwohl sie nicht wusste, warum. Es lag etwas in seiner Stimme, dem sie vertraute und dem sie sich nicht entziehen konnte. Der Klang der Worte beruhigte sie.

»Atme tief ein und wieder aus.«

Sie holte tief Luft und stieß sie wieder aus. Seine Hände rochen nach Gras und Erde.

»Nun versuch es noch einmal.«

Und da wusste sie es. Sie war so glücklich darüber, dass sie ihm beinahe um den Hals gefallen wäre.

»Ich bin Jenna«, rief sie.

Alles würde gut werden. Sie war nicht krank oder verrückt. Nein, sie hatte einen Namen und sie kannte ihn.

Jenna.

Sie blickte in Jebs beinahe bronzefarbenes Gesicht, das offen wirkte wie der Himmel über ihr. Doch plötzlich runzelte der Junge die Stirn.

»Jenna, du musst jetzt aufstehen«, sagte er eindringlich.

Seine Stimme war nicht mehr warm und sanft. Im Gegenteil, sie klang wie zersplitterndes Glas, als müsste er sich zwingen, die Worte auszusprechen.

Jenna spürte Angst in sich aufsteigen. Woher der plötzliche Wandel? Was hatte sie getan?

»Was ist denn?«, fragte sie vorsichtig.

»Wir müssen los, uns bleibt keine Zeit.«

Jenna verstand nicht. Warum drängte die Zeit? Sie war noch immer verwirrt, als Jeb ihr eine Hand reichte, um ihr beim Aufstehen zu helfen. Desorientiert drehte sich Jenna einmal um die eigene Achse. Auf ihre Schultern fielen lange blonde Haare hinab, die der Farbe des hellen gelben Grases glichen, in dem sie gerade gelegen hatte. Sie wusste immer noch nicht, wo sie war.

Ich war hier noch nie.

Alles fühlte sich fremd an. Grashalme, so weit das Auge reichte. In der Ferne ein düster wirkender Wald und am Horizont hohe Berge, deren Gipfel von Schnee bedeckt waren. Gerade verdeckte eine der Wolken die Sonne. Sie fröstelte und schlang die Arme um sich.

Da erst merkte sie, dass sie nackt war.

Sie versuchte, sich mit den Händen zu bedecken und überlegte fieberhaft, ob es in Ordnung war, nackt in Gegenwart eines anderen zu sein. Erneut machte sich Unruhe in ihr breit. Warum hatte ihr Jeb nicht gesagt, dass sie nackt war?

Auch diesmal schien er ihre Gedanken zu erraten, denn er reichte ihr einen braunen Rucksack aus einem glatten Material mit schwarzen Verschlüssen.

»Darin findest du Kleidung«, sagte er. »Sie wird dir passen. Ich denke, sie passt immer.«

Woher weiß er das?

Sie betrachtete ihr Gegenüber. Unbefangen, als wäre es das Normalste der Welt, stand er vor ihr, sah nicht weg, starrte sie aber auch nicht an. Es lag etwas Vertrautes in der Art, wie er dastand und darauf wartete, dass sie sich ankleidete. Jeb selbst trug Jeans, feste Wanderstiefel, ein warmes Baumfällerhemd und eine regenfeste Jacke.

Ohne Probleme fielen Jenna die Worte ein, die diese Kleidungsstücke bezeichneten.

Sie griff nach dem Rucksack und wandte sich ab.

Eigentlich unnötig, er hat dich die ganze Zeit nackt gesehen. Er weiß, wie du aussiehst.

Mit fliegenden Fingern zog sie die Kleidung an, die in allen Details Jebs Sachen ähnelte, nur dass ihr Hemd blau kariert war, während bei ihm Rot dominierte.

»Bitte beeil dich.«

Jenna schloss den obersten Knopf ihrer Jeans und schlüpfte in die Jacke. Alles passte wie angegossen.

Seltsam.

»Ich habe dich doch gerade erst gefunden. Warum müssen wir uns beeilen?«, fragte sie.

»Ich habe dich gefunden, oder nicht?«

Dabei habe ich das Gefühl, dass ich auf der Suche nach dir war.

Jebs Gesicht war zu einer düsteren Maske geworden. Er streckte den rechten Arm aus und deutete zum Horizont, zu dem Wald in der Ferne. Ein paar Wolken hingen über den weißen Spitzen des Bergmassivs. Auf der Ebene davor, sah Jenna, waren vereinzelte trockene Sträucher und Büsche die einzige Abwechslung in der ansonsten öden Steppenlandschaft.

»Dort müssen wir hin, bevor es dunkel wird. Wir können nicht hierbleiben.«

»Ich verstehe das alles nicht. Warum müssen wir zum Wald? Wo sind wir? Und woher weißt du das überhaupt?«

»Später! Lass uns erst mal aufbrechen.«

Jenna zögerte. Ihr gefiel nicht, wie Jeb sie herumkommandierte, ohne auch nur den Hauch einer Erklärung für sein merkwürdiges Verhalten zu liefern.

»Nein, du erklärst es mir jetzt. Vorher mache ich keinen Schritt. Ich muss wissen, wo wir sind«, sagte sie mit fester Stimme.

Jeb sah sie nachdenklich an. Er wirkte gelassen, keinesfalls verärgert, doch sein nächster Satz traf sie völlig unvorbereitet. »Wir sind in Gefahr.«

Sie sah sich hektisch um, aber da war nichts. Keine Menschen. Keine Tiere. Noch immer herrschte eine fast unheimliche Stille.

Ihr Blick flog über das Land, das eben noch freundlich gewirkt hatte.

»Es könnte tödlich für uns werden, wenn wir nicht sofort aufbrechen«, fügte er hinzu.

Es war die Ruhe in seiner Stimme, die ihr klarmachte, dass Jeb von einer konkreten Bedrohung sprach. Er klang überzeugt von dieser Sache. Aber Jenna wollte sich keine Angst einjagen lassen.

»Tödlich? Ist das nicht ein bisschen übertrieben? Ich kann keine Gefahr erkennen. Sag mir, was los ist.« Sie schaute sich um. Die weite Steppe lag friedlich zu ihren Füßen.

Er schüttelte den Kopf. »Dafür ist jetzt keine Zeit.« Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging los. Jenna blieb verblüfft zurück. Was sollte sie jetzt tun? Ihm hinterhergehen oder an Ort und Stelle bleiben? War es nicht besser, hier zu warten? Vielleicht würden ihre Erinnerungen zurückkehren und sie wüsste, wie sie hierhergekommen und was zu tun war.

Wer ist denn eigentlich Jeb?

»Jeb?«, rief sie. »Jeb! Du kannst mich doch nicht einfach…« Doch Jeb drehte sich nicht zu ihr um, sondern ging unverwandt weiter. Jennas Kehle schnürte sich zu. Er war der einzige Mensch weit und breit und der Abstand zu ihm wurde stetig größer. Der Gedanke, in dieser Weite zurückgelassen zu werden, machte sie fast verrückt.

Sie atmete einmal tief durch, dann nahm sie den Rucksack, der ohne Kleidung gleich viel leichter war, und lief Jeb hinterher.

Nachdem sie ihn eingeholt hatte, gingen sie eine Weile schweigend nebeneinanderher. Dunkle Wolken waren am Horizont über dem Gebirge aufgezogen, in dessen Richtung sie marschierten. Vereinzelte Blitze zuckten zur Erde hinab, aber das Gewitter war noch zu weit weg, als dass man den Donner hören konnte. In der Luft lag der dumpfe Geruch von Erde und es wurde merklich kühler. Jenna fröstelte und zog den Reißverschluss ihrer Jacke hoch.

Sie hatte Hunger und Durst, wagte aber nicht, Jeb jetzt schon nach einer Pause zu fragen. Im Abstand von zwei Metern ging er neben ihr her und sie spähte aus den Augenwinkeln zu ihm hinüber. Er war gut einen Kopf größer als sie. Unter der Kleidung zeichnete sich ein sportlicher Körper ab. Er bewegte sich sicher, fast geschmeidig, das war ihr sofort aufgefallen. Seine Miene wirkte verschlossen, konzentriert. Er hatte die Augen zu schmalen Schlitzen geschlossen und starrte unablässig auf den Wald in der Ferne.

»Jeb? Wo sind wir?«

Er sah zu ihr hinüber, verlangsamte aber sein Tempo nicht.

Er zögerte. »Ich weiß es nicht genau.«

»Du weißt es nicht?« Sie war wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass Jeb sich hier auskannte. Er wusste schließlich von den Gefahren an diesem Ort und anscheinend auch einen Platz, an dem sie in Sicherheit waren. Warum sonst marschierte er so zügig auf den Horizont zu?

»Ich bin nicht sicher.« Plötzlich wirkte er viel jünger als gerade eben. Und verletzlich. »Ich bin vor einem Tag in dieser Umgebung aufgewacht. Genau wie du. Ich kannte meinen Namen, aber sonst war da nichts.«

Jenna konnte das gut nachfühlen: Auch ihr Kopf war eben noch wie ein leerer Raum gewesen, dessen Wände weiß gestrichen waren und in dem es keine Möbel, Bilder oder Teppiche gab. Nichts. Nur Fragen, auf die sie keine Antwort wusste.

Wie komme ich hierher? Ich kenne diese Umgebung nicht, also bin ich fremd hier, aber wie kann es sein, dass ich an einem unbekannten Ort erwache, ohne zu wissen, wie ich dorthin gekommen bin?

Warum war ich nackt? Woher kommt die Kleidung? Warum passt sie mir, als wäre sie meine?

Mit jeder Minute, die sie weiter darüber nachgrübelte, wurde Jenna verwirrter.

»Genau wie du habe ich den Rucksack mit Kleidung, Essen und einer Trinkflasche mit Wasser gefunden«, sprach Jeb weiter.

Jennas Magen knurrte bei diesen Worten, aber wenigstens wusste sie jetzt, dass sich etwas zu essen in ihrem Rucksack befand.

»Zunächst geschah gar nichts.« Er fasste sich ans Kinn, rieb mit der Hand über seine glatten Wangen. »Ich… ich erinnere mich nicht an viele Dinge aus meinem Leben, aber das, woran ich mich erinnere, gibt es hier nicht.«

»Zum Beispiel?«

»Ein Motorrad. Eine schwarz lackierte alte Harley Davidson Indian. Wuchtig, mit einem verblichenen braunen Ledersattel. Ich glaube, sie hat mir gehört.« Er wandte sich zu ihr um, ging aber ohne Pause weiter. »Weißt du, was ein Motorrad ist?«

»Ja.« Plötzlich hatte Jenna ein Bild vor Augen. Ja, sie erinnerte sich daran, wie ein Motorrad aussah. Sie schöpfte etwas Hoffnung. Den Gedanken, dass alles nur ein Traum sein könnte, hatte sie längst verworfen. Niemand, der träumte, spürte die Wanderstiefel so deutlich an der Ferse scheuern. Nein, das hier war anders. Kein Traum. Wie auch immer sie hierher geraten war, sie musste einen Weg zurück nach Hause finden, wo immer das auch sein mochte. Bei dem Gedanken wurde ihr beinahe schwindlig.

Jeb streckte einen Arm nach vorn. »Siehst du hier irgendwo eine Straße, ein Haus oder sonst etwas?«

»Nein«, gab sie zu. Straße. Haus. Das waren neue Bilder. »Also, wenn es keine Straßen gibt, warum zum Teufel braucht man dann ein Motorrad?«, fragte er wütend.

Jenna war froh, dass Jeb zum ersten Mal seine Gefühle nicht vollständig unter Kontrolle hatte und es ihm offensichtlich genauso ging wie ihr selbst.

»Erinnerst du dich noch, wo du dieses Motorrad gesehen hast?«

»Nein, ich weiß nur, dass es woanders war. Aber da ist noch etwas, weswegen ich glaube, dass wir uns in einer fremden Welt befinden.«

Eine fremde Welt? Was sollte das sein?

Nun hatte er ihre volle Aufmerksamkeit. »Warum glaubst du das?«

»Die Botschaft.«

»Welche Botschaft?«, wiederholte Jenna. »Nun lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen.«

»Als ich hier aufgewacht bin, habe ich auch diesen Zettel gefunden.«

»Ein Zettel?!« Jenna wollte laut auflachen. Das wurde ja immer besser!

»Mit einer Nachricht. An uns. Darin stand, was mit uns passiert.«

Jenna wollte gerade einen bissigen Kommentar machen, als sie Jebs ernsten Gesichtsausdruck bemerkte.

Wovon redete er da? Erst die Andeutungen, dass sie in irgendeiner Gefahr schwebten, und nun, dass es eine Botschaft für sie gab. Oh Mann. Das war doch alles Unsinn. Sie liefen vor etwas weg, das es nicht gab, und offensichtlich war Jeb nicht mehr ganz richtig im Kopf. Sie musste diesem Wahnsinn ein Ende bereiten, damit sie nach Hause gehen konnte.

»Ach«, Jenna konnte sich einen amüsierten Unterton nun doch nicht länger verkneifen. »Und was stand da so auf diesem Zettel?«

Seltsamerweise sah er sie nur gelassen an. »Mir war klar, dass du so reagieren würdest.«

»Wie hätte ich denn sonst reagieren sollen?«

»Du hättest mir eine Frage stellen können. Eigentlich wundert es mich, dass du mich noch nicht gefragt hast.«

»Was denn für eine Frage?«

Wurde das Ganze jetzt auch noch ein albernes Quiz?

Eine dunkle Wolke hatte sich vor die Sonne geschoben, sodass die Umgebung im Zwielicht beinahe gespenstisch wirkte. Jeb blickte ihr nun unverwandt ins Gesicht. Dann antwortete er: »Du hättest mich fragen müssen, wie ich dich gefunden habe.«

Jebs Worte wirbelten durch Jennas Kopf. Sie blieb stehen. Blickte sich erneut um. Steppe, so weit das Auge reichte. Sie versuchte, den Ort auszumachen, wo sie im hohen Gras gelegen hatte. Unmöglich. Diese Landschaft war wie ein großer grüngelber Ozean, in dem man sich verlieren konnte.

Es ist unvorstellbar, dass er mich bloß durch Zufall gefunden hat.

Sie räusperte sich heiser. »Du hast gewusst, wo du mich finden würdest?«, rief sie ihm hinterher, denn Jeb war unverdrossen weitergelaufen.

»Ja. Das war Teil der Botschaft. Komm jetzt, wir müssen uns beeilen. Dass ich dich tatsächlich gefunden habe, bestätigt mir, dass alles stimmen muss, was die Botschaft vorgibt.«

Jenna schloss wieder zu ihm auf und sah ihn ernst an. Sosehr sie Angst vor seiner Antwort hatte, sie musste die nächste Frage stellen, ob sie wollte oder nicht. »Stand darin auch, wovor wir davonrennen?«

Er zögerte, warf einen Blick in Richtung des Waldes, der noch immer weit entfernt am Horizont lag. Jenna merkte, dass Jeb zu einer Erklärung ansetzen wollte.

Plötzlich erklang in der Ferne ein lang gezogener Schrei. Er schien von weit her zu kommen, drang anfangs nur schwach heran, übertönte dann aber deutlich das Rauschen des Windes im Gras. Jenna zuckte zusammen. Es klang fürchterlich, Angst einflößend und vor allem – überhaupt nicht menschlich.

»Hast du das auch gehört?« Jeb war erstarrt, sämtliches Leben schien aus ihm gewichen zu sein.

»Ja, unheimlich. Was war das?« Jenna blickte in die Richtung, aus der der unmenschliche Schrei gekommen war, konnte aber nichts entdecken. Jeb stand noch immer reglos und sie berührte ihn vorsichtig am Arm: »Jeb?«

»Lass uns schnell weitergehen, die Sonne wird gleich ganz verschwunden sein. In der Botschaft stand, dass wir in Gefahr sind, wenn die Sonne nicht scheint.« Jeb sah sie ernst mit seinen klaren braunen Augen an. »Auf dem Zettel steht noch mehr, aber dafür ist jetzt keine Zeit. Etwas ist anscheinend da draußen und verfolgt uns. Es hat mit unserer Angst zu tun. Wir sollten vorsichtig sein, zumindest, bis wir mehr über die Sache herausgefunden haben. Jetzt müssen wir weiter.«

Jemand verfolgte sie? Wer und warum?

Jenna hatte verstanden, dass sie im Moment keine Antworten von ihm bekommen würde. Stattdessen deutete sie zum Himmel, wo sich große Gewitterwolken hinter den Bergspitzen auftürmten. Sie liefen direkt darauf zu. »Ist es dann schlau, direkt auf den Wald zuzusteuern?«

Jeb nickte. »Dort gibt es Holz und wir können ein Feuer machen. Hier draußen in der Steppe brennt entweder gar nichts oder alles.«

Das war logisch, doch der Gedanke beruhigte Jenna nicht. Im Gegenteil. Der Wald war immer noch zu weit entfernt, als dass sie ihn vor dem Gewitter erreichen würden. Das schien auch Jeb zu denken, denn er schaute sie fragend an: »Meinst du, wir können ein Stück rennen?«

Als ob er spürte, wie viele Fragen ihr noch auf den Lippen brannten, brach es hastig aus ihm heraus: »Wir reden weiter, wenn wir die anderen gefunden haben.«

»Die anderen?«, keuchte Jenna im Lauf. »Welche anderen?« Aus irgendeinem Grund hatte sie die ganze Zeit gedacht, allein mit Jeb zu sein.

»Wir müssen zu ihnen. Vielleicht wissen sie, was hier los ist. Wenn wir überleben wollen, brauchen wir diese Antworten.«

Die anderen.

Sie waren nicht allein.

Gott sei Dank! Menschen bedeuten Schutz und Sicherheit.

Erneut ertönte ein Schrei. Diesmal klang es eher wie ein Kreischen, das Jenna einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. Und das Echo war jetzt schon wesentlich näher.

Es bedeutete mehr Kraft zur Verteidigung, falls sie tatsächlich verfolgt wurden.

Das Labyrinth erwacht

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