Читать книгу endlich pleite - Ralf During - Страница 5

GELD IST AUS

Оглавление

stand. Im daraufhin ausbrechenden Tumult rettete ich mich unter einen Beratertisch, hinter dessen gigantischem PC-Monitor eine Frau saß, die ich nicht deutlich erkennen konnte. Plötzlich war der Monitor verschwunden und meine verstorbene Nachbarin grinste mich zahnlos und leeren Blickes an, streckte ihre wurstig bleichen Finger nach mir aus und fragte mit hohler Stimme, ob ich ihr Muffins mitgebracht hätte. Plötzlich verwandelte sie sich in meinen Vermieter, der mir eine Schale voller Schokoladentörtchen entgegenhielt und leise flüsterte: »Du bist der Nächste.«

Das Schlagzeugsolo im Radio rettete mich, doch ich hätte schwören können, für den Bruchteil einer Sekunde noch den Geruch von frisch Gebackenem in der Nase gehabt zu haben.

Tessa war schon aufgestanden. Aus dem Bad hörte ich die elektrische Zahnbürste herüber summen, während ich ihre Wärme noch immer auf dem Laken spürte. Stöhnend ließ mich in mein Kissen zurückfallen, schloss die Augen und hätte bis in den Abend weiterschlafen können, wenn sich nicht launige Werbejingles unerbittlich in mein übernächtigtes Gehirn gebohrt hätten. Manische Radiomoderatoren überboten sich bei dem vergeblichen Versuch, komisch zu sein und auf den weltbesten Wetterbericht folgte der unkomische Hinweis, dass grün-weiße Fotografen auf Münchens Ring- und Einfallstraßen Passbilder schössen. Es war unerträglich. Ich hasse Frühstücksradio und die aufgesetzte Heiterkeit von mindestens drei Wahnsinnigen, die seit fünf Uhr morgens gegen den Tiefschlaf der Nation anmoderierten. Alle erschießen.

So quälte ich mich schließlich aus dem Bett, haderte mit meinem Schicksal und suchte nach meinen Hausschuhen. Im Bad hörte ich Tessa duschen und erschrak mich jeden Morgen aufs Neue, wenn ich sie mit zum Turban aufgetürmtem Handtuch vor dem Badspiegel antraf.

»Morgen Schatz«, brummte ich verschlafen, griff nach meiner Zahnbürste und verzog mich aufs Gästeklo. Keine fünf Sekunden später steckte Tessa ihren Kopf zu mir ins Klo und fragte, ob ich wüsste, wo ihre Pflegecreme sei. Dabei ignorierte sie meinen genervten Gesichtsausdruck, während ich zähneputzend versuchte, die Toilettenschüssel zu treffen. Stumm zuckte ich mit den Schultern und wies auf die Bürste in meinem Mund. Keine Ahnung, wo sie ihre Creme hatte, ich zumindest hatte keine Lust, mich direkt nach dem Aufstehen zu unterhalten.

Nicht so Tessa. Amüsiert sah sie mir beim Pinkeln zu und plauderte über Belanglosigkeiten, wie die Frage, was sie bei diesem schrecklichen Aprilwetter anziehen solle.

»Schau mal raus, es schneit schon wieder und mittags hat’s dann 20 Grad. Rock oder Hose? Was meinst du?«

Ich hatte keine Meinung und sagte ihr das auch, doch das war für sie kein Argument.

»Ja, ihr Männer redet euch leicht. Hose, Hemd, vielleicht mal ’ne Krawatte und das war’s. Aber ich?«

»Schatz, zieh dir ’ne Hose an und nimm den Rock mit.«

Ich kam mir so schlau vor, bis ich in Tessas Gesicht sah.

»Super Idee«, verdrehte sie spöttisch die Augen. »Und was zieh ich dann oben rum an? Nee, entweder oder.«

Resigniert drückte ich die Spülung.

endlich pleite

Подняться наверх