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VII

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Lange Zeit galt Klein Piesicke als friedlicher, ja verschlafener Ort im äußersten Südosten der Mark Brandenburg, dort, wie sie bereits in die Niederlausitz übergeht.

Eine Chronik aus dem Jahre 1860 beschreibt Klein Piesicke als Sitz der Herzoglichen Kreisgerichtscommission, eines Rentenamtes, eines Herzoglichen Schlosses mit besonders schön angelegtem Park nach englischem Vorbild, einer Herzoglichen Försterei mit einem Reviere von insgesamt 120 Morgen Laub- und vor allem Föhrenholz, 2 Kirchen, 2 Schulen mit 4 Lehrern und mehreren größeren Stein-, Holz-, Ketten- und Schifferbrücken, die über den Strom hinweg führten.

Die prächtigsten Gebäude von Klein Piesicke waren das Herzogliche Schloss und die mit ihm baulich verbundene Schlosskirche.

Beide thronen auf dem hohen linken Ufer des Stromes und eröffnen von hier aus den Blick über die weiten umliegenden fruchtbaren Auen, die Felder und duftenden dunklen Kiefernwälder.

Am Fuße der Anhöhe, auf der sich Schloss und Schlosskirche befinden, windet sich unter dichten und ihre strähnigen Zweige über das träge fließende Wasser breitenden Weiden, der Strom durch die Flussauen.

Oft zieren den Strom weiße Segel, die seinen gewundenen Verlauf noch bis weit in die Ferne hinein andeuten, wo der Fluss selbst bereits im Dunst und in den Kronen der Bäume verschwunden scheint.

Von der Farbe des Quecksilbers, so schimmert der Strom durch die Kronen der Auwälder, wenn die Strahlen der Sonne ihn treffen.

Am linken Ufer des Stroms erstreckt sich ein dunkler Eichenwald. Imposante Baumgruppen von beträchtlichem Umfang und alter, ausgestattet mit malerisch-üppigen Kronen, halten hier den Blick des Betrachters gefangen.

Rechts des Stromes hingegen liegt die Landschaft weit und offen, bietet weite Raps- und Spargelfelder, schier uferlose sandige und lehmige Böden, deren Flachheit und Kargheit erst am Horizont durch das Meer der Föhrengipfel begrenzt wird, zwischen welchen die ziegelroten Dächer der Herzoglichen Domäne von Lettau hervor schimmern. Schließlich, rechts davon, die Umrisse des Dorfes Fangschleuse, welches sich entlang des hier sanft ansteigenden und im Bogen verlaufenden Ufers des Stromes erstreckt, während fern und schon im blauen Dunst der Ferne, der Rittersberg schimmert.

Vermutlich bereits auf das 9. Jahrhundert geht das Herzogliche Schloss zurück.

Bereits um 970 erwähnt es der berühmte jüdische Reisende Ibrahim ibn Jaqub in seinen Reiseberichten als ganz aus Stein gebaute Burg oberhalb des Verlaufes des Stroms.

Lange Zeit zum fränkischen Reich der Karolinger gehörig, galt diese Burg als die äußerste östliche Grenze des einstigen karolingischen Reiches.

An der Furt einer der wichtigsten Handelsstraßen gelegen, die von West nach Ost bis in die nahe Lausitz hinein verlief, erlangte die Burg wichtige strategische Bedeutung.

Von hier aus wurde das Reich in Richtung Osten hin erweitert, gerodet und besiedelt. Von hier aus wurden die seit alters hier siedelnden slawischen Stämme nieder gerungen, ausgerottet oder unterworfen.

Nach der Erbteilung des Herzogtums, noch lange vor Beginn des Dreißigjährigen Krieges, wurde die Burg zum Schloss und schließlich zum Witwensitz der Herzöge.

Der gastfreudige Hof beherbergte imposante Gäste, wie den durchziehenden Imperator Napoleon oder den Komponisten Johann Sebastian Bach.

Seit Kriegsende stand das Schloss leer und wurde als Lager für die Bäuerliche Handelsgenossenschaft genutzt. Nach einem Blitzeinschlag brannten Teile der Nebengebäude nahezu völlig aus.

Nachdem er zum Landrat gewählt worden war, kaufte Theo Ferstner die gesamte denkmalgeschützte Anlage für eine einzige Mark vom Land, ließ sie renovieren und wohnte seither standesgemäß als Schlossherr.

Die Kinder der Bosheit

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