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3. Kapitel
ОглавлениеHannelore hatte es sich im Sessel mit einem Buch und einem Glas Rotwein gemütlich gemacht und wollte so den Tag ausklingen lassen. Sie war so vertieft in ihr Buch, dass sie erschrak, als es an der Tür klingelte. Wer kann das jetzt noch sein?, dachte sie beim Gang zur Tür. Bevor sie öffnete, schaute sie durch den Türspion und wunderte sich nur. Dann öffnete sie die Tür und bat Hans-Peter herein: “Was führt dich um diese Zeit zu mir?“
Im Wohnzimmer sagte er etwas nervös: „Wir müssen reden.“
Hannelore ging zum Schrank und holte ein zweites Weinglas.
„Wenn du mich schon um diese Zeit störst, musst du mit mir auch was trinken.“
Dabei grinste sie etwas unterkühlt.
Nachdem sie die Gläser gefüllt hatte, lehnte sie sich zurück in ihrem Sessel und prostete Hans-Peter zu. Nach dem ersten Schluck fragte sie ihn: „Also was ist so wichtig, dass es nicht bis morgen warten kann?“
„Was hältst du von dem Angebot von diesem Kunze?“
„Deshalb kommst du zu mir nach Hause? Ich glaube es ja nicht“, sagte Hannelore mit ruhiger Stimme und schaute dabei in ihr Weinglas.
„Ich denke, dass wir das lieber privat bereden und nicht in der Firma. Die Wände haben Ohren“, antwortete Hans-Peter.
Hannelore schwenkte ihr Glas, als ob sie die Antwort im Wein suchte. Dann sah sie ihn an. „Das Angebot für die Firma ist in Ordnung, aber für das Grundstück nicht.“
Hans-Peter fragte etwas aggressiv: „Wie muss ich das jetzt verstehen?“
„Die Firma ist eigentlich pleite, das weißt du am besten. Die Zahlen sind doch alle nur geschönt für die Banken. Einer Tiefenprüfung würden die nicht standhalten.“
„Deshalb macht ihr ja die ganzen dreckigen Geschäfte über meine Firma.“
„Genau aus diesem Grund müssen wir das Grundstück vergolden, um keine, wie sagtest du gerade ‚dreckigen Geschäfte‘ mehr machen zu müssen.“
„Das ist kriminell“, antwortet Hans-Peter und trank dabei sein Glas in einem Zug leer.
„Da mache ich nicht mit. Ich habe schon zu lange zugeschaut, wie ihr meine Firma für eure Geschäfte nutzt. Irgendwann muss damit Schluss sein. Wenn du das nicht beenden kannst, beende ich es.“ Hans-Peter wollte aufstehen.
„Setzt dich!“, sagte Hannelore mit fester Stimme. Dabei sah sie ihn ernst an.
„Du meinst also, dass es kriminell ist, wenn man einem Geschäftspartner Geld gibt und er damit seine Firma an die Wand fährt.“
Hans-Peter wollte sich rechtfertigen, was Hannelore sofort im Keim erstickte.
„Wer ist vor fünf Jahren zu mir gekommen und hat mir die Ohren vollgeheult? Du warst damals schon tief in den roten Zahlen und keine Bank auf der Welt hat auch nur einen Cent in deine Firma investiert. Denkst du etwa, dass wir die Heilsarmee sind und dir das ganze Geld schenken? Da bist du aber gewaltig auf dem Holzweg, mein Lieber. Wenn wir nicht Geld in die Hand genommen hätten, wäre die Kruckern GmbH schon längst bankrott. Natürlich muss ein Unternehmen auch einmal Gewinn machen. Deshalb wollen wir das auch mit dem Bankhaus machen“, sagte Hannelore, dabei stand sie auf und ging zum Kamin, um ihre Hände aufzuwärmen.
„Danach bist du uns los und kannst mit deiner Firma machen was du möchtest.“
„Wie soll das gehen? Wenn ich unterschreibe, wollen die das Geld von mir.“
Nach einigen Minuten drehte sie sich um. „Wenn du mir nicht dazwischenfunkst, wirst du fein aus der Sache rauskommen ohne auch nur einen Euro zu zahlen.“
Hans-Peter war klar, dass er da nicht wieder rauskommt und schaute zu Boden. Hannelore nahm die Flasche und goss ihm Rotwein nach.
„Lass mich das nur machen mit diesen Bankheinis. Du wirst sehen, sie zahlen. Natürlich bekommst du deinen Teil, der dir zusteht.“ Dabei prostete sie ihm zu.
Hans-Peter stieg bei diesen Gedanken das Blut zu Kopf, er wurde rot, was Hannelore zum Lachen anregte. Sie ging zu ihm und streichelte seine Wange. Aus heiterem Himmel gab sie ihm eine Ohrfeige.
„Reiß dich gefälligst zusammen und flenne hier nicht rum.“
„Hast ja recht“, antwortet Hans-Peter, trank sein Glas wieder leer und wollte es auf dem Tisch abstellen, als Hannelore seine Hand ergriff und lächelte.
„Wenn du nicht immer so viel Ärger machen würdest, könnten wir noch viel mehr aus dem Laden rausholen.“
Hans-Peter verspürte auf einmal einen stechenden Schmerz in seiner Hand. Er wollte sie von Hannelore wegziehen, was ihm aber nicht gelang. Das Gegenteil passierte, Hannelore hielt seine Hand noch fester umklammert und drückte seinen Daumen immer weiter nach hinten. Die Schmerzen wurden immer unerträglicher und sein Daumen musste jede Sekunde brechen unter dem Druck Hannelores.
„Merke dir eins, wir sagen was gemacht wird und nur wir entscheiden, wann wir uns zurückziehen. Hast du das verstanden? - Ob du das verstanden hast?“
Sie ließ seinen Daumen los und erhob sich. Vor ihm stehend ohrfeigte sie ihn rechts und links.
„Hast du das verstanden?“
„Ja, ja, hör auf mich zu schlagen!“, schrie Hans-Peter ganz klein in seinem Sessel.
Hannelore ließ von ihm ab und sortierte sich.
„Gut, dann haben wir uns ja verstanden und alles Wichtige geklärt.“
Hans-Peter nutzte eine Atempause und sprang auf, um zur Tür zu laufen. Dort drehte er sich zu ihr um.
„Wenn ihr denkt, dass ihr mich fertig machen könnt, habt ihr euch gewaltig geschnitten. Sollte ich untergehen, werdet ihr genauso mit untergehen.“
Er verließ die Wohnung und knallte die Tür wütend zu mit der Hand, die Hannelore bearbeitet hat, was ihn schmerzhaft daran erinnerte. Hannelore quittierte dies nur durch Abwinken.
„Wo die Tür ist, weißt du?“
Da war er aber schon draußen.