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4. Kapitel

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Frank war in seine Akten zum Fall Kruckern GmbH so vertieft, dass er das Klopfen nicht hörte. Erst als seine Sekretärin ‚Herr Kunze‘ rief und etwas lauter klopfte reagierte er.

„Was gibt es, Frau Schmidt?“

„Sie sollen sofort zu Herrn Petersen ins Büro kommen.“

Er erschrak und dachte nur, warum soll ich jetzt auf einmal zu ihm kommen?

Beim Verlassen seines Büros bedankte er sich noch bei seiner Sekretärin.

„Was würde ich nur ohne sie machen?“

Dabei lief ihm ein Lächeln über die Wangen.

„Da sind sie ja endlich, Kunze, kommen sie rein und schließen sie die Tür.“

Petersen war deutlich anzusehen, dass er schlechte Laune hatte.

„Was gibt es so Wichtiges am frühen Morgen?“

Das sollte witzig rüberkommen, was ihm aber nicht gelang, wie er feststellen musste.

„Die Kruckern GmbH macht mir Sorgen, und dass mein bester Mann dabei ist, etwas zu machen was ihm nicht gut bekommen könnte. Wenn das passiert, was ich da denke“, fing Petersen das Gespräch an. Eiskalte Stille herrschte im Raum, Frank musste tief schlucken, bevor er antworten konnte, sagte aber nichts. Petersen lehnte in seinem Arbeitssessel.

„Erklären Sie mir einmal, was ihre Zielgruppe ist.“

Frank erinnerte sich sofort an ein Seminar in seinem Studium, wo man sich konkret über Zielgruppen unterhalten hatte.

„Unter Zielgruppen verstehe ich eine bestimmte Anzahl von Marktanteilen, zum Beispiel Marktteilnehmern, die gewisse Gemeinsamkeiten haben und auf bestimmte kommunikative Signale homogen reagieren.“

Petersen schaute ihn an.

„Wenn Sie so denken, frage ich mich ernsthaft, was Sie dann mit der Kruckern GmbH vorhaben. 20 Millionen für 5 Jahre. Das Grundstück alleine ist mehr wert. Hören Sie auf mit diesem Unsinn. Sie wissen doch selber, dass wir nicht auf Grundstücke spekulieren, wo man nicht weiß, wer der eigentliche Besitzer ist.“

„Die Kruckern GmbH ist der Eigentümer und an die halten wir uns, wenn es hart auf hart kommt“, erwiderte Frank.

„Lassen wir das erst einmal. Ich hoffe Sie wissen, was Sie da machen, denn Ihre Unterschrift steht unter dem Vertrag, und ich entscheide am Ende, ob das Geschäft gemacht wird oder nicht. Was ich Ihnen aber ganz genau sagen kann …“

Petersen machte eine lange Pause, bevor er weiter sprach.

„Am Ende wirst du tief fallen und keiner wird sich um dich kümmern, ist es das wert? Frank, du bist mein bester Mann, und ich möchte dich nicht verlieren, nur weil dieser Fischer unfähig ist. Ich hätte Fischer schon längst feuern sollen, diesen Waschlappen.“

„Was hat Fischer damit zu tun?“

„Das weißt du ganz genau, und lass diese arrogante Frage gefälligst. Ich bin nicht einer deiner Laufburschen.“

„Gibt es noch was Wichtiges, Herr Petersen? Wenn nicht, ich habe den Tisch voller Arbeit.“

Petersen schaute Frank sehr ernst an.

„Du möchtest das nicht verstehen. Machen wir es so, ab sofort geht alles im Fall Kruckern GmbH über meinen Tisch. Wenn ich der Meinung bin, da ist was nicht in Ordnung, ist das Projekt gestorben.“

„Ist in Ordnung, Herr Petersen.“

„Du kannst jetzt gehen, aber mach deinen Kunden klar, dass wir eine Tiefenprüfung veranlassen werden.“

„Das werde ich der Firma Kruckern mitteilen.“

„Gut, das war es dann fürs Erste.“

Vor Wut schäumend kam Frank in seinem Büro an. Er hörte nicht einmal, dass Frau Schmidt ihm noch sagte, dass Frau Siegbert angerufen hatte und einen Rückruf verlangt hatte.

Als er sich an seinen Schreibtisch gesetzt hatte, holte er die Flasche Whisky aus seinem Schreibtischfach von ganz unten, machte sein Glas voll, und schüttete auf ex in sich, um sich gleich noch ein zweites zu gönnen. Er lehnte sich weit in seinem Sessel zurück und versuchte das Gespräch mit der Kruckern GmbH noch einmal Revue passieren zu lassen. Dabei merkte er die aufsteigende Wirkung des Whiskys, der ihn daran hinderte, einen klaren Gedanken zu fassen.

„Du sollst Frau Siegbert anrufen“, sagte Klaus, als er Franks Büro betrat.

„Früher hat man mal angeklopft, bevor man in einen Raum gekommen ist“, murmelte Frank und legte die Flasche in das Schreibtischfach zurück.

„Gibt es was zu feiern?“, fragte Klaus.

„Ja, gibt es. Ich war gerade bei Petersen. Er hat mir klar gemacht, dass wir die Finger von der Sache lassen sollen.“

Klaus sah ihn an. „Was hast du ihm gesagt?“

„Dass ich ein Spieler bin und nichts weiter. Das bin ich und das werde ich immer sein. Jemand, der professionell Gewinnchancen abschätzt für die Bank, die dadurch ihre Kunden in den Bann zieht und nicht mehr loslässt, ob es ihnen gefällt oder nicht.“

Klaus stand mit offenem Mund da. „Das hast du ihm gesagt?“

„Habe ich natürlich nicht, er hätte mich sonst sofort zum Nervenarzt geschickt mit meiner Kündigung.“

Beide lachten.

„Aber mal ernsthaft, was wissen wir genau über diese Firma und diese Frau Siegbert?“

„Eigentlich nichts, außer dass ihre Bilanzen nicht zu 100 Prozent stimmen. Ich weiß nicht, ob die einer Tiefenprüfung standhalten.“

„Wir müssen es herausfinden und unbedingt mit dieser Frau Siegbert noch einmal unter vier Augen reden. Mein Gefühl sagt mir, dass da noch viel mehr hinter steckt.“

„Du hast ihr doch gesagt, dass wir eine Tiefenprüfung veranlassen werden.“

„Habe ich, aber hast du gesehen, wie sie reagiert hat?“, fragte er Klaus.

„Nein, habe ich nicht.“

„Aber ich, und da war keine Regung, geschweige eine Art Widerspruch. Nur ein kurzer Augenkontakt zu ihrem Chef.“

„Weißt du, was ich denke?“, fragte Frank Klaus mit fester Stimme.

„Nun sag schon.“

„Der Chef ist nur ein Platzhalter, und sie ist die eigentliche Person, die das Sagen hat.“

„Denkst du das wirklich?“

„Ja.“

„Lass uns aufhören, sentimental zu werden. Was hast du bis jetzt herausbekommen über die Kruckern GmbH?“

„Deshalb bin ich zu dir gekommen. Es ist eine Firma mit Tradition, sie reicht bis 1888 zurück. Er hat sie von seinem Vater 1970 übernommen. Alles lief gut, bis vor sechs Jahren. Da ging es auf einmal ständig bergab. Bis Frau Siegbert vor vier Jahren als Prokuristin in der Firma erschien. Ab da ging es wieder aufwärts, aber der Geldfluss ist nicht nach vollziehbar. Ich habe mich da mal über diese Frau Siegbert etwas schlau gemacht.“

„Hast du was gefunden?“

Klaus grinste. „Nun sag schon.“

„Pass auf, die Siegbert ist immer wieder in Firmen eingestiegen, die kurz vor dem Bankrott standen. Ich habe versucht, mit den ehemaligen Eigentümern zu reden, nur wollte das keiner so richtig. Was ich aber erfahren habe, dass sie über die Firmen Geld gewaschen hat.“

„Was?“

„Sie hat die Firmen für ihre Geschäfte benutzt. Das bedeutet, dass sie die Firmen übernimmt und die Chefs abhängig von sich macht mit irgendwelchen Geldern aus Schwarzgeldgeschäften oder sogar aus kriminellen Machenschaften.“

„Wir werden die liebe Frau Siegbert erst einmal weiter in Sicherheit wiegen und schauen, was sie ausheckt.“

„Frank, wir sollten lieber die Finger davon lassen und mit dem, was wir wissen, zur Polizei gehen.“

„Nein“, sagte Frank „Warum sollen wir nicht die Arbeit der Polizei machen. Wir können doch nichts dafür, dass sie es nicht hinbekommen, eine so gewiefte Person dingfest zu machen.“

Er lehnte sich weit in seinem Stuhl zurück und holte seine Zigarrenschachtel heraus. Dann entnahm er sich eine und drehte sie zwischen seinen Fingern.

„Weißt du, was diese Zigarre mit unserer Frau Siegbert gemeinsam hat?“

„Nein, weiß ich nicht“, sagte Klaus.

„Zuerst wickelt man sie um den Finger mit Komplimenten und unterbreitet ihr ein Angebot. Dann schneidet man sie an“, was er mit seinem Zigarrenschneider demonstrativ machte, „danach holt man ein Streichholz raus und zündet sie an. Dabei passt man auf, dass sie nicht verbrennt. Wenn du das gemacht hast, rauchst du sie genussvoll und behandelst sie wie ein rohes Ei. Am Ende entsorgst du den Stummel, genau wie unsere Frau Siegbert.“

Dabei blies er den Rauch in Richtung Klaus, der einen Hustenanfall bekam. Frank lachte.

Frank beugte sich zu Klaus. „Das bleibt erst einmal unser Geheimnis.“





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