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Abschied

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Mir wird das Abendessen gebracht. Mir fällt beim Entgegennehmen des Tabletts das Messer auf den Boden hinab. Papa zuckt zusammen. „Entschuldige bitte, Papa.“ Ich hebe das Messer vom Boden auf.

Ich esse.

Dann bekomme ich den Impuls, Papa etwas vorzusingen. Ja. Da liegt das Liederbuch. Hannah hat es hier gelassen. Ich blättere im Buch. Ein Lied liegt mir besonders am Herzen.

Die Gott lieben, werden sein wie die Sonne,

die aufgeht in ihrer Pracht.

Noch verbirgt die Dunkelheit das Licht.

Und noch sehen wir die Sonne nicht.

Doch schon zieht ein neuer Tag herauf.

Und das Licht des Morgens leuchtet auf.

Viele Tränen werden noch geweint.

Und der Mensch ist noch des Menschen Feind.

Doch weil Jesus für die Feinde starb

hoffen wir, weil er uns Hoffnung gab.

Noch verbirgt die Dunkelheit das Licht

und noch sehen wir den Himmel nicht.

Doch die Zeit der Schmerzen wird vergeh'n

und dann werden wir den Vater seh'n.

Die Gott lieben, werden sein wie die Sonne,

die aufgeht in ihrer Pracht.

Nach der letzten Strophe sehe ich, dass Papa die Augen aufgemacht hat und mich aufmerksam anschaut. Er schaut wie ein kleines Kind, gerade so wie Francis mich als Baby anschaute, wenn ich ihn im Arm hielt und ihm etwas vorsang. Dann sehe ich, dass Papa aufhört zu atmen. Sein Blick bleibt aufmerksam auf mich gerichtet. Da weiß ich, es ist noch Zeit. Ein kleiner Moment. Ich bete. „Ich preise den Namen Jesus Christus über deinem Leben, deinem Sterben und deiner Auferstehung. Amen.“

Und wie ich „Amen“ sage, sehe ich, dass auch Papa „Amen“ sagt. Nur stimmlos. Er hat ja keine Luft mehr in der Lunge. Aber ich sehe, wie seine Lippen sich zu einem „Amen“ formen und er noch einmal schluckt.

Dann sehe ich Papas Augen, wie sie nach dem „Amen“ in die Ferne gehen. Es ist Sonntagabend, der 2. Juni 2041. Es ist 19.15 Uhr.

Ich singe noch dreimal „Die Gott lieben, werden sein wie die Sonne, die aufgeht in ihrer Pracht“, damit mich Papa noch aus der Ferne hören kann, wenn er jetzt heimgeht. Ich knie mich neben Papas Bett und bitte Gott um Gnade. An Gottes Gnade ist jetzt alles gelegen.

Ich stehe wieder auf. Ich schließe Papa die Augen.

Ich gehe zur diensthabenden Ärztin. „Mein Papa ist gegangen. Sie können nun alles tun, was sie tun müssen.“

Die Ärztin kommt in Papas Zimmer. Sie überzeugt sich davon, dass Papa tot ist. „Wir haben einen schönen Trauerraum. Dort können sie noch einmal Abschied nehmen, wenn wir ihren Vater fertig gemacht haben.“

„Ich habe schon Abschied genommen. Ich werde nicht kommen. Vielleicht Heidi.“ Ich verabschiede mich. Ich fahre zu Lisa.

Lisa umarmt mich sehr liebevoll, als ich nachhause zurückkehre. Es ist gut, dass ich jetzt nicht allein bin. „Schön, dass du für mich da bist, Lisa.“

„Ja, Lars. Das bin ich. Immer. Für immer.“

Beautiful Lights

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