Читать книгу Die Fußfehlstellungen mit den Folgen für den Bewegungsapparat - Rüdiger Szanto - Страница 6
ОглавлениеDer Fuß und die Körpersprache
Die Füße bilden im Stand die Größe der Unterstützungsfläche.
Wer also physisch oder psychisch unsicher ist, wird diese Fläche vergrößern indem er die Füße etwas auseinander stellt und sie nach außen dreht. Wer keinen Standpunkt vertritt, braucht wenigstens eine gute Standfläche.
Dazu ein anderer Spruch, der mir leider über die Lippen kam, als ich in einem Bremer Kaufhaus an der Kasse wartete. Der Herr vor mir (mit ganz schlechter Haltung) bezahlte gerade seine Hosenträger und wandte sich ab. Ich merkte aber nicht, dass er hinter mir stehen blieb und richtete daher den neuen Verkaufsslogan an die Kassendame: Besser Hosenträger als gar kein Rückgrat!
Die Fußstellung und Fußstatik beeinflusst die Knieachse, die Druckbelastung im Hüftgelenk, die Stellung der Kreuzbein-Hüftgelenke und damit die gesamte Wirbelsäule bis zu den Kopf- und Kiefergelenken.
Ein Individuum mit schlechten Füßen bekommt also Knie- und Hüftprobleme, er steht schlecht, hat häufig Becken und Lendenwirbelschmerzen und sitzt deshalb auch miserabel. Die Brustwirbelsäule ist nach vorne gebeugt, die Halswirbelsäule überstreckt und infolge sind zumindest das Kleinhirn und der Hirnstamm unzureichend durchblutet. Die Gelenkrezeptoren senden ständig Warnsignale, die aber durch dauerndes Feuern auf das Nervenzentrum und den damit verbundenen Gewöhnungseffekt nicht mehr bewusst wahrgenommen werden. Dieser fortwährende negative Input wirkt sich ganz sicher auf die Hirnfunktion aus.
Ein deutlicher Zusammenhang ist auch zwischen Plattfuß und Übergewicht bis zur Fettsucht zu erkennen.
Ein Schreckensszenario, das sich früher oder später als Folge schwacher Füße einstellt.
Solch ein Mensch kann nicht glücklich, optimistisch und zukunftsorientiert aussehen.
Bei diesem Satz denke ich an Paul Watzlawick und sein so hilfreiches Buch „Anleitung zum Unglücklich sein“.
Was er auf der psychologischen Ebene erzählt, versuche ich, anatomisch-physiologisch darzustellen.
Es gibt jede Menge Literatur, die sich mit Körpersprache befasst und es steht fest, dass sie auch auf jene Personen wirkt, die sie nicht bewusst wahrnehmen. Ich kann es also kurz machen.
Körpersprache ist für mich der Ausdruck geistiger Verfassung. Sie entwickelt sich aus der genetischen Anlage, den Umwelteinflüssen und den ständigen Informationen aus den Organen und den Gelenken des Körpers an das Zentralnervensystem. So entsteht Hirnleistung und Psyche und die damit verbundene innere und äußere Haltung.
Das Erscheinungsbild ist dann der Stand, die Haltung, die Proportionen, Bewegungsvermögen und Gestik, die Mimik, die Wachheit der Augen und damit die Ausstrahlung. Die persönliche Aura wirkt auf das Umfeld und kommt als Lob und Erfolg, oder Tadel und Versagen auf den Betreffenden zurück.
Befassen wir uns mit dem Negativ-Prototyp: Schwache Füße, schlechte Haltung, schlurfender Gang und entsprechende Mimik.
Stellt euch vor, ein solch unglücklicher Mensch kommt zu einem Vorstellungsgespräch, einem Examen oder einem anderen wichtigen Termin. Mit solch einer Aura wird er kaum eine Chance haben.
Ein weiterer wichtiger Aspekt sind Beziehungen oder zunächst deren Anbahnung. Dieser arme Mensch wartet vor dem Restaurant auf sein Date, die Dame kommt und er führt sie plattfüßig und in schlechter Haltung zu ihrem Tisch. Den Rest des Abends könnt ihr vergessen! Ausnahme: die Lady kommt auch so daher. Sie nimmt, weil selbst betroffen, die Defizite nicht wahr. Dieses Problem werden wir später besprechen.
Die Behandlung dieses echten Schadens muss am Fuß beginnen.
Der Fuß wird vom Gehirn gesteuert, Reflexbewegungen sind auf Rückenmarksebene verschaltet. Wenn ich also den Fuß lange genug von oben gesteuert habe – Output – wird sich das hoffentlich richtige Muster auf der biologischen Festplatte installieren und automatisch ablaufen. Ich muss also bereit sein, meinen Fuß von oben zu steuern.
Ganz wichtig sind aber die vom Fuß kommenden Informationen – Input – aus den Gelenk-, Band-, Sehnen- und Muskelrezeptoren. Die Nervenfasern dieser „Fühler“ besitzen die höchste Nervenleitgeschwindigkeit im ganzen System. Stellung, Bewegung, Schmerz und mögliche Gefahren werden über dieses System bewusst. Es ist eine sehr enge Verschaltung zwischen Fuß und zentralem Nervensystem und das häufige, gezielte Fußtraining wirkt sich tatsächlich positiv auf die Hirnleistung aus. Ergänzend sollen sicher auch Organfunktionen und Psyche behandelt werden, da auch diese auf Fußgymnastik und dann natürlich richtiges Gehen deutlich besser funktionieren. In vielen Fallbeschreibungen sind die Übungsprogramme erläutert.
Beispiel:
Legen Sie eine Dixiland-CD auf und tanzen Sie – ohne Fersenkontakt zum Boden – für drei Minuten. Das Gehirn wird wach und der Gang, zunächst vorübergehend, deutlich dynamischer und korrekter.