Читать книгу Die Fußfehlstellungen mit den Folgen für den Bewegungsapparat - Rüdiger Szanto - Страница 8

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Anatomie und Funktion

Knochen

Der Fuß besteht aus 26 Knochen. Zählt man das Schien- und Wadenbein, die das obere Sprunggelenk bilden und funktionell zum Fuß gehören dazu, sind es also 28 knöcherne Strukturen, die uns nach fast überstandener Entwicklung den aufrechten Gang ermöglichen. Diese mehr oder weniger großen Knochen sind beweglich miteinander verbunden. Sie bilden durch ihre Form und die Stellung der Gelenkflächen zueinander das Fußgewölbe! Der adäquate Reiz für die Knochenzelle (Umbauprozesse, Knochenheilung, Verminderung von Osteoporoseentwicklung) ist der Wechsel von Druck und Entlastung.

Bindegewebe

Das Bindegewebe ist das behandlungsrelevante Gewebe in der Physiotherapie. Es umgibt den ganzen Körper als Unterhautbindegewebe, es bildet die Hüllen für die peripheren Nerven, die Hirn- und Rückenmarkshäute, die Muskelfascien und den Kapsel-Bandapparat. Diese Aufzählung ist bei weitem nicht vollständig, soll aber hier zum Verständnis genügen. Die Bindegewebszelle baut die Fasern und die Matrix – eine gelartige Substanz – in der die Fasern mehr oder weniger locker schwimmen. Zur Wasserbindung produziert der Fibrozyt (die Zelle) ein Eiweißmolekül. Stärke und Dehnfähigkeit der Fasern sind funktionsabhängig. Die Qualität des jeweiligen Gewebes ist sehr durch Bewegung zu beeinflussen. Der richtige Reiz ist der Wechsel zwischen Dehnung und Entlastung. Natürlich ist die Qualität des Bindegewebes anlagebedingt. Schwächen lassen sich aber durchaus positiv beeinflussen!

Gelenk, Kapsel-Bandapparat

Das anatomische Gelenk wird gebildet von den beteiligten, beweglichen Knochen, deren Knorpelüberzug, der Kapsel und den Bändern. Wie beim Knochen, ist der für die Knorpelfunktion und die nötigen Umbau- und Anpassungsprozesse wichtige Bewegungsreiz der Wechsel zwischen Druck und Entlastung. Die Wasserbindung in der Zelle funktioniert ähnlich wie im Bindegewebe bei wesentlich größerer Bedeutung. Ist die Zelle ausgelutscht (Bewegungsmangel – starke, lang anhaltende Überbelastung – Übergewicht – Alter) droht schnelle Degeneration. Die Kapsel besteht nach außen aus Faserbindegewebe und bildet nach innen die Synovialhaut, welche die Gelenkflüssigkeit produziert. Nach Verletzungen, Reizungen oder Entzündungen kommt es zur Überproduktion mit den bekannten Schwellungen. Entstehen solche Schwellungen schnell, sind Band- oder Kapselstrukturen gerissen. Die Bänder, meist als Kapselverstärkungsbänder, bestehen wie die Kapsel aus Bindegewebe. Sie sind in Belastungsrichtung angelegt und weisen eine deutlich festere Faserstruktur auf. Nun stelle man sich vor, dass das Bewegungssystem Fuß aus 33 Gelenken besteht, deren Funktion durch Bänder gehalten und geführt wird. Alle diese Gelenke und Bänder müssen im Stand und erst recht bei Bewegung sinnvoll miteinander arbeiten. Eine Fehlstellung eines der Gelenke bewirkt Störungen im ganzen Fuß und in der gesamten Bewegungskette bis hin zu den Kopfgelenken. Der Bandapparat formt und stabilisiert das Fußgewölbe!

Muskulatur

Nun muss der Fuß bewegt und das Gewölbe muskulär stabilisiert und aktiviert werden. Der Fuß verfügt über wenige kurze, kleine Muskeln, die helfen, das Längsgewölbe zu unterstützen. Die großen Muskeln für die Fortbewegung kommen ausnahmslos vom Unterschenkel und werden auf Höhe der Knöchel umgelenkt. Vor den Knöcheln für die Fußhebung, dahinter für das Absenken beziehungsweise für den Abrollvorgang. Die vorn und hinten innen liegenden Sehnen ziehen den Fuß logischerweise nach innen, die äußeren entsprechend nach außen. Eine ausgesprochen wichtige Funktion haben die so genannten „Steigbügelmuskeln“. Sie stützen aktiv das Quergewölbe. Kraft und gute Koordination aller Muskeln kann die Bindegewebsschwäche am Fuß relativ gut kompensieren.

Innervation

Der n. ischiadicus besteht schon am Beckenaustritt aus zwei Nerven, die locker bindegewebig miteinander verbunden sind. Oberhalb der Kniekehle teilen sie sich endgültig um dann vor beziehungsweise hinter dem Schienbein zu verlaufen. Die absteigenden Fasern der Nerven aktivieren dort unter Anderem die langen, den Fuß bewegenden Muskeln. Die aufsteigenden Fasern informieren Rückenmark und Gehirn über Muskelspannung, Dehnungszustand, Gelenkstellung und Durchblutung. Diese aufsteigenden Fasern besitzen außerdem Rezeptoren in allen Gelenkkapseln und Bändern, die ständig auf das Koordinationszentrum (überwiegend Kleinhirn aber auch Rückenmark) feuern. Dieses System bildet eine Schutzfunktion. Bei Verletzungsgefahr wird über die sehr schnell leitenden aufsteigenden Nervenbahnen ein Mechanismus eingeschaltet, der die verletzungsverhindernden Muskeln aktiviert. Die Nerven sind im Bindegewebe beweglich angeordnet, müssen folglich auch bewegt werden, schon deshalb, um ihre Durchblutung sicher zu stellen.

Der adäquate Reiz für das Nervensystem ist zehntausendfaches Üben!

Soweit dieser kurze, sicher sehr unvollständige Einblick in die Neurologie.

Vascularisation

Unter Durchblutung versteht man zunächst die Blutversorgung für Muskeln, Nerven, Knochen und Bindegewebe über das arterielle System. Das Herz pumpt mit hohem Druck sauerstoffreiches Blut in die großen Arterien. Durch die Verzweigung der Gefäße bis hin zu den Endstrombahnen verringert sich der Druck auf ca. 10 mm Hg, der nötig ist, um Flüssigkeit mit Nährstoffen und Sauerstoff an das umliegende Gewebe abzugeben. Im venösen System und in den Lymphgefäßen gelangt das Blut und die Lymphflüssigkeit über ein Klappensystem und mit Hilfe der Muskelpumpen zurück zum Herzen! Diese Pumpfunktion ist nur bei richtiger Aktivierung der Bewegungsmuster im Fuß, im Knie, in der Hüfte und im Rumpf gewährleistet.

Nur wenn sich meine Beinchen leicht und locker bewegen, heize ich die Durchblutung und den Stoffwechsel an.

Fußfehlformen

Plattfuß:


Normalfuß:


Die Fußfehlstellungen mit den Folgen für den Bewegungsapparat

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