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Kapitel 5. Bilaterale Hilfe

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„Ich bin nicht gut? Sie hat Recht, ich bin kein guter Mann. Ich trinke immer wieder. Regina, ich bin duuumer Mann.“

„Evgenij, es heißt DUMM und nicht DUUM.“

„OK, dumm! So richtig?“

„Und auf Russisch, wie heißt es auf Russisch?“

„Я глубный мушчина. Ja glubnii mutschina – ich bin dummer Mann!“

„Это любов! Äta lubov. Ich sage es auf Russisch – das ist Liebe! Du liebst diese Frau.“

„Ich bin duuumer, nein dummer Mann.“

„Den Artikel nicht vergessen, Evgenij! Du bist ein dummer Mann.“

„Und Evgenij, trink nicht so viel. Du bist mein einziger Freund. Ich will, dass es dir gut geht!“

Ich höre die Geschichte vom Ende seiner großen Liebe - an einem Wochenende - in einer Bar. Evgenij hat die Hütte gerockt. Er hat getanzt und Witze gemacht und die ganze Truppe unterhalten. Und getrunken. Geburtstag feucht fröhlich. Seine Tanja wollte heim, aber er nicht. Später sind sie in die Wohnung - es gab schlimmen Streit, er war so furchtbar, so schwer. Sie hat ihm vorgeworfen, dass er zu viel trinkt, war eifersüchtig auf die anderen Frauen, mit denen er so viel gelacht hat. Sie will einen Mann, der sich um die Familie kümmert, der endlich die Wohnung renoviert, pafft sie ihn an. Sie hat ihn satt, weil er nicht tapeziert, das Bad nicht erneuert und nur Party und fischen gehen für ihn wichtig ist. Er ist ein Kind, sie will einen Mann. Voller Wut stapft er zum Parkplatz runter. Sein Blick ist auf das Fenster der Wohnung gerichtet – Licht brennt. Die Nacht ist klirrend kalt. Er will eine Runde mit dem Auto fahren, damit ihm wieder warm wird. Der Schlüsselbund war in der Jackentasche, wäre er nur nicht dort gewesen! Die Polizei hat ihn am Morgen nach Hause geschickt. Drei Jahre ohne Führerschein, die Papiere musste er sofort abgeben. Und Strafe zahlen. Tanja hört zu ohne Worte, er beichtet und kramt dabei in seiner Hosentasche. Dann wirft sie den Koffer aufs Bett und packt ihre Sachen. Er könnte ein Mörder sein, betrunken kann alles passieren. Er ist kein Mann für sie, er ist ein Verbrecher! Und sie geht. Er wartet seitdem und hofft und will sie zurück.

Der Alkohol ist ein schlechter Ratgeber. Ich mache mir Sorgen. Aus dem coolen Gangsterboss wird ein durch Alkohol gefährdeter Mann, der Halt sucht. So wie ich. Ich habe auch den Halt verloren, mit fehlt die Kraftquelle. Freunde, die mich auftanken, wenn der Mann nicht da ist. Ich bin in einem Haus voller Kinder zu oft allein. Nur Evgenij hat Zeit, sich mein Jammern anzuhören und mit mir zu lachen, damit ich endlich das Leben wieder spüren lerne. Trink nicht so viel! Anstatt eines Friendshippens gebe ich Ratschläge zur Rettung der Beziehung und erkläre Grammatik.

„Evgenij, du bist kein Verbrecher! Du bist mein Freund! Мой друг - Moi drug! Es ist nichts passiert, reiß dich zusammen. Ich brauche dich, trink nicht so viel. Hör auf damit.“ Aus Evgenij, dem Geschäftsmann, wird ein Hilfsprojekt. Aber ich bin doch selber eins. Während Evgenij Tanja Pralinen schickt und Blumen, die sie nicht annimmt und ihm um die Ohren schlägt, versuche ich, meinen Mann zu zwingen, mir mehr Zeit zu schenken. Dabei habe ich selber keine für ihn. Es ist manchmal nicht einfach mit vier Kindern.

Ich bin die erste Deutsche, mit der er spricht. Verstehst du mich? Ja, natürlich, du sprichst Deutsch! Ich spreche Deutsch, du verstehst mich. Cha cha cha. Ich habe auch das Problem, die Sprache ist nicht leicht zu benutzen. Ich schäme mich, dass es nicht gut genug ist. Bei Evgenij kann ich reden, alles ist leicht, weil er der Typ ist, der mit dem Leben spielt, auch wenn er ab und zu schlechte Karten hat.

Wir lachen viel. Er sitzt im Wohnzimmer, das Wörterbuch am Tisch und wir überlegen, ob es nicht doch besser wäre, eine andere blonde Frau zu suchen. Noch schwimmt er genauso tief im Selbstmitleid wie ich. Weinen, Wodka und warten. Und bei mir Stagnation, Kekse und Schokolade. Aber wieder ist ein Gespräch zu Ende und ich war nicht allein mit meinen Gedanken.

Die Bankfrauen

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