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7. Party!

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»Oh yeah, that's so good …«

Der perfekte Arsch auf Bens Bildschirmen glänzte vor Schweiß. Der riesige, geäderte Schwanz, der in ihn eindrang, ebenfalls.

Ben atmete tief ein und aus. Er hatte immer ein wenig Angst, dass er die Tür nicht richtig abgeschlossen hatte. Dass Nora einfach so hereinplatzen würde, um ihn zu irgendeinem Mädchenkram zu überreden. Dass seine Mitbewohner, obwohl er Kopfhörer trug, etwas hören konnten. Dass sie ihn hören konnten, weil er wegen der Kopfhörer nicht merkte, dass er zu laut war, dass …

Das Kribbeln zwischen seinen Beinen wurde stärker und seine Gedanken stoppten. Etwas kippte in ihm und kurz darauf ergoss er sich in ein Papiertaschentuch. Mit klopfendem Herzen warf er es in den Mülleimer. Schaute auf den Bildschirm.

Die beiden glänzenden Typen vergnügten sich immer noch in dem geräumigen amerikanischen Wohnzimmer. Von wann war das Ding? Späte Neunziger, vermutete Ben. Wie die beiden wohl heute aussahen? Immer noch muskelbepackt und fast haarlos?

Er wischte sich Schweiß von der Stirn und zündete die nächste Kippe an. Das war schon der sechste Film heute. Langsam wurde es anstrengend. Langsam wurde er wund. Aber er konnte nicht aufhören. Wenigstens hier klappte es …

Sein Handy brummte. Die Chemie-Erstis-Gruppe. Nein, diesmal hatte Evi ihn sogar persönlich angeschrieben.

Du musst heute Abend mitkommen, las Ben.

Komisch, dass die seit den Klausuren alle so freundlich waren. Als ob gute Noten ihn irgendwie sympathischer machen würden.

Noch ein Brummen. Diesmal die Gruppe. Marek schrieb Bin dabei und Bens Herz setzte einen Schlag aus. Sofort schickten Leila und Manuela fröhliche Smileys. Die waren beide hinter Marek her, soviel hatte selbst Ben mitbekommen.

Nun wusste er, dass er auf gar keinen Fall hingehen würde. Er wollte Marek nicht vor Beginn des nächsten Semesters wiedersehen. Und dann am besten auch nicht. Das war so ein beschissen peinlicher Abend gewesen. Er war nicht mehr sicher, was er Marek genau erzählt hatte, aber er wusste, dass es irgendetwas von einem »Problem« gewesen war und … und dass er Marek vollgekotzt hatte. Super. Ach, und dass Marek aus irgendeinem Grund mit ihm geknutscht hatte.

Keine Ahnung, warum. Ob der heimlich schwul war? Na ja, aber das war nicht Bens Problem, oder? Und er konnte auf keinen Fall etwas mit Marek anfangen. Nicht, wenn er … Wenn Marek herausbekam, wie schlecht Ben im Bett war, würde er das Weite suchen. Genau wie die anderen Kerle.

Ben hatte so große Hoffnungen gehabt. Endlich Großstadt, ein neues Leben, echte Männer. Nicht nur die Pornos, die er, seit er vierzehn war, ständig schaute. Endlich das echte, wahre …

»Benniii?« Noras Stimme gellte durch die Tür. »Ich hab einen neuen Fi-hiiilm!«

»Bin nicht da«, rief Ben. Er hörte ihr schrilles Lachen.

»Du Scherzkeks. Wie sieht's aus? Ich, mein schwuler bester Freund und … Ein Rodeo-Clown zum Verlieben

Ben wollte gar nicht wissen, worum es da ging.

»Ja, sorry, ich geh gleich weg«, brüllte er. »Semesterabschlussparty«

Er wollte da nicht hin. Obwohl … Ob er mit Marek reden konnte? Klar, um den schwirrten immer irgendwelche Mädels rum, aber … Auf der Arbeit würden sie sich früher oder später auch begegnen, nur …

Er wusste nicht mal, was er genau mit Marek besprechen wollte. Entschuldigen würde er sich bestimmt nicht. Obwohl er das vielleicht sollte, immerhin hatte er ihn vollgereihert … Oder sollte Marek sich entschuldigen, weil der ihn geküsst hatte?

Bestimmt war es Marek peinlich, dass er mit Ben rumgemacht hatte. Wenn Ben sich richtig erinnerte, war er sogar gekommen, einfach so. Ja, bestimmt war es Marek peinlich, der würde doch nie zugeben, dass er was mit einem wie Ben gehabt hatte. So einem Freak, den niemand mochte … Fast bekam er Lust auf diese dumme Party, nur, um Mareks blödes Gesicht zu sehen.

Ben sah sich in seinem Zimmer um. Ein Saustall, wie immer. Der ganze Boden lag voll mit Klamotten, die schmalen Kellerfenster waren schlampig mit schwarzen Decken verhängt. Seine Tastatur hatte Brandlöcher und der Aschenbecher quoll über. Und sein Bett war ein Chaos aus zerknüllten Decken, leeren Kaffeetassen und halb gelesenen Fantasyromanen. Bestimmt stank das Laken schon, Ben konnte sich nicht mal erinnern, wann er es zuletzt gewaschen hatte.

Also. Er konnte hierbleiben und die Bude aufräumen. Oder mit Nora einen »romantischen« Film schauen. Oder …

»Benni! Schön, dass du da bist!« Evi umarmte ihn sogar.

»Hallo«, brummte Ben. Evi strahlte ihn an.

»Komm mit, die anderen warten schon.«

Die Semesterabschlussparty war eher ein kleiner Umtrunk. Sie hatten zwei Tischreihen im Restaurant »Don Picasso« gemietet. In einem Nebenraum, hinter einem bogenförmigen Durchgang. Bilder von schiefgesichtigen Kühen mit Sombreros prangten an den Wänden. Die Luft roch fettig, nach frittierter Paprika und knuspriger Hähnchenhaut.

»Benni!« Georg sprang auf. »Setz dich zu uns!«

Ben ließ sich zwischen Evi und Georg nieder, an dem hellen Tisch mit den bunten Papier-Platzdeckchen. Und nun? Gelächter schallte von der Decke wider. Es war unerträglich laut unter all den Leuten. Und drei Studenten weiter, in der Mitte der Bank, saß Marek. Blond, lachend, Manuela an seiner Seite.

Ben winkte ihm zu, als er in seine Richtung schaute. Mareks Wangen wurden bleich. Er nickte schwächlich zurück und Ben fühlte sich gleich besser. He, ob er Marek nachher ansprechen sollte? Ihn fragen, ob er immer so schnell abspritzte, am besten vor allen anderen?

Nein. Das war zu gemein. Ben seufzte leise. Warum war er nochmal hergekommen?

»Benni, du musst in unsere Studiengruppe!«, zwitscherte Evi und beugte sich zu ihm herüber. Sie roch nach süßen Cocktails mit einem Schuss Kokosmilch »Du musst! Das wird total lustig! Wir werden uns jede Woche treffen und vor den Klausuren noch öfter und …«

»Das plant ihr jetzt schon?« Ben sah sie verwundert an. »Wir haben endlich Ferien und ihr denkt bereits ans nächste Semester?«

»Na, man kann doch nicht früh genug damit anfangen.« Sie wirkte leicht verunsichert. Hatte er etwas Falsches gesagt? Georg übernahm von der anderen Seite.

»Genau. Du hast bestimmt gut gelernt, so, wie du bei den Klausuren abgegangen bist.«

Nicken von gegenüber. Irgendwie schaute der halbe Tisch Ben an. Er fühlte sich äußerst unwohl.

Wenn alle ihn anstarrten, hatte das nie etwas Gutes bedeutet. Meistens hatte es bedeutet, dass er am Boden lag und Dennis Alfred ihm gerade irgendetwas Klebriges über den Kopf schüttete.

»Ich lerne alleine. Immer«, knurrte er und dachte: Hört auf, mich anzuglotzen. Selbst Marek und Manuela sahen nun zu ihm herüber.

»Oh. Na gut.« Georg zog sich zurück. »Sag … Bescheid, wenn du es dir anders überlegst.«

Ben nickte. Georg und Evi wandten sich von ihm ab und begannen andere Gespräche. Erleichterung durchflutete Ben. Endlich schauten sie woanders hin.

Den Rest des Abends ließen sie ihn in Ruhe. Ben schaffte es nicht, in irgendeine Unterhaltung einzusteigen, also saß er da, mitten unter seinen Kommilitonen, wie ein Fels in der stürmischen See. Wie immer. Er überlegte gerade, abzuhauen, als sich jemand zwischen ihn und Evi drängelte.

»Darf ich mal – Ups, sorry.«

Marek. Ben zuckte zusammen. Evi gluckste und versicherte Marek, dass es absolut kein Problem war, dass er sie angestoßen hatte. Absolut gar keins.

»Was willst du?«, fragte Ben Marek. Wut stieg in ihm auf, als er dessen hübsches Gesicht sah. »'Ne Wiederholung von vorgestern?«

Mit Genugtuung sah er, dass Marek wieder erblasste.

»Ne, ich …« Mareks Stimme war ein Flüstern. Aber um sie herum tosten eh die Gespräche. Unwahrscheinlich, dass jemand mithörte. »Ich wollte fragen, wie's dir geht. Bist du gut heimgekommen? Ich kann mich nicht mehr an viel erinnern, nach der Klause. Nur, daran, dass du … dass ich … dass wir meinten, es wäre besser, heimzugehen.«

»Kannst du das?« Ben grinste spöttisch. Nun röteten sich Mareks Wangen. Von wegen, er wusste nichts mehr. Hm. »Hast du dir echt Sorgen um mich gemacht?«, fragte Ben, fast gegen seinen Willen.

»Ja schon, ich meine, wir waren ziemlich dicht.« Runzeln erschienen auf Mareks Nase und sein Gesicht wurde zu einer gequälten Grimasse. »Ich bin am nächsten Mittag in der Badewanne aufgewacht.«

»Ich auf einer Verkehrsinsel.« Ben lächelte unwillkürlich. »Irgendwo im Industriegebiet.«

»Oh, Scheiße.« Marek schien angemessen beeindruckt. Er grinste. Kein Wunder, dass ihn jeder mochte. Er hatte irgendwie etwas an sich, das … Ben stoppte sich. Er entwickelte nicht gerade eine Zuneigung zu Dennis Alfred dem Zweiten, oder?

»Na, jetzt ist ja alles wieder gut.« Ben seufzte. »Und … wenn's nach mir geht, ist nach der Klause absolut nichts vorgefallen.«

Marek schaute so erleichtert, dass Ben fast gelacht hätte.

»Super, ich … das … Super.« Er lächelte, diesmal richtig strahlend.

So von nahem war die Wirkung viel stärker, als wenn Ben ihn über den Tisch hinweg betrachtete. Ben bemerkte, dass Marek zwei winzige Sommersprossen auf der linken Wange hatte.

»Mach dir keinen Kopf. Ich halt die Klappe, wenn du's auch tust«, brummte Ben.

»Abgemacht.« Marek boxte ihm gegen die Schulter. Ben erwartete, dass er wieder aufstehen würde. Aber erstaunlicherweise blieb er sitzen.

»He, wie sieht's aus …«, begann Marek, als ein Schatten über sie fiel.

»Bengalo Stutenknaller«, schnarrte der rotblonde Kerl hinter ihnen. Ups. Er betrachtete Ben von oben bis unten, bis der sich fast so unwohl fühlte wie vorhin. »Hab bei GaymeboysHamburg gesehen, dass du in der Nähe bist. Nettes Foto.«

»Ah.« Ben wusste nicht, wie er reagieren sollte. Wusste er nie.

»Also, wie sieht's aus?« Der Typ machte eine Kopfbewegung zum Ausgang. »Kommst du mit?«

Eigentlich wollte er nicht. Aber was sprach dagegen? Marek würde sich eh gleich mit ihm langweilen und der Rest der Truppe … Ben stand auf.

»Klar.« Er sah Marek an, der irgendwie … irritiert schaute. So wie Evi, deren Blick zwischen ihm und dem Rothaarigen hin- und herging. Was hatten die? Egal, noch ein Grund mehr, zu verschwinden.

»Tschüss«, sagte Ben und fügte, als er sich ausnahmsweise an eine Höflichkeitsregel erinnerte, hinzu: »Man sieht sich bei der Arbeit. Wird bestimmt leichter, jetzt, wo die Karnevalssaison vorbei ist.«

»Ja. Ja, bestimmt.« Marek nickte. Evi starrte ihn immer noch an. Bloß raus hier.

»Gehen wir.«

Ben folgte dem Rotblonden durch den Rundbogen hinaus ins Freie. Kalte Luft schlug ihm ins Gesicht. Er atmete ein. Aus. Betrachtete den Mann, der vor ihm auf dem Bürgersteig stand.

Seine hellen Haare waren oben auf dem Kopf etwas dünner und seine Stirn wölbte sich über seinen Augen wie ein Felsvorsprung. Höhlenmenschenartig, aber nicht zu sehr. Er trug eine braune Lederjacke mit verfilztem Lammfellkragen und weiße Turnschuhe. Außerdem war er ein wenig kleiner als Ben. Ganz hübsch? Klar. Sein Typ? Keine Ahnung. Es war an der Zeit, das herauszufinden.

»Also, wo wohnst du?«, fragte Ben.

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