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8. Ein neuer Weg

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»Mein bockiges Schäfchen, deine Energie hat sich verändert«, sagte Eterna, als Norman in den Raum stürmte.

»Das hat sie!« Er strahlte.

»Gut, gut«, sagte sie freundlich.

Wegen seiner Verspätung ließ sie ihn nachsitzen. Eine Stunde lang musste er die Grundlagen der Katalysation nachlesen, während die anderen schon frei hatten. Egal, das hatte er eh tun wollen. Mit Feuereifer verschlang er das Buch, und als sie das Nachsitzen für beendet erklärte, weigerte er sich erst, es herzugeben.

»Du bekommst es wieder«, sagte sie und er ließ los. »Jetzt geh spielen, Schäfchen. Morgen geht es richtig los, da brauchst du alle Kraft.«

»Einen Scheiß werde ich.« Norman grinste. »Geben Sie mir was zu tun. Wie werde ich ein besserer Katalysator?«

»Ganz schön motiviert, hm?« Seltsamerweise wirkte sie nun ernster als zuvor. Ihre hellgrauen Augen musterten ihn lange. »Was hat dich zum Umdenken bewegt?«

»Nichts, ich …« Er spürte, dass er rot wurde. »Ich habe kapiert, wie wichtig Katalysatoren im Kampf sind.«

»Ach ja, das Kämpfen.« Sie seufzte. »Hauptsache, es gibt eine Klopperei, was, Schäfchen?«

»Ja klar.« Er sprang auf. »Kommen Sie. Was kann ich noch tun?«

»Genug zu Abend essen. Ab morgen wird es härter. Ein Drittel des Unterrichts ist Leibesertüchtigung, vergiss das nicht.«

»Na hoffentlich!« Er lachte. Sie öffnete die Tür und sie verließen gemeinsam den Raum.

»Bis morgen, Schäfchen.« Sie lächelte wieder. »Und falls du Fragen hast, wende dich an mich.«

»Ich habe eine Frage.«

Er war fast sicher, dass sie ein Seufzen unterdrückte.

»Ja?«

»Gibt es einen Unterschied zwischen Magie und Energie? Im Buch stand nichts von Energie. Gar nichts.«

»Oh, das.« Sie wichen zur Seite aus, weil ein paar Drittjahresschüler vorbeischlenderten. »Magie ist eine Form der Energie. Es gibt noch weitere Energien, die meist an Menschen gebunden sind. Ärger, Verbitterung, Angst, Lust … um nur einige zu nennen. Aber da Magie die Einzige ist, mit der wir Eismonster abschlachten können, ist sie die Einzige, die gelehrt wird. Für unsere Zwecke sind die anderen Energien leider nicht nützlich.«

»Ach so. Aber wir Katalysatoren können sie sehen?«

»Nein.«

Was? »Aber warum sollten wir versuchen, sie zu sehen?«

»Ich probiere das immer wieder.« Sie zuckte fröhlich mit den Achseln. »Eigentlich können nur Katalysatoren mit zehn Jahren Erfahrung ab und zu andere Energien wahrnehmen. Aber es macht Spaß, es zu probieren.«

»Gar nicht.« Er schaute sie böse an. »Was für eine Zeitverschwendung. Babykram. Die Motorenklasse wirft schon mit Feuerbällen rum.«

»Ui.«

Machte sie sich über ihn lustig? Falls hier irgendetwas witzig war, verstand er es nicht. Er verschränkte die Arme und musterte sie herausfordernd.

»Aber Sie können Energien lesen, ja? Bringt Ihnen das was?«

»Nur diesen blöden Spitznamen.« Sie schüttelte den Kopf. »Die unendliche Quelle. So eine Übertreibung.«

»Moment, können Sie so viel Magie aufnehmen, weil sie … Hat das irgendwas mit Energien zu tun?«

»Ja. Schon.« Sie schaute nachdenklich zur Decke. »Hat es, mein kluges Schäfchen. Aber wie gesagt, das ist Material für Fortgeschrittene. Versuch erstmal, überhaupt etwas zu sehen.«

»Das werde ich.« Er grinste. »Ich werde alles sehen! Ich werde der größte Katalysator der Welt!«

Sie murmelte irgendetwas, das wie »untervögelt« klang, doch das konnte nicht sein. Dann verabschiedete sie sich und segelte den Flur hinab. Norman stürmte die Treppe hinauf und nahm drei Stufen auf einmal. Er rannte durch den modrigen Gang und riss die Zimmertür auf.

»Lauchi!«, rief er.

Der schrie auf. Bleich robbte er auf seinem Bett rückwärts, bis sein schmaler Rücken sich in die Wand drückte. Er presste sich irgendeinen dicken Wälzer an die Brust. Hinter Norman knallte die Tür ins Schloss.

»W-wa...« Lauchis Stimme erstarb, als Norman sich den dämlichen Bademantel vom Leib riss und nur noch in einer weißen Hose vor ihm stand.

»Ich habe mich entschieden. Ich werde der beste Katalysator aller Zeiten«, sagte Norman feierlich, warf sich zu Boden und begann, Liegestütze zu machen.

Zehn, zwanzig, dreißig. Er spürte das Blut immer schneller durch seinen Körper pumpen. Schon war sein Rücken schweißnass. Außerdem spürte er, dass Lauchi ihn anstarrte.

»D-du machst viel Sport, oder?«, fragte der Kleine schließlich. Norman nickte und stemmte sich wieder hoch. Dreiundfünfzig. Inzwischen ging sein Atem stoßweise.

»Das sieht man.« Lauchis Stimme hatte einen träumerischen Klang.

»Danke.« Norman grinste. »Wenn du willst, kann ich dir ein paar Übungen zeigen.«

»Gern«, hauchte Lauchi.

Seine Augen verließen Normans glänzenden Oberkörper nie. Mit offenem Mund sah er zu, wie er zu Kniebeugen überging. Normans Muskeln brannten. Seine Lungen auch, sobald er mit den Hampelmännern anfing. Das winzige Zimmer verwandelte sich in ein Schwitzhaus und die Luft wurde immer feuchter. Schweißtropfen lösten sich von Normans Haut, als er auf und ab sprang. Einer erwischte Lauchis knallrote Wange.

»Sorry«, keuchte Norman und hüpfte weiter.

Lauchi schüttelte stumm den Kopf und glotzte. Natürlich war er beeindruckt. Bei den Schwächlingen im Nördlichen Flussland hatte er bestimmt nie solche Muskeln gesehen. Oder hatte er etwa Angst? Egal, damit musste der Weichling klarkommen.

»Alter, wird das warm.« Norman riss das Fenster auf.

Abendluft strömte herein. Das Zimmer kühlte ab, aber er fühlte sich immer noch, als würde er gleich schmelzen.

»Ich zieh mich aus. Stört dich nicht, oder?«, fragte er Lauchi.

Der verschluckte sich. Dann schüttelte er den Kopf und Norman dachte, dass Lauchi gar kein so mieser Zimmernachbar war. In Unterhose war das Sportprogramm viel angenehmer. Erst nach einer Stunde klappte Norman auf dem Bett zusammen.

»Ab morgen«, japste er. »Ab morgen gibt es … Lauftraining. Jeden Morgen. Wusstest du … das?«

»Was?« Lauchi hob den Blick von Normans schweißnasser Brust. Sein Buch lag vergessen neben ihm. »Ja. Ich hab … Ja.«

»Ich freu mich drauf«, sagte Norman. »Nach den langweiligen Rumsitzkursen ist das genau das Richtige. Was habt ihr gemacht? Mehr Feuerbälle geworfen?«

»Ja … Was? Nein.« Lauchi befeuchtete seine Lippen mit der Zunge und Norman war einen Moment lang abgelenkt. »Nein, wir haben etwas über Brandschutz gelernt. Das ist auch wichtig, hat Herr Dombas gesagt.«

»Ach so. Klingt öde.«

»Oh, es war ganz interessant.« Lauchi räusperte sich. Er rutschte auf dem Bett herum und schlang die Arme um die Knie. »Älso. Machst du jetzt jeden Abend solche Übungen? Hier?«

Norman betrachtete seinen Bizeps.

»Ja klar, mindestens. Diese Beulen hier müssen doppelt so groß werden. Wenn’s dich stört, kannst du ja rausgehen.«

»Störtmichnicht«, krächzte Lauchi. Seine Stimme klang auf einmal so rau.

»Alles gut?«

Lauchi lächelte. Seine Augen glänzten und er nickte, erstaunlich schwungvoll. Norman grinste breit.

»Super. He, meinst du, der eine Arm ist dicker als der andere? Kannst du mal drumfassen und schauen?«

Lauchi half ihm. Eigentlich war der Kleine ziemlich in Ordnung. Und er nahm nicht viel Platz weg.

Nach dem Abendessen, als sie in ihren Betten lagen, betrachtete Norman Gunnars Gesicht auf den Postern. Er hatte drei Poster von ihm. Auf einem lächelte Gunnar siegessicher, auf den anderen beiden schaute er entschlossen. Auf allen sah er toll aus. Außerdem war sein Hemd so weit aufgeknöpft, so dass man den Ansatz der Brustmuskeln erkannte.

Vielleicht stehen wir irgendwann gemeinsam auf der Stadtmauer, dachte Norman und schlief selig lächelnd ein.

Verdammt magisch

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