Читать книгу Ratgeber Wechseljahre. - Regine Seemann - Страница 8

Оглавление

Schutzwirkungen der Hormone

Wie wirken die Hormone?

Die Sexualhormone Östradiol (das wichtigste Östrogen), Testosteron und Progesteron werden in den Eierstöcken, in den Nebennieren und im Fettgewebe gebildet. Von dort aus wandern sie ins Blut.

Da die Sexualhormone aus Cholesterin aufgebaut sind, sind sie gut fettlöslich und schwer wasserlöslich. Erst diese Eigenschaften machen es möglich, dass sie im Blut transportiert werden können. Über das Blut gelangen sie direkt zu den Körperzellen, wo sie dann auf den Stoffwechsel der Zelle Einfluss nehmen können.

Die Stärke der Hormonwirkung wird durch die Form des Moleküls bestimmt. Um ihre Wirkung zu entfalten, binden die Hormone im Körper an die so genannten Hormon-Rezeptoren an. Das passiert ähnlich wie beim Schlüssel-Schloss-Prinzip. Das Hormon als Schlüssel sucht sich das passende Schloss, den Hormonrezeptor. Wenn die beiden sich verbunden haben, entsteht ein neuer Botenstoff, der dann die Hormonwirkung auslöst. Je besser das Hormon zum Rezeptor passt, umso stärker ist auch seine Wirkung.

Auf diese Weise wirken z.B. Östrogene direkt über den Zellstoffwechsel auf den Aufbau und damit auf Gesundheit und Erscheinungsbild von Haut, Haaren oder auch Fingernägeln, oder das Progesteron auf die Zusammen­setzung und die Festigkeit der Knochen.

Die Tatsache, dass verschiedene Hormonunterarten an den gleichen Rezeptor anbinden, heißt noch lange nicht, dass diese die gleiche Wirkung hervorrufen. So kann ein sehr schwaches Östrogen oder ein chemisch abgeändertes Östrogen den Östrogen-Rezeptor besetzen und dabei kaum Östrogenwirkung hervorrufen; und dabei gleichzeitig verhindern, dass ein starkes Östrogen wie das Östradiol anbindet. Somit können Östrogene auch Östrogenwirkung verhindern (was zunächst einmal ziemlich paradox erscheint).

Die verschiedenen Hormone haben eine unterschiedliche Wirkungsdauer:

Östradiol ist das stärkste Östrogen und ein Langzeithormon; aus diesem Grund sind im Körper auch nur geringe Mengen nötig.

Progesteron dagegen ist ein Kurzzeithormon. Von ihm werden im Körper in den fruchtbaren Zeiten große Mengen produziert, um eine anhaltende Wirkungsdauer zu gewährleisten.

Die Rolle des Östrogens

Östrogen gilt als das weibliche Hormon schlechthin. Es ist verantwortlich für die Ausbildung der weiblichen Genitalien und der sekundären Geschlechts­merkmale (wie die weibliche Brust); und es sichert die Fruchtbarkeit und damit die Fortpflanzung.

Das Östrogen ist vor allem in der ersten Zyklushälfte aktiv – dann ist es für das Wachstum der Gebärmutter­schleimhaut und die Vorbereitung des Eisprungs zuständig.

Es gibt drei verschiedene Arten von natürlichem Östrogen: (die internationale Schreibweise ist Estrogen).

Östradiol (Estradiol) gilt als das wirksamste Östrogen. In der fruchtbaren Zeit wird es in großen Mengen in den Eierstöcken produziert.

Östron (Estron) wird zwar auch vor den Wechseljahren im Körper produziert. Aber nach der Menopause wird es für die Frau zum wichtigsten Östrogen im Körper. Es wird zur Hälfte in den Fettzellen gebildet.

Östriol (Estriol) erreicht seinen Höchstwert in der Schwangerschaft. Sonst herrschen eher die anderen beiden Östrogene im Leben der Frau vor.

Die besondere Eigenschaft von Östriol ist seine aktivierende Wirkung auf die Gesundheit der Schleimhäute, ohne dabei das Gewebewachstum zu stimulieren (im Gegensatz zum Östradiol). Deswegen wird es auch gern bei der lokalen Östrogentherapie (z.B. bei Scheidentrockenheit) in Form von Creme oder Gel angewandt.

Erst in jüngster Zeit kommt in der wissenschaftlichen Forschung immer mehr zutage, dass Östrogene noch weit mehr Aufgaben im menschlichen Körper haben, als die Geschlechtsmerkmale auszubilden und damit die Fortpflanzung zu sichern. Sie sind unersetzlich für die Gesundheit des Körpers und haben verschiedene Schutzfunktionen.

Östrogen wirkt nicht nur an den Geschlechtsorganen, sondern auch auf die Haut, Blutgefäße, Leber, Knochen und Gehirn.

Wirkung auf Haut und Bindegewebe:

Östrogen fördert Fetteinlagerungen unter der Haut – das macht sie schön weich, geschmeidig und lässt sie glatt erscheinen.

Im Alter, unter Östrogenmangel, werden diese Fetteinlagerungen abgebaut, die Haut erscheint uns dann viel dünner, weniger elastisch und trocken.

Östrogen hält auch Wasser und Salz im Bindegewebe zurück, und polstert damit die Haut auf. Bei zu viel Östrogen oder Östrogendominanz kann diese Eigenschaft sehr unangenehm werden, denn dann schwellen oft Bauch, Beine und das Gesicht unangenehm an (viele Frauen erleben dieses Phänomen kurz vor der Periode, wenn das Progesteron absinkt und so die Wirkung des Östrogens stärker wird.) Diese Wassereinlagerungen sind auch meist verantwortlich für die Gewichtszunahme unter Östrogeneinfluss.

Wirkung auf Blutgefäße und Gehirn:

Durch die Östrogenwirkung wird die periphere Durchblutung gefördert – das heißt, dass das Körpergewebe unter Östrogeneinfluss besser durchblutet wird. Dass wirkt sich sowohl auf eine gute Gedächtnisleistung aus, auf die Knochengesundheit, auf eine stärkere Sensitivität der Geschlechtsorgane und Brustwarzen und auch auf den Haarwuchs (die Kopfhaut wird besser durchblutet).

Wirkung auf Leber und Herz-Blutkreislaufgesundheit:

Man weiß heute, dass Östrogen auch auf die Leber wirkt und dort an der Bildung eines optimalen Blutfettspiegels beteiligt ist. Unter Östrogen­einfluss wird viel vom guten Cholesterin gebildet und wenig vom schlechten. Dadurch ist eine natürliche Schutzwirkung vor Erkrankungen des Herz-Blutkreislaufsystems gegeben, wie der Schutz vor Arterio­sklerose. Wenn in den Wechseljahren der Östrogenspiegel sinkt, kehren sich oftmals die vorher so positiven Blutfettwerte um.

Synthetische Östrogene: Das sind künstliche, im Labor hergestellte Östrogene, wie z.B. für den Einsatz in der Anti-Baby-Pille oder auch für die Hormontherapie in den Wechseljahren.

Konjugierte Östrogene: Das sind östrogenähnliche, chemisch veränderte Substanzen, die oft bei der Hormontherapie in den Wechseljahren verordnet werden. Sie stammen meist aus pflanzlichem oder tierischem Ursprung (z.B. aus Stutenurin).

Dem Aufbau nach sind sowohl die synthetischen als auch die konjugierten Östrogene dem natürlichen Östrogen zwar ähnlich, aber doch nicht exakt gleich; daher rühren auch nach Ansicht vieler Experten die häufigen Nebenwirkungen und Beschwerden bei deren Einsatz im menschlichen Körper.

(siehe dazu auch Kapitel: Wechseljahrs-Therapien)

Die Rolle des Progesterons

Progesteron wird zum größten Teil in den Eierstöcken, in der verbliebenen Eihülle nach dem Eisprung hergestellt. Diese Eihülle wird als Gelbkörper bezeichnet, darum wird das Progesteron auch manchmal Gelbkörper­hormon genannt. Ein kleinerer Teil des Progesterons wird in den Nebennieren produziert. Während die Progesteronproduktion in den Eierstöcken mit Einsetzen der Menopause stoppt, läuft sie in den Nebennieren auch nach der Menopause weiter.

Die hauptsächliche Eigenschaft des Progesterons besteht in den frucht­baren Jahren darin, den Körper auf die Schwangerschaft vorzubereiten. Deshalb gilt es auch als das Schwangerschaftshormon. Im Monatszyklus wirkt Progesteron vor allem in der zweiten Zyklushälfte. Es wandelt die Gebärmutter so um, dass sich das befruchtete Ei darin einnisten kann. Und es bereitet die Brust auf das Stillen vor.

Durch das Absinken des Progesteronspiegels gegen Ende des Zyklus wird der Abbau der Gebärmutterauskleidung angeregt, die Monatsblutung setzt ein.

Aber die Wirkungsweisen des Progesterons sind noch umfangreicher: Außer auf die Brust und auf die Gebärmutter wirkt Progesteron auch auf das Gehirn – es regelt z.B. die Körpertemperatur; zudem sorgt es für Knochen­festigkeit und Knochenwachstum, und für ein glattes, jugend­liches Bindegewebe.

Und es gibt noch eine wunderbare Eigenschaft:

Der Körper kann das natürliche Progesteron weiter umwandeln in …

 Östrogen

 Testosteron

 Cortisol (Stresshormon – wichtig für die Stressbewältigung)

 Aldosteron (Regulation des Wasserhaushalts – ist wichtig für die Figur bzw. die Erscheinungsform des Bindegewebes)

Das geschieht insbesondere dann, wenn das Progesteron im Überfluss vorhanden ist (umgekehrt funktioniert das aber nicht). Der Körper schafft sich somit seine eigene Hormonbalance.

Zu einer Unausgewogenheit im Hormonhaushalt (Pubertät, Wechseljahre) kommt es fast immer dann, wenn aus irgendeinem Grund zu wenig Progesteron gebildet wird.

Unterschied Progesteron – Gestagen

Gestagene sind künstliche Gebilde, die chemisch hergestellt und z.B. in der Anti-Baby-Pille neben dem Östrogen eingesetzt werden. Sie sind zwar dem Progesteron nachempfunden, aber nicht exakt gleich, sondern in ihrer molekularen Struktur verändert. Ihre Aufgabe ist es, dem Körper eine Schwangerschaft vorzugaukeln.

In ihrer Wirkung sind die Gestagene nicht so vielseitig wie das natürliche Progesteron. So fehlt ihnen oft die Schutzwirkung gegen Brustkrebs und Uteruskrebs. Einige Gestagene sind sogar bei manchen Auswirkungen dem Östrogen ähnlicher als dem Progesteron.

Ärzte verschreiben die Gestagene gern, weil sie im Gegensatz zum natürlichen (körperidentischen) Progesteron eine Langzeitwirkung haben und deshalb leichter dosierbar sind (wer wollte schon mehrmals täglich die Pille einnehmen). Und auch, weil sie für die Ärzte in ihrer Wirkungsweise berechenbarer sind, da sie im Körper nicht umgewandelt werden können in andere Hormone oder Botenstoffe (aber gerade deshalb fehlen den Gestagenen eben auch die vielseitigen Schutzwirkungen, die das Progesteron auf den Körper ausübt).

Das Östrogen-Progesteron-Verhältnis

Sowohl das Östrogen- als auch das Progesteronniveau sind nicht während des gesamten Zyklus gleich, sondern beide schwanken beträchtlich. Dabei stehen sie aber immer in einem bestimmten Verhältnis zueinander, wobei je nach Zyklusphase ein anderes Verhältnis normal ist.

Bisher hat noch niemand herausgefunden, wie dieses Verhältnis denn idealerweise sein müsste – und ob es nicht bei jeder Frau womöglich unterschiedlich ist. Eigentlich erkennt man nur, wenn dieses Verhältnis gestört ist, etwa an den Symptomen einer Östrogendominanz, oder an generellen Mangelsymptomen.

Die Rolle des Testosterons

Testosteron gilt als das männliche Hormon. Es gehört zu der Hormongruppe der Androgene, denen in erster Linie „vermännlichende“ Wirkungen nachgesagt werden.

Wer denkt, Testosteron habe im weiblichen Körper nichts zu suchen, der irrt gewaltig. Testosteron ist eines der vier Androgene, die als natürlicher Bestandteil im weiblichen Körper vorkommen. Es wird sowohl in den Eierstöcken als auch in der Nebennierenrinde gebildet.

Wenn die Eierstöcke ihre Funktion eingestellt haben, können Androgene der Nebenniere teilweise im Fettgewebe in Östrogene umgewandelt werden, um einen Rest-Östrogenspiegel zu gewährleisten.

In den Wechseljahren kann es sowohl zu Testosteronmangel kommen (meist in der Postmenopause) als auch zu einer erhöhten Wirkung der Androgene. Das kommt ganz darauf an, inwieweit noch Östrogen als Gegenspieler vorhanden ist, um die Wirkung des Testosterons abzudämpfen; und inwieweit eine Veranlagung zu einem erhöhten Androgenspiegel vorliegt (es gibt verschiedene Meinungen dazu – siehe ‚Postmenopause‘).

Die Wirkungen des Testosterons:

Es erhöht das Energiepotential (Aktivität) und fördert den Eiweißaufbau. Zudem stimuliert es den Muskelaufbau (anaboler Effekt) und die Bildung roter Blutkörperchen.

Und was für uns Frauen in den Wechseljahren ganz besonders wichtig ist: Testosteron stimuliert die Bildung der Stammzellen des Knochenmarks und ist damit eigentlich unverzichtbar für die Osteoporose-Vorbeugung.

Noch eines, was dann doch unsere Weiblichkeit betrifft:

Testosteron spielt eine wichtige Rolle für die Fähigkeit zur sexuellen Erregung und sexuellen Aktivität. Es erhöht (in Zusammenwirkung mit Östrogen) die Sensitivität der erogenen Zonen und die Häufigkeit der Orgasmen.

Und zuletzt: Neuere Studienergebnisse lassen vermuten, dass Testosteron und andere Androgene sicher vor Brustkrebs schützen.

Ratgeber Wechseljahre.

Подняться наверх