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Sieben

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„Buon Giorno, Alexander, ai dormito bene?“

„Si, e tu?“

„Grazie, anche io.“

Beide sprechen:

„Guten Tag, Alexander, hast du gut geschlafen?“

„Ja, und du?“

„Danke, ich auch.“

„Wenn es aber stimmen sollte“, sagt Alexander, „dass der Traum, den man in der ersten Nacht in einer neuen Umgebung träumt, eine reale Bedeutung hat, dann bin ich besser nicht abergläubisch.“

Er geht in sein Zimmer, nimmt seinen Rucksack und schaut nach der Geldbörse. „Ich erzähle ihn dir später, beim Frühstück. Ich habe gelesen, dass der Lebensmittelladen ab acht Uhr geöffnet hat. Dann gehe ich jetzt einkaufen, aber nur für das Frühstück, den Großeinkauf können wir dann später gemeinsam machen. Was isst du gerne zum Frühstück?“

Renate rekelt sich unter der Bettdecke, sieht noch etwas verschlafen aus und schaut ihn nachdenklich an. „Ich hätte gerne Ciabatta, Butter, Marmelade, Schinken und ein Ei.“

Alexander lacht. „Dann muss ich den Einkauf nicht trennen, mit Ausnahme der Marmelade mag ich dasselbe“, schnappt sich Geld aus der Gemeinschaftskasse und den Rucksack und geht.

„Vergiss den Kaffee und die Milch nicht“, ruft sie ihm nach.

Als er zurückkommt, ist sie noch im Bad. Er packt die Sachen aus. In dem Wandschrank findet er die italienische Kaffeemaschine, füllt Kaffee und Wasser auf und stellt sie auf den Gasherd. Dann deckt er den Tisch und schneidet Brot auf.

Wie auf ein Signal hin erscheint Renate. Sie hat nur eine Unterhose an, zieht aber schnell das Sommerkleid, das er schon kennt, an und setzt sich ihm gegenüber an den Tisch.

„Ein seltsamer Traum“, beginnt er, „ich war mit zwei Männern, von denen ich nicht wusste, woher ich sie kannte, in Berlin. Wir müssen uns aber gekannt haben, denn im Traum waren sie meine Kumpel. Zusammen bewohnten wir ein Zimmer im Erdgeschoss eines für den Stadtteil Kreuzberg üblichen Mietshauses. Die beiden Männer kamen plötzlich herein und berichteten, dass man sie soeben eine Etage weiter oben, zusammengeschlagen und ihnen das gesamte Bargeld gestohlen hätte. Die Banditen hätten den Diebstahl damit begründet, dass meine Kumpel ihr Geld sowieso nur für sinnlose Dinge und Prostituierte ausgäben. Die Verbrecher deuteten an, dass sie auch mich noch ausrauben würden. Ich versuchte sofort, meine Sachen zu packen, um schnell verschwinden zu können. Das gelang mir aber nicht, weil meine Sachen nicht alle in den Seesack hineinpassten. Ohne meine Sachen wollte ich jedoch nicht weggehen. Dann hörte ich Schritte auf dem Flur, wollte sofort durch das Fenster flüchten, konnte mich aber nicht von der Stelle rühren. Ich wurde wach und war froh, dass alles nur ein Traum gewesen war. Meine Gedanken aber waren immer noch damit beschäftigt, den Seesack so zu packen, dass alles hineinpasste. Dann schlief ich wohl wieder ein. Dann hatte ich denselben Traum noch einmal. Dieses Mal allerdings ohne Angst, da ich nun wusste, dass alles nur ein Traum war.“

Renate schaut ihn lächelnd an, während sie eine weitere Ciabatta-Hälfte mit Butter und Marmelade bestreicht. „Zumindest hat dein Traum mit einer Reise zu tun. Interessant ist dabei schon, dass es sich da um eine für dich unsichtbare Bedrohung gehandelt hat, der du dich nicht entziehen konntest. Aber keine Angst, Alexander“, und jetzt lacht sie ihn an, „ich würde dir im Notfall beim Packen behilflich sein, denn was vorher in einem Seesack war, passt auch hinterher wieder hinein. So, jetzt aber einmal zu den positiven Dingen unseres Urlaubs. Was hältst du von einem Bad im Meer und einem sich daran anschließenden Rundgang durch die Anlage?“

Alexander muss nicht lange überlegen, zumal ihm ein Blick durch die Öffnung der Terrassentür zeigt, dass draußen strahlender Sonnenschein herrscht. Er geht in sein Zimmer und zieht seine Badehose unter. Als er zurückkommt, ist Renate noch dabei, sich umzuziehen. Er räumt die Reste des Frühstücks weg, wäscht das wenige Geschirr ab und stellt es zum Trocknen in ein dafür vorgesehenes Gestell.

Sie laufen vom Haus aus ein Stück den Hügel hinunter und betreten einen schmalen Pfad, der an der felsigen Küste entlangführt. Bald entdecken sie linker Hand eine große Bucht, mit weißem Strandsand, das Wasser schimmert blaugrün. Am Strand angekommen, werfen sie ihre Sachen in den Sand und gehen ins Wasser. Man kann recht weit hinausgehen.

Erst am Nachmittag kehren sie zum Bungalow zurück. Nach dem Großeinkauf schlägt Renate vor, heute Abend zu Hause zu essen, sie könne Spaghetti Carbonara zubereiten. Er ist damit einverstanden und sagt, dass er sich darüber wundere, wie schnell man doch eine Unterkunft als sein Zuhause bezeichne. Die folgende Nacht schläft er gut, scheinbar traumlos.

Als er am Morgen in das große Zimmer kommt, ist der Frühstückstisch schon gedeckt, die Terrassentür steht offen, Renate ist nicht anwesend. Er geht ins Bad, wäscht sich und zieht sich an. Der Kaffee ist kaum durchgelaufen, da kommt Renate und legt frisches Brot auf den Tisch.

„Was hast du heute vor?“, fragt sie ihn.

Zunächst ist er etwas befremdet darüber, dass sie ihn nach seinen Vorhaben befragt. Dann wird ihm aber bewusst, dass die gemeinsame Unterkunft ja nicht bedeuten muss, dass sie nun auch alles gemeinsam unternehmen. Deshalb überlegt er schnell und sagt, er würde gerne an der Romanvorbereitung arbeiten.

„Kann ich das Auto nehmen?“, fragt sie, „ich möchte gerne nach Arzachena fahren, mir die Stadt ansehen. In der Nähe soll es ein Steingrab, Tomba dei Giganti, wie man hier sagt, geben.“

Er hat keine Einwände, hilft beim Abwaschen und begibt sich mit seinen Unterlagen auf die schattige Terrasse. Da der Wind von Westen kommt, liegt die Terrasse im Windschatten, und so kann er seine Papiere auf dem Tisch ausbreiten.

Zunächst macht er sich daran, Personen zu erfinden, die in seiner Geschichte auftreten könnten. Eine interessante Arbeit, bei der er selbst zum Schöpfer von Menschen mit bestimmten Charaktereigenschaften wird. Zu Hause in Wetzlar wird er auf einem großen Plakat zu jeder Person Haupt- und Nebencluster bilden, mit deren Hilfe sich Informationen visualisieren lassen.

Alexander weiß, dass diese Liste nur vorläufigen Charakter besitzt und ergänzt werden wird.

Das ist noch nicht viel, denkt Alexander, als er fertig ist. Er nimmt sich vor, heute Abend Renate noch einmal auf den Fall anzusprechen. Vielleicht weiß sie doch mehr darüber, als sie auf der Fahrt zum Flughafen zugegeben hatte.

Nun erstellt er einen Plan, wen er aus heutiger Sicht der Dinge befragen muss. Genug für heute, denkt er und räumt die Unterlagen in den Nachttischschrank seines Zimmers.

Er zieht seine Badehose an und geht hinunter zum weißen Strand, wie er die schöne Bucht inzwischen nennt. Dort findet er einen verwaisten Sonnenschirm, deponiert dort sein Handtuch und läuft ein Stück den Strand entlang. Als der Sandboden in groben Kies übergeht, kehrt er um. Bewegung kann nicht schaden, denkt er und schwimmt quer durch die Bucht zurück zum Ausgangspunkt seiner Strandwanderung.

Heute Abend will er Renate fragen, ob sie ihn an die Bar begleitet, um dort ein Glas Wein mit ihm zu trinken. Gestern Abend hatte er von fern Musik gehört. Im Prospekt steht, dass sich auf der Anhöhe einer kleinen Halbinsel, die der gesamten Ferienanlage den Namen Isuledda gegeben hat, eine Diskothek und im selben Rundbau eine Bar mit vorgelagerter Terrasse befindet.

Zu diesem gemeinsamen Barbesuch soll es nicht mehr kommen.

Morina

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