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Kapitel 3

Doch besser einen Plug-in-Hybrid kaufen?

IN DIESEM KAPITEL

 Wo sind die Stärken und Schwächen dieser Mischform?

 Was sind die Vor- und Nachteile im Detail?

Viele Menschen, die noch mit dem Gedanken hadern, von einem konventionellen Wagen auf ein reines E-Auto umzusteigen, weil ihnen die Umstellungen und Herausforderungen noch zu groß vorkommen, entscheiden sich häufig erst einmal für einen Plug-in-Hybrid – also für ein Auto, das beide Techniken miteinander vereint und mit dem man sowohl rein elektrisch fahren kann als auch wie bisher mit flüssigen Kraftstoffen, falls doch keine Ladesäule verfügbar ist (mehr über den Aufbau eines Hybrids erfahren Sie in Kapitel 6 »Was Elektroautos ausmacht«, Abschnitt »Hybride – der Kompromiss zwischen alt und neu«).

»Hybrid ist wie ein Nikotinpflaster. Das ist die Verlängerung des Leidens – aber nicht die Lösung.«

Leonhard Graf von Harrach, Ex-Chef von Tesla Deutschland

Alle Vorteile, aber auch Nachteile aus beiden Welten

Die Hersteller preisen diese Modelle als die perfekte Kombination an – schließlich vereinten sie »das Beste aus beiden Welten«! Umweltschonend unterwegs sein – oder besser umweltschonender – und das ganz ohne Reichweitenangst! Tatsächlich lässt sich das erreichen, wenn dies konsequent angestrebt wird. Ein Hybrid eignet sich gut, um sich nicht gleich vollständig umstellen zu müssen, man kann in die elektrische Welt hineinschnuppern. Ist der Akku mal leer und keine Zeit zum Laden oder keine Ladesäule in Sicht, dann geht es eben mit Benzin weiter.

Wo Licht ist, ist aber auch Schatten. Man kann sagen, in einem Plug-in-Hybrid sind nicht nur alle Vorteile beider Welten vereint, sondern auch alle Nachteile. Obendrein hat man quasi auch von beiden jeweils nur halbstarke Systeme: sowohl in der Leistung des Verbrennungsmotors als auch in der Reichweite des Akkus. Wirklich stark ist ein Hybrid nur, wenn beide Antriebsarten gleichzeitig in Anspruch genommen werden – aber dann ist es eben auch kein elektrisches Fahren, sondern nur ein herkömmliches Kraftstoffverbrennen mit elektrischer Leistungsunterstützung. Eben eine Zwischenlösung mit teils schlechten Kompromissen.

Es geht sogar noch schlimmer: Hybride sind in Verruf geraten, weil einige klimaschädlicher unterwegs sind als ihre Benzin- und Diesel-Brüder. Das liegt gar nicht an den Fahrzeugen selbst, sondern allein am Nutzungsverhalten ihrer Besitzer: Zahlreiche Firmenflotten wurden und werden mit Plug-in-Hybriden als Dienstwagen ausgestattet, weil für sie statt 1 Prozent nur 0,5 Prozent des Bruttolistenpreises versteuert werden muss. Manche Angestellten haben aber (noch) gar keine Ambitionen, die Autos auch tatsächlich elektrisch zu fahren – es sollen schon Fahrzeuge nach dem zweijährigen Leasing zurückgegeben worden sein, ohne dass das Ladekabel im Kofferraum jemals ausgepackt worden war. Wird aber ein Hybrid-Auto immer nur mit der Energie aus dem Verbrennungsraum gefahren oder sogar geladen, hat der Wagen im Gesamten eine schlechtere Ökobilanz als ein vergleichbares, leichteres konventionelles Auto. Schließlich fährt es ein schweres Paket an Elektrotechnik dann nur spazieren.

Abbildung 3.1: Der Lohner-Porsche Mixte von 1899 war der erste Hybrid-PKW der Welt, obendrein der erste Wagen mit Allradantrieb. Ferdinand Porsche hatte dafür die Radnabenmotoren entwickelt.

Quelle: Silberstein nach Fotovorlage eines unbekannten Urhebers, Public domain

Die Vorteile und Nachteile im Einzelnen

+ Einstieg in die E-Mobilität ohne Reichweitenangst

+ Langstrecken möglich wie mit herkömmlichem Auto

+ Finanzielle Förderungen durch Staat und Hersteller

+ Günstigere Energiekosten bei konsequenter Nutzung des E-Antriebs

+ E-Kennzeichen und damit Privilegien im Straßenverkehr möglich

- Hohes Gewicht, mehr Verschleiß und weniger Platz im Innenraum, weil alle Komponenten für zwei Antriebssysteme mitgeführt werden müssen

- Mehr Wartungs- und Reparatur-Aufwand für zwei Antriebssysteme

- Viel kleinere Strom-Reichweite gegenüber reinen Batterie-Fahrzeugen

- Häufig geringere, langsame Ladeleistung (viele Modelle können nur Wechselstrom (AC) laden und keine Schnellladestation nutzen)

- Weniger Fördergelder durch Staat und Hersteller im Vergleich zum reinen E-Auto, keine Steuerbefreiung

- Höhere Energiekosten als beim Verbrenner bei inkonsequenter Nutzung des E-Antriebs

Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, sich einen Plug-in-Hybrid zu kaufen, dann achten Sie besonders darauf, ob es auch zu Ihrem Fahrprofil passt: Den größten Teil aller Fahrten – also zum Beispiel Ihren täglichen Weg zur Arbeit und zurück – sollten Sie rein elektrisch zurücklegen können. Auch im Winter! Kaufen Sie sich also zum Beispiel einen Wagen mit einer angegebenen Akku-Reichweite von 50 Kilometern, dann schafft der Wagen vermutlich tatsächlich nur 35 im Winter – und Ihre Arbeitsstelle sollte dann nicht mehr als 17 Kilometer entfernt liegen. Klingt wenig? Ist es auch. Aber denken Sie daran, dass sonst auf den letzten Kilometern vor zu Hause immer noch einmal der Verbrennungsmotor anspringt – und das ausschließlich im Kaltzustand mit hohen Verbrauchs- und Schadstoffwerten. Das zieht die Ökobilanz stark nach unten und den Verschleiß nach oben.

Wenn Sie planen, einen Plug-in-Hybrid zu kaufen, und der Meinung sind, nahezu 100 Prozent elektrisch fahren zu können, und den Verbrenner nur zur Sicherheit an Bord haben wollen, dann lassen Sie es bitte! Entscheiden Sie sich lieber gleich für ein vollelektrisches Fahrzeug. Mit dem schaffen Sie längere Wege dank eines größeren Akkus auch locker. Ergo: Sie sollten nicht für ein, zwei Urlaube im Jahr an den restlichen 310 Tagen ein 200 Kilogramm schweres Antriebssystem spazieren fahren.

Ein E-Auto kaufen für Dummies

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